Jesaja, Kapitel 41
41:1 Laß die Inseln vor mir schweigen und die Völker sich stärken! Laß sie herzutreten und nun reden; laßt uns miteinander rechten!1)
Alles Irdische bedarf der Stärkung und Erneuerung der Kräfte. Kein Geschöpf hat den Grund seines Fortbestehens in sich selber. „Du erneuerst die Gestalt der Erde“ , ruft der Psalmist aus. Auch die Bäume, die weder mit Sorgen noch mit Arbeit ihr Leben verzehren, müssen vom Tau des Himmels trinken und aus den verborgenen Schätzen der Tiefen ihre Nahrung aufsaugen. Die Zedern auf Libanon, die Gott gepflanzt hat, leben nur fort, weil sie Tag für Tag mit neuen Säften aus dem Schoß der Erde genährt werden. So kann auch das menschliche Leben nur durch göttliche Stärkung erhalten werden. Gleichwie man die verbrauchten Kräfte des Leibes durch öfters Essen und Trinken immer und immer wieder ersetzen muß, so müssen wir die Kräfte unsres Geistes und unsrer Seele allezeit kräftig erhalten durch Nahrung aus dem Wort Gottes oder durch die trostreiche Predigt des Evangeliums oder durch die erquickende Speise des heiligen Abendmahls. Wie leidet unser Seelenzustand sobald Not, wenn die Gnadenmittel vernachlässigt werden! Wie siechen manche Kinder Gottes so armselig dahin, weil sie lässig sind im Gebrauche des Wortes Gottes und des stillen Gebets im Kämmerlein! Wenn unser Glaube ohne Gott leben kann, dann stammt er nicht aus Gott; dann ist er nur ein Traum; denn wenn er aus Gott geboren ist, so harret er des Herrn, wie die Blumen des Taues. Ohne beständige Erneuerung sind wir nicht vorbereitet auf die beständigen Anfechtungen der Hölle, oder auf die schweren Heimsuchungen des Himmels, oder selbst auf die inneren Kämpfe. Wenn sich die Windsbraut erhebt, dann wehe dem Baum, der sich nicht am neuen Saft gekräftigt und den Fels mit all seinen Wurzeln umschlungen hat. Wenn der Sturm tobt, dann wehe den Schiffsleuten, die ihren Mast nicht befestigt, ihren Anker nicht ausgeworfen, den sichern Hafen nicht gesucht haben. Wenn wir das Gute darben lassen, dann wuchert sicher das Böse in uns und sucht uns im verzweifelten Kampfe zu überwinden; und wer weiß, welche furchtbare Verzweiflung und schreckliche Ungnade uns dann überfällt. So wollen wir uns denn in demütiger Bitte dem Fußschemel der göttlichen Gnade nahen, auf daß sich die Verheißung an uns erfülle: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft.“ (Charles Haddon Spurgeon)
41:2 Wer hat den Gerechten vom Aufgange erweckt? Wer rief ihn, daß er ging? Wer gab die Heiden und Könige vor ihm dahin, daß er ihrer mächtig ward, und gab sie seinem Schwert wie Staub und seinem Bogen wie zerstreute Stoppeln,
41:3 daß er ihnen nachjagte und zog durch mit Frieden und ward des Wegs noch nie müde?
41:4 Wer tut's und macht es und ruft alle Menschen nacheinander von Anfang her? Ich bin's, der HERR, der Erste und der Letzte.
Der große Gott stellt Jes. 41. ein Verhör mit den Heiden an, welche bei dem Umsturz des jüdischen Reiches und der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem sich ihrer Götzen rühmten und dem Gott Israels Hohn sprachen. Er sagt also, Er sei es, der den gerechten Abraham vom Aufgang erweckt, und ihm den Sieg über die vier morgenländischen Könige 1 Mos. 14. gegeben habe. Damals seien die Götzen der Heiden noch nicht gewesen, aber eben dieser außerordentliche Sieg, der weit erschollen sei, habe die Heiden veranlaßt, sich Götzenbilder zu machen, um durch sie geschützt und siegreich zu werden, V. 5.6.7. Hernach habe der HErr den Samen Abrahams, da er ein Volk war, erweckt und erwählt, und werde auch Seinen Vorsatz in Ansehung desselben behaupten und erfüllen, und ob Er gleich dieses Volk in die babylonische Gefangenschaft habe gerathen und unter die Heiden zerstreuen lassen, so wolle Er doch wieder etwas thun, das kein Götze oder Götzenpriester vorher verkündigen könne, Er wolle nämlich den König Cores von Mitternacht her erwecken, welcher Babel einnehmen und Israel aus der Gefangenschaft wieder los lassen werde, V. 8-25.
Dieses Alles ist auch in den Worten V. 54. zusammen gefaßt: wer thut’s und macht’s, und ruft alle Menschen nach einander von Anfang her? Ich bin’s, der HErr, beides, der Erste und der Letzte. Gott hat von Anfang Menschen gerufen und durch Sein Rufen gemacht. Er hat sie werden lassen, was sie sein sollten. Und so geht’s durch alle Zeiten fort. Wenn etwas Neues geschehen soll, so erweckt Er Menschen dazu. Wenn Er strafen oder wohlthun will, so macht Er, daß Menschen werden, welche Er als Werkzeuge brauchen kann. Er ist der Erste, oder der Schöpfer und Urheber der ersten Menschen, und bei den folgenden, ja bei den letzten Menschen ist Er auch wirksam. Er ruft sie auch, Er bildet ihre Geister und Leiber von ihrer Empfängniß an und braucht sie, wie Er will. Wir werden dadurch gewarnt, daß wir der menschlichen Kunst und Weisheit bei der Auferziehung und Bildung junger Leute nicht zu viel zuschreiben, und Gott allein die Ehre geben, wenn ein tauglicher Mensch entsteht; denn zu geschweigen, daß, weder der pflanzet, noch der begießt, etwas ist, sondern Gott, der das Gedeihen gibt, so gibt es Leute, die ihre Eltern und Lehrer übertreffen, und bei denen man also deutlich wahrnehmen kann, daß Gott sie zu demjenigen gemacht habe, was sie geworden sind. Lasset uns getrost sein. Wenn Gott der Kirche oder Polizei aufhelfen will, so kann Er Männer dazu rufen, wann Er will, und mit ihnen sein, daß sie ausrichten, was Er will. Er kann ihnen Sieg geben wie dem Abraham, und es ihnen wider mächtige Feinde gelingen lassen wie dem Cores. Wenn auch ein Mensch zu großen Thaten nicht berufen und tüchtig ist, so soll er doch ein lebendiges Glied an dem Leib Christi sein, und hat als ein solches auch seine besondere Gabe empfangen, mit welcher er wuchern und etwas Gutes zur Ehre Gottes ausrichten kann. Hiebei hat er nicht nöthig zu wünschen, daß sein Name und Thun in den menschlichen Geschichtsbüchern gelobt werde, denn dieses Lob ist eitel. Ihm kann’s genügen, wenn sein Name im Buch des Lebens steht, und ihm von dem Richter der Welt am Tage Seiner herrlichen Erscheinung Lob widerfährt.(Magnus Friedrich Roos)
41:5 Da das die Inseln sahen, fürchteten sie sich, und die Enden der Erde erschraken; sie nahten und kamen herzu.
41:6 Einer half dem andern und sprach zu seinem Nächsten: Sei getrost!
41:7 Der Zimmermann nahm den Goldschmied zu sich und machten mit dem Hammer das Blech glatt auf dem Amboß und sprachen: Das wird fein stehen! und hefteten's mit Nägeln, daß es nicht sollte wackeln.
41:8 Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, du Samen Abrahams, meines Geliebten,
Wenn wir die Gnade Gottes empfangen haben in unsre Herzen, so wirkt sie in uns dahin, daß wir Gottes Knechte werden. Wir sind vielleicht ungetreue Knechte, jedenfalls sind wir unnütze Knechte; aber dennoch, sein Name sei dafür gepriesen, sind wir seine Knechte; wir tragen sein Dienstkleid, wir essen an seinem Tische und gehorchen seinen Geboten. Einst waren wir Knechte der Sünde, aber der uns frei gemacht hat, hat uns nun in sein Haus aufgenommen und hat uns Gehorsam gegen seine Gebote gelehrt. Wir dienen unserm Meister nicht vollkommen, aber wir möchten es, wenn wir könnten. Wenn wir Gottes Stimme uns zurufen hören: „Du sollst mein Knecht sein,“ so können wir mit David antworten: „Ich bin Dein Knecht, Du hast meine Bande zerrissen.“ Aber der Herr nennt uns nicht bloß seine Knechte, sondern seine Erwählten: „Den ich erwählet habe.“ Nicht wir haben Ihn zuerst erwählt, sondern Er hat uns erwählt. Wir sind jetzt Gottes Knechte, so sind wir es nicht von jeher gewesen; die selige Umwandlung müssen wir der unumschränkten Gnade zuschreiben. Das Auge der Unumschränktheit hat uns ausersehen, und die Stimme der unwandelbaren Gnade hat bezeugt: „Ich habe dich je und je geliebet.“ Lange bevor Zeit oder Raum ins Dasein gerufen war, hatte Gott die Namen seines auserwählten Volkes auf sein Herz eingegraben und sie zuvor verordnet, daß sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, und hat sie eingesetzt zu Erben der ganzen Fülle seiner Liebe, seiner Gnade und seiner Herrlichkeit. Welch ein Trost liegt hierin! Hätte der Herr uns so lange geliebt, um uns wieder zu verwerfen? Er wußte, wie halsstarrig wir sein würden; Er erkannte, daß unsre Herzen böse waren, und dennoch traf Er seine Wahl. O, unser Heiland ist kein wetterwendischer Freund. Er fühlt sich nicht eine kleine Weile entzückt von etlichen Strahlen der Schönheit von den Augen seiner Brautgemeinde und verwirft sie nachher um ihrer Untreue willen. Nein, Er hat sie sich vertrauet in Ewigkeit. Die ewige Erwählung ist eine Handschrift auf unsre Dankbarkeit und auf seine Treue, die sich nicht verleugnen kann. „Wer nach der Gnadenwahl auf diesem Felsen stehet, Der stehet fest, wenn alles untergehet.“ (Charles Haddon Spurgeon)
41:9 der ich dich gestärkt habe von der Welt Enden her und habe dich berufen von ihren Grenzen und sprach zu dir: Du sollst mein Knecht sein; denn ich erwähle dich, und verwerfe dich nicht,
41:10 fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Gott hat einen starken Rückhalt für die Erfüllung dieser Verpflichtung, die Er auf sich genommen hat; denn Er vermag alles, Er ist allmächtig! Gläubige Seele, bevor du nicht kannst den Ozean der Allmacht ausschöpfen, ehe du nicht imstande bist, die diamantnen Gebirgs-Riesen der allmächtigen Kraft zu zertrümmern, darfst du dich nicht fürchten. Glaube nicht, daß je eines Menschen Vermögen die Macht des Allmächtigen überwinde. So lange die gewaltigen Pfeiler der Erde feststehen, hast du Grund genug, in deinem Glauben fest zu beharren. Derselbe Gott, der die Erde in ihrer Bahn steuert, der die brennende Glut der Sonne ernährt, und die himmlischen Lichter unterhält, hat auch verheißen, Er wolle dich täglich stärken. So lange Er vermag, das Weltall in seinem Bestande zu erhalten, so lange laß dir nicht im Traum einfallen, es möchte Ihm unmöglich werden, seine Verheißungen zu erfüllen. Denke daran, was Er vorzeiten getan hat, in den Tagen früherer Geschlechter. Gedenke des, daß Er sprach, so geschah's; daß Er gebot, so stand es da. Sollte Er, der die Welt erschaffen hat, je müde werden? Er hänget die Erde an nichts; sollte Er, der solches tun konnte, nicht fähig sein, auch seine Kinder zu tragen? Sollte Er darum können seinem Worte untreu werden, daß es Ihm an Kraft gebräche? Wer herrschet im Wetter und gebietet den Stürmen? Fähret Er nicht daher auf den Fittichen des Sturmwindes, und machet die Wolken zu seinem Wagen, und hält das Meer in seiner Hand? Wie könnte es Ihm mit dir denn mißlingen? Wenn Er eine solche treue Verheißung geschenkt hat, wie diese, kannst du da auch nur einen Augenblick noch dem Gedanken Raum geben, Er hätte mehr verheißen, als Er halten könne, Er sei weiter darin gegangen, als es Ihm seine Kraft gestatte! O, nie, nie! Du kannst nicht länger zweifeln.
„Er stärket mich nach seinem Wort!
Ich trau' auf diesen starken Hort:
Gott ist getreu.“
O Du, der Du mein Gott und meine Stärke bist, ja, ich darf glauben, daß diese Verheißung mir wird in Erfüllung gehen, denn das endlose Meer Deiner Gnadenfülle kann nie erschöpft werden, und der überfließende Strom Deiner Stärke kann nie und nimmer ausgetrunken werden von Deinen Freunden, noch in seinem Lauf aufgehalten werden von Deinen Feinden. (Charles Haddon Spurgeon)
Die gestrige Verheißung sicherte uns die Stärke zu für das, was wir zu tun haben, aber die heutige verbürgt uns Beistand in Fällen, wo wir nicht allein zu handeln vermögen. Der Herr sagt: „Ich will dir helfen.“ Die innere Stärke wird ergänzt durch äußere Hilfe. Gott kann uns Bundesgenossen in unsrem Kriege erwecken, wenn es Ihm also wohlgefällig ist; und selbst wenn Er uns keinen menschlichen Beistand sendet, so will Er selber an unsrer Seite sein, und dies ist ein noch Besseres. „Unser erhabener Bundesgenosse“ ist besser, als Legionen sterblicher Helfer.
Seine Hilfe ist zur rechten Zeit: „eine sehr gegenwärtige Hilfe in der Zeit der Not.“ Seine Hilfe ist sehr weise: Er weiß jedem eine passende und geeignete Hilfe zu geben. Seine Hilfe ist sehr wirksam, ob auch die Hilfe der Menschen eitel ist. Seine Hilfe ist mehr als Hilfe, denn Er trägt alle Lasten und versorgt mit allem Nötigen. „Der Herr ist mein Helfer; und ich will mich nicht fürchten. Was sollte mir ein Menschen tun?“
Weil Er schon unsre Hilfe gewesen ist, fühlen wir Vertrauen auf Ihn im Hinblick auf die Gegenwart und auf die Zukunft. Unser Gebet ist: „Herr, sei Du mein Helfer;“ unsre Erfahrung ist: „Desselben gleichen auch der Geist hilft unsrer Schwachheit auf;“ unsre Erwartung ist: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt;“ und unser Lied wird sein: „Du, Herr, hast mir geholfen.“ (Charles Haddon Spurgeon)
Wenn wir berufen werden, zu dienen oder zu leiden, so überschlagen wir unsre Stärke, und finden sie geringer, als wir glaubten, und geringer, als uns Not tut. Aber laßt uns nicht entmutigt werden, so lange wir ein Wort wie dieses haben, um uns daran zu halten, denn es verbürgt uns alles, dessen wir nur bedürfen können. Gott hat allmächtige Stärke; diese Stärke kann Er uns mitteilen; und Er hat verheißen, es zu tun. Er will die Speise unsrer Seele sein und die Gesundheit unsres Herzens, und so will Er uns Stärke geben. Niemand vermag zu sagen, wieviel Kraft Gott in einen Menschen hineinlegen kann. Wenn die göttliche Stärke kommt, so ist die menschliche Schwäche nicht mehr ein Hindernis.
Erinnern wir uns nicht an Zeiten der Arbeit und der Trübsal, in denen wir so besondere Stärke empfingen, daß wir über uns selber staunten? Inmitten der Gefahr waren wir gelassen, beim Verlust unsrer Lieben waren wir ergeben, bei Verleumdungen waren wir gefaßt, und in Krankheit waren wir geduldig. Die Wahrheit ist, daß Gott uns unerwartete Kraft gibt, wenn ungewöhnliche Prüfungen über uns kommen. Wir erheben uns über unser schwaches Ich hinaus. Feiglinge werden Männer, den Törichten wird Weisheit gegeben, und die Schweigsamen empfangen zu derselben Stunde, was sie reden sollen. Meine eigne Schwachheit läßt mich zurückbeben, aber Gottes Verheißung macht mich tapfer. Herr, stärke mich „nach deinem Wort“! (Charles Haddon Spurgeon)
Furcht vor dem Fallen ist heilsam. Waghalsig sein ist kein Zeichen von Weisheit. Zeiten kommen für uns, wo wir fühlen, daß wir untergehen müssen, wenn uns nicht ganz besondere Unterstützung zuteil wird. Hier haben wir solche. Gottes rechte Hand ist eine starke Lehne. Beachtet, es ist nicht nur seine Hand, obwohl diese Himmel und Erde an ihrem Ort erhält, sondern es ist seine rechte Hand, seine Macht mit Geschicklichkeit vereint, seine Macht, wo sie am gewandtesten ist. Nein, dies ist nicht alles, es steht geschrieben: „Ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ Die Hand, welche Er gebraucht, um seine Heiligkeit aufrecht zu halten und seine königlichen Urteilssprüche zu vollziehen - diese soll ausgestreckt werden, um die, welche Ihm vertrauen, zu erhalten. Furchtbar ist unsre Gefahr, aber fröhlich ist unsre Sicherheit. Den Mann, den Gott erhält, können Teufel nicht niederwerfen.
Schwach mögen unsre Füße sein, aber allmächtig ist Gottes rechte Hand. Rau mag der Weg sein, aber die Allmacht ist unsre Stütze. Wir können kühn vorwärts gehen. Wir werden nicht fallen. Laßt uns beständig uns da anlehnen, wo alle Dinge sich anlehnen. Gott wird nicht seine Kraft zurückziehen, denn auch Seine Gerechtigkeit ist da; Er wird seiner Verheißung treu sein, und Seinem Sohn treu und deshalb treu gegen uns. Wie fröhlich sollten wir sein! Sind wir es nicht? (Charles Haddon Spurgeon)
Ist etwas, welches eine gläubige Seele aufrichten kann, so ist es die Allmacht Gottes, denn diese ist Betrübten Anker, daran sie sich halten, wenn sie sich vorstellen: 1) bei Gott ist kein Ding unmöglich. Es ist kein Elend so groß, Gott kann daraus erretten, keine Last so schwer, er kann sie abnehmen, kein Unglück so heftig, Gott kann es wenden. 2) Soll der Betrübte bedenken, daß Andere viel schwerere Bürden getragen haben, und daß sie dennoch Gott daraus errettet hat, soll daher mit Freuden sprechen: ach Gott! du bist noch heute so reich, als du bist gewesen ewiglich, mein Vertrauen steht ganz zu dir. 3) Sollen Betrübte sich erinnern, Gottes Allmacht habe keine Schranken, und den Muth nicht sinken lassen, wenn sie schon nicht sehen, wie und wodurch, und auf welche Weise ihnen könne geholfen werden. Eure Gedanken sind nicht meine Gedanken, spricht der Herr, und eure Wege sind meine Wege, Esaj. 55,8. Diese Betrachtung soll einer betrübten Seele Vertrauen und Hoffnung stärken, weil sie weiß, Gott könne und wolle ihr helfen. Sie sollen derohalben stille seyn, hoffen, beten, Gott vertrauen, die Trübsal mit Geduld ertragen, und ihre Augen freudig gen Himmel aufheben, und sagen: meine Hülfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. (Johann Friedrich Stark)
41:11 Siehe, sie sollen zu Spott und zu Schanden werden alle, die dir gram sind; sie sollen werden wie nichts; und die Leute, die mit dir hadern, sollen umkommen,
41:12 daß du nach ihnen fragen möchtest, und wirst sie nicht finden. Die Leute, die mit dir zanken, sollen werden wie nichts; und die Leute, die wider dich streiten, sollen ein Ende haben.
41:13 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand stärkt und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!
41:14 So fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ihr armer Haufe Israel. Ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige in Israel.
Vernehmet heute, wie der Herr Jesus zu einem jeden von uns spricht: „Ich will dir helfen.“ „Es ist mir ein kleines, dir zu helfen,“ spricht dein Heiland zu dir, „denn ich bin dein Gott.“ Siehe, was ich schon alles an dich gewendet habe; und ich sollte dir nicht helfen? Habe ich dich doch mit meinem Blut erkauft. Wie! dir nicht helfen? Ich bin für dich in den Tod gegangen; und wenn ich das größere für dich vollbracht habe, wie sollte ich das geringere nicht auch tun! Dir helfen! Das ist ja das wenigste, was ich für dich tun will; ich habe mehr für dich getan und will noch mehr tun. Vor Grundlegung der Welt habe ich dich erwählt. Um deinetwillen habe ich den Bund gemacht. Ich habe mich meiner Herrlichkeit entäußert und bin Mensch geworden um deinetwillen; ich habe mein Leben für dich dahin gegeben; und habe ich das alles für dich getan, so will ich dir wahrlich jetzt helfen. Ich helfe dir und gebe dir, was ich schon für dich erkauft habe. Und hättest du tausendmal größere Hilfe nötig, ich wollte sie dir gewähren; du verlangst ein geringes gegen das, was ich zu geben bereit bin. In deinen Augen verlangst du großes, aber es ist mir ein kleines, dir's zu schenken. „Dir helfen?“ fürchte dich nicht. Wenn vor deiner Scheune ein Sperling um Hilfe flehte, so würde dich eine Handvoll Korn nicht arm machen; und du bist nur eine einzige Ameise auf der Schwelle meines Allvermögens. „Ich will dir helfen.“
O meine Seele, ist das nicht genug? Brauchst du eine stärkere Hilfe als die Allmacht des dreieinigen Gottes? Bedarfst du mehr Weisheit, als im Vater vorhanden ist, mehr Liebe, als sich im Sohne offenbart, mehr Macht, als sich im Wirken des Heiligen Geistes verkündet? Bringe deinen leeren Wasserkrug hierher! Wahrlich, dieser Brunnen füllt ihn. Eile, raffe deine Bitten zusammen und bringe sie her, deinen Mangel, deine Schmerzen, deine Sehnsucht. Siehe, dieser Gottesstrom strömt voll für dich; was kannst du mehr begehren? Gehe hin, meine Seele, in dieser deiner Kraft. Der ewige Gott ist dein Helfer!
„Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott!“ (Charles Haddon Spurgeon)
41:15 Siehe, ich habe dich zum scharfen, neuen Dreschwagen gemacht, der Zacken hat, daß du sollst Berge zerdreschen und zermalmen und die Hügel zu Spreu machen.
41:16 Du sollst sie zerstreuen, daß sie der Wind wegführe und der Wirbel verwehe. Du aber wirst fröhlich sein über den HERRN und wirst dich rühmen des Heiligen in Israel.
41:17 Die Elenden und Armen suchen Wasser, und ist nichts da; ihre Zunge verdorrt vor Durst. Aber ich, der HERR, will sie erhören; ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen.
Elende und Arme begegnen uns allezeit in tausend Gestalten. Ihnen vornehmlich wird zunächst alles Heil nahe gelegt. Wen Niemand ansieht, den sieht der HErr an, und so, als ob Er nach den Andern, die nicht das Ansehen von Elenden haben, gar nicht sähe. Wollen aber die Andern doch auch angesehen werden, so müssen sie sich unter die Reihen der Armen und Elenden zu stellen wissen. Das tun sie, wenn sie nach den Dingen dieser Welt nichts fragen, auch wenn sie sie haben, sich dennoch arm und elend süblen, weil ihnen, was allein für sie Wert hätte, abgeht, das Ewige, Himmlische. So sind sie gleichfalls die Elenden und Armen, die der Herr erhören will. Wenn aber Gott sie erhören will, so will Er ihnen gerade das geben, was Wert für sie hat. So tröstet das Wort die Elenden der alten Zeit, mit Hinweisnng auf das kommende Evangelium und die Geisteserquickungen, die dasselbe bringen sollte. Die gnädige Zeit nun ist gekommen; und der HErr hat die Elenden und Armen erhört. Denn den Armen wurde das Evangelium verkündigt; und den Mühseligen und Beladenen wurde Erstickung und Ruhe der Seelen angeboten, wie wir das wissen.
Im Grunde aber giebt es der geistlich Elenden und Armen, auch unter den Gläubigen, - von den Andern können wir hier nicht reden, - in jetziger Zeit wieder viele, sofern sich der HErr etwas ferne gestellt hat, so daß sie oft Mühe haben, Seine Freundlichkeiten zu empfinden, Seines Trostes zu genießen, Kräfte zu erlangen. Sie fühlen eine gewisse Verlassenheit, weil auch die Gaben des heiligen Geistes das nicht mehr sind, was sie waren. Daher kommt an Leute, die das schmerzlich in ihren besonderen Wehen fühlen, ein Weinen und Trauern, freilich in der einen Zeit mehr, als in der andern. Wenn sie dann überall nur Verderben und Jammer sehen, Sünde und Torheit, auch eigenes Unvermögen, und fast aus sich selbst beschränkt erscheinen, da sie nicht wissen, wie es anzugreifen, um volle Befriedigung des Herzens und volles Genüge zu bekommen, so kann man wohl sagen, daß sie arm und elend seien gegenüber von denen, die sich satt zu machen wissen mit dem, was da ist, mit dem Zeitlichen, Irdischen und Vergänglichen. Je mehr wir aber so elend und arm werden, desto mehr wird der HErr unser Elend ansehen. Das sagt uns obiges prophetisches Wort, das auch auf unsere Zeiten als eine Verheißung gilt. Endlich wird es wieder anders kommen, und wird wieder eine neue Barmherzigkeit von oben herniederleuchten, da es dann heißt: „Die Elenden sollen essen und satt werden.“ Er erhört sie in der Zeit ihres Elends und ihrer Armuth; Er, der HErr, wird sie nicht verlassen.
Zusatz: Unterdessen geht es doch, wenn's auch kümmerlich geht. Der HErr bringt Seine Elenden dennoch durch unter dem Seufzen, bis auf die Zeit, da es heller werden darf und Momente des Jubels den endlichen vollen Sieg des HErrn verkündigen. Also seien wir nur elend und arm, und wollen wir nicht mit Gewalt reich sein, - ich meine geistlich reich, - und uns in eine geistliche Wohlhäbigkeit hineinzwingen. Denn das wäre ungefähr, wie wenn Einer Blei hat, und mit Gewalt sich vorstellt, es sei solides Gold. Da läßt man ihm den Glauben. Aber Gold hat er eben keines, sondern nur Blei; und wenn's gilt, so merkt er, daß man mit Blei nicht ausrichten kann, was mit Gold. Also seien wir nur elend und arm. Dann haben wir wenigstens das freundliche und barmherzige Ansehen des HErrn gewiß, und Seine gütige Leitung nebst der Hoffnung, daß endlich in allem werde geholfen werden. (Christoph Blumhardt)
41:18 Sondern ich will Wasserflüsse auf den Höhen öffnen und Brunnen mitten auf den Feldern und will die Wüste zu Wasserseen machen und das dürre Land zu Wasserquellen;
41:19 ich will in der Wüste geben Zedern, Akazien, Myrten und Kiefern; ich will dem Gefilde geben Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander,
41:20 auf daß man sehe und erkenne und merke und verstehe zumal, daß des HERRN Hand habe solches getan und der Heilige in Israel habe solches geschaffen.
41:21 So lasset eure Sache herkommen, spricht der HERR; bringet her, worauf ihr stehet, spricht der König in Jakob.
41:22 Lasset sie herzutreten und uns verkündigen, was künftig ist. Saget an, was zuvor geweissagt ist, so wollen wir mit unserm Herzen darauf achten und merken, wie es gekommen ist; oder lasset uns doch hören, was zukünftig ist!
41:23 Verkündiget uns, was hernach kommen wird, so wollen wir merken, daß ihr Götter seid. Wohlan, tut Gutes oder Schaden, so wollen wir davon reden und miteinander schauen.
41:24 Siehe, ihr seid aus nichts, und euer Tun ist auch aus nichts; und euch wählen ist ein Greuel.
41:25 Ich aber erwecke einen von Mitternacht, und er kommt vom Aufgang der Sonne. Er wird meinen Namen anrufen und wird über die Gewaltigen gehen wie über Lehm und wird den Ton treten wie ein Töpfer.
41:26 Wer kann etwas verkündigen von Anfang? so wollen wir's vernehmen, oder weissagen zuvor? so wollen wir sagen: Du redest recht! Aber da ist kein Verkündiger, keiner, der etwas hören ließe, keiner, der von euch ein Wort hören möge.
41:27 Ich bin der erste, der zu Zion sagt: Siehe, da ist's! und Jerusalem gebe ich Prediger.
41:28 Dort aber schaue ich, aber da ist niemand; und sehe unter sie, aber da ist kein Ratgeber; ich fragte sie, aber da antworteten sie nichts.
41:29 Siehe, es ist alles eitel Mühe und nichts mit ihrem Tun; ihre Götzen sind Wind und eitel.