Zwick, Johannes - Das Vatter vnser in frag vnd gebättswyß
für jung vnnd einfaltig lüt.
Hör was ich wott/
Halt sine pott/
Min kind lieb Gott.
So wirst nit zspott.
Zu Costentz by Gregorien Mangolt.
Zum Christenlichen läser D. Joannes Zwick
DIewyl sich Gott in siner heiligen gschrifft an vil orten der kinder annimmt/ sollend wir billich dasselbig ouch thun. Vnd wölte Gott das wir vns der kinder recht annämind/ damit sy in Gottes forcht/ vnd in eim liebrychen tugentlichen läben/ von jugent vf erzogen wurdind.
Wie vil sind die ziehend jre kind/ aber nun mit zorn vnnd flucht/ ouch nun vmb liederliche sachen? Darnebend/ was wider Gott/ deß hat man kein acht.
Wie vil sind die ziehend dkind gar nit? lands also hingon/ sy syind gut oder böß.
Wie vil ziehend jre kind nun zum Bösen? mit so vil ergerlichen worten vnd exemplen/ vnd hand glych lust daran so jre kinder tüfels kinder sind/ gschwygen deren/ die kind offt vnnd dick so zu schandtlichen sachen bruchend.
Wie vil zanckend sich dann/ das die kind toufft werind? Vnd wo das nit gschicht/ da ist nichts dann angst vnd not.
Wie vil zanckend yetz das sy nit getoufft werding? Vnd wo das geschicht/ da ist nichts dann grüwel vnd lesterung.
Die sy schlächt nit touffen wöllend/ gedenckend nit/ wie Christus die kind vnder die glöubigen gezelt hat/ das man doch mit dem kindertouff sunst gar nichts vßricht.
Die sy schlächt wellend touffen/ gedenckend nit wie die kind vnde die zal der glöubigen zelt sind/ durch den vsserlichen wassertouff/ das sy jnen den selben stäts für ougen hielting/ vnd sy als getouffte glöubige kind wol vfzuhind/ damit sy läbtind/ wie kinderen deß rychs Gottes wol anstünd. Vnnd welche elteren hand jre kind einmal des touffs recht vermanet?
Also kan die welt kein maß noch mittel. Eintweders/ es muß toufft syn/ oder es muß nit toufft syn. Glych wie ouch mit den schülen/ Einest warends gar voll/ yetz sind sy gar lär.
Kind müssen touffen/ ist kein gebott. Kind nit sollen touffen/ ist kein verbott. Die liebe ordnets alles.
Kinder wol ziehen nach Gottes willen/ ist ein ernstliches gebott/ vnnd ein frucht des menschen der Gott erkennt hat.
Kind erglich vnnd übel ziehen/ ist ein waar zeichen des vngloubens. Wolan/ lüg yederman das er jm recht thue. Der gloub leerts alles.
Also hab ich armer diener des worts Gottes vß liebe zu der jugent/ das Vatter vnser für ein kind oder zwey/ in fraag vnnd bätts wyß vßgelegt/ vnd bin gebätten worden dasselbig anderen kinden ouch mitzuteilen/ das hab ich also gethon. Vnnd sunderlich wil ichs mitteilt haben vilen guten kindren zu Rüdlingen/ für welche ich schuldig bin sorg zetragen. Gott well das alles wol thon sye. Aber die fürnembste zucht der kinder ist das man Gott trüwlich für sy bitt/ vnnd sy ouch leer bitten.
Der allmächtig Gott erbarme sich über die gottloß jugend/ vnnd geb vil kinden sinen heiligen geist/ das fromm/ gottsförchtig lüt vß jnen werding/ vnnd machs Gott alles gut/ Amen.
Es begärtennd die junger Christi vff ein zyt von jm/ das er sy wölt leeren bätten/ vnd er sprach: Wenn jr wöllend bätten/ so sollend jr also bätten:
VNser Vatter/der du bist im himmel.
1 Geheiliget werd din name.
2. Din rych das kumm.
3. Din will der gschäch vff erden wie imm himmel.
4. Vnser täglich brot gib vns hüt.
5. Vnd vergib vns vnser schuld/ als wir ouch vergebend vnsern schuldigern.
6. Vnd für vns nit in versuchung.
7. Sonder erlöß vns vom bösen.
Dann din ist das rych vnd die macht/ vnd die herrligkeit in die ewigkeit. Amen.
Bschluß.
Also leer vnss O herr JEsu Christe/ allwäg vnnd mit ernst bätten. Verschaff aber ouch/ das vnser gebätt allweg Ja sye vnd Amen.
Volgend die fragen über das Vatter vnser.
Warumb sagst du Vnser Vatter?
Da wil Gott vnser guter vatter syn/ vnd söllend wir sine guten kind syn.
Warumb sagst du/ Der du bist imm himmel?
Da söllend wir kein frömbden Gott noch vatter vff erden haben.
Warumb sagst/ Geheiliget werd din Nam?
Da ist sunst niemand heilig noch gut/ dann allein Gott/ vnd sol sin Nam ouch allein geheiliget werden.
Wann wirdt der Nam Gottes geheiliget?
So wir Gottes barmhertzigkeit allein vertrüwend/ vnd wir menschen einandern lieb hand/ vnnd mit willen ouch guter hoffnung tragend/ was vns Gott zuschickt.
Warumb sagst du/ Din rych das komme? Was ist Gottes rych?
Es ist ein gottsförchtig/ tugentrych läben hie im zyt/ vnd nach disem zyt ein ewigs läben/ das vns Gott geben wil durch den heiligen Christenlichen glouben.
Warumb sagst du/ Din will der geschäch vff erden wie imb himmel?
Was ist für ein will imb himmel?
Es ist ein guter will: dann was Gott wil/ das wil yederman im himmel/ vnd wies Gott machet/ so ist es wol gemacht.
Was ist für ein will vff erden?
Es ist ein böser will: dann es wil niemand was Gott wil/ vnnd wies Gott machet/ so wil es den menschen nienen recht gfallen.
Warumb sagst du/ Vnser täglich brot gib vns hüt? Was ist vnser täglich brot?
Es ist die notturfftig narung vnsers lybs/ voruß aber ists die narung der seel/ durch Gottes wort. Dann der mensch läbt nit allein vom brot/ sonder von einem yetlichen wort das Gott redet.
Warumb sagst/ Vnd vergib vns vnser schuld?
Da bin ich in sünden empfangen/ vnd geboren/ vnd all mine gedancken/ wort vnd werck/ sind von iugend vf ytel sünd vnd schuld.
Ich weiß ouch/ das ich mine sünd niener mit ablegen noch bützen kan. Aber imm Namen Jesu Christi/ wil mir Gott min vatter/ gnädig vnnd barmhertzig syn. Das gloub ich/ vnd vmb des gloubens willen/ wil er mir miner sünd nümermer gedencken.
Warumb sagst/ Als wir ouch vergebend vnsern schuldigern?
Da sol ich minem nächsten ouch gnädig vnnd barmhertzig syn. Vnd was man mir leids thut/ das sol ich willig tragen. Ich aber sol niemants leids thun/ sonder ouch minen fynd lieb haben/ vnd jm guts thun.
Kansts aber also thun?
Ich sol all tag dran lernen/ vnnd allweg dencken/ wie man mir thut vff erden/ dz ich dem Allmächtigen Gott im himmel ouch also thun: Wie aber Gott mir vergeben wil/ also sol ich minem fynd ouch vergeben/ das ich/ wie ein liebs kind/ minem lieben Vatter im himmel nachschlahe.
Was ich daran kan/ das hab ich von jm/ Was ich aber nit kan/ das well er mich leeren.
Warumb sagst/ Vnd für vns nit in versuchung/ Wär sind die vns versuchend?
Der listig tüfel/ die sündtlich welt/ vnnd das böß fleisch vnd blut.
Wär muß vns aber schirmen vor den versuchungen?
Allein Gottes gnad/ sunst werdend wir all ougenblick vom glouben vnd der liebe abfallen.
Warumb sagst du/ Sunder erlöß vns von dem bösen?
Was ist das böß/dauon vns Gott erlösen solt?
Es ist der böß geist/ von dem alles böß kumpt.
Darnach vnser menschliche natur/ in der so gar nichts guts ist.
Darzu die wält/ die vns mit vil bösen exemplen so übel verfürt.
Vnnd zu letst/ ist es die ewig verdamnus/ da man des tüfels eigen ist/ mit lyb vnd seel/ vnd ewigklich nimmer zu Gott in sin himmelrych kummen wirt.
Warumb sagst du/ Dann din ist das rych?
Da soll vnns Gott allein regieren/ als der einig Fürst vnd Künig himmels vnd der erden.
Warumb sagst/ Vnd die macht?
Da ist sin gwalt groß gnug/ alle ding zu ordnen vnd zu regieren.
Warumb sagst/ Vnd die herrligkeit?
`Da ist ouch aller pryß/ lob/ Eer vnd herrligkeit allein sin.
Was heißt/ Amen?
Das es war werd.
Warumb sagst/ Amen?
Da ists min grosser ernst vnnd wunsch von hertzen/ das diß alles geschäch vnnd war werd/ für mich vnnd alle menschen vff dem gantzen erdtrych.