Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von - Der Wunsch nach Bekehrung
Es ist nicht genug, wenn man gern sieht, dass sich Leute bekehren, die uns indifferent, oder gar solche, die uns lieb sind, denen man im Herzen die Seligkeit schon lange gewünscht hätte; sondern eine Seele, von der man in Wahrheit sagen kann, sie hat Christus Sinn, geht weiter. Sobald sie weiß, dass Jemand ein Feind ist, so fasst sie ihn ins Gesicht zum Seligwerden, sie teilt mit Ihm Brot und Kleid, ja ihrer Seelen Seligkeit. Das ist der Charakter eines Menschen, der den Heiland gesehen und erkannt hat. 1. Joh. 3,6.
Es ist nicht zu leugnen, dass die Feinde manchmal aus einem gewissen Instinkt handeln, und wissen, dass sie eine Macht haben; sie haben aber auch immer ein Ziel, wie weit sie gehen, und die Kinder Gottes üben dürfen.
„Gott hat's ihm geheißen,“ sagte David von Simei.
Der größte Gedanke, den wahre Knechte und Mägde des Herrn, in Hinsicht ihrer Feinde, in ihrem Gemüte haben, ist der: „O wie will ich dich noch einmal so lieb haben, o wie will ich mich über dich erfreuen, wenn ich dich am Tage des Gerichts auch unter den Begnadigten sehen werde.“ Aber könnt's denn nicht eher sehn? Könntest du denn deiner Seligkeit nicht hier teilhaftig werden? Könntest du nicht den Himmel auf Erden haben, wie ich ihn habe?