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Hiob, Kapitel 36

Hiob, Kapitel 36

36:1 Elihu redet weiter und sprach:

36:2 Harre mir noch ein wenig, ich will dir's zeigen; denn ich habe noch von Gottes wegen etwas zu sagen.

36:3 Ich will mein Wissen weither holen und beweisen, daß mein Schöpfer recht habe.

36:4 Meine Reden sollen ohne Zweifel nicht falsch sein; mein Verstand soll ohne Tadel vor dir sein.

36:5 Siehe, Gott ist mächtig, und verachtet doch niemand; er ist mächtig von Kraft des Herzens.1)
Bist du vielleicht arm und gering? Ist dein Aeußeres unangenehm? Hast du wenig gaben? Mit einem Wort, bist du von den Vorzügen ganz entblößt, auf welche die Menschen sehen? Hast du durch deine Aufführung verdient, als der Auswurf der Gesellschaft angesehen zu werden? Bist du eines von den Geschöpfen, welche die Welt kaum eines Blickes würdigt? Nun wohlan, laß dich doch nicht muthlos machen durch die Gleichgültigkeit oder Verachtung der Menschen; für dich gibt es noch einen Gott im Himmel, der das in Seiner Liebe ansehen und mit Erbarmen aufnehmen kann, was die Welt von sich stößt. Wenn du auch wie verloren scheinst in der Menge, wenn man dich kaum mitzählt in der Welt, die nur auf den Schein sieht, so hast du doch keine Ursache, zu glauben, daß dich der Herr verachte und verwerfe. In deiner Armuth und Niedrigkeit hast du dem Herrn noch ein Herz zu geben, ein Herz, das in Seinen Augen mehr Werth hat, als die ganze Welt; ein Herz, das Ihm vielleicht schon angehört und in dem Er nicht verschmähen wird, Wohnung zu machen.
Fasse also Muth, armes, gebrechliches und von der Welt verachtetes Geschöpf! Denke an Lazarus! Er lag elend, mit Geschwüren bedeckt, vor des Reichen Thür und mochte wohl Denen lästig werden, deren Blick auf ihn fiel. Hunde, die seine Geschwüre leckten, waren seine einzigen Freunde und Gesellschafter. Welch elende Chreatur, dem Scheine nach! Welch trauriges Loos, dem Scheine nach! Aber in der Wirklichkeit, wie ganz anders! Wie reich an wahren Reichthümern war dieser Arme! Gott, der auf's Herz sieht, hatte ihn in Seiner Barmherzigkeit angesehen und hatte ihn angenommen zu seinem Kinde. Bald starb der Arme und „ward getragen von den Engeln in Abraham's Schooß.“ Wie war da Alles anders für ihn! Er hatte in seinem Leben Böses empfangen und wurde nun getröstet. Fasset also Muth, wir wiederholen es euch, ihr Geringsten und Verachtetsten vor der Welt; gehet ohne Furcht zu Jesu, dem „Allerverachtetsten und Unwerthesten der Menschen.“ (Jes. 53.) (Auguste Rochat)

36:6 Den Gottlosen erhält er nicht, sondern hilft dem Elenden zum Recht.

36:7 Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten; sondern mit Königen auf dem Thron läßt er sie sitzen immerdar, daß sie hoch bleiben.

36:8 Und wenn sie gefangen blieben in Stöcken und elend gebunden mit Stricken,

36:9 so verkündigt er ihnen, was sie getan haben, und ihre Untugenden, daß sie sich überhoben,

36:10 und öffnet ihnen das Ohr zur Zucht und sagt ihnen, daß sie sich von dem Unrechten bekehren sollen.

36:11 Gehorchen sie und dienen ihm, so werden sie bei guten Tagen alt werden und mit Lust leben.

36:12 Gehorchen sie nicht, so werden sie ins Schwert fallen und vergehen in Unverstand.

36:13 Die Heuchler werden voll Zorns; sie schreien nicht, wenn er sie gebunden hat.

36:14 So wird ihre Seele in der Jugend sterben und ihr Leben unter den Hurern.

36:15 Aber den Elenden wird er in seinem Elend erretten und dem Armen das Ohr öffnen in der Trübsal.
Du brauchst nicht sagen: jede andere Trübsal wollte ich ertragen, nur diese nicht. Hätte Gott dich da geschlagen, wo du weniger empfindlich bist, so würdest du deinen Götzen nie entdeckt, noch von dir getan haben. Sage nicht: wüsste ich, dass Gott mich aus dieser Trübsal erlösen wird, so wollte ich sie schon tragen. Hat er denn nicht versprochen, dass sie zu deinem Besten dienen soll? Ist es nicht genug, dass du sicher bist, durch den Tod von ihr befreit zu werden? Sage nicht: würde mich meine Trübsal nur nicht zur Erfüllung meiner Pflicht unfähig machen, so wollte ich sie schon ertragen! Sie macht dich nicht unfähig zur Erfüllung derjenigen Pflicht, welche zu deinem eigenen Besten dient, sondern sie hilft dir aufs Mächtigste dazu, darauf kannst du dich verlassen. Was aber die Pflichten gegen andere anbelangt, so ist das, wozu dich Gott unfähig macht, keine Pflicht mehr für dich.
Vielleicht möchtest du sagen: gerade die Gläubigen sind meine Widersacher; wären es Ungläubige, so könnte ich es leicht ertragen. Welches auch das Werkzeug sein mag, von Gott kommt die Trübsal und in dir selber liegt die letzte Ursache; und ist es dabei nicht besser, mehr auf Gott und dich selbst zu sehen? Wusstest du nicht, dass auch die besten Menschen noch Sünder sind? Sprich nicht: hätte ich nur den Trost, wovon du sagst, dass Gott ihn für Leidenszeiten aufbewahre, so wollte ich Alles ruhiger ertragen, aber davon empfinde ich nichts. Je mehr du um der Gerechtigkeit willen leidest, desto mehr darfst du von diesem Trost erwarten, je mehr du aber um deiner eigenen Übertat leidest, desto länger wird es anstehen - bis du jene Süßigkeit schmeckst. Hast du nicht den Trost, wonach du dich sehnst, vernachlässigt oder bist ihm widerstanden? Hast du auch deine Trübsal recht in dir verarbeitet und dich zum Trost geschickt gemacht? Nicht das Leiden an sich ist es, was dich dazu fähig macht, sondern die Frucht und Wirkung des Leidens auf dein Herz. (Richard Baxter)

36:16 Und auch dich lockt er aus dem Rachen der Angst in weiten Raum, da keine Bedrängnis mehr ist; und an deinem Tische, voll des Guten, wirst du Ruhe haben.

36:17 Du aber machst die Sache der Gottlosen gut, daß ihre Sache und ihr Recht erhalten wird.

36:18 Siehe zu, daß nicht vielleicht Zorn dich verlocke zum Hohn, oder die Größe des Lösegelds dich verleite.

36:19 Meinst du, daß er deine Gewalt achte oder Gold oder irgend eine Stärke oder Vermögen?

36:20 Du darfst der Nacht nicht begehren, welche Völker wegnimmt von ihrer Stätte.

36:21 Hüte dich und kehre dich nicht zum Unrecht, wie du denn vor Elend angefangen hast.

36:22 Siehe Gott ist zu hoch in seiner Kraft; wo ist ein Lehrer, wie er ist?

36:23 Wer will ihm weisen seinen Weg, und wer will zu ihm sagen: „Du tust Unrecht?“

36:24 Gedenke daß du sein Werk erhebest, davon die Leute singen.

36:25 Denn alle Menschen sehen es; die Leute schauen's von ferne.

36:26 Siehe Gott ist groß und unbekannt; seiner Jahre Zahl kann niemand erforschen.

36:27 Er macht das Wasser zu kleinen Tropfen und treibt seine Wolken zusammen zum Regen,

36:28 daß die Wolken fließen und triefen sehr auf die Menschen.

36:29 Wenn er sich vornimmt die Wolken auszubreiten wie sein hoch Gezelt,

36:30 siehe, so breitet er aus sein Licht über dieselben und bedeckt alle Enden des Meeres.

36:31 Denn damit schreckt er die Leute und gibt doch Speise die Fülle.

36:32 Er deckt den Blitz wie mit Händen und heißt ihn doch wieder kommen.

36:33 Davon zeugt sein Geselle, des Donners Zorn in den Wolken.

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