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1. Samuel, Kapitel 7

1. Samuel, Kapitel 7

7:1 Also kamen die Leute von Kirjath-Jearim und holten die Lade des HERRN hinauf und brachten sie ins Haus Abinadabs auf dem Hügel; und seinen Sohn Eleasar heiligten sie, daß er die Lade des HERRN hütete.

7:2 Und von dem Tage an, da die Lade des HERRN zu Kirjath-Jearim blieb, verzog sich die Zeit so lange, bis es zwanzig Jahre wurden; und das ganze Haus Israel weinte vor dem HERRN.

7:3 Samuel aber sprach zum ganzen Hause Israel: So ihr euch mit ganzem Herzen bekehrt zu dem HERRN, so tut von euch die fremden Götter und die Astharoth und richtet euer Herz zu dem HERRN und dienet ihm allein, so wird er euch erretten aus der Philister Hand.
Es giebt viele sogenannte Erweckte, aber wenig Bekehrte von ganzem Herzen. Du hast einmal die Weckstimme gehört, und bist aufgeschreckt worden aus dem Schlafe, hast gebetet, geseufzet, geweint, bist gerührt, getröstet worden und eine Zeitlang sehr fromm gewesen; aber dann hast du wieder nachgelassen mit dem innern Eifer und Anhangen an den Herrn. Zur Beruhigung aber treibst du das Aeußere, Beten, Lesen, Singen, Predigt hören, fort, dein Herz hängt aber wieder an der Welt, am Geld oder an der Ehre; ist noch dem Zorn, oder Neid, oder andern Neigungen und Leidenschaften ergeben. Der kindliche Umgang mit dem Heiland ist dir fremde oder lästig. Du hast die alten Götzen behalten, oder wieder hervorgesucht, und ihnen nur einen andern Anstrich gegeben, oder ein anderes Mäntelchen umgehängt. Du bist nicht bekehrt. Eile und errette dich, flehe: Bekehre du mich, Herr, so werde ich bekehret. Daran sollst du dann erkennen, ob du wahrhaft bekehrt bist oder nicht, wenn der lebendige Gott oder Christus in deinem Herzen, wenn sein Sinn und Wesen dir eingeprägt ist und aus dir hervorleuchtet; wenn die Götzen der Eigenliebe, Ehrsucht, Eitelkeit, der Habsucht rc. gestürzet, und Glaube, Friede, Demuth, Freundlichkeit, Treue, Geduld rc. als Früchte wahrer Bekehrung an ihre Stelle getreten sind. (Johannes Gossner)

7:4 Da taten die Kinder Israel von sich die Baalim und die Astharoth und dienten dem HERRN allein.

7:5 Samuel aber sprach: Versammelt das ganze Israel gen Mizpa, daß ich für euch bitte zum HERRN.

7:6 Und sie kamen zusammen gen Mizpa und schöpften Wasser und gossen's aus vor dem HERRN und fasteten denselben Tag und sprachen daselbst: Wir haben an dem HERRN gesündigt. Also richtete Samuel die Kinder Israel zu Mizpa.

7:7 Da aber die Philister hörten, daß die Kinder Israel zusammengekommen waren gen Mizpa, zogen die Fürsten der Philister hinauf wider Israel. Da das die Kinder Israel hörten, fürchteten sie sich vor den Philistern

7:8 und sprachen zu Samuel: Laß nicht ab, für uns zu schreien zu dem HERRN, unserm Gott, daß er uns helfe aus der Philister Hand.

7:9 Samuel nahm ein Milchlämmlein und opferte dem HERRN ein ganzes Brandopfer und schrie zum HERRN für Israel; und der HERR erhörte ihn.

7:10 Und indem Samuel das Brandopfer opferte, kamen die Philister herzu, zu streiten wider Israel. Aber der HERR ließ donnern einen großen Donner über die Philister desselben Tages und schreckte sie, daß sie vor Israel geschlagen wurden.

7:11 Da zogen die Männer Israels aus von Mizpa und jagten die Philister und schlugen sie bis unter Beht-Kar.

7:12 Da nahm Samuel einen Stein und setzte ihn zwischen Mizpa und Sen und hieß ihn Eben-Ezer und sprach: Bis hierher hat uns der HERR geholfen.
Das Wort „Bis hierher“ ist gleichsam eine Hand, welche in die Vergangenheit zurückweist. Ob zwanzig Jahre oder siebzig Jahre verflossen seien an unserem Leben, dennoch heißt es stets: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen!“ Durch Armut und Reichtum, durch Krankheit, durch gesunde Tage, daheim, in der Fremde, zu Lande, zur See, in Ehre, in Schmach, in Verfolgung, in Freude, in Trübsal, im Sieg, im Gebet, in der Versuchung, überall und jederzeit heißt‘s: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen!“ Wir schauen gern die grünen Hallen ausgedehnter Baumgänge entlang. Es ist ein wunderschöner Anblick, von einem Ende zum andern den herrlichen Durchblick zu genießen, wir sehen gleichsam in einen grünenden Tempel mit den Pfeilern schlanker Stämme und den Wölbungen der sich kreuzenden und elastisch gebogenen Äste, die das Laubdach tragen; und so schauen wir hinab durch die langen Hallen unsrer Jahre, und erblicken über uns die grünen Bogenlauben der Gnade, und auf den Seiten die starken Säulen der Treue und Güte unsres Heilandes, die unsre Freuden tragen. Singen keine Vögel in diesen grünen Zweigen? O gewiss, hier sind der lieblichen Sänger viele, und sie preisen alle die Gnade, die wir „bis hierher“ empfangen haben. Das Wort weist uns aber auch in die Zukunft. Denn wenn ein Mensch bis zu einem gewissen Zeichen geht, und daselbst anschreibt: „bis hierher,“ so steht er noch nicht am Ende, sondern es ist noch eine weitere Strecke zurückzulegen. Mehr Trübsal, mehr Freude; mehr Versuchung, mehr Überwindung; mehr Flehen, mehr Erhörung; mehr Mühe, mehr Kraft; mehr Kampf, mehr Sieg; und danach kommt Krankheit, Alter, Schwäche, Tod. Und ist nun alles zu Ende? Nein! Jetzt folgt das Erwachen im Auferstehungsleib nach dem Bilde der Vollkommenheit Jesu, jetzt kommen die Throne, die Harfen, die Lieder, die Psalmen, die weißen Kleider, das Anschauen Jesu, die Gemeinschaft der Heiligen, die Herrlichkeit Gottes, die Fülle der ewigen Güter, die unendlich selige Wonne. O, sei fröhlich und gutes Muts, gläubiger Christ, und lass mit dankbarem Vertrauen dein „Eben-Ezer“ erschallen. Wenn du dein „Bis hierher hat uns der Herr geholfen“ im Licht des Himmels liest, welch ein herrliches und wundervolles Schauspiel wird dieser Anblick vor deinen staunenden Augen entfalten! (Charles Haddon Spurgeon)


So lange der Stein in den Gefilden Mizpa's stand, und so oft fein Name den Pilgern gen Zion genannt wurde, predigte er mit lauter Stimme von dem Namen des Herrn, daß er freundlich ist und so gerne hilft, daß aber auch nicht Spieß und Schwert, nicht Muth und Kriegeslist das Volk Israel gerettet hatte aus schwerer Bedrängniß. Wie freudig konnte dann der müde Wanderer seine Straße weiter ziehen und seines Volkes Heil wie seine eigenen Sorgen, dem König aller Könige befehlen. Er konnte mit Zuversicht sprechen: „Du haft bisher gnädig geholfen, du treuer Gott, du wirst auch weiter helfen.“

Solche Gedenksteine der Wunderhülfe Gottes sollten wir recht viele setzen auf unserer Pilgerreise, und an Geburtstagen, beim Jahresschluß, nach der Rettung aus drohender Gefahr, nach einer überstandenen Krankheit und anderen Zeugnissen der höchsten Gnade mit dankbarem Herzen sprechen: „Bis hierher hat der Herr geholfen!“ Er hat auch wirklich geholfen an mancher Familie als Versorger, an manchem Krankenbett als Arzt, über manchem Haus als Wächter, auf manchem gefahrvollen Pfad als Führer. Und diese Merkmale seiner ewigen, allwaltenden Liebe, sollten sie uns nicht demüthig machen, den Blick himmelwärts, lenken uns bei Gefahren Vertrauen, bei Trübsal Trost einflößen? Sollten wir in Noth verzagen, und nicht neben manchem Kreuze an unserm Lebenswege auch den Denkstein der göttlichen Gnade erblicken? Sollten wirs noch nicht erfahren haben, daß der Herr tragend und schonend, segnend und schirmend über uns gewaltet hat, daß er wohl mit der einen Hand schlug, mit der andern aber verband, daß er mit der einen Hand niederdrückte, mit der andern aber aufrichtete, daß er mit der einen Hand durch's finstere Thal führte, mit der andern aber den Stab dazu reichte? Mußten 'wir mit dem frommen Assaph klagen: „Wird denn der Herr ewiglich verstoßen und keine Gnade mehr erweisen? ist's denn aus mit seiner Güte und hat die Verheißung ein Ende? (Ps. 77, 8 und 9) dann durften wir gewiß auch zu unserem Troste mit ihm sprechen: „Ich denke der alten Zeit, der vorigen Jahre; ich gedenke an die Thaten des Herrn und an seine vorigen Wunder. Ich rede von allen deinen Werken und sage von deinem Thun. Du bist der Gott, der Wunder thut, und hast deine Macht bewiesen unter den Völkern.“

Ach, auch mir hast du deine Macht bewiesen und die Wunder deiner Hilfe offenbaret, ewiger, heiliger Gott. Auch mein Lebensweg ist angefüllt mit Denksteinen deiner Liebe und Barmherzigkeit. Jeder Tag ist ein Zeuge deiner Huld, auch der heutige. Wenn ich zurück schaue auf den Segen, den du mir zugewendet, auf die Zuflucht, die ich bei dir gefunden, auf die Freuden, die du mir geschenkt, dann kann ich nicht an mein Tagewerk gehen, ohne dir zu danken und mein Leib und Leben in deine treuen Hände zu legen. Walte auch, gnädiger Gott, diesen Tag über mir zum Preise deines Namens. Amen (Christian Wilhelm Spieker)

7:13 Also wurden die Philister gedämpft und kamen nicht mehr in die Grenze Israels; und die Hand des HERRN war wider die Philister, solange Samuel lebte.

7:14 Also wurden Israel die Städte wieder, die die Philister ihnen genommen hatten, von Ekron an bis gen Gath, samt ihrem Gebiet; die errettete Israel von der Hand der Philister. Und Israel hatte Frieden mit den Amoritern.

7:15 Samuel aber richtete Israel sein Leben lang

7:16 und zog jährlich umher zu Beth-El und Gilgal und Mizpa. Und wenn er Israel an allen diesen Orten gerichtet hatte,

7:17 kam er wieder gen Rama (denn da war sein Haus) und richtete Israel daselbst und baute dem HERRN daselbst einen Altar.

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