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unbekannt - Sind sie getauft?

unbekannt - Sind sie getauft?

Bitte nicht zu erschrecken, wenn man diese Überschrift liest; es ist heute nicht unsere Absicht, über das zu reden, woran man gewöhnlich zuerst denke, wenn man das Wort „Taufe“ hört. Wir wollen hier nicht von der Wassertaufe reden. Die Veranlassung obigen Titel hierhin zu setzen, geben uns vielmehr die schon in voriger Nummer erwähnten „Pfingstversammlungen“ in …., von denen die Mehrzahl unserer Leser gewiß gehört hat. Wir sind berichtet worden, daß auf diesen Versammlungen die oben erwähnte Frage an die Teilnehmer gerichtet werde; sie ist jedenfalls an einige Teilnehmer gerichtet worden, als es sich darum handelte, festzustellen, ob sie ein Recht hätten, an den Versammlungen teilzunehmen. Unsere Leser werden nunmehr auch den Sinn begreifen, der der obigen Frage zu Grunde liegt; es handelt sich nicht um die Wassertaufe, sondern um die Geistestaufe; an den erwähnten Versammlungen sollen nur solche teilnehmen, welche diese Taufe empfangen, welche den vollen „Pfingstsegen“ erhalten haben usw.. Daran erkennen wir jedenfalls eines der leitenden Prinzipien dieser Versammlungen, nämlich die Lehre von der Geistestaufe, und wir möchten daher an dieser Stelle auf diese prinzipielle Frage zu reden kommen. - Wir wollen unsere Resultate darüber in einigen Thesen zusammenfassen.

  1. Der Ausdruck „Geistestaufe“ stammt aus dem bekannten Wort in der Predigt Johannis des Täufers: „Ich taufe euch mit Wasser …. er aber wird euch mit Heiligen Geiste und mit Feuer taufen …“ Sonst findet sich nur an einer einzigen Stelle der Schrift ein Anklang an diesen Ausdruck, nämlich in der Stelle 1. Kor. 12,13: „Ihr seid durch einen Geist zu einem Leibe getauft.“ Alle übrigen Stellen der Schrift, wo von der Taufe die Rede ist, handeln nicht von der Geistestaufe, sondern von der Wassertaufe, obwohl dies eine Anzahl der Vertreter der Lehre von der Geistestaufe nicht zugeben wollen.
  2. Die Schrift verbietet uns nicht, den Ausdruck „Geistestaufe“ zu gebrauchen, wohl aber verbietet sie uns, unter derselben irgend etwas anderes zu verstehen, als den Empfang des Heiligen Geistes beim Gläubigwerden an Jesum. Niemand gibt uns jedenfalls ein Recht, aus den Worten des Täufers die Meinung herauszulesen, die Geistestaufe sei ein besonderer Akt im Leben des Gläubigen; Johannes konstatiert lediglich die Tatsache, daß Jesus mit dem Geiste taufen werde, auf das Wann und Wie nimmt er keinen weiteren Bezug.
    1. Aber auch die Stelle im Korintherbriefe gibt uns kein Recht, die Geistestaufe als einen besonderen Akt im Leben des Gläubigen anzusehen. „Ihr seid durch einen Geist zu einem Leibe getauft …“ Wann denn? Man erwartet doch ohne weiteres die Antwort: als ihr den Heiligen Geist empfinget, und das ist nach der Schrift prinzipiell der Fall beim Gläubigwerden, und nicht bei irgend einem besonderen Zeitpunkt danach; von einem solchen findet sich in der Schrift nicht eine Spur. Wer das doch behauptet, der legt die Schrift nicht aus, sondern legt etwas in dieselbe hinein. Wann und wie habt ihr den Heiligen Geist empfangen, fragt Paulus die Galater, und die Antwort heißt: Als ich euch das Evangelium von Christo,, dem Gekreuzigten, predigte und ihr dasselbe im Glauben aufnahmet! Das ist jedenfalls der Sinn der Stelle Gal. 3,2-5. Hier anders auslegen, heißt einfach seine Unfähigkeit in der Exegese beweisen. Und ob auch ein sonst sehr kluger und schriftkundiger Mann aus dieser Stelle etwas anderes herausgelesen haben möge - wir wollen seinen Namen hier nicht nennen - die Tatsache bleibt bestehen, daß er sich in diesem Stücke in grober Weise getäuscht hat. Gal. 3 sagt uns nichts anderes als dieses, daß das Evangelium von dem Gekreuzigten der Überbringer des Geistes ist, und daß die ihn empfangen, die dieses Evangelium aufnehmen.
  3. Die Wirkung der „Geistestaufe“, wenn wir diesen Ausdruck jetzt akzeptieren dürfen, wird uns beschrieben in dem Worte „zu einem Leibe“, welches wir 1. Kor. 12 in der angeführten Stelle lesen, und auch in dem Ausdruck „Feuer“, den Johannes gebraucht. Das erstere will uns jedenfalls darauf aufmerksam machen, daß da, wo die Geistestaufe stattgefunden hat, ein tiefes und herzliches Bewußtsein von der Einheit aller Gotteskinder vorhanden sein wird und ein brennendes Verlangen danach, allen Kindern Gottes Liebe zu erweisen und sich mit ihnen eins zu fühlen; aller Sektengeist wird verschwinden, wo man mit dem Heiligen Geist getauft ist. Ebenso wird das Feuer des Heiligen Geistes, da wo man ihn wirklich erhalten hat, seine verzehrende Kraft beweisen in der fortgehenden Ausscheidung und Bekämpfung alles Unreinen und Sündlichen, denn darauf will der Ausdruck „Feuer“ hinweisen. Wenn wir uns nach diesen Wirkungen in den Kreisen derer, die die Notwendigkeit der Geistestaufe betonen, umsehen, so ist unsere Meinung nicht die, daß sie diese Wirkungen in besonderer Weise offenbaren. Was die Einheit des Volkes Gottes betrifft, so mögen sie wohl mit heftigen Worten auf den Sektengeist schelten, aber mit dem Schelten allein ist's nicht getan, sondern mit der Beweisung der Liebe in der tagtäglichen Praxis, und was diese angeht, so behaupten wir getrost, daß die Vertreter der Geistestaufe, die wir bisher kennen gelernt haben, in diesem Stück noch sehr, sehr viel zu lernen hatten; die Art, wie sie andere Kinder Gottes behandelten, erinnerte nicht sehr an die Wahrheit von dem einen Leibe, zu dem der eine Geist doch taufen will. Große Worte allein können uns nicht imponieren. - Was aber die Bekämpfung des Sündlichen durch das Geistesfeuer betrifft, so halten wir nicht ohne weiteres den für einen Heiligen, der von einer Geistestaufe erzählt. Wir müssen bekennen, daß wenige von denen, die die Lehre von der Geistestaufe sehr vertreten und die wir etwas näher kennen, uns sehr geeignet schienen, als lebendige Beweise der Feuerkraft des Geistes zu gelten.
    1. Bei dieser Gelegenheit wollen wir darauf aufmerksam machen, daß es nicht gut einen wahrhaft ernsten Gläubigen in dieser Zeit geben kann, der nicht von Herzen verlange, daß die Kraft des Heiligen Geistes sich bei ihm und anderen in größerer Fülle darstellen möge. Es sollte ein tieferes Sehnen durch unsere Herzen gehen, daß wir mehr Geist und Kraft von eben den beiden Dingen, die wir als Wirkung des Heiligen Geistes bezeichnet haben - in der Darstellung des einen Leibes, in der Beweisung der Feuerkraft des Heiligen Geistes. O, wie mangelt es da uns allen! Aber dennoch - das ist etwas ganz anderes, als wenn man eine Geistestaufe lehrt, die der Gläubige als einen besonderen Akt erfahren müsse; davon steht nichts in der Schrift. Es ist z.B. gar keine Rede davon, daß die Korinther ihre bei dieser sonst so wenig anziehenden Gemeinde so merkwürdig reichen Geistesgaben in einem besonderen Akt der Geistestaufe erhalten hätten. Die Schrift sagt uns, daß der, der das Evangelium Christi hört und aufnimmt, den Heiligen Geist bekommt, sie mahnt diesen, den Heiligen Geist nicht zu betrüben, sie ermahnt ihn auch, des Geistes voll zu werden, aber sie weiß nichts von einer Geistestaufe im besonderen Sinne.
  4. Gerade der Blick auf die Korinther kann uns auch vor einer Überschätzung der Geistestaufe warnen.. Sie waren doch durch den Geist getauft nach Pauli Ausdruck, und sie hatten doch die reichen Geistesgaben, in denen man heute das Dokument der Geistestaufe zu sehen meint - wie aber war die Gemeinde sonst? Fürwahr, ihre Geistesgaben können uns nicht über ihre sonstige Armut wegtäuschen, und zwar gerade in den Dingen, die das praktische Leben des Christen ausmachen, und das sollte uns doch billig vor einer Überschätzung der „Geistestaufe“ im Ernst behüten.
    1. Ein besonderer Mißgriff aber ist es, wenn man die vornehmste Wirkung der Geistestaufe und ihre schönste Frucht im Zungenreden sieht. Davon redet die Schrift gar nichts. Das Zungenreden ist in der Schrift keineswegs etwas so hohes, daß es vor allem beweist, daß die Fülle des Geistes da ist - im Gegenteil, die zungenredende Gemeinde in Korinth kann einen eher abschrecken, als einem diese Sache anziehend machen. Wer vom Geiste getauft zu sein behauptet, der möge das in ganz anderen Dingen beweisen als gerade im Zungenreden. „In der Gemeinde will ich lieber 5 Worte reden mit dem Verstande als 10000 in Zungen,“ sagt Paulus 1. Kor. 14,19

Die Lehre von der Geistestaufe ist nicht in der Schrift begründet. Was aber auf einem Grund aufgebaut wird, der nach der Schrift keiner ist, das kann auch nicht als begründet und gegründet angesehen werden. Es ist vielmehr schief, und die Zeit wird kommen, wo es in seiner verderblichen Wirkung vor aller Augen offenbar werden wird.

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1909

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