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Psalm 117

Psalm 117

117:1 Lobet den HERRN, alle Heiden; preiset ihn, alle Völker!
Zur Zeit der Gesetzgebung sagte der HErr zu dem Volk Israel: werdet ihr Meiner Stimme gehorchen, und Meinen Bund halten, so sollt ihr Mein Eigenthum sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist Mein; und ihr sollt Mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein, 2 Mos. 19,5.6. Es gehörte auch diesem Volk die Kindschaft, und die Herrlichkeit (der Wohnung Gottes), und der Bund, und das Gesetz, und der Gottesdienst, und die Verheißung, Röm. 9,4. Was aber die Heiden anbelangt, so sagte man: so thut der HErr keinen Heiden (wie er Israel thut), noch lässet sie wissen Seine Rechte, Hallelujah! Ps. 147,20. Zwar wurden einzelne Heiden je und je unter das Volk Israel aufgenommen, wie die Rahab und die Ruth, oder auch ohne diese Aufnahme an den wahren Gott glaubig, wie der Syrer Naeman; auch hat der HErr einmal der Stadt Ninive durch den Propheten Jonas predigen lassen, allein der Vorzug Israels blieb doch groß, und das Gute, das Jonas zu Ninive angerichtet hatte, verlosch bald wieder; hingegen weissagten die Propheten mehrmals, daß den Heiden zur Zeit des Messias Heil widerfahren werde. Der Heilige Geist rief ihnen deßwegen lange vorher zu: lobet den HErrn, alle Heiden. Ja es wird Ps. 72,11. geweissagt: alle Könige werden den Heiland der Welt anbeten, alle Heiden werden Ihm dienen. Was hievon noch nicht erfüllet ist, wird in der zukünftigen Zeit erfüllet werden. Paulus theilte die bekannten Heiden zu seiner Zeit, Kol. 3,11., in Griechen, Ungriechen und Scythen ein. Die Griechen waren die gesitteten Menschen in dem römischen Reich, die weisesten unter den Heiden. Ungriechen waren Heiden, deren Regiment und Hauswesen auch noch ordentlich eingerichtet war, welche aber die feinen Sitten, Künste und Wissenschaften der Griechen nicht unter sich hatten, und von diesen für Fremde geachtet und verachtet wurden. Scythen waren wilde Heiden, die keine gewissen Wohnungen hatten, und fast ein thierisches Leben führten. Diese drei Gattungen von Heiden, unter denen die erste Luk. 14,21., die zwei letzteren aber Luk. 14,23. geschildert sind, findet man noch jetzt auf dem Erdboden in großer Menge; es sollen aber alle den HErrn loben um Seiner Barmherzigkeit willen, weil Er ihnen Allen Seinen Sohn als ihren Erlöser gegeben hat. Auch sollen diese Heiden (folglich auch wir, die wir von Ungriechen abstammen) nicht meinen, daß sie nur Gäste und Fremdlinge im Reiche Gottes sein dürfen, sondern sie sollen Bürger mit den heiligen Israeliten und Gottes Hausgenossen sein. Sie sollen Miterben sein, und mit eingeleibt und Mitgenossen der Verheißung Gottes in Christo durch’s Evangelium sein, Eph. 2,19. 3,6. Sie sollen unter die Zweige des israelitischen Oelbaums eingepropft, und der Wurzel und des Safts im Oelbaum theilhaftig werden, Röm. 11,17. Sie sollen nämlich von Gott behandelt werden, als ob sie Nachkommen Abrahams wären, und zu seinem Samen gehörten, für den dieser geistliche Stammvater aller Glaubigen sehr große Verheißungen empfangen hat, und sollen auch des verheißenen Geistes als des fruchttreibenden Saftes theilhaftig werden. Niemand soll im Reich Gottes seine natürliche Abstammung oder sein äußerlicher Stand schaden: denn da ist nicht Grieche, Jude, Beschneidung, Vorhaut, Ungrieche, Scythe, Knecht, Freier; sondern Alles und in Allen Christus, Kol. 3,11. Christus macht Alle ehrlich und Gott angenehm. Gelobet sei der HErr für Seine Barmherzigkeit, mit welcher Er Sich zu uns Heiden gewandt hat! Auch heute soll das Lob Gottes in meinem Munde sein.(Magnus Friedrich Roos)


Weil der heilige Geist durch den Mund des Propheten alle Heiden zum Lobe der göttlichen Gnade und Wahrheit aufruft, schließt Paulus mit Recht (Röm. 15, 11), dass diese Weissagung auf die Berufung der ganzen Welt hindeute. Gewiss haben auch die Ungläubigen an Gottes Barmherzigkeit teil: weil sie dieselbe aber nicht fühlen und ihnen zudem Gottes Wahrheit unbekannt ist, können sie sich zu ihrem Lobe nicht rüsten. Darum würde der Prophet vergeblich seine Worte an die unheiligen Heiden richten, wenn dieselben nicht mit den Kindern Abrahams zur Einheit des Glaubens zusammengeschlossen werden sollten. Man darf dagegen auch nicht einwenden, dass der heilige Geist anderwärts Berge, Flüsse, Bäume, Regen, Wind und Donner zum Lobe Gottes aufruft: denn freilich künden die schweigenden Kreaturen laut den Ruhm des Schöpfers, - aber eine ganz andere Bewandtnis hat es mit seinem Lobe bei den mit Verstand begabten Menschen. Dies ersehen wir ja auch aus der hinzugefügten Angabe des Grundes: Lobet den Herrn! Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns. Die Meinung ist doch gewiss nicht, dass Gott allenthalben von den Völkern gepriesen werden soll, weil diese Erkenntnis in dem kleinen Winkel Judäa eine Stätte hatte, sondern weil sie über den ganzen Erdkreis sich ergießen soll. Wie könnte aber derjenige Gottes Lob singen, der in tierischem Stumpfsinn an seiner Gnade vorübergeht und für seine himmlische Lehre nur taube Ohren hat? Gottes „Wahrheit“ ist nun hier in engste Beziehung zu dem Zeugnis von seiner Gnade zu setzen. Gott könnte ja auch wahrhaftig sein, wenn er der ganzen Welt die Vernichtung androht. Darum steht aber hier die Gnade an erster Stelle, damit seine Wahrheit und Zuverlässigkeit, die auch das Zeugnis seines väterlichen Wohlwollens in sich birgt, fromme Seelen erquicke. Gewiss verdienen nicht minderes Lob auch seine Macht und sein Gericht: weil aber die Menschen den rechten Sinn für den Lobpreis Gottes erst haben werden, wenn der Geschmack seiner Güte sie gelockt hat, hebt der Prophet mit gutem Grunde seine Barmherzigkeit und Treue heraus, die allein imstande sind, Stummen den Mund zu öffnen. (Jean Calvin)

117:2 Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Halleluja!1); 2)

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