Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Maleachi.
Diesen Maleachi halten die Ebräi, er sei der Esra gewesen; das lassen wir so gut sein, denn wir nichts Gewisses von ihm haben können; ohn das, so viel aus seiner Weissagung zu nehmen, ist er nicht lange vor Christus Geburt, und freilich der letzt Prophet gewesen; denn er spricht im 2. Kapitel, daß Christus der Herr bald kommen solle.
Und ist ein feiner Prophet, der schöne Sprüche hat von Christo und dem Evangelio, welches er nennet ein rein Opfer in aller Welt. Denn durchs Evangelium wird Gottes Gnade gepreiset, welchs istdas rechte reine Dankopfer. Item, er weissaget von der Zukunft Johannis des Täufers, wie es Christus selbs Matth. 11 deutet, und Johannem seinen Engel und Eliam nennet, davon Maleachi schreibet.
Uber das schilt er auch sein Volk hart darumb, daß sie den Priestern nicht gaben ihre Zehenten und andere Pflicht. Und wenn sie schon gaben, so gaben sie es mit allen Untreuen; als, ungesunde, untüchtige Schafe, und was sie selbs nicht mochten, das mußte den armen Pfaffen und Predigern gut sein. Wie es denn zu gehen pflegt, daß, wo recht Gottes Wort und treue Prediger sind, die müssen Hunger und Noth leiden; falsche Lehrer müssen immer die Fülle haben, wiewohl die Priester mit solchen Opfern auch gescholten werden, daß sie es annahmen und opferten. Das thät der liebe Geiz.
Aber Gott zeiget hie an, daß er des großen Ungefallen habe, und heißt solche Untreu und Bosheit ein Schmach, die ihm selbs geschehe. Darumb er auch ihnen dräuet, er wolle sie lassen, und die Heiden annehmen zum Volk.
Darnach schilt er die Priester sonderlich, daß sie Gottes Wort fälscheten und untreulich lehreten, und damit viel verführeten, und mißbrauchten ihres priesterlichen Ampts, daß sie nicht strafeten diejenigen, so untüchtig Ding opferten oder sonst nicht fromm waren, sondern lobten und sprachen sie fromm, damit sie nur Opfer und Genieß von ihnen kriegten. Also hat der Geizz und Bauchsorge immer Schaden gethan dem Wort und Dienst Gottes, und machet immer Heuchler aus Predigern.
Auch schilt er sie, daß sie ihre Weiber betrübten und verachten, damit ihr Opfer und Gottesdienst auch verunreinigten. Denn im Gesetz Mose war es verboten, Gott zu opfern betrübte Opfer; und die betrübt waren, thurften nicht opfern noch von Opfern essen. Deß waren die nu Ursache, welche ihre Weiber betrübt und weinend machten, und wollten sich Abrahams Exempel behelfen, der seine Hagar mußte austreiben und betrüben. Aber er thäts nicht aus Muthwillen; gleichwie er sie auch nicht aus Furwitz zur Ehe genommen hatte.