Besser, Wilhelm Friedrich - Predigt am Reformationsfest. (Aus dem Polnischen.)

Besser, Wilhelm Friedrich - Predigt am Reformationsfest. (Aus dem Polnischen.)

2. Korinther 13, 11.

O HErr hilf, o HErr lass wohlgelingen!

Text: Zuletzt, lieben Brüder, freut euch, seid vollkommen, tröstet euch, habt einerlei Sinn, seid friedsam: so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.

Meine lieben und erwünschten Brüder! Als ich vor nicht ganz drei Jahren bei euch war, in den Tagen eurer Rückkehr zur lutherischen Kirche, da redete mein Herz wohl viel mit euch; aber ihr wisst selbst, wie ich als ein Tauber unter euch sein musste, der nicht hört, und als ein Stummer, der seinen Mund nicht auftun kann. Das schmerzte mich tief. Aber besonders betrübte es mich, dass, als wir mit vielen Tränen von einander Abschied nahmen, nur mein lieber Bruder Kellner euch zurufen durfte: „Lebt wohl mit Gott!“ und „Gott behüte euch!“ Seit jener Stunde war es mein heißer Wunsch, obgleich ich schon ein alter Pastor war, dass ich doch noch eure Sprache lernen könnte, um euch auch mit mündlicher Stimme etwas geistliche Gabe zu eurer Erbauung mitteilen zu dürfen. Deshalb habe ich mich auch längst danach gesehnt, euch wiederzusehen, meine Brüder, und sehr oft daran gedacht, herzukommen, war aber bisher daran verhindert. Nur eure polnischen Glaubensgenossen in Oberschlesien ernteten, wenn ich es so nennen darf, etwas von dem, was hier in Schwarzwald ausgesät wurde. Heute aber danke ich dem HErrn mit großer Freude darüber, dass Er mir den Weg zu euch dadurch geebnet hat, dass euer hochwürdiger Superintendent mich gebeten hat, ich möchte an seiner Statt zu euch reden. Ihr werdet meine Worte mit Nachsicht aufnehmen, denn ich habe, als im Polnischsprechen ungeübt, eine schwere Zunge; aber das ist mir gewiss, dass ihr die Sprache brüderlicher Liebe genügend verstehen werdet, auch wenn meine Rede den Fremdling verrät. So hört denn das Wort Gottes, welches ich euch ans Herz legen will. Es steht geschrieben im 2. Brief Pauli an die Korinther im 11. Verse des 13. Kapitels also lautend:

„Zuletzt, lieben Brüder, freut euch, seid vollkommen, tröstet euch, habt einerlei Sinn, seid friedsam: so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.“

Seht, alles, was der heilige Apostel für die Brüder in Korinth auf dem Herzen hat, fasst er in fünf Weckrufe zusammen. Lasst mich eben so tun.

Also erstens: „Freut euch!“ Nicht wenig hatte der heilige Paulus in diesem Briefe geschrieben, was geeignet war, traurig zu machen; dennoch sagt er zuletzt zu allen Gemeindegliedern als zu Heiligen Brüdern: „Freut euch!“ denn in allen erkannte er solche, welche der heilige Geist um das Wort der Versöhnung gesammelt hatte. Also hat auch euer lieber Pastor in seiner Predigt nicht ganz von dem schweigen können, was ihn an euch betrübt, so dass ihr am heutigen Visitationstag große Ursache habt, über euch selbst traurig zu sein, besonders wenn ihr bedenkt, dass der HErr, der Augen hat wie Feuerflammen, der eigentlich rechte Visitator ist; denn Er kommt, wie einstmals nach Jerusalem, um Frucht zu suchen an dem Feigenbaum, gepflanzt in Seinen Weinberg. Aber doch habt ihr auch wieder die Stimme des Evangeliums gehört, welche allezeit große Freude verkündigt, denn sie ist die Stimme eines Botschafters Christi, welcher an Seiner Statt bittet: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Und so auch ich, derselbigen Botschaft Diener, eigne euch getrost zu das liebe Wort: „Freut euch!“ und ich selbst freue mich mit euch allen darüber, dass Gott unter euch aufgerichtet hat das lautere Wort von der Versöhnung, wo gerade in dieser Scheune, erinnernd an die Krippe Jesu, der goldene Leuchter für das Zeugnis von Christo unter euch aufgerichtet ist. Seht, hier wird wahr das Psalmwort: „Des Königs Tochter ist ganz herrlich inwendig.“ Und heut! Wie solltet ihr euch heut nicht freuen, wo der HErr in euren Mund ein neues Lied legt, das hervortönt aus jenem Psalm, unter dessen Klange ihr auszogt aus der Gefangenschaft in der fremden Kirche. „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie wohl bleiben; Gott hilft ihr frühe.“ Freut euch, meine Brüder, denn so hat Gott vor euren Augen gehandelt. Er ist hier eine feurige Mauer um Seine Stadt her gewesen und hat Sich herrlich darinnen erwiesen. Darum bekümmert euch nicht, „die Freude am HErrn ist eure Stärke.“ Lasst nur allezeit dies eure höchste Freude sein, dass ihr den ganzen Heiland habt in Seinem Wort und Sakramenten, reich gemacht durch Ihn in allem, treulich gepflegt kraft des Befehls des HErrn: „Weide Meine Schafe,“ und das von einem solchen Nachfolger Pauli, der unter euch wandelt, nach der Regel: „Ich suche nicht das Eure, sondern euch,“ und die Schwachen aufnehmend nach dem Worte des HErrn Jesu: „Geben ist seliger, denn nehmen!“ Freut euch allezeit im HErrn, geliebte Brüder, so werdet ihr selbst die Freude und der süßeste Lohn eures teuren Pastors sein.

Zum andern: „Seid vollkommen!“

Die Korinther hätten vor dieser Ermahnung erschrecken müssen, wenn sie nicht gewusst hätten, dass die christliche Vollkommenheit dieses Siegel hat: „Jagt ihm nach, auf dass ihr es ergreifen mögt, nachdem ihr von Christo Jesu ergriffen seid.“ Außerdem gebraucht der Apostel sowohl in unserm Text als in dem vorhergehenden 9. Verse, wo wir lesen: „Und dasselbige wünschen wir auch, nämlich eure Vollkommenheit,“ ein Wort, welches genau übersetzt etwa heißt: „Richtet euch gerade“ oder „bereitet euch zu.“ Damit wünscht er, dass die ganze Gemeinde in gerader Richtung und vollkommener Ordnung stehe nach der Vorschrift des Evangeliums; wie er auch den Kolossern schreibt: „Ich freue mich und sehe eure Ordnung und euren festen Glauben an Christum.“

So lässt dieses Wort: „Seid vollkommen“ uns einen Kommandoruf hören, wie den eines Feld-Obersten oder -Hauptmanns, der sein Regiment in Reih und Glied stellt, um es zur Schlacht zu rüsten.

Meine Brüder, es wird nicht überflüssig sein, euch auch zu gliedlicher Ordnung zu rufen, und eure Liebe lasse mich euch erinnern und ermuntern zu einem Hauptstück, welches zur Gemeinde-Vollkommenheit gehört. Je größeren Dank ihr dafür schuldig seid, dass euer lieber Pastor euch nicht beschwert hat, sondern unter euch war wie eine Amme, die ihre Kinder nährt, indem er bereit war, nicht bloß euch das Evangelium mitzuteilen, sondern mit seinem Leben auch sein Vermögen; um so mehr ist es nun auch eure heilige Pflicht, alles zu tun, was ihr könnt, damit diese Gemeinde auf ihre eigenen Füße zu stehen kommt, indem ihr euch haltet an die Ordnung des Gebens und Nehmens, welche alle unsere Gemeinden zusammenschließt und das nicht vergeblich. Es ist Zeit, lieben Brüder, dass ihr dazu tut, den Mund derer zu stopfen, welche spöttisch behaupten, die Gemeinde Schwarzwald werde nicht bestehen bleiben, weil - wie sie sagen - sie nicht lebensfähig sei. Darum nun gerade zeigt, was eine Gemeinde von Freiwilligen sei. Beweist, was euch das Luthertum wert ist und Gott wird eure Ihm angenehme Armut überschwänglich segnen. Denn: „Gott aber kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken“. Nach dem, was ich gestern hörte, ist der passendste Text in dieser Sache: 2. Kor. 8,11. „Nun aber vollbringt auch das Tun, auf dass, wie da ist ein geneigtes Gemüt zu wollen, so sei auch da ein geneigtes Gemüt zu tun von dem, was ihr habt.“ Wenn ihr das tut, werdet ihr in dieser Beziehung vollkommen sein.

Zum Dritten: „Tröstet euch!“ Treffend hat einer unserer alten Väter den Namen „Kirche“ erklärt: „die Gemeinschaft der Getrösteten“. Oder ist nicht die Kirche das Volk des „Trösters“ d. h. des heiligen Geistes? Deswegen schreibt der Apostel gleich im Anfang dieses Briefes: „Gelobt sei Gott und der Vater unseres HErrn Jesu Christi, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, dass wir auch trösten können, die da sind in allerlei Trübsal mit dem Troste, damit wir getröstet werden von Gott“. Und so ruft er auch hier zuletzt alle Brüder Herbei, mit freudigem Fleiße aus dem Brunnen alles Trostes zu schöpfen und mit neuer Gewissheit dem allerheilsamsten Tröster sich hinzugeben. Wenn es euch zu schwer fällt - will er sagen in allem vollkommen zu sein, wie es rechten Christen zukommt, so stärkt euch in der Gemeinschaft des geduldigen Trösters und übt selbst Geduld an den schwächsten Brüdern, welche Trost bedürfen und sich danach sehnen. Tröstet euch, meine Brüder. Mit heiliger Gewalt reißt an euch alle stärkenden Tröstungen der Gnade, in welcher ihr steht. Und dazu müssen eure Feinde euch nicht am wenigsten helfen. Unser Martin Luther, an dessen heldenmütigem und kindlichem Glauben wir soeben in der heutigen Predigt uns ergötzt haben, behauptet, dass er nächst Gott am meisten seinen Feinden es verdanke, dass er ein guter Christ geworden sei, denn sie hätten ihn gezwungen, dass er den Trost der Schrift suchte und zu Gott schrie. „In der Not hin zu Gott“ wenn auch Not immerhin Not bleibt, so müssen wir doch dabei lernen, dass jedwede Trübsal, die uns begegnet, der richtige Wind ist, der die Segel unseres Schiffleins treiben muss. Euch Schwarzwälder Brüdern hat es von Anfang an an solchem Winde nicht gefehlt, dessen tröstet euch! Der HErr wird für euch streiten und ihr werdet stille sein. Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet über den Namen Christi, wie er lauter bekannt wird im lutherischen Bekenntnis, „denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch. Bei ihnen ist er verlästert, aber bei euch ist er gepriesen.“ „Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und erschreckt nicht, heiligt aber Gott den HErrn in euren Herzen.“ Recht werdet ihr Ihn heiligen, wenn ihr Ihm in eurem Herzen ein Loblied singt und euch selbst ermahnt mit einem eurer Lieblingslieder, wie dem: „höre, was der HErr sagt: Wenn du mich liebst und mir aufrichtig nachfolgst, so werde ich deiner auch in keinem Sturm vergessen, sondern im Gegenteil dir helfen“. Darum sage ich wiederum: „Tröstet euch!“

Viertens: „Habt einerlei Sinn.“ Mit dieser Ermahnung kehrt der Apostel zu derjenigen zurück, womit er den ersten Brief an die Korinther angefangen, indem er schrieb: „Ich ermahne euch aber, lieben Brüder, durch den Namen unsers HErrn Jesu Christi, das ihr allzumal einerlei Rede führt und lasst nicht Spaltungen unter euch sein, sondern haltet fest an einander in einem Sinne und in einerlei Meinung“. Seit dem Tage der Pfingsten ist das Wort „Einmütig“ die Hauptsignatur und das rechte Zeichen der heiligen Geschichte, und recht pfingstlich „grün“ ist die Kirche, wenn das Leben der Glieder darstellt, was es heißt: „Ein Herz und Eine Seele!“ So auch ihr, meine Brüder, weil der heilige Geist euch berufen und gesammelt hat im rechten einigen Glauben, trachtet nach diesem edlen Kleinod „Einigkeit“, ohne welches die reichste Gemeinde arm ist und welches die ärmste reich macht. Nachdem ihr entsagt habt dem Irrtum, wonach die Fabrikanten der sogenannten Union Ja und Nein unter einen Hut bringen wollen, so legt nun allen Fleiß daran, dass ihr zu dem Worte Christi „einmütig“ wie mit einem Munde Ja und Amen sagt. Das sei euer Kampf gegen die Union und ihre Landeskirche. Alsdann wird euch jenes Wort aus dem Hohenliede Salomons zugehören: „Die Turteltaube lässt sich hören in unserem Lande“. Darum wachst in der Erkenntnis der gesunden Lehre, lernt zugleich mit euern Kindern euern Katechismus, erbaut euch auf euern allerheiligsten Glauben, wie er sich am lieblichsten ausspricht in den Kirchenliedern; haltet an am Gebet, betet unsere gemeinschaftlichen Gebete, besonders die alten aus dem Gebetbuch; bleibt insonderheit auch im täglichen Beten des „Vater unsers“, welches, wie Luther sagt, die Christenheit zusammenbindet, und vor allem hört gerne die Predigt, welche denselben Geist des Glaubens den Herzen aller Gläubigen einpflanzt, damit ununterbrochen frisch in ihnen bleibe die Salbung jener Taufe, welche nach dem Wort des heiligen Johannes alle dasselbe lehrt und bei Jesu Christo uns in Glaubenseinigkeit erhält. Und wo der Teufel unter Brüdern den Samen der Zwietracht ausstreut, da haben wir eine Arznei gegen sein Gift. „Denn ein Brot ist es, so sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle Eines Brotes teilhaftig sind.“ „Habt einerlei Sinn,“ ruft mit gewaltiger Stimme der Tisch des HErrn uns zu, und wehe dem, welcher des HErrn Abendmahl nimmt und sich nicht reinigen lassen will von jedem Sauerteig, welcher den heiligen Süßteig brüderlicher Einigkeit versäuert! Und umgekehrt, selig, welche, nachdem sie jenen alten Sauerteig ausgefegt haben durch die Beichte und aufs neue entsäuert worden sind durch die Absolution, unser Osterlamm essen, auf dass sie, zusammengefügt zu Einem Sinn, ja genährt als Glieder Eines Leibes, d. h. des Leibes Christi, eingekleidet werden in jene Herrlichkeit, welche unser großer Hoherpriester, und gerade nach Einsehung des heiligen Abendmahls erbittet mit jenen Worten: „Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die Du mir gegeben hast, dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind. Ich in ihnen und Du in mir, auf dass sie vollkommen seien in eins und die Welt erkenne, dass Du mich gesandt hast, und liebst sie, gleichwie Du mich liebst.“ „Habt einerlei Sinn, meine Brüder.“ Euer lutherisches Wappen sei ein Bündel Pfeile. Seht, einen einzelnen Pfeil zerbricht der erste beste Knabe leicht, aber das zusammengebundene Bündel ist selbst dem Teufel zu stark! Darum halte, was du hast, lutherische Gemeinde, dass niemand deine Krone nehme!

Endlich fünftens: „Seid friedsam!“ Um die Einigkeit schlingt sich das Band des Friedens. So schreibt auch der Apostel in jener berühmten Stelle an die Epheser (4,1.2). „So ermahne nun euch, ich Gefangener in dem HErrn, dass ihr wandelt, wie sich's gebührt eurem Beruf, darinnen ihr berufen seid, mit aller Demut und Sanftmut, und vertragt einer den andern in der Liebe, und seid fleißig zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.“ O meine Brüder, seid friedfertig! Als die Kinder derselben Kirche. seid ihr schuldig, die Einigkeit des Geistes so hoch zu schätzen, dass ihr dahinter zurücksetzt, was im weltlichen und bürgerlichen Leben einen von dem andern trennt und ihren Frieden stört. Zum Beispiel: Seid friedsam, ihr lutherischen Polen mit euren deutschen Brüdern, indem ihr also sagt: „Jerusalem droben, die freie, ist unser Aller Mutter.“ Lebt im Frieden in der Gemeinde des HErrn in allem eurem Wandel, sintemal ihr Glieder seid. Erinnert euch der Ermahnung der heutigen Epistel: „Liebe Brüder, so ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, die ihr geistlich seid. Und siehe auf dich selbst, dass du nicht auch versucht wirst. Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Weil ihr in diesem Gesetz Christi seid, so „tut nichts durch Zank oder eitle Ehre, sondern durch Demut, achtet euch unter einander einer den andern höher, denn sich selbst“. Dadurch wünscht der heilige Paulus seine Freude an seinen geliebtesten Philippern erfüllt zu sehen, welche seine Freude und Krone sind. Äußerlich Kampf, inwendig Frieden, das war in der Stadt Philippi und das ist in der ganzen Welt der gleichmäßige Beruf einer jeden christlichen Gemeinde. Um in Friedfertigkeit zu leben, geliebte Brüder, seid fleißig, Gottes würdig zu wandeln, der nicht ein Gott der Unordnung ist, sondern des Friedens in allen Gemeinden der Heiligen. Seid darum also willig, alle Bänder des Friedens zu erhalten, wodurch unsere kirchlichen Ordnungen die Gemeinschaft am Evangelium befördern und die Einigkeit des Geistes bewahren, indem sie die Willkür des einzelnen zum Besten der ganzen Gemeinde und aller Gemeinden beschränkt, und zugleich bewirkt, dass, was wir im 12. Kapitel des 1. Briefes an die Korinther über die verschiedenen Gaben desselben Geistes lesen, über die verschiedenen Ämter desselben HErrn, die verschiedenen Kräfte desselben Gottes und über die gleiche Fürsorge des einen Gliedes für das andere, nicht bloß hier in der Bibel stehe, sondern auch im Leben der Gemeinden eine Gestalt gewinne. Vornehmlich eines der Friedensbänder, welche der HErr den Gemeinden unserer Kirche gab, werde euch immer wichtiger und lieber, das Amt und der Dienst eurer Vorsteher. Hört, was der Apostel sagt: „Wir bitten euch aber, liebe Brüder, dass ihr erkennt, die an euch arbeiten und euch vorstehen in dem HErrn und euch vermahnen. Habt sie desto lieber um ihres Werkes willen und seid friedsam mit ihnen“. Und ihr, meine Amtsbrüder, erinnert euch der apostolischen Ermahnung: „Regiert jemand, so sei er sorgfältig“ und zum andern: „Vermahnt die Ungezogenen, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann“.

Was das Leben im Frieden mit eurem geliebten Pastor betrifft, so bin ich gewiss, ihr werdet nie der Ermahnung des Wortes Gottes vergessen können, welches da sagt: „Gehorcht euren Lehren und folgt ihnen, als die da Rechenschaft geben sollen über eure Seelen, auf dass sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut.“ Erkennt auch in der heutigen Visitation ein Hilfsmittel zur Förderung in der Einigkeit des Geistes durch das Band des Friedens, durch welches ihr mit allen Gemeinden der lutherischen Kirche in Preußen zu einem Ganzen verbunden seid. Denn seht, euer hochwürdiger Superintendent ist das Bindeglied zwischen euch und den Gemeinden der Posener Diözese, und ich, indem ich euch die Grüße unseres hochwürdigen Oberkirchenkollegiums in Breslau überbringe, versichere euch mit Freuden der Gemeinschaft, in welcher ihr mit allen Brüdern steht, welche vom ersten Tage an bisher Schwarzwald im Herzen behalten haben, gemäß dem Wort: „So ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit, und so ein Glied wird herrlich gehalten“ wie es heut hier geschieht „freuen sich alle Glieder mit.“ Und darum, meine Brüder, fühlt, wie auch euch in diesem Augenblick etwas anrührt von der Kraft der Gemeinschaft, womit der heilige Apostel in unserem Textverse die Korinther umfasst und gleichsam umarmt, indem er schreibt: „Es grüßen euch alle Heiligen.“

Und nun, so viele euer Kinder des Friedens sind, nehmet hin die Verheißung: und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein!“ Denn Gott ist der Schöpfer und Geber jeglichen Friedens, vor allem des Friedens mit Ihm Selber durch das Blut Seines Sohnes, weil Er der Gott der Liebe ist. Und Er will Sich finden lassen nach dem ganzen Reichtum Seiner Liebe und Seines Friedens in der Mitte derer, welche Seinen Namen kennen und bekennen, als die einzig Seiner Gnade leben. Darum geliebteste Brüder, fasset Mut und stärket eure Herzen, wenn euch die fünf Ermahnungen des Apostels auch schmerzlich fühlbar gemacht haben, wie viel euch noch fehlt. Wer nur die Strafe des Wortes Gottes in Demut annimmt, dem erbietet sich jedes Mal zu reichlichem Trost und großem Frieden der apostolische Segen, womit auch ich dich, Gemeinde des HErrn, zum Abschied grüße: „die Gnade unseres HErrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch Allen! Amen.

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