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Epheser, Kapitel 3

Epheser, Kapitel 3

3:1 Derhalben ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden,

3:2 wie ihr ja gehört habt von dem Amt der Gnade Gottes, die mir an euch gegeben ist,

3:3 daß mir ist kund geworden dieses Geheimnis durch Offenbarung, wie ich droben aufs kürzeste geschrieben habe,

3:4 daran ihr, so ihr's leset, merken könnt mein Verständnis des Geheimnisses Christi,

3:5 welches nicht kundgetan ist in den vorigen Zeiten den Menschenkindern, wie es nun offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist,

3:6 nämlich, daß die Heiden Miterben seien und mit eingeleibt und Mitgenossen seiner Verheißung in Christo durch das Evangelium,

3:7 dessen Diener ich geworden bin nach der Gabe aus der Gnade Gottes, die mir nach seiner mächtigen Kraft gegeben ist;

3:8 mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist gegeben diese Gnade, unter den Heiden zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi
Der Reichthum Gottes und Christi kann betrachtet werden, insofern er außer Ihm, und insofern er in Ihm ist. Außer Ihm begreift Sein Reichthum Alles, was erschaffen ist, Ps. 50,10. Hiob 41,2. Ap. Gesch. 17,24. Daraus wird dann der Schluß gemacht, daß Ihm Niemand etwas geben kann, daß Er’s wieder zu vergelten schuldig wäre; denn was man Ihm auch weihet oder opfert, ist schon vorher Sein gewesen. Man ehrt Ihn immer mit Seiner eigenen Habe. Die heilige Schrift preiset aber auch oft den Reichthum, der in Ihm ist, und zwar den Reichthum Seiner Güte, Geduld und Langmüthigkeit, Röm. 2,4., und den Reichthum Seiner Herrlichkeit, Röm. 9,23. Die heilige Schrift braucht hiebei auch das Wort Fülle. Alle Fülle wohnet in Christo, Kol. 1,19., das ist, alles Gute ist als unermeßlich in Ihm. In Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, Kol. 2,9., das ist, die unermeßliche Gottheit ist wesentlich in Ihm. Aus dieser Seiner Fülle kann man Gnade um Gnade, das ist eine Gnade nach der andern, nehmen, Joh. 1,16. Gottes Gnade und Gabe kann Vielen reichlich widerfahren, durch die Gnade des einigen Menschen Jesu Christi, Röm. 5,15. Man kann die Fülle, das ist einen Ueberfluß, der Gnade und Gabe zur Gerechtigkeit empfahen, V. 17.
Röm. 11,33. wird dem göttlichen Reichthum eine Tiefe zugeschrieben, Eph. 3,8. aber wird der Reichthum Christi unausforschlich genannt. Paulus beschreibt aber diesen Reichthum Christi in diesem Kapitel so, daß er sagt, den Fürstenthümern und Herrschaften im Himmel werde an der Kirche die mannigfaltige Weisheit Gottes kund, V. 10. Wir haben durch Christum Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht, und zwar durch den Glauben an Ihn, V. 12. Der himmlische Vater könne und wolle uns nach dem Reichthum Seiner Herrlichkeit Kraft geben, daß wir stark werden durch Seinen Geist am inwendigen Menschen, V. 16. Christus wolle durch den Glauben in unsern Herzen wohnen, und wir sollen in der Liebe Christi tiefe Wurzeln schlagen, und auf dieselben als einen festen Grund erbauet werden, V. 17. Wir sollen mit allen Heiligen begreifen lernen, daß bei dem Vorsatz Gottes in Christo Jesu eine Breite sei, weil alle Heiden durch Christum sollen gesegnet werden, eine Länge, weil dieser Segen durch eine unendliche Ewigkeit fortfließt, eine Tiefe, weil Er sich zu unserer Niedrigkeit herabläßt, und wir dadurch aus einem tiefen Verderben herausgezogen werden, und eine Höhe, weil wir dadurch zu einer hohen Würde und Herrlichkeit gelangen. Doch soll man, ob man gleich dieses Alles überdenkt, auch erkennen, daß die Liebe Christi alle Erkenntniß übertreffe. Man soll aber dieses Alles begreifen und erkennen, damit man mit aller Gottesfülle erfüllt werde, das ist, damit man der Gnade und Gaben Gottes, ja der Inwohnung Gottes selber reichlich theilhaftig werde, V. 18.19. Uebrigens könne Gott überschwenglich thun über Alles, das wir bitten und verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirkt, V. 20. Hieraus erhellt, daß Paulus den unausforschlichen Reichthum Christi immer als einen sich selbst mitleidenden Reichthum beschreibe, wie er denn auch Phil. 4,19. schreibt: mein Gott erfülle alle eure Nothdurft nach dem Reichthum Seiner Herrlichkeit in Christo Jesu, und Eph. 1,18. von einem Reichthum des herrlichen Erbes redet, das Gott Seinen Heiligen bereitet habe. Der Reichthum Christi kann und wird also mich Armen reich machen.(Magnus Friedrich Roos)


Der Apostel Paulus fühlte, dass es ein großes Vorrecht sei, das Evangelium verkündigen zu dürfen. Er gab sich seinem Beruf mit inniger Freude hin. Aber obgleich Paulus für diesen seinen Dienst am Worte dankbar war, so diente ihm der Erfolg seiner Arbeit sehr zur Demütigung. Je voller ein Schiff beladen wird, umso tiefer geht es im Wasser. Müßiggänger hegen oft einen hohen Begriff von ihrer Geschicklichkeit, weil sie unerfahren sind; aber wer ernstlich arbeitet, erfährt bald, wie schwach er ist. Wenn ihr nach der Demut trachtet, so unterzieht euch schwerer Arbeit; wollt ihr über eure Nichtigkeit ins klare kommen, so versucht, etwas Großes für Jesum auszurichten. Wenn ihr empfinden wollt, wie so gar ohnmächtig ihr seid ohne den Beistand des lebendigen Gottes, so versucht es besonders mit der Verkündigung der unerforschlichen Reichtümer Christi, so werdet ihr erfahren, wie ihr es vorher nie erfahren habt, was für ein schwaches und elendes Gemächte ihr seid. Obgleich der Apostel solcherweise seine Schwachheit erkannte und bekannte, so war er dennoch nie im Zweifel über den Gegenstand seiner Verkündigung. Von seiner ersten bis zu seiner letzten Predigt verkündigte Paulus Christum, und nichts als Christum. Er verherrlichte das Kreuz und erhöhte Den, der daran sein Blut vergossen hatte. Folge seinem Beispiel in allen deinen persönlichen Bemühungen, die frohe Botschaft des Heils zu verbreiten, und lass den beständig wiederkehrenden Gegenstand deines Wortes „Christum, den Gekreuzigten“ sein. Der Christ sollte den lieblichen Frühlingsblumen gleichen, welche dem Sonnenschein ihre goldnen Kelche öffnen, wie wenn sie sagen wollten: „Erfülle uns mit deinen Strahlen,“ die aber, wenn die Sonne sich hinter Wolken verbirgt, ihre Kelche schließen und traurig ihr Haupt neigen. So sollte der Christ den lieblichen Einfluss seines Jesu empfinden; Jesus muss seine Sonne sein, und er die Blume, die sich zur Sonne der Gerechtigkeit hinneigt. Ach! von Jesu reden, und nur von Ihm, das ist der Gegenstand, der „Samen gibt zu säen und Brot zu essen.“ Das ist die glühende Kohle für die Lippen des Redenden und der Hauptschlüssel zum Herzen der Hörer. (Charles Haddon Spurgeon)


Mein Meister besitzt Reichtümer, die über alle Zahlenbegriffe hinausgehen, über alles Maß der Vernunft, über alle Träume der Einbildung, über alle Beredsamkeit der Schilderung. Sie sind ganz und gar unausforschlich. Mein Herr ist noch schneller bereit zur Vergebung, als ihr zur Sünde; Er ist williger zur Verzeihung, als ihr zur Übertretung. Mein Meister ist weit geneigter, euren Bedürfnissen zu genügen, als ihr, Ihm dieselben zu bekennen. Duldet nie in eurem Sinne kleinliche Gedanken von meinem Herrn Jesu. Wenn ihr sein Haupt mit einer Krone schmückt, so setzt ihr Ihm nur eine Krone von Silber auf, während Er doch einer goldenen würdig wäre. Mein Meister besitzt Reichtümer der Seligkeit, die Er euch schon jetzt schenken will. Er will euch weiden auf einer grünen Aue und führet euch zum frischen Wasser. Kein Gesang gleicht dem lieblichen Gesang seiner Flöte, wenn Er der Hirte ist, und ihr die Schafe seiner Weide, und ihr euch lagert zu seinen Füßen. Keine Liebe gleicht der seinen, weder Himmel noch Erde besitzen etwas, was ihr von ferne gleich käme. Christum zu erkennen und in Ihm erfunden zu werden, o! das ist Leben, das ist Freude, das ist Mark und Fett, das ist Wein, in welchem keine Hefen sind. Mein Meister ist nicht karg gegen die, die in seinem Dienste stehen; Er beschenkt sie, wie ein König Könige beschenkt; Er gibt ihnen zwei Himmel, einen Himmel hienieden, wo sie Ihm dienen dürfen, und einen Himmel droben, wo sie sich in Ihm freuen mit ungetrübter Freude ewiglich. Sein unausforschlicher Reichtum wird erst in der Ewigkeit nach seiner ganzen Größe erkannt. Auf dem Wege zum Himmel schenkt Er euch alles, was ihr bedürft; Felsen werden eure Feste und Schutz sein; euer Brot wird euch gegeben, euer Wasser habt ihr gewiss; aber dort erst, dort werdet ihr den Lobgesang derer vernehmen, die da triumphieren; das Jauchzen derer, die fröhlich sind, und werdet schauen von Angesicht zu Angesicht den Herrlichen und Einzigen, euren Geliebten. Der unausforschliche Reichtum Christi! das ist die Weise für die Sorgen der Erde und das Lied für die Harfenspieler im Himmel. Herr, unser Vater, lehre uns immer mehr und tiefer den Heiland kennen, so wollen wir die köstliche Botschaft auch andern mitteilen. (Charles Haddon Spurgeon)

3:9 und zu erleuchten jedermann, welche da sei die Gemeinschaft des Geheimnisses, das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist, der alle Dinge geschaffen hat durch Jesum Christum,

3:10 auf daß jetzt kund würde den Fürstentümern und Herrschaften in dem Himmel an der Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes,

3:11 nach dem Vorsatz von der Welt her, welche er bewiesen hat in Christo Jesu, unserm HERRN,

3:12 durch welchen wir haben Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn.
Soll ein Mensch eine freumüthige Ansprache an Gott und einen Zugang zu Gott in der Zuversicht haben, so muß er im Glauben an Christum Jesum stehen. Die freumüthige Ansprache an Gott besteht darin, daß man Ihn von Herzen Vater nennen, und Ihm alle Bitten mit einer kindlichen Zuversicht vortragen kann, und der Zugang zu Gott besteht darin, daß der Mensch seines Herzens Verlangen zuversichtlich zu Gott, von dem er abgewichen ist, wendet, und mit Ihm wieder vereinigt wird, auch Seine Liebe zu genießen, aber auch Seine heilsame Kraft zu empfinden anfängt. Das ist mein Gutets, sagt Assaph Ps. 73,28., daß ich Gott nahe bin, und Er mir nahe ist, und ich meine Zuversicht auf den HErrn HErrn setze, daß ich verkünde all Sein Thun. So verzagt nun das menschliche Herz ist, so trotzig kann es auch sein, wenn man ihm von Gott etwas vorsagt. Ein schlechter Tugendschein, ein mit vieler Ungeduld ausgestandenes Leiden, ein wenig Wissenschaft von der Religion, und einige Werke, womit man sich und Andern gefallen hat, dünken es schon ein Grund zu sein, von Gott das ewige leben und alle andern Wohlthaten zu fordern. Sagt man zu einem solchen Menschen: du hassest die Zucht, wenn du einen Dieb siehest, so laufest du mit ihm, und hast Gemeinschaft mit den Ehebrechern, dein Maul lässest du Böses reden, und deine Zunge treibet Falschheit, du sitzest und redest wider deinen Bruder, deiner Mutter Sohn verläumdest du: so behilft er sich mit den Gedanken: Gott sei wie er, achte die Sünde nicht, oder sehe sie als eine Kleinigkeit an, oder habe noch gar ein Wohlgefallen daran. Aber Ich will dich strafen, sagt der HErr, und dir’s unter Augen stellen. Merket doch das, die ihr Gottes vergesset, daß Er nicht einmal hinreiße und sei kein Retter mehr da, Ps. 50.. Gott ist heilig und gerecht. Seine Befehle sind unbeweglich, und Seine Güte wird in der heiligen Schrift oft gepriesen: er wird aber auch ein verzehrendes Feuer und eine ewige Glut genannt. Nur durch Jesum Christum, der unsere Gerechtigkeit ist, haben wir eine freimüthige Ansprache an Gott und einen zuversichtlichen Zugang zu Ihm. Der Glaube an den HErrn Jesum ist nöthig, wenn man Gott einen Vater nennen und mit Ihm vereinigt werden will. Wer auf einem andern Weg zu Gott reden und von Ihm Dieses oder Jenes begehren und erwarten will, kann wohl mit seinem Mund kühn reden, sein Herz aber bleibt doch voll Furcht und verdammt ihn, und dieses wird insonderheit bei der Annäherung des Todes offenbar, wo man keinen Raum mehr hat, sich zu zerstreuen, und dem Gefühl des göttlichen Zornes auszuweichen. So sei denn Christus Jesus unser Ruhm, unsere Hoffnung, unsere Gerechtigkeit, unser Weg zum Vater. Sind wir ehemals von Gott fern gewesen, haben wir ehemals ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt gelebt, so sei nun unser beständiges Bestreben, in Christo Jesu und durch Sein Blut dem großen Gott nahe zu sein. Durch Christum haben wir mit allen Glaubigen den Zugang in Einem Geist zum Vater, Eph. 2,12.13.18. Wohl denen, die Du, o HErr, zu Dir lässest! Wohl denen, die vor und nach dem Tod in Deinem Hause wohnen, die loben Dich immerdar! Wohl denen, die Dich für ihre Stärke halten, und von Herzen Dir nachwandeln! HErr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf Dich verläßt! Ps. 84. (Magnus Friedrich Roos)

3:13 Darum bitte ich, daß ihr nicht müde werdet um meiner Trübsal willen, die ich für euch leide, welche euch eine Ehre sind.

3:14 Derhalben beuge ich meine Kniee vor dem Vater unsers HERRN Jesu Christi,

3:15 der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden,1)
Was könnte doch Größeres und Herrlicheres gedacht oder gewünscht werden, als eben das, was der erleuchtete Paulus hier bezeugt! Unser HErr, Jesus Christus, ist im höchsten Verstand der Sohn – der eigene und eingeborne Sohn des allmächtigen Gottes. Er ist’s aber so, daß Er alle Geschöpfe, die Ihn ehren, wie sie den Vater ehren, an derjenigen Liebe, womit Ihn der Vater von Ewigkeit her liebt, vergnüglichen Antheil nehmen läßt: daher machen alle Glaubigen im Himmel und auf Erden, auch sogar die Engel in gewissem Betracht mit eingeschlossen, eine Familie Gottes zusammen aus; wiewohl die Menschen, als Blutsverwandte des Sohnes Gottes, der ihre Natur an Sich genommen hat, noch ein näheres Recht an Gott als ihren Vater haben, als alle übrigen Kreaturen; sie seien so weise, heilig und vortrefflich, als sie immer wollen.
Ein Mensch, der die Versühnung, welche durch den Tod Jesu Christi geschehen ist, im Glauben ergriffen, und die Reinigung von seinen Sünden in Seinem Blut gefunden hat, ist eben darum nicht nur von aller Verdammniß von aller Schuld und Strafe, von allem Gericht, das den Sündern gedroht ist, frei gesprochen; er darf Gott nicht nur als einen besänftigten und ihm wohlgewogenen Regenten und Oberherrn ansehen: nein! er hat von nun an, da er Friede mit Gott erlangt, eben damit auch ein Kindesrecht, eine kindliche Ansprache an Ihn! Er darf Vater! sagen, mit eben derjenigen ehrerbietigen Zuversicht, ja mit noch herzlicherer Vertraulichkeit, als irgend ein leibliches Kind zu seinem sichtbaren Vater auf Erden es sagen darf. Der bloßen Vernunft, dem sich selbst überlassenen Menschenverstand, der die Eigenschaften des höchsten Wesens mit den Eigenschaften eines unvollkommenen (daß ich nicht sage, eines sündhaften) Geschöpfes vergleicht, muß nothwendig eine solche Ansprache an Gott ganz widersinnig vorkommen, und beinahe eine unverschämte Zudringlichkeit zu sein scheinen. Es hat daher auch an aufgeblasenen Weltweisen nicht gefehlt, die es als ungereimt ansehen, oder gar darüber gespottet, und für einen stolzen Wahnsinn gehalten haben, daß es Leute geben soll, die sich einbilden wollen, der Schöpfer der Welten wolle von ihnen kindlich geliebt sein. Aber das Evangelium beruft uns zur Kindschaft gegen Gott, und versichert uns, daß Christus, der eingeborne Sohn Gottes, denen, die an Ihn glauben, und Ihn im Glauben aufnehmen, die Macht gebe, Gottes Kinder zu werden. Dünkt uns diese Gnade zu groß zu sein, so sollen wir auf den eingebornen Sohn Gottes sehen, welcher würdig ist, daß durch Ihn Alle, die an Ihn glauben, die Kindschaft Gottes erlangen. Weil wir aber Denjenigen als unsern Vater anrufen, der ohne Ansehen der Person richtet, so sollen wir unsern Wandel, so lange wir hier wallen, mit Furcht führen, 1 Petr. 1,17., nämlich mit einer Furcht, welche uns abhalte, Ihn zu erzürnen, und Sein schweres Gericht uns zuzuziehen. Sind wir aber Kinder, und wandeln wir als Kinder vor dem himmlischen Vater, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, so wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden. Röm. 8,17. (Magnus Friedrich Roos)

3:16 daß er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen,
Man darf den inwendigen Menschen nicht verwechseln mit dem neuen Menschen. Im Gegensatz zu dem äußeren Menschen, der durch die Sinnlichkeit dem „Gesetz in den Gliedern“ gehorcht, hat jeder eine geistige Anlage, eben diesen inwendigen Menschen, der dem Guten zustimmt. Aber dieses natürliche Gute in uns ist zu schwach, um über die mächtigen Anläufe der Welt und des Fleisches zu siegen. Darum soll diese Seite im Christen durch Jesu Geist stark werden. Jesus muß das ihm Verwandte in uns stützen und vermehren, so daß der Sieg über das Böse möglich wird. So könnte man das Wachstum in der Heiligung ein Erstarken des inwendigen Menschen nennen. Jetzt wird es noch darauf ankommen, ob wir mit unserem Willen uns auf die Seite des Guten schlagen. Das ist alle Tage wieder unsere Aufgabe. Bisweilen ist es nur eine kleine Entscheidung am Tage - bisweilen zehn oder zwölf. Es kann auch vorkommen, daß uns andere Sachen viel größer und wichtiger erscheinen als dieses Starkwerden am inwendigen Menschen. Dann schenkt uns der Herr Mißerfolg in jenen Sachen, um unser Seeleninteresse wieder auf die Hauptsache zu lenken. Wenn er überhaupt nicht so treu helfen würde dazu, gingen wir in allerlei Nebensachen zugrunde.
Darum, Herr Jesus, komme ich heute wieder zu dir als einer, der viel abzubitten hat: vielzuviel Liebe und Aufmerksamkeit für den äußeren Menschen gehabt. Vergib und hilf der andern Seite, stark werden durch deinen Geist! Ich traue dir Hilfe zu. Amen. (Samuel Keller)

3:17 daß Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen und ihr durch die Liebe eingewurzelt und gegründet werdet,2)
Die Inwohnung Christi in den Herzen der Glaubigen zeigt ohne Zweifel an, daß Christus nicht nur ein Lehrer der Menschen sei, der sie durch vernünftige Gründe zum Beifall und zum Gehorsam lenken wolle: denn wer hat jemals gesagt, daß ein solcher Lehrer in den Herzen seiner Schüler wohne? Auch wird durch diese Inwohnung nicht nur Seine Allgegenwart angezeigt; denn ob Er schon nach derselben allenthalben ist, so sagt doch die heilige Schrift nie, daß Er nach derselben allenthalben wohne. Wenn Christus in unsern Herzen wohnt, so lebt Er in uns, wie Paulus Gal. 2,20. redet. Wenn Er aber in uns lebt, so wirkt Er in uns. Er macht sich alle unsere Seelenkräfte unterthänig, zerstört die Sünde, regiert den ganzen Menschen, gibt Sich zu erkennen und zu empfinden, und dieses Alles geschieht durch Seinen Geist. Wenn Christus in einem Herzen wohnt, so hat der Mensch das wesentliche Licht und das ewige Leben aus Gnaden in sich selber; folglich kann der Mensch, so lange diese Inwohnung währt, nicht mehr durchaus finster und todt werden, ob er’s schon in der Anfechtung zuweilen meint. So lange Christus in dem Herzen wohnt, so lange ist der Mensch in Ansehung seines Gnadenstandes unüberwindlich; denn Johannes sagt 1 Joh. 4,4.: der in euch ist, ist größer, denn der in der Welt ist. Wohnt Christus in dem Herzen, so ist der Mensch ein heiliger Tempel Gottes; sein Innerstes ist gereinigt; er hat einen Schatz in sich, der mit nichts zu vergleichen ist; er hat Gemeinschaft mit Gott dem Vater und mit Seinem Sohn Jesu Christo durch den Heiligen Geist; er wird von Gott selbst hochgeschätzt, und, wenn er in diesem Zustand erhalten wird, unfehlbar in den Himmel aufgenommen. Christus wohnt aber durch den Glauben in dem Herzen, und dieser Glaube, der an Einem fortwähren muß, bis das beständige Schauen im Himmel angeht, ist diejenige Fassung, in welcher das Herz gegen Christum stehen muß. Er kommt zu dem Menschen, und macht Wohnung bei ihm (Joh. 14,23.): der Mensch aber glaubet an Ihn als einen unsichtbaren, treuen, gnädigen, wahrhaftigen und vollkommenen Erlöser. Auch so lange Er in dem Herzen des Menschen wohnt und lebt, muß der Mensch im Glauben an Ihn leben, wie Paulus Gal. 2,20. lehret, und auch dasjenige glauben, was Er außer ihm gethan hat, thut und thun wird, da Er Mensch wurde, am Kreuz für die Menschen starb, zur Rechten Gottes für uns bittet, und zum Gericht kommen wird u.s.w. Ob also gleich gesagt wird, daß Christus durch den Glauben in dem Herzen wohne, so werden wir doch nicht angewiesen, immer in uns hinein zu sehen, sondern vielmehr zum Aufschauen auf Christum und zum Halten Seines Wortes aufgerufen. Paulus betete für die Epheser, daß Christus durch den Glauben in ihren Herzen wohnen möchte. Waren einige unter ihnen, welche unter der Bearbeitung des Heiligen Geistes standen, dieser Inwohnung aber noch nicht theilhaftig waren, so bat er den himmlischen Vater, daß Er sie derselben würdigen möchte; bei denjenigen aber, welche diese Inwohnung schon genossen, hatte seine Fürbitte ohne Zweifel die fortwährende Dauer dieses Genusses zum Endzweck. Auch mir und den Meinigen gebe der Vater unseres HErrn Jesu Christi Kraft nach dem Reichthum Seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch Seinen Geist an dem inwendigen Menschen, und Christum zu wohnen durch den Glauben in unsern Herzen, und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden!(Magnus Friedrich Roos)


Es ist über alles wünschenswert, dass wir als Gläubige die Person des Herrn Jesu stets vor Augen haben, um dadurch unsre Liebe gegen Ihn anzufachen, und unsre Erkenntnis seines Wesens zu fördern. Wollte Gott, dass wir alle, die wir sein Wort lesen, als fleißige Zuhörer die Hochschule Jesu besuchten, als Beflissene des Gesetzbuchs Christi, als Mitglieder der Fakultät seiner Gemeinschaft, entschlossen, in der Wissenschaft des Kreuzes den Doktorgrad zu erlangen. Wenn wir aber den Herrn Jesum stets in unsrer Nähe haben wollen, so muss unser Herz stets von Ihm erfüllt sein, wallen von seiner Liebe bis zum Überströmen; darum bittet der Apostel: „Christum zu wohnen in euren Herzen.“ Sehet, wie nahe er wünschte, dass Jesus euch sein sollte! Ihr könnt einen Gegenstand nicht näher haben, als wenn ihr ihn in euer Herz selber einschließen könnt. „Christum zu wohnen;“ nicht dass Er euch von Zeit zu Zeit besuche, wie ein Freund gelegentlich in ein Haus eintritt und über Nacht bleibt; sondern dass Er möge wohnen bleiben; dass Jesus der Herr und Eigentümer eures innersten Wesens werde ewiglich. Achtet auf die Worte: zu wohnen in euren Herzen, diesem vorzüglichsten Aufenthaltsort im Hause des menschlichen Wesens; nicht bloß in euren Gedanken, sondern in eurer Liebe; nicht bloß im beschaulichen Leben eures Gemüts, sondern in dem Leben und Bewegen eures Herzens. Wir sollten uns nach einer Liebe zu Christo vom allerbeständigsten Charakter sehnen, nicht nach einer Liebe, die aufflackert und bald wieder erstirbt in die Dunkelheit etlicher verlorner Funken, sondern nach einer stetigen Flamme, genährt von heiligem Brennstoff, wie das Feuer auf dem Altar, das nie erlöschen durfte. Das kann nur durch den Glauben zustande kommen. Der Glaube muss stark sein, sonst ist die Liebe nicht brünstig; die Wurzel der Blume muss gesund sein, sonst dürfen wir nicht erwarten, dass sie lieblich blühe. Der Glaube ist die Wurzel der Lilie, und die Liebe ist ihre Blüte. Nun, liebe Seele, der Herr Jesus kann nicht in der Liebe deines Herzens wohnen, wenn du Ihn nicht mächtig festhältst durch deines Herzens Glauben; und darum bitte, dass du allezeit auf Christum vertrauen mögest, auf dass deine Liebe zu Ihm beständig sei. (Charles Haddon Spurgeon)

3:18 auf daß ihr begreifen möget mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe;

3:19 auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft, auf daß ihr erfüllt werdet mit allerlei Gottesfülle.3)
Die Liebe Christi übertrifft in ihrer Zartheit, in ihrem Reichtum, in ihrer Größe und Treue alle menschliche Fassungskraft. Wo fände man Worte und Ausdrücke, die seine unvergleichliche, seine unerreichbare Liebe gegen die Menschenkinder beschreiben könnten? Sie ist so weit und unabsehbar groß! Gleichwie die Schwalbe das Wasser nur mit den Spitzen ihrer Flügel berührt und sich nicht in seine Tiefen taucht, so berührt jedes Wort der Schilderung nur die Oberfläche, und die unermesslichen Tiefen liegen darunter. Wohl singt mit Recht der Dichter:
„Unergründlich Meer der Liebe!
Abgrund aller Liebeswonne!
Du, der Liebe Lebens-Sonne!“
Denn diese Liebe Christi ist in Wahrheit unermesslich und unergründlich. Wer kann sie fassen? Ehe wir uns von der Liebe Jesu einen rechten Begriff machen könnten, müssten wir seine frühere Herrlichkeit in seiner erhabenen Majestät kennen lernen und müssten verstehen lernen die ganze tiefe der Erniedrigung in seiner Menschwerdung auf Erden. Aber wer kann uns unterweisen von der Hoheit Christi? Als Er auf dem Stuhl saß im höchsten Himmel, da war Er wahrer Gott aus wahrem Gott; durch Ihn sind alle Himmel gemacht mit allen ihren Heerscharen. Sein allmächtiger Arm erhielt den Weltkreis; das Lob der Cherubim und Seraphim umwogte Ihn ohne Aufhören; das volle Jubelgetöne des Halleluja-Gesanges aller Himmelsräume ergoß sich ununterbrochen vor seinem Thron; Er herrschte hoch erhaben über allen seinen Geschöpfen, Gott über alles, hochgelobt in Ewigkeit. Wer kann die Höhe seines Ruhms aussagen? Aber wer vermag auch die Tiefe zu beschreiben, in die Er hinabstieg? Ein Mensch zu werden, das war schon viel, ein Mann der Schmerzen zu werden, weit mehr; zu bluten, zu leiden und zu sterben, das war viel für Den, der Gottes Sohn genannt war, aber so unaussprechliche Angst ertragen, solch einen Tod der Schmach und des Verrats erleiden zu müssen, das ist ein Tiefe der erbarmenden Liebe, welche auch das begeistertste Gemüt in Ewigkeit nie zu ergründen vermag. Das ist Liebe! und wahrlich eine Liebe, „die alle Erkenntnis übertrifft.“ O, dass doch diese Liebe unsre Herzen erfüllte mit anbetendem Dank, und uns zu lebendigen Zeugnissen ihrer Allmacht erhöbe! (Charles Haddon Spurgeon)


Der natürliche Mensch erkennt das nicht; ihm ist viel Wissen das höchste Ziel, weil es Macht und Ehre bedeutet. Daß dabei das Herz öde und leer und das Leben sittenlos und verwerflich sein könne, bedenkt er nicht, oder es bedeutet ihm nichts. Wir aber haben schon an dem Wenigen, was wir von der Liebe Christi zu uns und unserer Liebe zu ihm erlebt haben, den übermächtigen Eindruck empfangen, daß auf dieser Linie unseres Erdenlebens Segen, unseres Sterbens Trost und die Herrlichkeit der Ewigkeit uns zuwächst! Darum sehnen wir uns nach mehr Gottesfülle. Ja, nach allerlei Gottesfülle: nicht nur auf einem besonderen Gebiete - der sittlichen Kraft - sondern auf allen Gebieten soll die Liebe Christi unser Glück und unser Reichtum werden. Wenn wir darauf hingewiesen werden, wenn man uns dergleichen erbittet, dann stimmt unsere Seele freudig zu. Denn es stimmt mit den heißesten Wünschen unseres neuen Wesens überein: Christum lieb haben! Daß wir das dürfen, daß wir das verstehen, daß wir darin immer mehr wachsen sollen - wem unter uns schwellt dieses Wort nicht die Brust!
Herr, unser Gott! Führe du uns tiefer hinein in den Zusammenhang mit dir und deinem lieben Sohn. Wir sehnen uns nach mehr Leben und Liebe. Gib uns Erkenntnis und Erleben Christi. Dann ruht unser Herz an deinem Herzen. Amen. (Samuel Keller)


Lampe und Gefäß, der ganze Mensch soll erfüllet werden mit heiligem öle. Wir dürfen über diese kostbaren Wirklichkeiten nicht gleichgültig hinwegsehen. Wir wollen uns nicht nur Lehren einprägen, unser Leben darf sich auch nicht nur in einem äußeren Dienst verzehren; was uns vor allem anderen am Herzen liegt, das ist das Durchwoben-werden von dem Bilde und von der Lebensmacht Jesu Christi. Unser Wesen soll helle, licht und reine werden. Wachsen in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi wollen wir. Woher kommt es wohl, dass da und dort ältere Christen wie dürre Bäume, ohne Saft und Kraft dastehen? Sie haben bei allem Dulden und Leiden, in aller Mühe und Arbeit es versäumt, sich in wahrhaft realer Weise einzuwurzeln in den lebendigen Christus. Kopf und Verstand sind reichlich mit Schriftwahrheiten angefüllt worden, aber Herz und Leben viel zu wenig mit dem auferstandenen Herrn in Verbindung, in Gemeinschaft gesetzt. Christen dürfen mit ihrem Christus in einem Verhältnis des Lebens stehen. Er ist ewig der Gebende, sie sind immerdar, von Ewigkeit zu Ewigkeit, die Empfangenden. Durch den Glauben stehen wir mit dem unerschöpflichen, unergründlich tiefen Ozean des Lebens in Verbindung, alle Schäle des Heiles, der Weisheit, der Erkenntnis fließen uns nach Maßgabe unseres Glaubens und Flehens immerwährend zu. Der Heilige Geist will uns Licht hierüber schenken, und wer in diesem köstlichen Lichte steht, wird nie einem kahlen, abgestorbenen Baume gleichen; er wird immer grünen und blühen und immer Früchte tragen. (Markus Hauser)

3:20 Dem aber, der überschwenglich tun kann über alles, das wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirkt,
Die Liebe Christi übertrifft alle Erkenntniß; die Glaubigen sollen mit aller Gottesfülle, die kein menschlicher Verstand ergründen kann, erfüllet werden; und Gott kann überschwenglich thun über alles, was wir bitten oder verstehen. Mit diesen Aussprüchen, die Eph. 3,19.20. stehen, lehrt Paulus, daß das wahre Christenthum keine Kunst sei, die man auslernen, und kein Stand, dessen ganze Beschaffenheit man deutlich erklären könne. Schon auf Erden hat ein Christ mehr, als er versteht. Er glaubt und empfindet oft, daß ihn der HErr Jesus liebe: diese Liebe des HErrn Jesu aber ist viel größer, als er weiß. Er ist ein Tempel Gottes und empfindet das Leben Jesu in sich selbst, ohne eine anschauende Erkenntniß desselben zu haben. Er ist zu einem himmlischen Stand bestimmt, den man zwar nach dem Zeugniß der heiligen Schrift für herrlich, vergnügt und unvergänglich halten kann, dessen ganze Vortrefflichkeit aber kein sterblicher Mensch begreifen kann. Gott kann das Licht aus der Finsterniß hervorrufen, ja Er kann dem, das nicht ist, rufen, daß es werde, und beweiset diese Seine Kraft auch in uns, wenn Er uns wiedergebiert und erleuchtet: wer kann aber diese Wirkung der göttlichen Kraft ganz verstehen? Wer kann zusehen, wenn Er etwas Neues in der Seele schafft? Man bittet nach Seinem Wort um Gnade, Hülfe, Licht und Leben, und um die Aufnahme in die ewige Herrlichkeit, und wenn man bei seinem Bitten alle die Schriftworte gebraucht, worin uns alles Gute verheißen und angeboten wird, so kann man freilich sagen, Gott werde nicht mehr thun, als wir bitten; weil Er Seinen ganzen Liebesvorsatz in Seinem Wort entdeckt hat. Wenn man aber den glaubigen Vater fragt, wie er seine Bitten verstehe, und was er sich von den Gnadengaben Gottes, um die er bittet, für Begriffe mache, so wird er bekennen, daß er zwar wahrhaftige, aber doch unvollkommene und kindische Begriffe davon habe, und er wird inne, daß Gottes Wirkungen und Gaben das Maß seines Gebets, wie er es selber verstanden habe, unendlich übertreffen. Wenn man aber auch außer der Gebetsübung den göttlichen Gaben und Wirkungen nachdenkt, so erreicht man sie bei Weitem nicht mit seinem Verstand. Aus diesem Allem kann man schließen, daß die Vollkommenheit des Menschen nicht in die Grenzen seines Verstandes eingeschlossen sei, weil die heilsamen Wirkungen Gottes fortgehen, wo der blick unsers Verstandes aufhört. Man lehrt die Menschen richtig denken, und es steht ihnen wohl an, wenn sie darin geübt sind. Wenn ich aber lange Vieles überdacht habe, so ist noch die Frage, was ich erfahre, habe und genieße. Wer im Denken von dem Geist Gottes geleitet und von Seinem Licht erleuchtet wird, denkt freilich richtig, wenn aber dieses Licht nicht ein Licht des Lebens wäre, und wenn die Gabe des Lebens, die man von Gott empfängt, nicht weiter reichte als der geübteste und erleuchtetste Verstand mit seinem Denken, so wären wir übel berathen. Gott thut nie weniger, als die Glaubigen bitten und verstehen: Er thut aber überschwenglich mehr. Lasset uns also Seiner im Bitten nicht schonen. Lasset uns Vieles von Ihm bitten. Lasset uns mehr von Ihm erwarten, als wir deutlich erkennen und erklären können. (Magnus Friedrich Roos)

3:21 dem sei Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist, zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.4); 5)
Wenn das der Apostel Paulus von seinem Gott und Vater für die Gemeinde in Ephesus erfleht hat, so kann ich mir auch nichts Höheres und Wichtigeres denken. So bitte ich Dich denn, Vater meines Herrn Jesu Christi, und in Ihm mein Vater, stärke mich vor allem mit Kraft durch Deinen heiligen Geist, damit mein inwendiger Mensch nicht schwach bleibe, verdunkelt und verblendet, unfrei und gebunden, sondern stark werde im Kampf gegen Fleisch und Blut, Welt und Teufel. Und damit das geschehen könne, laß Christum durch den Glauben in meinem Herzen wohnen, daß Er alle meine Regungen und Bewegungen, meine Gedanken und Betrachtungen, meine Empfindungen und Gefühle, meine Triebe und Wünsche, meine Bestrebungen und Entschlüsse, meine Werke und Handlungen erfülle und regiere, und ich mich immer tiefer einwurzle in die Liebe, mit der Er mich geliebt hat, wie eine Eiche, die auch kein Sturm aus der Erde reißt, wie ein Haus, das auf einem Felsen steht; in diese Liebe, deren Breite und Länge, deren Tiefe und Höhe Niemand zu durchschauen im Stande ist, die alle Erkenntniß übersteigt, und erst dann vollkommen wird erkannt werden, wenn sie ihr großes Werk durch den heiligen Geist ganz ausgeführt haben wird, nämlich den Aufbau und Ausbau des lebendigen Tempels. Ja, ich bitte, daß Du auch mich erfüllen mögest mit der ganzen Gottesfülle, daß ich in Christo ein ganz und gar von Dir erfülltes, durchwehetes und durchwirktes Wesen werde. Es ist viel, was ich bitte; ich weiß es; - dennoch bitte ich getrost und zuversichtlich, denn auch das weiß ich, ich kann der Liebe, die Christus zu uns hat, nicht genug zutrauen; ich kann mich in sie hineinwerfen, wie ein Schwimmer ins Meer; ich kann wohl in meinen Sünden, aber nicht in der Liebe Christi untergehen, und Du kannst überschwänglich thun über alles, was ich bitte und verstehe, Du hast das gute Werk in mir angefangen, Du kannst und wirst es auch vollenden; Du bist ein Gott, der Gebet erhört und dem die Ehre gebührt in der Gemeinde, die da ist in Christo Jesu, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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