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Offenbarung, Kapitel 14

Offenbarung, Kapitel 14

14:1 Und ich sah das Lamm stehen auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihre Stirn.

14:2 Und ich hörte eine Stimme vom Himmel wie eines großen Wassers und wie eine Stimme eines großen Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen.

14:3 Und sie sangen ein neues Lied vor dem Stuhl und vor den vier Tieren und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen denn die hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde.
Wenn in einem Lied alte und bekannte Wahrheiten mit neuen Worten vorgetragen werden, so ist es in gewissem Maße auch ein neues Lied: wenn aber in der Bibel eines neuen Lieds Meldung geschieht, so wird von einem Lied geredet, bei welchem auch die Materie oder der Inhalt neu ist. Ein solches Lied bezieht sich etwa auf die Erfahrung einer neuen und besonderen Hülfe, Ps. 40,4., oder auf die Offenbarung einer vorher unbekannten oder doch dunkel gewesenen Wahrheit, dergleichen zu Davids Zeit die Ausbreitung des Reichs Christi unter den Heiden war, Ps. 96,1. 98,1., oder auf ein neues Werk Gottes, welches vor den Augen der Anbeter Gottes geschieht, dergleichen eines die Uebergabe des Buchs mit sieben Siegeln an das Lamm Gottes war, Offenb. 5,9. Johannes sah Offenb. 14. das Lamm Gottes, wie es auf den himmlischen Berg Zion, wo Sein königlicher Sitz ist, stand, und mit Ihm Hundertvierundvierzigtausend, die Seinen Namen und den Namen Seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben hatten, und dadurch herrlich geschmückt, und als Sein und Seines Vaters besonderes Eigenthum ausgezeichnet waren. Diese sind es, deren gemeinschaftliche Stimme Johannes hörte, und diese ihre Stimme war wie der Harfenisten, die auf ihren Harfen spielen, und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Thieren und vor den Aeltesten. Dieses neue Lied bezog sich ohne Zweifel auf eine neue Entdeckung der Wege und Gerichte Gottes, welche dieser auserwählten Schaar widerfahren war. Andere Inwohner des Himmels hörten dieses Lied, wie Johannes selbst, und vernahmen es, konnten es aber nicht lernen, folglich nicht mitsingen: die Hundertvierundvierzigtausend aber waren tüchtig, es zu singen, weil sie bei Leibesleben die Keuschheit und Aufrichtigkeit vor Andern bewahrt hatten, V. 4. Ungeachtet es nun eine unbefugte Vermessenheit wäre, wenn wir den Inhalt dieses Lieds errathen wollten, so dürfen wir doch ohne Zweifel dafür halten, daß es sich, wie Alles, was Offenb. 14. steht, auf die Weissagungen bezogen habe, zwischen denen dieses Gesicht mitten inne steht. Die Anbetung des Thieres, welches Kap. 13. beschrieben ist, wird durch einen falschen Propheten und falsche Wunder befördert: die wahrhaftigen Anbeter aber beten den wahren Gott im Geist und in der Wahrheit an. Babel prangt als eine unreine und mächtige Hure, Christus aber hat eine keusche Braut, mit welcher Er Sich heilig verlobt und vermählt. Die Abtrünnigen werden in dieser und in jener Welt vom Zorn Gottes ergriffen, da hingegen treuen Seelen ein gutes Loos in jener Welt bevorsteht. Von diesem Allem, und von andern damit verbundenen Geheimnissen hat das Lamm Gottes den Hundertvierundvierzigtausenden, die Ihm auch im Himmel nachgehen, wo es hingeht, und die Er aus den Menschen als Sein und Seines Vaters Erstlinge erkauft hat, mit einer heiligen und gnädigen Vertraulichkeit so Vieles entdeckt, daß sie davon ein neues Lied, das sonst Niemand lernen konnte, singen können. Wie herrlich geht es im Himmel zu! Welch eine weise Ordnung ist da! Wie genau richtet sich der Zustand eines Jeden im Himmel nach seinem Verhalten auf Erden. (Magnus Friedrich Roos)

14:4 Diese sind's, die mit Weibern nicht befleckt sind-denn sie sind Jungfrauen-und folgen dem Lamme nach, wo es hingeht. Diese sind erkauft aus den Menschen zu Erstlingen Gott und dem Lamm;

14:5 und in ihrem Munde ist kein Falsch gefunden; denn sie sind unsträflich vor dem Stuhl Gottes.
Bisher hatte Johannes unsere Blicke gerichtet auf Begebenheiten, die sich auf der Erde zutragen würden; heute öffnet er uns wieder einmal einen Blick in den Himmel. Jene irdischen Blicke enthalten nur betrübende Fernsichten, der Himmelsblick zeigt uns wieder erfreuliche Gegenstände. Der Herr hat bei der großen Schaar derer, welche das Thier anbeteten, sich doch auch noch sein Heer erhalten, die dem Lamme nachgefolgt sind. Auch sind noch andere Schaaren von Ueberwindern drüben nach Kap. 7, die diesen 144,000 vermuthlich zuhören, wenn sie dem Lamme ihr herrliches Lied singen, das Niemand außer ihnen lernen kann. Ich will gern auch ihr Zuhörer sein auf dem Berge Zion, wenn mir’s der Herr vergönnt, weil ich mich für zu schwach halte, um unter sie zu kommen. Johannes sah im Gesicht schon die volle Zahl, vermuthlich leben noch viele unter uns, die einst dazu kommen sollen. Das wird dann ein reiner Ton sein und keine so heiseren Stimmen mehr, wie wir sie so oft haben beim Loben und Danken. Da wird man keinem mehr es anspüren, wenn er etwa auf Erden keine Gaben hatte, eine Melodie mitzusingen; aber geistlicher Weise wird man ihnen doch hier schon etwas angespürt haben von dem reinen Ton im Lobe Gottes, der drüben aus ihrem Munde geht. „Diese sind es, die mit Weibern nicht befleckt sind, sonderlich sind Jungfrauen und Junggesellen, Leute von beiderlei Geschlecht, die sich rein bewahrt, ein ernstes, heiliges Gemüth besessen haben, und folgen dem Lamme nach, wo es hingeht, hier unter das Kreuz, dort in die Herrlichkeit: sie haben in Aufrichtigkeit und Wahrheit Gott gedient.“ Wohlan, es sei hier schon meine Lebensregel: „Deine Rechte sind mein Lied im Hause meiner Wallfahrt,“ und mein redlicher Entschluß:
Indessen sing’ ich unter Thränen
Gott und dem Lamm mein Pilgerlied;
Die Zeit kommt doch, nach meinem Sehnen,
Daß Gott zum neuen Lied mich zieht.
Hier heißt der Text: o wär’ ich da!
Dort sing ich mit: Hallelujah! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

14:6 Und ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern,

14:7 und sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre; denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und Wasserbrunnen.

14:8 Und ein anderer Engel folgte nach, der sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt; denn sie hat mit dem Wein der Hurerei getränkt alle Heiden.

14:9 Und der dritte Engel folgte diesem nach und sprach mit großer Stimme: So jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt sein Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand,

14:10 der wird vom Wein des Zorns Gottes trinken, der lauter eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch, und wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm;

14:11 und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier haben angebetet und sein Bild, und so jemand hat das Malzeichen seines Namens angenommen.

14:12 Hier ist Geduld der Heiligen; hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesum.
Diese Worte gehen uns und unsere nächsten Nachkommen vorzüglich an, denn sie stehen mitten inne zwischen der Beschreibung des ersten und andern Thiers, welche K. 13. enthalten ist, und zwischen der Weissagung von den sieben letzten Zornschalen, wodurch das antichristische Unwesen gedämpft werden soll. Hier ist also Geduld der Heiligen wohl angelegt. Zu allen Zeiten ist Geduld nöthig, daß man den Willen Gottes thue und die Verheißung empfahe; aber eine besonders böse Zeit, dergleichen eine die unsere ist und die nächstfolgende sein wird, erfordert bei den Heiligen eine besondere Geduld. Mit Geduld müssen sie zusehen, daß Babel und die ganze Christenheit, welche sie gemeinschaftlich gern heilen wollten, sich nicht heilen lassen wolle. mit Geduld müssen sie wahrnehmen, daß viele gutgemeinte politische und kirchliche Anschläge zu bloßen guten Wünschen werden, die sich nicht ausführen lassen. Mit Geduld müssen sie zusehen, wie die besten Anstalten in Verfall gerathen, und Gott selber abbreche, was Er gebauet hat, und ausrotte, was Er gepflanzt hat. Mit Geduld müssen sie den Abfall und nach demselben die kräftigen Irrthümer wahrnehmen, von denen Paulus 2 Thess. 2. geweissagt hat, ohne daß sie jenem steuern und diese zurücktreiben könnten, weil der Zorn Gottes solches nicht zuläßt. Mit Geduld müssen sie endlich den großen Grimm des Teufels, und den Zorn der Nationen wider das Reich Christi, und die antichristische Verfolgung, welche Kap. 13. verkündigt ist, mit einander leiden, dann ein jeder so viel davon erdulden muß, als Gott über ihn verhängt. Hier ist also Geduld der Heiligen; aber diese Geduld soll kein sündliche Nachgeben, und keine Gemeinschaft mit dem eitlen Sinn und Wandel nach sich ziehen; denn ob man schon dem Land nicht helfen kann, Jes. 26,18., so sollen doch die Heiligen für sich selbst Gottes Gebote halten; denn der Unterschied zwischen den Heiligen und der antichristischen Welt betrifft nicht nur Meinungen und willkürliche Gebräuche, sondern die Gebote Gottes von der Verleugnung seiner selbst, von der Demuth, Sanftmuth, Nüchternheit, Keuschheit, und überhaupt alle Seine Gebote halten, aber daneben auch den Glauben an Jesum. Ehe ein Mensch die Gottheit Jesu und die von Ihm vollbrachte Versöhnung der Welt leugnet, hat er sich schon gröblich wider die Gebote Gottes versündiget. Wer Arges thut, hasset Jesum als das Licht, und verleugnet Ihn. Wer aber die Wahrheit thut und die Gebote Gottes hält, glaubt an Jesum, obschon Vieles an Ihm unbegreiflich und unergründlich ist. Wohl dem, der unter der Menge der Widerchristen den Glauben Jesu, nämlich den Glauben, den Jesus selbst gepredigt hat, hat und bewahrt, und der im Glauben an Ihn als Gott-Menschen und Erlöser ist und bleibet. Je mehr Unglaube in der Welt ist, desto werther ist der Glaube der Auserwählten vor den Augen Gottes. Man erwäge auch noch in der Anwendung auf unsere Zeit, was Dan. 12,10. steht. (Magnus Friedrich Roos)

14:13 Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem HERRN sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach.
Es muß an diesem Spruch besonders viel gelegen sein, weil Johannes durch eine Stimme vom Himmel einen ausdrücklichen Befehl bekam, ihn zu schreiben. Diejenigen sterben in dem HErrn, welche als Reben an Ihm den Weinstock haben, oder als Glieder Seines Leibes mit Ihm dem Haupt verbunden sind. Es gibt thörichte Leute, welche für ein Kennzeichen der Seligkeit halten, wenn man sanft oder ohne schmerzhafte und langwierige Bewegungen des Leibes stirbt, oder auch den Gebrauch des Verstandes bis an’s Ende behält, allein hier gilt das Wort Salomons, Pred. 9,2.: es begegnet Einem wie dem Andern, dem Gerechten wie dem Gottlosen. Ein Gerechter kann eines sanften oder schmerzlichen Todes sterben: ein Gottloser auch; ein Gerechter kann seine letzten Tage oder Stunden unter dem Gebrauch, oder auch unter der Verwirrung seines Verstandes zubringen: ein Gottloser auch. Es kommt, wenn von der Seligkeit die Rede ist, Alles nur darauf an, daß der Todte in dem HErrn gestorben, oder bei dem Sterben in Christo Jesu erfunden worden sei. Solche sind selig von nun an, wie die himmlische Stimme sagte. Sie waren schon auf der Erde in gewissem Maße selig, folglich sind sei gewißlich auch selig, wenn das Band zwischen ihrem Leib und ihrer Seele getrennt ist, und genießen die Seligkeit von der Zeit dieser Trennung an reichlicher als vorher. Doch ist hier von derjenigen Zeit die Rede, welche durch die Reihe der aufeinanderfolgenden Weissagungen bestimmt wird; denn die himmlische Stimme sagt nicht: von da an, oder von der Zeit des Sterbens an, sondern: von nun an, da dasjenige erfüllt wird, was im vierzehnten Kapitel der Offenbarung Johannis und in den folgenden Kapiteln geweissagt wird. In dieser Zeit, welche schon jetzt ist, entgehen diejenigen, die in dem HErrn sterben, einer schweren Versuchung und einer großen Trübsal, welche von dem Drachen durch das erste und zweite Thier, die Kap. 13. beschrieben sind, auf Erden angerichtet werden, und gelangen dagegen alsbald, oder doch ohne langes Warten, zu der Hochzeit des Lammes, von welcher eine himmlische Stimme Kap. 19,7. sagt, daß sie im Himmel gekommen sei; da dann V. 9. abermal zu dem Johannes gesagt wurde: schreibe: selig sind, die zu dem Abendmahl der Hochzeit des Lammes berufen sind. Von da an geht Alles schnell der Vollendung zu, welche der erwünschte Tag des HErrn mit sich bringen wird. Die himmlische Stimme beschreibt hernach die Seligkeit derer, die in dem HErrn sterben, weiter, indem sie sagt: der Geist, nämlich der Heilige Geist, spricht, daß sie ruhen von ihren Mühseligkeiten. Dieses ist der Anfang der Ruhe Gottes, oder des ewigen Sabbaths, wovon Paulus Hebr. 4. handelt. Gleichwie dieses eine gemeine Glückseligkeit derjenigen ist, die zu aller Zeit in dem HErrn gestorben sind: ist also dieses ein besonderes Glück derjenigen, die von nun an so sterben, daß ihre Werke ihnen stracks nachfolgen, und sie auf den Tag des HErrn, vor dem die Hochzeit des Lammes hergeht, nicht lange warten dürfen, folglich den Gnadenlohn für ihre Werke bald empfangen werden.(Magnus Friedrich Roos)

14:14 Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke. Und auf der Wolke saß einer, der gleich war eines Menschen Sohn; der hatte eine goldene Krone auf seinem Haupt und in seiner Hand eine scharfe Sichel.

14:15 Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel und schrie mit großer Stimme zu dem, der auf der Wolke saß: Schlag an mit deiner Sichel und ernte; denn die Zeit zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist dürr geworden!
Der Prophet Joel, welcher Kap. 3. von eben der großen Begebenheit geweissagt hat, welche Jes. 63. Dan. 11,45.. Zach. 14. und Offenb. 19. verkündiget worden ist, und den Durchbruch von der trübseligsten und gefährlichsten Zeit in eine heitere und gesegnete in sich faßt, sagt daselbst V. 16.17.18.: rottet euch und kommt her alle Heiden um und um, und versammelt euch; daselbst wird der HErr deine Starken darnieder legen. Die Heiden werden sich aufmachen und heraufkommen zum Thal Josaphat; denn daselbst will Ich sitzen zu richten alle Heiden um und um. Schlaget die Sichel an, denn die Ernte ist reif, kommet herab, denn die Kelter ist voll, und die Kelter läuft über; denn ihre Bosheit ist groß. Dieses Alles zielt auf die große Schlacht, deren Ps. 110,6. Meldung geschieht, und welche Zach. 14,3.12.13. Offenb. 19,11-21. beschrieben ist. Will man das Abschneiden mit der Sichel und das Pressen in der Kelter von einander unterscheiden, so kann man sagen, daß jenes einen unblutigen, dieses aber einen blutigen Tod der Feinde des HErrn andeute; wie denn auch beide Todesarten Zach. 14,12.13. angezeigt werden. Gleichwie nun Offenb. 14,8. der Fall Babylons, V. 9.10.11. aber das unselige Schicksal derer, die das Thier anbeten, in der Absicht auf ihren zustand in der Hölle angezeigt wird, also wird V. 15-20. das klägliche ende der Anbeter dieses Thiers in Ansehung des Ausgangs ihres irdischen Lebens vorher verkündigt, gleichwie überhaupt in der Offenb. Joh. und in allen Weissagungen oft das Ziel zuerst, und hernach erst der Weg zu diesem Ziel angezeigt wird. Es gibt also eine Ernte, welche reif sein wird, wenn die wunderbaren Führungen des Volkes durch die gefährlichsten Wege ein Ende haben werden, oder wenn das Zerstreuen des heiligen Volkes ein Ende haben wird, Dan. 12,6.7., oder wenn die Heiden von Harmageddon zum Thal Josaphat werden heraufgekommen sein, und Jerusalem, in welchem ein heiliges Volk wohnen wird, werden eingenommen haben, Zach. 14. Diese Zeit ist die Zeit der Ernte, von welcher Joel und Johannes reden. Eine andere Zeit der Ernte ist diejenige, von welcher Christus Matth. 13,30 redet, wo Er sagt: um der Ernte Zeit will Ich zu den Schnittern sagen: sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündlein; daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt Mir in Meine Scheuren. Die Zeit dieser Ernte, welche das Unkraut sowohl als den Weizen angeht, ist das Ende der Welt, wie Christus V. 39.40. anzeigt. wohl dem, der alsdann als ein guter Weizen erfunden wird! Was die Feinde Gottes anbelangt, so ist Gottes Langmuth über ihnen sehr groß. Er läßt sie reif werden. Nicht nur die Heiligen auf Erden, sondern auch diejenigen, die schon im Himmel sind, sagen: HErr, wie lange? Offenb. 6,10. Endlich aber kommt die Zeit der Ernte, und wenn sie kommt, so wird zur Ehre Gottes offenbar, daß sie nicht bälder und nicht später habe kommen sollen. Lasset uns mit dem Anwachs der Jahre als ein guter Weizen zur Aufnahme in die himmlische Scheuer reifen, und auf die Sammlung in die Scheuer Christi mit einer fröhlichen Hoffnung warten. (Magnus Friedrich Roos)

14:16 Und der auf der Wolke saß, schlug mit seiner Sichel an die Erde, und die Erde ward geerntet.

14:17 Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel, der hatte eine scharfe Hippe.

14:18 Und ein anderer Engel ging aus vom Altar, der hatte Macht über das Feuer und rief mit großem Geschrei zu dem, der die scharfe Hippe hatte, und sprach: Schlag an mit deiner scharfen Hippe und schneide die Trauben vom Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind reif!

14:19 Und der Engel schlug an mit seiner Hippe an die Erde und schnitt die Trauben der Erde und warf sie in die große Kelter des Zorns Gottes.

14:20 Und die Kelter ward draußen vor der Stadt getreten; und das Blut ging von der Kelter bis an die Zäume der Pferde durch tausend sechshundert Feld Wegs.
Von vier großen Ereignissen ist in diesen Worten die Rede, welche der letzten Zeit der Welt unmittelbar vorhergehen. 1) von der Reformation und der Ausbreitung des Evangelii über die ganze Erde (V. 6. 7.). 2) vom Sturze des römischen Papstthums (V. 8.). 3) vom antichristlichen Geiste, der, in Rom begonnen, im falschen Propheten immer mehr Nahrung gefunden hatte, endlich bis zum höchsten Gipfel des Verderbens wächst (V. 9-13.). Hier gilt es, daß die Heiligen eine besonders treue Ausdauer beweisen und dem Verführer widerstehen bis auf’s Blut im Kampf wider die Sünde; und das um so mehr, da der Herr für alle treuen Kämpfer die köstliche Verheißung hinzugefügt: daß die im Glauben an Christum sterben, vom Augenblick ihres Todes an zum Vollgenuß der Seligkeit und Herrlichkeit gelangen sollen. 4) von dem beginnenden Gericht über die Erde. Es ist dies noch nicht das letzte oder Weltgericht; vor dessen Eintritt kommt erst noch das tausendjährige Reich und der allerletzte Streit mit dem Satan und dessen vollständige und ewige Ueberwindung; aber es ist ein Vorbote des allgemeinen Weltgerichts, zunächst nur auf die Erde beschränkt. Die angedrohten Strafgerichte treffen die Gemeinde des Herrn nicht, das Volk Gottes bleibt, wie einst Israel in Gosen, davon verschont. Das Nähere von dem Allen enthüllt sich dem Apostel erst in den folgenden Kapiteln, ist aber natürlich im Einzelnen uns noch unklar, weil es noch zukünftig ist. So viel ist aber gewiß, jeder von uns ist ein Halm und eine Beere, und der Tod ist die Sichel, die einmal auf ihn angeschlagen wird. Keiner weiß, wie bald! Wenige sehen acht Tage vorher ihr Ende kommen; den Meisten kommt es unerwartet, wie ein Dieb in der Nacht. Darum richte dich ein, daß du dann nicht in die Kelter des Zornes Gottes geworfen werdest, sondern mit neuen Kleidern angethan und Palmen in den Händen, in die Friedensstadt einziehst! Wer sich eine Distel weiß, suche ein Weizenhalm zu werden. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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