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Apostelgeschichte, Kapitel 9

Apostelgeschichte, Kapitel 9

9:1 Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden wider die Jünger des HERRN und ging zum Hohenpriester

9:2 und bat ihn um Briefe gen Damaskus an die Schulen, auf daß, so er etliche dieses Weges fände, Männer und Weiber, er sie gebunden führte gen Jerusalem.

9:3 Und da er auf dem Wege war und nahe an Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel;

9:4 und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich?
Du siehst, sagte Jesus zu Paulus, in mir deinen Feind und willst mich vertreiben. Warum tust du das? Früher war Paulus beredt, wenn diese Frage an ihn gerichtet wurde. Zwingende Gründe in Menge hatte er in der Hand, um sein Urteil zu rechtfertigen, das die Vernichtung der Christenheit verlangte. War nicht das Kreuz Jesu Beweis genug, dass er von Gott verlassen und gerichtet starb? Sollte er einem Weib wie Maria Magdalena glaube, dass Jesus auferstanden sei? Warum blieb er denn jetzt unsichtbar? Scheiterte nicht die christliche Botschaft an der Schrift, die den König verhieß, der in Gottes Macht regiert und, wenn ihn Gott dem Volk gegeben hat, bei ihm bleibt? War nicht das Wort Jesu eine kindliche Rede neben der Gelehrsamkeit, die in den Lehrsälen Jerusalems zu finden war? War denn Jesus allein vom Geist Gottes erfüllt und ganz Israel von Gott verlassen und alle seine Gerechten verblendet und gestürzt? War denn Petrus imstande, der Fels zu sein, auf dem das Haus Gottes aufgebaut wurde? Früher wusste Paulus, was er zu sagen hatte, wenn er gefragt wurde, warum er Jesus verfolgte. Aber nun verstummte er und alle seine sicheren Gründe waren verschwunden. Denn er sah Jesus, und was er an Ihm sah, war Gottes Herrlichkeit. Jeder von uns kann sich die Gründe wiederholen, die einst für Paulus Bedeutung hatten, und sie können auch für ihn Gewicht besitzen. Aber es gibt auch für uns Stunden, in denen wir verstummen, wenn die Frage vor uns steht: warum verfolgst du mich? Siehst du nicht Gottes Herrlichkeit an mir, in meinem Kreuz den vollendeten Gehorsam, der Gott ehrt, in meinem Bergeben Gottes Gnade, die dir verzeiht, in meinem verklärten Leben Gottes Verheißung, die auch über deinem Leben leuchtet? Wenn wir aber Gottes Herrlichkeit an Ihm sehen, dann zerfallen alle Gründe und an die Stelle der verstummten Gründe tritt der Glaube, der nun sagt: was willst Du, Herr, dass ich tun soll?
Du, Herr, beschirmst Deine Schar. Sie steht auf dem Kampfplatz und wäre wehrlos, wenn Du Dich nicht zu ihr bekennst. Aber weil es Gott je und je wohlgefällt, Dich und uns zu offenbaren, darum kann Deine Gemeinde nicht verschwinden und Dein Wort nicht sterben. Gib mir, dass ich es mir und anderen nach Deinem Willen sage. Amen. (Adolf Schlatter)

9:5 Er aber sprach: HERR, wer bist du? Der HERR sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu lecken.

9:6 Und er sprach mit Zittern und Zagen: HERR, was willst du, daß ich tun soll? Der HERR sprach zu ihm: Stehe auf und gehe in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst.

9:7 Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen und waren erstarrt; denn sie hörten die Stimme, und sahen niemand.

9:8 Saulus aber richtete sich auf von der Erde; und als er seine Augen auftat, sah er niemand. Sie nahmen ihn bei der Hand und führten ihn gen Damaskus;

9:9 und er war drei Tage nicht sehend und aß nicht und trank nicht.

9:10 Es war aber ein Jünger zu Damaskus mit Namen Ananias; zu dem sprach der HERR im Gesicht: Ananias! Und er sprach: Hier bin ich, HERR.

9:11 Der HERR sprach zu ihm: Stehe auf und gehe in die Gasse, die da heißt „die gerade “, und frage im Hause des Judas nach einem namens Saul von Tarsus; denn siehe, er betet,1)
Gebete finden im Himmel die aufmerksamste und ununterbrochenste Beachtung. Sobald Saulus von Tarsus anfing zu beten, erhörte ihn der Herr. Hier ist Trost für die betrübte, aber betende Seele. Oft beugt ein armer Mensch mit gebrochenem Herzen seine Kniee, aber er vermag seine Traurigkeit nur in Seufzern und Tränen kund zu geben; dennoch hat dies Seufzen alle himmlischen Harfen mit lautem Jubelgetöne erfüllt; jene Träne ist von Gott aufgehoben worden und wird von Ihm aufbewahrt in dem Tränenbecken des himmlischen Schatzhauses. „Fasse meine Tränen in Deinen Sack“ (Ps. 56), das bezeugt, daß keine Träne verloren geht, sondern daß alle der göttlichen Traurigkeit aufgehoben werden. Der Flehende, dessen Angst seine Worte unterdrückt, wird von dem Höchsten nicht mißverstanden. Er darf den trüben Blick nur in die Höhe richten; schon das Fallen einer Träne ist ein Gebet. Die Tränen sind himmlische Diamanten; Seufzer sind Gesänge und Reigen vor Jehovahs Thron und gehören zu den lieblichsten Melodien, die hinaufdringen zum erhabenen Stuhl der Majestät. Du darfst nicht meinen, deine Tränen und Gebete bleiben unbeachtet; ob sie noch so schwach und furchtsam sind, finden sie dennoch ein geneigtes Ohr. Die Leiter des Erzvaters Jakob reicht hoch hinauf; aber dein Gebet wird getragen vom Bundesengel und steigt so die schwindelnden Stufen freudig hinan. Unser Gott hört nicht nur die Gebete, sondern Er hört sie gern. „Er vergißt nicht des Schreiens der Armen.“ Wahrlich, Er achtet nicht auf hoffärtige Augen und glatte Worte; Er kümmert sich nicht um die Pracht und den Pomp der Könige; Er lauscht nicht auf das Getöse der Kriegsmusik; Er siehet nicht auf den Stolz und Triumph der Menschen; wo aber irgendein Herz vom Kummer gedrückt ist, oder ein Mund vor Angst und Schmerz bebt, wo ein tiefer Seufzer aufsteigt oder eine Bußträne hervorbricht, da ist das Herz Jehovahs weit offen; Er schreibt alles nieder auf die Pergamentrolle seiner Erinnerungen; Er legt unsere Gebete wie Rosenblätter zwischen die Seiten seines Gedenkbuches, und wenn einst dies Buch eröffnet wird, so wird ein lieblicher Duft daraus hervordringen. (Charles Haddon Spurgeon)

9:12 und hat gesehen im Gesicht einen Mann mit Namen Ananias zu ihm hineinkommen und die Hand auf ihn legen, daß er wieder sehend werde.

9:13 Ananias aber antwortete: HERR, ich habe von vielen gehört von diesem Manne, wieviel Übles er deinen Heiligen getan hat zu Jerusalem;

9:14 und er hat allhier Macht von den Hohenpriestern, zu binden alle, die deinen Namen anrufen.

9:15 Der HERR sprach zu ihm: Gehe hin; denn dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug, daß er meinen Namen trage vor den Heiden und vor den Königen und vor den Kindern von Israel.

9:16 Ich will ihm zeigen wieviel er leiden muß um meines Namens willen.

9:17 Und Ananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der HERR hat mich gesandt (der dir erschienen ist auf dem Wege, da du her kamst), daß du wieder sehend und mit dem heiligen Geist erfüllt werdest.

9:18 Und alsobald fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er ward wieder sehend

9:19 und stand auf, ließ sich taufen und nahm Speise zu sich und stärkte sich. Saulus aber war eine Zeitlang bei den Jüngern zu Damaskus.

9:20 Und alsbald predigte er Christus in den Schulen, daß derselbe Gottes Sohn sei.

9:21 Sie entsetzten sich aber alle, die es hörten, und sprachen: Ist das nicht, der zu Jerusalem verstörte alle, die diesen Namen anrufen, und darum hergekommen, daß er sie gebunden führe zu den Hohenpriestern?

9:22 Saulus aber ward immer kräftiger und trieb die Juden in die Enge, die zu Damaskus wohnten, und bewährte es, daß dieser ist der Christus.

9:23 Und nach vielen Tagen hielten die Juden einen Rat zusammen, daß sie ihn töteten.

9:24 Aber es ward Saulus kundgetan, daß sie ihm nachstellten. Sie hüteten aber Tag und Nacht an den Toren, daß sie ihn töteten.

9:25 Da nahmen ihn die Jünger bei der Nacht und taten ihn durch die Mauer und ließen ihn in einem Korbe hinab.

9:26 Da aber Saulus gen Jerusalem kam, versuchte er, sich zu den Jüngern zu tun; und sie fürchteten sich alle vor ihm und glaubten nicht, daß er ein Jünger wäre.

9:27 Barnabas aber nahm ihn zu sich und führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf der Straße den HERRN gesehen und er mit ihm geredet und wie er zu Damaskus den Namen Jesus frei gepredigt hätte.

9:28 Und er war bei ihnen und ging aus und ein zu Jerusalem und predigte den Namen des HERRN Jesu frei.

9:29 Er redete auch und befragte sich mit den Griechen; aber sie stellten ihm nach, daß sie ihn töteten.

9:30 Da das die Brüder erfuhren, geleiteten sie ihn gen Cäsarea und schickten ihn gen Tarsus.

9:31 So hatte nun die ganze Gemeinde Frieden durch ganz Judäa und Galiläa und Samarien und baute sich und wandelte in der Furcht des HERRN und ward erfüllt mit Trost des Heiligen Geistes.

9:32 Es geschah aber, da Petrus durchzog allenthalben, daß er auch zu den Heiligen kam, die zu Lydda wohnten.

9:33 Daselbst fand er einen Mann mit Namen Äneas, acht Jahre lang auf dem Bette gelegen, der war gichtbrüchig.

9:34 Und Petrus sprach zu ihm: Äneas, Jesus Christus macht dich gesund; stehe auf und bette dir selber! Und alsobald stand er auf.

9:35 Und es sahen ihn alle, die zu Lydda und in Saron wohnten; die bekehrten sich zu dem HERRN.

9:36 Zu Joppe aber war eine Jüngerin mit Namen Tabea (welches verdolmetscht heißt: Rehe), die war voll guter Werke und Almosen, die sie tat.

9:37 Es begab sich aber zu der Zeit, daß sie krank ward und starb. Da wuschen sie dieselbe und legten sie auf den Söller.

9:38 Nun aber Lydda nahe bei Joppe ist, da die Jünger hörten, daß Petrus daselbst war, sandten sie zwei Männer zu ihm und ermahnten ihn, daß er sich's nicht ließe verdrießen, zu ihnen zu kommen.

9:39 Petrus aber stand auf und kam mit ihnen. Und als er hingekommen war, führten sie ihn hinauf auf den Söller, und traten um ihn alle Witwen, weinten und zeigten ihm die Röcke und Kleider, welche die Rehe machte, als sie noch bei ihnen war.

9:40 Und da Petrus sie alle hinausgetrieben hatte, kniete er nieder, betete und wandte sich zu dem Leichnam und sprach: Tabea, stehe auf! Und sie tat ihre Augen auf; und da sie Petrus sah, setzte sie sich wieder.

9:41 Er aber gab ihr die Hand und richtete sie auf und rief die Heiligen und die Witwen und stellte sie lebendig dar.

9:42 Und es ward kund durch ganz Joppe, und viele wurden gläubig an den HERRN.

9:43 Und es geschah, daß er lange Zeit zu Joppe blieb bei einem Simon, der ein Gerber war.2)
Gott meines Lebens, wie schlecht genutzt, wie fruchtlos dahin geschwunden ist die Zeit, welche Du mir gabest, Deinen Willen zu thun! Wie lange Jahre, wie viele Tage und Stunden sind mir verloren gegangen, in denen ich ohne Gewinn vor Dir gelebt habe! Wie werde ich vor Deinem Gerichte bestehen? Wie werde ich meine Augen erheben können zu Deinem Antlitz bei jener großen Prüfung, wo Du mir in’s Gedächtniß zurückrufest alle meine Sünden und Schanden? Gnädigster Vater, erbarme Dich über mich, wie Du Dich über Saulus erbarmt hast, und vergieb meine verlorne, ach leider so lange Zeit! Und nun entbrennet, alle meine Wünsche und lenket euch zum Herrn Jesu hin; laufet, denn ihr habet lange genug gezögert; eilet, wohin ihr gehet; suchet, den ihr suchet. Ihr suchet Jesum von Nazareth den Gekreuzigten; denn um Seinetwillen allein sollt ihr da sein. Er ist aufgefahren gen Himmel, Er ist nicht hier. Er ist nicht, wo Er sein edles Haupt nicht betten konnte. Er ist nicht, wo Er stand, um von Pilatus gerichtet zu werden. Er ist nicht, wo Er angespieen und gegeißelt ward, wo Er verwundet mitten unter Verbrechern hing. Er ist nicht, wo Er vom Steine verschlossen und von der Wache verwahrt lag. Hoch über die Himmel, über alle Herrlichkeit der Engel ist Er mächtig emporgestiegen zur Rechten des Vaters. Von da aus ergreift Er jeden Sünder mit seiner Gnade und fragt ihn: Saul, Saul, was verfolgest du mich? Wer noch klagen will, daß Er ihn nicht geweckt habe, der muß fester schlafen als die Siebenschläfer, der muß die Decke der Sünde und Verblendung bis über die Ohren heraufgezogen haben. Von da aus hast Du auch mich gerufen, Herr Jesu, o wie oft seit meiner Geburt an! O hilf, daß ich höre und nicht wider den Stachel ausschlage, damit ich auch ein Paulus werde, mit Deiner wahren Gemeinde Frieden habe und Trost des heiligen Geistes, und wie Tabea aus dem Tode erweckt werde, und Deine Herrlichkeit sehe. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


In diesem Kapitel beschreibet uns der Evangelist Lucas ein Exempel der göttlichen Güte und Barmherzigkeit an der Bekehrung des Saulus, welcher bisher ein heftiger Feind und Verfolger der Jünger und des Namens Jesu gewesen, sich über den Tod des frommen Stephanus gefreuet - und denen, welche ihn gesteiniget, die Kleider bewahren helfen; auch hatte er die Gemeine, welche in der Stadt Jerusalem von den Aposteln mit so vielem Segen gepflanzet und angerichtet war, zerstöret und zerstreuet, ja diejenigen, welche die Taufe angenommen - und Jesum für den wahren Messias und Sohn Gottes bekennet, allerorten hervorgesucht, in's Gefängnis geworfen - und durch allerlei Schmach und Marter gezwungen, den allerheiligsten Namen Jesu zu lästern, war zugegen gewesen, wenn sie um ihres Glaubens willen getödtet wurden, und hatte sich in Summa als ein Werkzeug des Satans gebrauchen lassen.
Da dieser Saulus noch schnaubete mit Drohen und Morden wider die Jünger Jesu - und jetzt sammt seinen Gefährten auf dem Weg nach der großen Stadt Damaskus begriffen war, des ernstlichen Vorhabens, auch daselbst seinen blinden Eifer durch Gefangennehmung der Jünger Jesu sehen zu lassen - und der Predigt des Evangelii Einhalt zu thun, wirft ihn ein Licht, das Heller war, denn der Sonne Glanz, und das ihn auf der Strasse am hellen Mittag umleuchtete, plötzlich zu Boden, und da zeiget sich ihm zugleich der Herr Jesus selber, der ihm erstlich zurufet: „Saul, Saul, was verfolgest du Mich?“ und darauf hinzusetzet: „Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu löcken.“
Hiemit wurde ihm zu seinem äußersten Schrecken zu erkennen gegeben, daß er sich in seiner bisherigen Blindheit vergeblich eingebildet habe, als wäre an der Auferstehung Jesu von den Todten nichts, und es könne also Jesus von Nazareth niemand weder schaden noch helfen. Denn hier lehret ihn die Stimme des Heilandes, daß Jesus allerdings lebe - und zur Rechten Gottes erhöhet sey, auch alles wisse, was Saulus bis dahin wider Seine Jünger zu Jerusalem vorgenommen - und noch im Sinn habe; womit er denn Jesum selber in Seinen Gliedern und Unterthanen verfolget.
Allein da muß Saulus für's andere vernehmen, wie er es nicht mit blosen schwachen Menschen zu thun habe, die seiner von den Hohenpriestern und der Obrigkeit im Land unterstützten Gewalt nicht widerstehen konnten, sondern mit der der göttlichen Kraft des HErrn Jesu, und wie er ebenso unbesonnen handle, als ein Zugvieh oder ein junges, unbändiges Kalb, welches, wenn es mit einem spitzigen Stab oder Stachel getrieben wird, seinen Weg fortzugehen, hinter sich ausschlägt - und sich selbst am meisten beschädiget.
So nämlich haben je und allewege die Feinde der Kirche nicht verstehen wollen, daß sie in ihrer Grausamkeit und Wuth gegen die Rechtgläubigen und Jünger Jesu mit Gott selber streiten - und am Ende ihnen selbst ein schweres Zorngericht verursachen.
Indem aber Saul mit Zittern und Zagen fraget: „HErr, was willst Du, daß ich thun soll?“ und der HErr ihn aufstehen - und in die Stadt gehen heißet, lernen wir daraus, was durch die rechtschaffene Bekehrung bei dem Menschen gewirket werde, welcher nunmehr durch den Schrecken des göttlichen Zorns im Gewissen gerühret, niedergeschlagen und vom heiligen Geist erleuchtet ist, nämlich, daß man sich Gott ganz und gar unterwirft und ergibt, nach dessen Willen zu glauben, zu leben und zu sterben.
Und weil sodann Saulus drei Tage lang blind gelassen worden, bis Ananias zu ihm kommt - und ihn unterrichtet und taufet, so daß er auf einmal leiblich und geistlich wieder sehend, ja durch den heiligen Geist so gestärket wird, daß er mit großer Freudigkeit, wiewohl nicht ohne große Gefahr und Nachstellung von den ungläubigen Juden und Griechen, Jesum prediget, daß Er Gottes Sohn sey, - daraus stehet man, wie Gott das ordentliche Predigtamt und die Handlung der heiligen Sakramente bestätiget, auch überschwänglich mehr an einem Menschen thun kann, als man bittet oder verstehet.
Hier ist nämlich aus einem reißenden Wolf nicht nur ein zahmes Schäflein, sondern sogar ein treuer Hirt der Heerde, aus einem abgesagten Lästerer, Schmäher und Verfolger Jesu ein Jünger, ja ein Lehrer und theurer Apostel worden, der durch göttliche Gnade zur Förderung des Christenthums und Ausbreitung des Namens Jesu als ein auserwähltes Rüstzeug viel geholfen, Jesu Namen getrost und ohne Scheu vor der ganzen Welt getragen - und um dessen willen unzählig vieles Leiden williglich erduldet hat, um des Namens Jesu willen, dessen Kraft und Macht, wie in diesem Kapitel ferner folget, sich auch in andern Wundern und Zeichen, in Gesundmachung des kranken Aeneas - und Auferweckung der gutherzigen Tabea zu Joppe, durch Petrus bewiesen hat.
Das soll denn einerseits uns allen einen Muth erwecken, daß wir bei unsern großen und schweren Sünden an Gottes Gnade und Barmherzigkeit nicht verzagen, weil uns der HErr JEsus an diesem Seinen Apostel ein Exempel aller Geduld gezeiget hat, andererseits aber uns auch erwecken, in die Fußtapfen des bekehrten Saulus einzutreten, damit Gottes Name und Ehre, die wir zuvor mit unserm sündlichen Leben verunehret, an unserm Leib und Geist gepriesen und verherrlichet werden möge.
Das gebe der gütige Vater im Himmel - um Jesu willen - durch die Kraft des heiligen Geistes. Amen. (Veit Dieterich)

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