Besser, Wilhelm Friedrich - Brosamen aus einer Predigt v. 3. Sonntag nach Epiph.
Evangelium Matth. 8, 1-13.
Text: Da er aber vom Berge herab ging, folgte ihm viel Volks nach. Und siehe, ein Aussätziger kam und betete ihn an, und sprach: HErr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an, und sprach: Ich will es tun, sei gereinigt. Und alsobald ward er von seinem Aussatz rein. Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, sage es niemand; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester, und opfere die Gabe, die Moses befohlen hat, zu einem Zeugnis über sie. Da aber Jesus einging zu Kapernaum, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat ihn und sprach: HErr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig, und hat große Qual. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Der Hauptmann antwortete, und sprach: HErr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn ich bin ein Mensch, dazu der Obrigkeit untertan, und habe unter mir Kriegsknechte; noch wenn ich sage zu einem: Gehe hin, so geht er; und zum andern: Komm her, so kommt er; und zu meinem Knechte: Tue das, so tut er's. Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch, solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen. Aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die äußerste Finsternis hinaus, da wird sein Heulen und Zähnklappen. Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin, dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht ward gesund zu derselben Stunde.
Der erste Sonntag nach Epiphanias zeigt uns den HErrn in der Kinderstube, der zweite auf einer Hochzeit bei einem fröhlichen Mahl, wo Er das liebliche Wunder - das Verwandeln des Wassers in Wein vollbracht, der heutige dritte Sonntag zeigt Ihn uns am Krankenbett. Wie David, ehe er zum Thron aufstieg, allerlei Männer um sich sammelte, „die in Not und Schuld und betrübten Herzens waren und ihr Oberster ward,“ so sammelte der Sohn Davids um sich allerlei Elende an Leib und Seele und ward ihr Arzt. - Der heutige Sonntag trägt den besonderen Namen des Glaubenssonntages, weil da von dem Glauben des Hauptmanns gepredigt wird, über den der HErr sich verwunderte, und so betrachten auch wir heute den Glauben dieses Heiden und zwar wie er anfing in tiefer Demut und wie mächtig in seiner Wirkung wie unscheinbar das Gefäß und wie köstlich der Inhalt wie klein der Anfang und wie herrlich das Ende dieses Glaubens gewesen. In unserm Evangelium ist aber noch eine Person, die außer dem Hauptmann Hilfe sucht bei dem HErrn - da ist noch der Aussätzige „HErr, so Du willst, kannst Du mich wohl reinigen“ - ihn treibt die tiefste eigene Not zu dem, der ganz allein ihm helfen kann und der es auch tut. Den Hauptmann, nun was treibt den? Er hat einen kranken Knecht und wie Lukas berichtet, einen kleinen Knaben, der ihm aber wert war, dessen Not ging ihm zu Herzen, er hat wohl bei ihm gesessen und seine Schmerzen zu lindern gesucht, als der HErr draußen Seine Bergpredigt hielt und hatte darum diese nicht hören können, aber nun hört er, dass Jesus, von dem das Gerücht schon früher auch zu ihm gelangt war, durch die Stadt komme. Da geht er vor sein Haus und sendet, nach Lukas, die Ältesten der Juden zu Jesu, um Ihn zu bitten, dass Er seinem kranken Knecht helfen möge. Er wagt es nicht, selbst zu gehen, aber die Ältesten geben ihm gutes Lob und erzählen dem HErrn, dass er ihnen die Schule erbaut und dass er es wert sei, dass der Meister seine Bitte gewähre. Und Jesus spricht zu dem Hauptmann, dem Er Sich doch nun genähert, denn der HErr richtet es allezeit so ein, dass die Seele, die Seiner begehrt, eine Begegnung mit Ihm haben muss „Ich will kommen und ihn gesund machen.“ Und nun ist das allerschönste, dass der Hauptmann so ganz anderer Meinung ist als jene Ältesten, die da ihre Bitte mit dem „er ist es wert“, unterstützt hatten. „HErr, ich bin nicht wert, dass Du unter mein Dach gehst; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund“. Ja, - zu den Gelehrten, zu denen, die ein besonderes Wissen und Verständnis vom Glauben hatten, hat der Hauptmann wohl nicht gehört - er war wohl ein ganz ungelehrter, geringer Mann, daher wie unscheinbar ist das Gefäß, in welchem so großer Glaube wohnt, wie er sich in dem ausspricht, womit der Hauptmann seine Bitte „sprich nur ein Wort“ bekräftigt. Denn ich bin ein Mensch Geliebte! es liegt ein Kniebeugen in diesem Wort: ich bin ein Mensch, Du aber bist mehr was der Hauptmann sich nun nach seinen heidnischen Vorstellungen von diesem „mehr“ für einen Begriff machte, berührt uns hier weiter nicht - eines geht aus allem hervor, dass seines Glaubens köstlicher Inhalt nicht die wundertätige Hilfe des HErrn, sondern die Person des HErrn Jesu selber war. Diese Person ist auch der Inhalt unseres Glaubens. Überall, wo wir von Jesu reden, in allem Seinem Tun und Reden ist vor uns die Person, nur gekleidet in die Worte. Da das Jesus hörte, verwunderte Er Sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: „Wahrlich, Ich sage euch, solchen Glauben habe Ich in Israel nicht gefunden.“ Der Glaube aber ist Gottes. Gabe und Gnade, aber auch Gottes Gebot Gottes Angebot - wenn wir es annehmen, so ist Gottes die Ehre, unser die Seligkeit so wir es verachten: Gottes das Gericht, unser die Verdammnis. Nun also, eine Freude können wir dem HErrn machen - wenn wir Seine leisen Liebeszüge annehmen, mit denen Er uns zum Glauben ziehen will. Aber ach! schrecklich schmerzlich muss Er Sich verwundern über unsern Unglauben! Nahe kommt uns der HErr immer, in Seinem Wort ist Er uns allezeit nahe, sehr nahe, aber die Religion ist Herzenssache; christliche Religion ist die Sache des neuen Herzens, das da spricht: „O HErr, sprich nur ein Wort zur Genesung meiner Seele, die Dir gefällt und Dich ehrt dazu.“ Er will uns zu Sich ziehen, wollen wir Ihm denn immer ausweichen? Er ist die Fülle und kann alle und jede Leere ausfüllen wollen wir es Ihm wehren?
Der Hauptmann empfängt, was er begehrt, sein Knecht wird gesund - seht an den geringen Anfang des herrlichen Endes - denn wie gering, des HErrn nicht würdig ist solches Wunder, in dem Seine Schöpfermacht sich bewährt - aber herrlich ist das Ende; viel größer das Mirakel, dass eine Seele, in der es oftmals heißt: ach HErr, warum muss gerade ich so geführt werden, warum muss gerade ich das entbehren, wenn eine Seele durch den Glauben stille wird und scheinbar unerhört und doch erhört, sich des HErrn Willen fügt und Ihm auf Sein Schweigen antwortet: „ich will werden, wie ein stilles Meer voll von Deinem Preis und Ehr'„ und das Ende ist herrlich: Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen!