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Hiob, Kapitel 27

Hiob, Kapitel 27

27:1 Und Hiob fuhr fort und hob an seine Sprüche und sprach:

27:2 So wahr Gott lebt, der mir mein Recht weigert, und der Allmächtige, der meine Seele betrübt;

27:3 solange mein Odem in mir ist und der Hauch von Gott in meiner Nase ist:

27:4 meine Lippen sollen nichts Unrechtes reden, und meine Zunge soll keinen Betrug sagen.

27:5 Das sei ferne von mir, daß ich euch recht gebe; bis daß mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Unschuld.

27:6 Von meiner Gerechtigkeit, die ich habe, will ich nicht lassen; mein Gewissen beißt mich nicht meines ganzen Lebens halben.
Die Freunde Hiobs glaubten, es müsse in dieser Welt allen Frommen wohl und allen Gottlosen übel gehen. Weil es nun dem Hiob sehr übel gegangen war, so schlossen sie daraus, er sei kein frommer Mann gewesen, und predigten ihm deßwegen Vieles von der Buße und Besserung seines Lebens mit der angehängten Verheißung, daß es ihm alsdann wieder wohl gehen werde. Allein dieses Alles war in den Wind geredet; denn Hiob war einer von den Gerechten, welche der Buße nicht bedürfen, und sollte zu seiner Zeit ein Beispiel werden, woran man erkennen könnte, daß Gott auch den Heiligenaus wichtigen und heilsamen Ursachen viele Leiden auflege. Er vertheidigte sich also zuweilen wehmüthig und zuweilen heftig gegen die Reden seiner Freunde, und sagte unter Anderem: bis daß mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Frömmigkeit: von meiner Gerechtigkeit, die ich habe, will ich nicht lassen. Er gab mir diesen Worten zu verstehen, daß er bis an sein Ende nicht aufhören wolle zu behaupten, daß er ein frommer und gerechter Mann sei, ob er schon von Andern für einen Heuchler gehalten werde; wie ihn denn sein Gewissen auch damals seines ganzen Lebens halber nicht beiße, oder keines Lasters beschuldige. Wollte er aber diesen Ruhm bis an sein Ende behaupten, so mußte er auch bis an sein Ende fromm und gerecht bleiben; denn wenn er’s nicht geblieben wäre, so hätte sein gutes Gewissen und seine Freimüthigkeit, mit welcher er den Beschuldigungen widersprach, auf einmal zu Boden fallen müssen.
Ein Christ muß in der Welt durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte gehen. Gleichwie ihn Einige für ein frommes Kind Gottes halten, also halten ihn Andere für einen Heuchler und Bösewicht, oder für einen schwachen und thörichten Menschen. Alle diese menschlichen Urtheile aber vergehen bald wieder wie ein Nebel; weßwegen Paulus 1 Kor. 4,3.4. schrieb: mir ist’s ein Geringes, daß ich von euch (Korinthern) gerichtet werde, oder von einem menschlichen Gerichtstag – der HErr ist’s, der mich richtet. Weil aber der HErr uns Alle richtet, so ist nöthig: daß wir bis an unser Ende lauter und unanstößig seien, in der Wahrheit wandeln, Glauben und ein gutes Gewissen bewahren, und in demjenigen, das uns befohlen ist, treu erfunden werden. Wenn wir in diesem Allem nur Gott offenbar sind, und von Ihm erkannt werden, so kann uns genügen: doch müssen wir uns dabei immer auch an dem Gewissen der Menschen beweisen; und diejenigen Menschen, welche die Stimme ihres Gewissens hören, werden uns als treue und redliche Diener Gottes erkennen; auch wird Gott immer einige Seiner Kinder zur brüderlichen Liebe und vertraulichen Verbindung mit uns neigen, daß wir fest an einander halten können, in Einem Sinn und in einerlei Meinung, 1 Kor. 1,10. Wer den Lauf gut anfängt, erweckt eine gute Hoffnung von sich: wer ihn aber wohl vollendet, empfängt die Krone der Gerechtigkeit. (Magnus Friedrich Roos)

27:7 Aber mein Feind müsse erfunden werden als ein Gottloser, und der sich wider mich auflehnt, als ein Ungerechter.

27:8 Denn was ist die Hoffnung des Heuchlers, wenn Gott ein Ende mit ihm macht und seine Seele hinreißt?

27:9 Meinst du das Gott sein Schreien hören wird, wenn die Angst über ihn kommt?

27:10 Oder kann er an dem Allmächtigen seine Lust haben und Gott allezeit anrufen?

27:11 Ich will euch lehren von der Hand Gottes; und was bei dem Allmächtigen gilt, will ich nicht verhehlen.

27:12 Siehe, ihr haltet euch alle für klug; warum bringt ihr denn solch unnütze Dinge vor?

27:13 Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe der Tyrannen, das sie von dem Allmächtigen nehmen werden:

27:14 wird er viele Kinder haben, so werden sie des Schwertes sein; und seine Nachkömmlinge werden des Brots nicht satt haben.

27:15 Die ihm übrigblieben, wird die Seuche ins Grab bringen; und seine Witwen werden nicht weinen.

27:16 Wenn er Geld zusammenbringt wie Staub und sammelt Kleider wie Lehm,

27:17 so wird er es wohl bereiten; aber der Gerechte wird es anziehen, und der Unschuldige wird das Geld austeilen.

27:18 Er baut sein Haus wie eine Spinne, und wie ein Wächter seine Hütte macht.

27:19 Der Reiche, wenn er sich legt, wird er's nicht mitraffen; er wird seine Augen auftun, und da wird nichts sein.

27:20 Es wird ihn Schrecken überfallen wie Wasser; des Nachts wird ihn das Ungewitter wegnehmen.

27:21 Der Ostwind wird ihn wegführen, daß er dahinfährt; und Ungestüm wird ihn von seinem Ort treiben.

27:22 Er wird solches über ihn führen und wird sein nicht schonen; vor seiner Hand muß er fliehen und wieder fliehen.

27:23 Man wird über ihn mit den Händen klatschen und über ihn zischen, wo er gewesen ist.

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