Markus, Kapitel 1
1:1 Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes,
1. Anfang des Evangeliums Jesu Christi (Marcus 1,1 ff.) das will sagen: Anfang der guten Botschaft, Anfang des Heils, das der Menschheit durch Jesum Christum geworden ist, als durch Den, durch welchen allein von Gott das Heil ist verheißen worden. Darum kann, was die Rechtfertigung betrifft, uns nichts helfen, weder die Philosophie, noch menschliche Gesetze, noch alles was von der menschlichen Vernunft ausgegangen oder von ihr aufgenommen ist, auch wenn es vom Himmel käme.
Des Sohnes Gottes wird hinzugesetzt, damit wir erkennen die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Vollkommenheit dieses guten Boten. Von Gottes Sohn und von Gott, der durch den Sohn handelt, kann nichts Unvollkommenes kommen. Es ist daher schrecklich wenn der Papst dem allen widerspricht mit seinem Verdienst, seinem Fegefeuer, seiner Messe, seinen guten Werken. Darum sollen die unaufhörlich Gott danken, denen es jetzt gegeben ist, seine Barmherzigkeit und Güte zu erkennen, zu umfassen und dankbar ihr nachzugehn. So groß ist dieses göttliche Geschenk, daß alle menschliche Vernunft nicht hinreicht, seine Größe zu ermessen. (Oswald Myconius)
1:2 wie geschrieben steht in den Propheten: „Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der da bereite deinen Weg vor dir.“
Siehe ich sende meinen Engel vor dir her u.s.w. Dreierlei hat Johannes gethan, er hat Buße gepredigt, d.i. die Nothwendigkeit eines neuen Lebens, er hat das Evangelium gepredigt, indem er auf Christum hinwies, durch den dieses neue Leben zu erlangen ist, endlich hat er diejenigen getauft, die sich zu ihm wandten. Er bezeichnet, er mahnt, er stellt dar (Signat, monet, repraesentat). Er bezeichnet die, welche zu Christo sich bekannt haben, er mahnt (lehrt), indem er das Erbarmen und die Gnade Gottes verkündigt, welche er uns geschenkt hat durch den Tod seines Sohnes, und er stellt die Vergebung der Sünden im Blute Christi dar in sacramentlicher Weise: daher wird auch die Taufe von Paulus ein Zeichen der Wiedergeburt genannt, nicht also, daß sie von sich aus die Wiedergeburt bewirke, sondern daß Gott es thue durch sie, indem die Kraft des Blutes Christi das Vermittelnde ist. (Oswald Myconius)
1:3 „Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des HERRN, macht seine Steige richtig!“
1:4 Johannes, der war in der Wüste, taufte und predigte von der Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.
1:5 Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land und die von Jerusalem und ließen sich alle von ihm taufen im Jordan und bekannten ihre Sünden.
1:6 Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren und mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden, und aß Heuschrecken und wilden Honig;
1:7 und er predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, daß ich mich vor ihm bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse.
Gott sei Dank, daß Jesus stärker ist als Johannes, der Bußprediger! Denn, was würde mir im Augenblick, wo ich leiblich und seelisch wie zerschlagen am Boden liege, ein Besuch des Mannes im härenen Prophetenmantel nützen. Soviel Prophet bin ich selbst, daß ich mir ob meiner Sünde Gericht und aus meiner Schwachheit Untergang weissagen kann. Jesus ist stärker: er kann auch lösen, was Johannes gefesselt, erlösen, was unter Sündenfolgen jammert. Ja, Jesus ist stärker als ich! Neigt er sich heute abend zu mir, weht seines Geistes Kraft mich an, dann ist's mit dem schwächlichen Nachgeben gegen die Stimmung vorbei. Sagt er nicht: Was mein ist, ist dein? Dann muß seine Kraft sich gerade heute meiner so lebhaft empfundenen Schwäche mitteilen. Dann fasse ich im Glauben seine Nähe, und es wird schon ganz stille, wo eben noch die erregte Schmerzfläche mich zu betäuben und zu lähmen suchte. Jesus ist stärker als meine Schuld, als das Verhängnis meiner Verfehlungen, stärker als die Anfechtungen aus der Tiefe. Gott sei Dank, Jesus ist stärker als ich!
Jetzt will ich mich in deine Kraft hüllen lassen, Herr Jesus, wie in eine warme Schutzdecke. Ich vertraue deiner Stärke! Ich schließe meine Augen, denn du wachest über deinem schwachen Kind. Wie wohl ist mir im Glauben an deine starke Nähe. Lob und Preis sei dir. Amen. (Samuel Keller)
1:8 Ich taufe euch mit Wasser; aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.1)
Ueber die Person des Täufers: Der Evangelist schildert seine strenge Lebensweise; er hielt nichts auf prächtige Kleider und köstliche Speisen, sondern war zufrieden mit dem , was ihm zur hand war. Er lag dem Geschäft der Frömmigkeit ob, wie er nämlich dem Herrn den Weg bereiten möge. Johannes ist ein Vorbild Allen, die Christum zu verkündigen berufen sind. Da gilt es, der Welt zu entsagen und all ihrer Pracht und Herrlichkeit, wenn man das Evangelium rein und wirksam verkündigen will. Darum aber ist nicht nöthig in der Wüste zu leben. Christus hat auch nicht, oder doch nur kurze Zeit in der Wüste gelebt, und ebensowenig die Apostel, die doch Christum nicht nur der Juden, sondern der Welt verkündigt haben. Was das Kleid des Täufers (im Vorbeigehn gesagt) betrifft, so haben die dummen Maler nach Anleitung dummer Priester ihn gemalt mit einem Kameelsfell, während es ein Kleid war aus Kameelhaaren, d.i. ein rauhes Kleid. Darum sagt Christus: was seid ihr hinausgegangen in die Wüste, wolltet ihr einen Mann in weichen Kleidern sehen? - Alles (auch der Gürtel) deutet auf die Einfachheit seines Wesens hin. Wer göttliche Zwecke sich vorsetzt, der verfolgt auf des Geistes Trieb auch in den Dingen dieser Welt eine andere Lebensweise, als die Welt. (Oswald Myconius)
1:9 Und es begab sich zu der Zeit, daß Jesus aus Galiläa von Nazareth kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan.
Die Beschneidung, welche der HErr Jesus am achten Tage Seines Lebens annahm, war ein öffentliches Zeichen, daß Er ein Israelit sei, sich zu dem israelitischen Volk als der König desselben bekenne, und es auf ich genommen habe, das ganze Gesetz, das dem Volk Israel gegeben worden, zu erfüllen. Da Er aber hernach getauft wurde, bekannte Er, daß Er das Haupt der christlichen Kirche sein wolle, welche durch die Taufe und den neutestamentlichen glauben entstehen, und alle israelitischen Rechte, welche das Heil der Seelen betreffen, genießen sollte. Kurz zu sagen, durch die Beschneidung trat der HErr Jesus in eine Verbindung mit dem Judenvolke; da man aber hernach fragen konnte, ob Er denn allein die Juden für die Seinigen erkennen, und ihr Heiland mit Ausschluß anderer Völker sein wolle, so trat Er durch die Taufe auch in die Verbindung mit der christlichen Kirche, welche durch ihn errittet werden, und glaubige Juden und Heiden in sich fassen sollte. Es war eine große Erniedrigung des HErrn Jesu, daß Er Sich von Seinem Knechte, dem Johannes, taufen ließ. Dieser hatte Ihn vermuthlich vorher noch nie gesehen (Joh. 1,33.), da er Ihn aber das erste Mal sah, und vielleicht hörte, daß Er der Sohn der Maria sei, die 30 Jahre vorher zu Seiner Mutter Elisabeth gekommen war, erkannte und glaubte er alsbald, daß Jesus sein HErr, und der heilige Sohn Gottes sei. Er demüthigte sich also vor Ihm, und sagte: ich bedarf, daß ich von Dir getauft werde, und Du kommst zu mir. Der HErr Jesus aber, der keine Sünde, wie andere Leute bekennen konnte, antwortete: laß es also sein, also gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s Ihm zu, Matth. 3,15. Es ist ein Beweis der Leutseligkeit und Sanftmuth Jesu, daß Er bei neuen und ungemeinen Begebenheiten geduldet hat, daß Ihm die Seinigen demüthige Einwendungen machten, welche Ihm einen Anlaß gaben, sie zu belehren; es ist aber auch schön, daß die Seinigen Seine obgleich kurzen Belehrungen annahmen, und sich, obgleich noch eine Dunkelheit dabei war, Seinem Willen unterwarfen. Bei der Taufe Jesu wurde er feierlich für den Sohn Gottes erklärt, und zwar durch die Stimme des Vaters, aber auch durch die Uebereinkunft des Heiligen Geistes, auf welche der Täufer Johannes vermöge einer göttlichen Verheißung gewartet hatte, Joh. 1,3. Der Heilige Geist kam in der Gestalt einer Taube von dem geöffneten Himmel herab und auf Jesum, wie Matthäus und Markus melden; Er blieb aber über Ihm, wie der Täufer Johannes Joh. 1,33. bezeugt, so daß man Ihn nimmer wegweichen sah, obschon freilich die Taubengestalt bald verschwand. Die menschliche Natur Jesu wurde sowohl durch die Rede des Vaters, als auch durch die Uebereinkunft des Heiligen Geistes unvergleichlich erquickt und gestärkt, und kam in diejenige Fassung, mit welcher sie in der Wüste die Versuchungen des Teufels überwinden, und hernach das Lehramt antreten sollte. Dank sei dem lieben Heiland, daß Er sich durch Seine Taufe zu uns getauften Christen bekannt hat. Er wurde bei Seiner Taufe von dem Vater öffentlich für Seinen lieben Sohn erklärt, an dem Er Wohlgefallen habe, wir aber werden durch die Taufe aus Gnaden und um Christi willen Gottes Kinder. Der Heilige Geist kam bei der Taufe sichtbarlich auf Ihn, und blieb auf Ihm; wir empfangen Ihn auch durch die Taufe nach dem Maße; dessen wir fähig sind. (Magnus Friedrich Roos)
1:10 Und alsbald stieg er aus dem Wasser und sah, daß sich der Himmel auftat, und den Geist gleich wie eine Taube herabkommen auf ihn.
1:11 Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
1:12 Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste,
1:13 und er war allda in der Wüste Tage und ward versucht von dem Satan und war bei den Tieren, und die Engel dienten ihm.2)
1:14 Nachdem aber Johannes überantwortet war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium vom Reich Gottes
1:15 und sprach: Die Zeit ist erfüllet, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!
1:16 Da er aber am Galiläischen Meer ging, sah er Simon und Andreas, seinen Bruder, daß sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer.
Man meint oft, wenn man sich der Arbeit widme, sei man am weitesten vom rechtschaffenen Weg entfernt; aber um diese Zeit ist man oft am nächsten. Gerade unter der Arbeit des Fischfanges wurden diese Jünger vom Herrn berufen. (Johann Albrecht Bengel)
1:17 Und Jesus sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!
Nur dadurch, daß wir Jesus nachfolgen, können wir den Wunsch unsres Herzens erlangen und unsren Mitmenschen wirklich nützlich sein. O, wie sehnen wir uns, Fischer für Jesum zu sein, die Erfolg haben! Wir würden unser Leben opfern, um Seelen zu gewinnen. Aber wir werden versucht, Methoden anzuwenden, die Jesus nie angewandt haben würde. Sollen wir dieser Einflüsterung des Feindes nachgeben? Wenn das, so mögen wir das Wasser umherspritzen, aber wir werden nie Fische fangen. Wir müssen Jesu nachfolgen, wenn es uns gelingen soll. Sensationelle Methoden, Abendunterhaltungen und dergleichen - heißt das Jesus nachfolgen? Können wir uns vorstellen, daß der Herr Jesus Hörer durch solche Mittel angezogen, wie sie jetzt gewöhnlich gebraucht werden? Was ist das Ergebnis solcher Auskunftsmittel? Das Ergebnis ist nichts, was Jesus am letzten großen Tage in Rechnung bringen wird.
Wir müssen bei unsrem Predigen bleiben, wie unser Meister es tat, denn durch dieses Mittel werden Seelen errettet. Wir müssen unsres Herrn Lehre predigen und ein volles und freies Evangelium verkünden; denn dies ist das Netz, in dem Seelen gefangen werden. Wir müssen mit seiner Sanftmut, Kühnheit und Liebe predigen; denn dies ist das Geheimnis des Erfolgs bei Menschenherzen. Wir müssen mit göttlicher Salbung arbeiten und uns auf den Heiligen Geist verlassen. So, indem wir Jesu nachfolgen, nicht Ihm voranlaufen, oder zur Seite abweichen, sollen wir Menschenfischer werden. (Charles Haddon Spurgeon)
1:18 Alsobald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.
1:19 Und da er von da ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, daß sie die Netze im Schiff flickten; und alsbald rief er sie.
1:20 Und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Schiff mit den Tagelöhnern und folgten ihm nach.
1:21 Und sie gingen gen Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er in die Schule und lehrte.
1:22 Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten.
1:23 Und es war in ihrer Schule ein Mensch, besessen von einem unsauberen Geist, der schrie
1:24 und sprach: Halt, was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu verderben. Ich weiß wer du bist: der Heilige Gottes.
1:25 Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm!
1:26 Und der unsaubere Geist riß ihn und schrie laut und fuhr aus von ihm.
1:27 Und sie entsetzten sich alle, also daß sie untereinander sich befragten und sprachen: Was ist das? Was ist das für eine neue Lehre? Er gebietet mit Gewalt den unsauberen Geistern, und sie gehorchen ihm.
1:28 Und sein Gerücht erscholl alsbald umher in das galiläische Land.
1:29 Und sie gingen alsbald aus der Schule und kamen in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes.
1:30 Und die Schwiegermutter Simons lag und hatte das Fieber; und alsbald sagten sie ihm von ihr.
Gar lieblich mutet uns dieser flüchtige Einblick in das Hauswesen des apostolischen Fischers an. Wir sehen hier sogleich, dass Familienfreuden und Familiensorgen kein Hindernis in der treuen Pflichterfüllung evangelischer Wirksamkeit sind; nein, dass sie vielmehr den Verkündiger der göttlichen Heilsbotschaft besser zu unterrichten vermögen, als irgendeine andere menschliche Schule und Erziehung, weil sie reichlich Gelegenheit bieten, Zeuge zu sein von dem Gnadenwerk des Herrn am eigenen Fleisch und Gebein. Aberglaube und Unglaube, selbstgemachte Heiligkeit und zügellose Ungebundenheit mögen die Ehe verwerfen und verdammen, trotzdem stimmen wahres Christentum und liebliches Familienleben vortrefflich zusammen. Petri Haus war ohne Zweifel eine geringe Fischerhütte, aber der Herr der Herrlichkeit betrat sie, wohnte darin und vollbrachte daselbst ein Wunder. Wenn heute unser Büchlein in irgendeiner armseligen Hütte gelesen werden sollte, so mögen ihre Bewohner aus unserer Schriftstelle sich aufmuntern lassen, die Gesellschaft des Königs Jesu zu suchen. Gott wohnt häufiger in ärmlichen Hütten als in prächtigen Palästen. Der Herr Jesus betrachtet euer irdisches Heimwesen und harrt, wie und wo Er euch Gnade erweisen könne. Krankheit war in Simons Haus eingekehrt, ein Fieber tödlicher Art hatte seine Schwieger aufs Krankenlager gestreckt, und sobald Jesus kam, erzählten sie Ihm von der schweren Heimsuchung, und Er eilte ans Krankenbett. Ist irgendein Kranker in eurem Hause? Dann ist der Herr Jesus der allerbeste Arzt, geht sogleich zu Ihm und sagt Ihm alles. Legt Ihm sogleich alle Umstände offen dar. Es betrifft eines der Seinen und darum ist‘s Ihm nicht gleichgültig. Beachtet, wie der Heiland das kranke Weib alsbald heilte; niemand kann heilen wie Er. Wir dürfen freilich nicht darauf rechnen, dass der Herr sogleich alle Krankheit von unsern Lieben hinwegnimmt, aber das wissen wir, dass gläubiges Gebet für den Kranken viel eher Heilung bewirken kann, als alle menschliche Kunst und Wissenschaft; und wo auch das Gebet nicht wirkt, was wir hoffen, da wollen wir uns demütig beugen unter den Willen Des, der über Leben und Tod Herr ist. Das liebende Herz Jesu harrt und hört auf unser Seufzen; so wollen wir uns denn in seinen Willen getrost ergeben. (Charles Haddon Spurgeon)
1:31 Und er trat zu ihr und richtete sie auf und hielt sie bei der Hand; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen.3)
1:32 Am Abend aber, da die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm allerlei Kranke und Besessene.
1:33 Und die ganze Stadt versammelte sich vor der Tür.
1:34 Und er half vielen Kranken, die mit mancherlei Seuchen beladen waren, und trieb viele Teufel aus und ließ die Teufel nicht reden, denn sie kannten ihn.
1:35 Und des Morgens vor Tage stand er auf und ging hinaus. Und Jesus ging in eine wüste Stätte und betete daselbst.
Es ist etwas Köstliches um den Morgen, wenn man sich da auch von den Vertrautesten um des stillen Gebetes willen zurückzieht. Es gibt dann einen kühlen Morgentau. (Johann Albrecht Bengel)
1:36 Und Petrus mit denen, die bei ihm waren, eilten ihm nach.
1:37 Und da sie ihn fanden, sprachen sie zu ihm: Jedermann sucht dich.
Wenn eine Seele im Gebet sich recht gefaßt hat, dann wird sie finden, daß sie jetzt erst auf andere einwirken kann. Die himmlische Salbung gibt einen Geruch von sich, durch den man hernach ohne viele Worte den Seelen etwas abgewinnen kann. So gut man es einem ansieht, wenn er zuvor mit jemand im Zank gewesen ist, so gut spürt man es auch, wenn einer vom Umgang mit Gott herkommt. (Johann Albrecht Bengel)
1:38 Und er sprach zu ihnen: Laßt uns in die nächsten Städte gehen, daß ich daselbst auch predige; denn dazu bin ich gekommen.
1:39 Und er predigte in ihren Schulen in ganz Galiläa und trieb die Teufel aus.
1:40 Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete vor ihm und sprach: Willst du, so kannst du mich wohl reinigen.
1:41 Und es jammerte Jesum, und er reckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei gereinigt!
Uranfängliche Finsternis umhüllte die Erde, als des Allmächtigen Wort erschallte: „Es werde Licht;“ und es wurde Licht. Und das Wort des Herrn Jesu ist nicht weniger mächtig und majestätisch, als jenes uralte Wort der allwaltenden Gottheit. Die Erlösung hat gleich der Schöpfung ihr gewaltiges Wort der schrankenlosen Macht. Jesus spricht, so geschieht‘s. Der Aussatz wich keinem menschlichen Heilmittel, aber er entfloh alsobald auf des Herrn: „Ich will es tun.“ Die Krankheit ließ keinerlei Anzeichen bemerken, die der Hoffnung auf Wiederherstellung Raum geben konnten, die Natur trug nichts zur Heilung bei, sondern das alleinige Heilandswort bewirkte die Reinigung, und zwar sogleich und dauernd. Der Sünder ist in einem noch viel elenderen Zustande als der Aussätzige; aber er soll tun wie dieser und zu Jesu gehen, und „Ihn bitten und vor Ihm knieen.“ Er soll den kleinen Glauben, den er hat, gebrauchen, und käme er auch nicht weiter als zu den Worten: „Herr, willst Du, so kannst Du mich wohl reinigen;“ und dann braucht er gar nicht zu zweifeln, dass sein Flehen werde Erhörung finden. Der Herr Jesus heilt alle, die zu Ihm kommen, und verwirft niemand. Wenn wir die Erzählung lesen, der unsre heutige Schriftstelle angehört, so ist es demütiger Beachtung wert, dass der Herr Jesus den Aussätzigen anrührte. Dieser Unreine hatte die Vorschriften des Gesetzes gebrochen und hatte sich ins Haus eingedrängt; aber Jesus, weit entfernt, ihn darüber zu strafen, brach selber das Gesetz, um ihm zu helfen. Er wechselte mit dem Aussätzigen seine Stellung, denn während Er diesen reinigte, machte Er sich durch die Berührung selbst einer levitischen Verunreinigung schuldig. Und gerade so ist der Herr Jesus, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, dass wir würden in Ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. O, dass doch jeder arme Sünder zu Jesu käme, und glaubte an die Kraft seines stellvertretenden Werkes, so würde er bald die Wirkung seiner barmherzigen Berührung an sich verspüren. Dieselbe Hand, die die Brote vermehrte, die den sinkenden Petrus hielt, die schwerbetrübte Heilige aufrichtet, die den Gläubigen krönt, dieselbe Hand berührt auch jeden versinkenden Sünder und macht ihn in einem einzigen Augenblick rein. Die Liebe Jesu ist die Quelle alles Heils. Er liebt, Er lockt, Er labt uns; Er rührt uns an, so leben wir. (Charles Haddon Spurgeon)
1:42 Und als er so sprach, ging der Aussatz alsbald von ihm, und er ward rein.
1:43 Und Jesus bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von sich
1:44 und sprach zu ihm: Siehe zu, daß du niemand davon sagest; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, zum Zeugnis über sie.
1:45 Er aber, da er hinauskam, hob er an und sagte viel davon und machte die Geschichte ruchbar, also daß er hinfort nicht mehr konnte öffentlich in die Stadt gehen; sondern er war draußen in den wüsten Örtern, und sie kamen zu ihm von allen Enden.