Zwollen, Wilhelm von - Bekenntnis und Beichte

Zwollen, Wilhelm von - Bekenntnis und Beichte

Auf's erste glaube ich von ganzem Herzen den hohen Artikel der göttlichen Majestät, daß der Vater, der Sohn, der heilige Geist, drei unterschiedliche Personen, ein rechter, einiger, natürlicher wahrhaftiger Gott ist, Schöpfer Himmels und der Erden, aller Dinge und Creaturen, gleichwie das alles noch in der römischen Kirche und in aller Welt bei den christlichen Gemeinen gehalten wird.

Zum andern glaube ich und weiß, daß die Schrift uns lehret, daß die mittelste Person in der Gottheit, nämlich der Sohn allein, ist wahrhaftig Mensch worden, von dem hl. Geiste ohne Mannes Zuthun empfangen, und von der reinen hl. Magd Maria, als von rechter, natürlicher Mutter geboren. Auch daß Gott der Sohn nicht allein Leib ohne Seel, sondern auch die Seele, das ist eine ganze vollkommene Menschheit angenommen hat, in aller Maße und Gestalt ein rechter Mensch, wie wir, ohne daß er ohne Sünde. Und daß dieser Mensch wahrhaftiger Gott ist, eine einige ungetheilte Person aus Gott und Mensch worden, also daß Maria, die hl. Jungfrau, ist eine rechte wahrhaftige Mutter nicht allein des Menschen Christi, sondern auch des Sohnes Gottes. Auch glaube ich, daß dieser Gottes und Marien Sohn, unser HErr JEsus Christus, für uns arme Sünder gelitten hat, gekreuziget, gestorben und begraben ist, damit er uns von Sünden, Tod und ewigem Zorne Gottes durch sein unschuldiges Blut erlöset hat. Und daß er am dritten Tage ist auferstanden von dem Tode, und aufgefahren gen Himmel, und sitzet zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters, ein Herr über alle Herren, ein König über alle Könige und über alle Creaturen im Himmel, Erde und unter der Erde, über Tod und Leben, über Sünde und Gerechtigkeit.

Zum dritten glaube ich an den hl. Geist, der mit dem Vater und Sohn ein wahrhaftiger Gott ist, und vom Vater und Sohn ewiglich kommt, und doch eine unterschiedliche Person in einem göttlichen Wesen und Natur. Durch denselben werden alle Gläubigen mit dem Glauben und andern geistlichen Gaben geziert, als mit einer lebendigen, ewigen göttlichen Gabe und Geschenk, von dem Tode auferweckt, von Sünden gefreit, fröhlich und getrost, frei und sicher im Gewissen gemacht. Denn das ist unser Trost, daß wir solches Geistes Zeugniß in unserem Herzen fühlen, daß Gott will unser Vater sein, die Sünde vergeben und das ewige Leben umsonst schenken und geben.

Darnach glaube ich, daß nur Eine christliche Kirche ist auf Erden, das ist die Gemeine oder Versammlung aller Christen in aller Welt, die einige Braut Christi und sein geistlicher Leib, über welche er auch das einige Haupt ist. Und die Bischöfe oder Pfarrherren der Gemeine sind ihre Diener und Aufseher, Unterhalter oder Fürweser. Und dieselbige Christenheit ist nicht allein unter der römischen Kirche oder unter dem Papst, sondern in aller Welt, wie die Propheten verkündigt haben, daß das Evangelium Christi sollte in alle Welt kommen, Ps. 2 und 19., daß also die Christenheit in der römischen Kirche und allenthalben leiblich zerstreut ist, aber geistlich ist sie versammelt in Einem Evangelium und Glauben unter Einem Haupte, welches ist JEsus Christus. In dieser Christenheit, wo sie auch ist, da ist Vergebung der Sünden, das ist, ein Königreich der Gnaden und des rechten Ablasses; denn daselbst ist das Evangelium, die Taufe, das Sakrament des Altars, in welchen die Vergebung wird angeboten, geholet und empfangen; und Christus und sein Geist und Gott ist auch allda. Und außer dieser Christenheit ist keine Seligkeit, noch Vergebung der Sünden, sondern der ewige Tod und Verdammniß…

Summa, ich glaube auf's kürzeste an Gott den Vater, Sohn und heiligen Geist, das ist, ich erkenne und nehme Vergebung meiner Sünden, die ewige Frömmigkeit und Seligkeit allein von Gott dem Vater, Schöpfer Himmels und der Erden, allein durch Gott den Sohn, JEsum Christum, allein in Gott, dem hl. Geiste, meinem einigen Tröster. Und versage in diesem allein, was Gott nicht selbst ist und thut, und halte anderes nichts vonnöthen oder nutz zu meiner Seligkeit. Doch werden hiemit nicht niedergelegt die Werke als sollten sie nicht von den Christgläubigen gethan werden, die ja äußerlich geschehen aus dem Glauben durch die Liebe an unserem Nächsten, welche uns von Christo befohlen sind. Deßgleichen auch die Taufe, Sacrament empfahen, Predigt hören rc. werden dadurch nicht verachtet, noch verworfen.

Beichte

Dies ist die Beichte für Gott, und eine offenbare Beichte, welche ich bekenne für Gott und der ganzen Welt.

So bitte ich auf's erste alle christlichen Gliedmaßen der heil. christlichen Kirche, diejenigen, so ich möchte erzürnet haben von Kind auf, da ich gewußt habe, was Sünde ist gewesen, bis auf diese meine letzte Stunde, daß sie mir das um Gottes willen (ob ich jemand anders gethan habe, denn ich wollt, daß mir geschehen sollt) durch Christum seinen gebenedeiten Sohn wollten vergeben. Hierauf bekenne ich, daß ich habe gesündigt für Gott meinem Schöpfer von der ersten Stunde, da ich wußte, was Sünde wäre bis auf diese meine letzte Stunde, bis ich meine Seele werde aufgeben in seine göttliche Hände, daß die allergeringste Sünde, die ich gethan habe, würdig wäre, in dem Feuer hier auf dieser Erde zu brennen und hernachmals in dem ewigen Feuer. Aber das stattet seine göttliche Güte nicht durch Christum, seinen gebendeiten Sohn, der mich erlöst hat durch sein theuer kostbarlich Blut von Sünde, Teufel, Tod und Hölle, also daß ich erlöst und erledigt bin von dem höllischen Hund und schlangen, daß er keine Kraft und Macht mehr an mir hat. Und er wird ansehen das reuige und demüthige Herz seines armen, unwürdigen Dieners und Knechtes, welchen er gedemüthigt hat durch seine göttliche, grundlose Barmherzigkeit, also daß er meiner Sünde und Missethat nimmer wird gedenken. Und keine andere Absolution, als nöthig zur Seligkeit von dem auswendigen Menschen begehr ich zu empfahen, Ps. 32.: Wohl dem Menschen, dem der HErr die Missethat nicht zurechnet. Und auch so oft als der Mensch erseufzet für seine Sünde, will sie Gott nimmermehr gedenken, und alle diejenigen, die beschweret und beladen sind, spricht Christus: Kommt zu mir, ich will euch erquicken. Darauf will ich's kühnlich wagen, aber nicht in Verachtung stellen die Autorität seiner lieben Apostel und Evangelisten; Jh. 20:: Nehmet hin den hl. Geist, welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und Matth. 18.: Was ihr auf Erden bindet, soll auch im Himmel gebunden sein, rc. Hiemit befehle ich meinem himmlischen Vater meinen Geist in seine göttliche Hand.

Quelle: Fick, C. J. Hermann - Die Märtyrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche (Heft 1)

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