Zeller, Johannes - Die Herrlichkeit der Auferstehung Christi
Text: Apostelgeschichte III,13-15.
Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat sein Kind Jesum verklärt, welchen ihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilato, da derselbige urteilte, ihn los zu lassen; ihr aber verleugnetet den Heiland und Gerechten und batet, dass man euch den Mörder schenkte; aber den Fürsten des Lebens habt ihr getötet. Den hat Gott auferweckt von den Toten, des sind wir Zeugen.
Weib, was weinst du? so sprachen zwei Engel in weißen Kleidern zu Maria, die vor dem Grabe stand und in das selbe hineinsah. Ihr Herz und ihre Augen hatten nun seit einer Woche schon so viel geweint. Tränen der trauernden Liebe, da ihr Meister in die Hand der Sünder dahingegeben, von Jüngern und vom Volke Gottes verleugnet, selbst einem Barrabas nachgesetzt, dann unter unaussprechlich schmerzlichen Umständen gekreuzigt wurde: und auch jetzt, nach dem Tode Jesu sollten nicht nur Tränen der Wehmut beim Rückblick, Tränen der Sehnsucht nach dem einstigen, jenseitigen Wiedersehen, sondern auch Tränen neuer Angst, neuen Schreckens ihren Augen entquillen; denn sie sieht das Grab offen, den Leichnam nicht darin; Schrecken durchzieht ihre Seele. „Sie haben meinen Herrn weggetragen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt!“ jammert sie. Weib, was weinst du? fragen die Engel. „Weib, was weinst du?“ spricht der Herr zu ihr, der Untröstlichen. Doch wir wissen nun, dass sie getröstet worden, dass ihre Tränen nicht ewig flossen; denn sie fand den Gesuchten, aber nicht als tot und gekreuzigt, sondern als Auferstandenen. Ja, Jesus lebt; er ist nicht im Grabe geblieben. Jesus Christus ist wahrhaft auferstanden! - und seitdem ist dieser Tag, an welchem Maria noch geweint hatte, für die Kirche und für jeden, der Jesum liebt, ein Tag der Freude. Nun singt man mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten. Die alten ernsten Christen fasteten nicht an diesem Tage, denn sie betrachteten sich als Hochzeitleute, bei denen der Bräutigam ist; sie beteten an diesem Tage nicht knieend in der Gemeinde, sondern stehend, weil ja die Auferstehung die Aufrichtung des gebeugten Sünders, ihr Tag ein Tag der Herrlichkeit ist. Wir wollen auch unsere Blicke auf diese Herrlichkeit des Tages, oder vielmehr des Ereignisses, das an ihm geschah, richten und reden von der Herrlichkeit der Auferstehung Jesu Christi; und suchen, uns an derselben zu erbauen, indem wir zuerst den Auferweckenden und dann den Auferweckten und endlich die Zeugen der Auferstehung ins Auge fassen. Von allen dreien spricht unser Text.
Herr, segne dein Wort, das Dich verherrlichen, Dich preisen soll. Amen.
I.
Als der Heiland in der Nähe seines Todes sich in herzlichem Verlangen mit den Jüngern zu Tische setzte und das Osterlamm mit ihnen speiste, da ward er im Geiste bewegt und erzählte von dem Einen, der ihn verraten werde. Judas ging nun hinaus, und da sprach Jesus: Nun ist des Menschen Sohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm! Ist nun Gott in ihm verherrlicht, so wird Gott ihn auch in ihm selbst verherrlichen und wird ihn bald verherrlichen. Jenes Nun bezog sich auf das bevorstehende Leiden; in diesem selbst sah er eine Verherrlichung Gottes und des Menschensohnes; dieses bald bezieht sich auf den Sieg über die Bande des Todes, auf die Auferstehung; und als er seinen heiligen Mund öffnete, um das hohenpriesterliche Gebet seinem Vater vorzulegen, da war das erste Wort, welches er sprach: Vater, die Stunde ist gekommen, verherrliche deinen Sohn, auf dass auch dein Sohn dich verherrliche. Also auch hier wieder beide Zwecke: Verherrlichung Gottes und des Menschensohnes. Und noch früher, als Jesus feierlich einzog in Jerusalem, und beim Anblick der uns seligen Stadt seine Seele betrübt ward und flehte: „Was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verkläre deinen Namen!“ da kam die Stimme aus dem Himmel: „Ich habe ihn verklärt und will ihn abermals verklären!“ und dies „ich will“ wies auf die Verherrlichung, die bald dem Namen Gottes zu Teil werde durch den Tod und vielmehr durch die Auferweckung Jesu. Sollte es darum nicht recht sein, ein Wort, und wenn es auch nur ein stammelndes ist, von dieser Herrlichkeit Gottes, wie sie sich in der Auferstehung Jesu Christi offenbart, in der Gemeinde zu sagen? mag sich etwa ein Träger und Ruchloser unter euch nicht bemühen, diese Herrlichkeit zu schauen?
Nein, wir wollen alle auf den Reichtum der Worte Jesu: „und Gott ist verherrlicht in mir!“ unser Nachdenken richten. Wenn von der Herrlichkeit Gottes die Rede ist, so ist das mit die Offenbarung seines innersten Wesens, all seiner Tugenden, verstanden, und hier nun in der Auferstehung Jesu Christi offenbart sich der Herrliche als der Treue, als der Rechtfertiger der Unschuld, als der Allmächtige, als der Heilige, als der Gnädige. Treu ist er; denn er hat seinem Sohne das Wort nicht gebrochen, das er ihm gegeben: „Ich will dich verherrlichen“; er hat dessen Vertrauen nicht getäuscht, das dieser ausspricht in den Worten: „Du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen, auch nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe.“ Er hat das glaubensvolle: „Vater, in deine Hände befehl' ich meinen Geist!“ nicht unerhört gelassen und ihn aufgenommen, um Ihn uns als den Auferstandenen wieder zu schenken.
Ist er hier treu gewesen, so vertraut ihm, dass er es auch anderswo, überall war und sein wird, und wenn er euch ein schweres Werk und einen schweren Lebens- und Todesgang auferlegt, vertraut, dass er nie sein Wort brechen wird dem, der sich in seine Hände befiehlt. Den Rechtfertiger der Unschuld erkennen wir am leeren Grabe Jesu, im Auferweckenden, und dessen freue sich unsere Seele. Vielleicht ist nichts schwieriger zu ertragen und mit undurchdringlicherem Dunkel verhüllt in der Weltordnung, der wir unterworfen sind, als, dass die Unschuld unterdrückt, der Gute überwunden werden kann, und Gott dazu schweigt, als ob seine Ohren verstopft wären, dass er die Gebete und Seufzer nicht höre; als ob sein Herz härter wäre als ein Stein, da er das Entsetzlichste nicht abwendet und dem ruhig zusieht, was des Menschen Aug' und Herz nicht ertragen kann; als ob seine Hand verkürzt wäre, dass er nicht helfen kann. Hier aber, beim Blick auf den aus dem Grabe Erstandenen lernt unsers Gottes Herrlichkeit anbeten: denn er vergisst keinen Seufzer der leidenden Unschuld; er hat ein Herz, barmherziger und liebender als kein menschlicher Vater, keine Mutter, denn aus den Leiden des Kreuzes lässt er unnennbare Seligkeiten und Erquickungen für den Leidenden selbst und für die Seinigen hervorgehen, und er hilft, er rechtfertigt nur anders, als wir Menschen denken, dass er es tun sollte, aber immer herrlicher und wirksamer. Und wenn wir bei Tausenden, die unschuldig und doch unglücklich sind, die Auflösung der Dunkelheiten ihrer Führung hienieden nicht empfangen, so hat sich Gott hier vor Aller Augen verherrlicht in dem Unschuldigsten und Kreuzesreichsten, in seinem Sohne; denn dessen Kreuzigung und Gottes Zulassung derselben, ja Gottes Anordnung darin ist das Verwirrendste für unsern Glauben, das Unfasslichste für unser Herz: aber siehe, er hat sich als der Rechtfertiger Jesu sichtbar durch die große Tat der Auferweckung erwiesen, damit wir überall da, wo wir erst seinen wunderbaren Rat, aber noch nicht die herrliche Durchführung sehen, doch glauben und stille sind. Ja wohl wollen wir heute in der Auferstehungsfreude von neuem dem Herrlichen, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs vertrauen; denn der Gruß, den sich die Jünger und Frauen an jenem seligen Morgen zurufen: Jesus lebt! er ist wahrhaft auferstanden! - dieser Freudengruß, den wir einer dem andern mit Wort und Blick aussprechen sollten, predigt uns ja auch laut und vernehmbar, dass Gott, unser Gott, ein allmächtiger Gott ist, unter dessen Schatten gut wohnen, dessen Arm ein Hort ist für den, der glaubt; denn welcher Feind ist ihm zu mächtig? was ist ihm unmöglich? - Er hat die Welt geschaffen, aber diese Tat der Allmacht vergisst der Mensch, ihm sind durch die Sünde die Augen dafür verschlossen. In der Geschichte jener Patriarchen, nach denen er sich nennt, im Leben Abrahams, Isaaks, Jakobs hat er es so oft, so auf allen Schritten bewiesen, dass ihm nichts unmöglich ist: aber darauf achtet ihr nicht, um diese heiligen Geschichten bekümmert ihr euch nicht. Aber nun hat euch das Osterfest hier versammelt, und da lernt denn im Gedanken an den Auferstandenen auch den herrlichen Gott kennen, dem kein Feind widerstehen kann. Er spricht, es werde Licht: und es ward Licht! Er spricht, so geschieht es, und Er gebietet, so steht es da! Als sich die Obersten im Lande auflehnten und wider den Herrn und seinen Gesalbten ratschlagten: lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen die Seile! da lachte, der im Himmel wohnt, ihrer und spottete ihrer. Schon am Kreuze, als die Kreaturen über den Sohn Gottes triumphierten, und als die Finsternis sich über das Land lagerte, zeigte er durch das Erdbeben der Erde, dass Er der Allmächtige ist: und nun, als wiederum ein großes Erdbeben geschah, und der große Stein. von dem Grabe wich, und der Engel in der Gestalt wie ein Blitz herab kam, und die Hüter wie tot niederfielen, da offenbarte er sich als der Mächtige, dem Himmel und Erde untertan ist, vor dem der Mensch zittert; und als Jesus, sein Sohn hervorging aus dem Grab, lebendig wahrhaft, da tat er sich kund als der Starke, der Macht hat über Grab und Tod und Verwesung und mehr noch, auch über Welt und Sünde und Satan - über alle Menschenbosheit und Höllenplane.
Gott hat Jesum, den Gekreuzigten wahrhaft vom Tode auferweckt und verherrlichte sich in seinem Sohne als der Allmächtige. Aber als den Heiligen sollen wir ihn auch hier preisen, denn er gebietet uns: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!“ Und damit er nicht bloß gebiete, sondern sein heiliger, großer Wille wirklich geschehe, so hat er durch seines Sohnes reines Opfer und durch dessen Blut unsere Schuld getilgt: aber mehr noch, auch durch dessen Auferweckung den Tod mit seinem Stachel getötet, damit die Schrecken des Todes Keinen verwirren und fällen. Durch Jesu Auferweckung hat Gott wirklich die Sünde selbst, deren Sold der Tod ist, vernichtet und ihre Macht geknickt: denn von nun an kann der heilige Geist wirken auf unser Herz und unsere Begierden töten und unsern Geist samt Seel und Leib durchdringen. Er hat des Satans Macht über uns überwunden und die Bande, die uns an diesen Unseligen banden, zerschnitten - Gott ist heilig, denn im Auferweckten heiligt er uns, gibt er uns Kraft, Mut zur Heiligung. Aber wahrlich auch den Strahl seiner Heiligkeit offenbart er uns in der Auferweckung, dass er eifert über die Sünder und zürnt: denn die Hüter, die Diener der Bosheit erschrecken vor Furcht und fallen zur Erde nieder, und die Ältesten, als sie die Kunde vernahmen, zitterten und suchten von neuem mit Lügen sich wider den eigenen Schrecken zu waffnen. Schrecken überfiel den Verfolger Paulus, als ihm der Auferstandene erschien mit dem durchdringenden Rufe: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich? - und jetzt zittert, und vielleicht gerade in diesen Tagen der lauten Verkündigung des Auferstandenen zittert mancher Feind Jesu bei dem Gedanken: ist er wohl wirklich auferstanden? und ist es nicht recht, ihn zu verachten? das ist die Heiligkeit Gottes des Auferweckers, die sich auch dem Ungläubigen und sicheren Sünder durch die Auferstehung kund tut. Und noch will auch Gott als der im Auferstandenen verherrlichte Gnädige, als der Erbarmer von euch anerkannt, gepriesen sein! Er ist in seinem innersten Wesen die Liebe, die sich herablässt aus ihrer Höhe und Seligkeit und mit dem Sünder leiden will und auch sein Grab mit ihm teilt und ihn dann, o der Gütige, durch seinen auferweckten Sohn erquickt, schützt, selig macht und ihm durch denselben, nachdem er die Wohnung der Pilgrime auf Erden geheiligt, nun auch Wohnungen in seinem Himmel und seinem Haus der Unschuld und Seligkeit bereitet hat. - Ja, Gott ist im Auferweckten verklärt. Der Auferwecker ist der Treue, Wahrhafte, darum vertraut. Er ist der Rechtfertiger der Unschuld, darum so harrt auf ihn; er ist der Allmächtige, darum betet zu ihm in allem Anliegen, er kann helfen. Er ist der Heilige, darum zittert, wenn ihr die Sünde liebt; freut euch, wenn ihr sie hasst und die Leidenschaften bekämpft, er wird helfen. Er ist der Gnädige, er will helfen, und der Niedrigste und Unreinste, der sich nach neuem Leben sehnt, schließe sich nicht aus von dieser Liebe und Gnade. Verherrlicht ist Gott im Auferweckten nun nicht mehr Abrahams, Isaaks und Jakobs, sondern der Gott Jesu, des Auferweckten und in ihm unser Gott und Vater!
II.
Doch wie der Auferstandene Gott verherrlicht hat, also ist auch in der Auferweckung Jesus selbst verherrlicht worden von Gott. Hier kann sich unser Auge an neuer göttlicher Fülle erquicken, unser Glaube neue Kraft gewinnen. Ich lasse aber nun die Verherrlichung unberücksichtigt, die Jesus durch Gott erhielt, die aber nicht mehr beweist als, dass er ein Mensch war, welcher keine Sünde getan, und in dessen Mund kein Betrug gefunden wurde. Er ist gerechtfertigt vor seinen Lästerern, er ist als unschuldig erwiesen, er ist als ein gottgesendeter Lehrer nun vor der Welt Augen bekräftigt - aber hört weiter: Gott verherrlicht den Menschensohn, d. i., sein Wort nicht allein ist von Gott als das herrliche, göttliche verklärt, sondern auch sein Werk. Er hat also das Opfer angenommen, das: ihm sein Sohn dargebracht, indem er unsere Sünden selbst geopfert an seinem Leibe auf dem Holze, auf dass wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben; er hat also uns versöhnt mit dem Leibe seines Fleisches durch den Tod, auf dass er euch darstellte heilig und unsträflich und ohne Tadel vor ihm selbst. So erkennt ihn, den Herrlichen, den Jesum, der auferstanden ist, als den Verherrlichten, der da wirklich die Menschennatur und uns Menschen unsträflich, darum auch vor Gott wohlgefällig gemacht hat. Aber ihr seht, Alles, die ganze Herrlichkeit, womit in der Auferstehung Gott ihn verherrlicht, bezieht sich auf seine Person selbst; und da vernehmt noch: Er ist nun wirklich der Mittler zwischen uns Sündern und Gott, dem Vater: denn in der Auferstehung ist er Mensch geblieben, aber mit himmlischem Leibe; er ist unser Bruder, und doch zur Rechten des Vaters; er ist der, zu dem uns der Zutritt immer offen ist, durch ihn aber zum Vater, weil er durch sein eigen Blut eingegangen ist in das Heiligtum und jetzt unser Bürge, unsere Gerechtigkeit und Stellvertreter und Fürsprecher ist. Es ist nun in keinem Andern Heil, es ist auch kein andrer Name den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden. Der Stein, der von den Bauleuten verworfen, ist zum Eckstein geworden! Er ist der Verherrlichte vom Vater, vernehmt, und vernehmt es gerne, denn wenn ihr wollt zum Seelenfrieden kommen und zum erlösten Volke Gottes gezählt werden, so müsst ihr solches wissen und glauben. Hier in der Auferstehung sammelten sich nun alle die Strahlen der Verklärung, die in seiner Knechtsgestalt einzeln hervorbrachen. - Und nun verkläre mich, du Vater, bei dir selbst, mit der Herrlichkeit, die ich hatte, ehe die Welt war. Und ehe die Welt war, und ehe er Mensch war, war er der Sohn Gottes von Ewigkeit, das Wort beim Vater, das Leben, das Licht, und durch seine Erniedrigung, da er sich alles dessen entäußert und selbst den Tod am Kreuze aus Liebe ertragen hat, soll ihm das nicht geraubt bleiben: nein, jetzt in der Auferweckung wurde ihm dies alles wieder gegeben Gott hat ihn auferweckt, schreibt Petrus, aus dessen Rede wir unsern Text genommen, in seinem Briefe, und hat ihm die Herrlichkeit gegeben - er hat ihn uns zum Herrn, zum König gemacht, dem wir gleiche Ehre geben sollen, wie ihm selbst. O, schaut nun die Herrlichkeit der Auferstehung im Auferstandenen. Er ist wieder wie früher der herrliche Sohn Gottes, nur fortan in Ewigkeit mit der verklärten Menschennatur verbunden; er ist der Menschensohn, auch Gottmensch. Aber dem Menschensohne sind nun untertan die Engel und die Gewaltigen und die Kräfte. Er ist nun wieder das Leben, denn in seinem Namen wirken seine Apostel Wunder: er ist aber die Auferstehung, denn in ihm und durch ihn werden Alle auferstehen, die Einen zum Leben, die Andern zum Gericht. Er ist aber der Richter der Lebendigen und der Toten, jetzt schon, denn, wer nicht an ihn glaubt, ist gerichtet, einst aber werden sich die Völker der Erde vor ihm versammeln, werden sich beugen Aller Knie, und bezeugen alle Zungen, dass er der Herr ist. Der Herr, o der Auferstandene ist aber nun nicht nur ein richtender König und Herr, sondern immer noch ein suchender, bittender, lockender, nicht nur gebietender sondern einladend, gewinnend, dienend, beseligend - Gott hat ihn verherrlicht mit der Klarheit, in der ihm nun alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist, in der er gegenwärtig ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt, in der er heute und alle Tage bis an der Welt Ende bei uns ist! Nun hier hören wir auf, von der Herrlichkeit des Sohnes Gottes zu reden sie ist gegeben worden in der Auferstehung in ihr ist er unser Herr und Christ bezeugt und bekennt: mein Herr und mein Gott bist du, und du allein sollst unser Herr sein!
III.
Noch soll euch die Herrlichkeit der Auferstehung Christi in den Zeugen derselben gezeigt werden. Gott hat Jesum auferweckt von den Toten, des sind wir Zeugen! spricht Petrus im Namen seiner Mitjünger, und vernehmt, wie sie es sind. Ja, sie sind Zeugen der Auferstehung Jesu durch die Herrlichkeit dieser, die auch aus ihnen hervorstrahlt. Vor Allem seht nun, wie sie getröstet, wie ihre Tränen getrocknet sind, wie selbst eines Petrus Herz wieder freudig ist, und er sein Angesicht als ein gesalbtes erheben darf. Könnte er das, könnten es die übrigen Jünger, wenn Christus noch im Grabe läge, oder auferstanden wieder gestorben wäre, wie Lazarus? Nein, ihre Freude, ihre Erquickung, die wir ihnen durchfühlen, beweisen uns: Jesus lebt! jene Erscheinungen des Auferstandenen in ihrem Kreise oder bei den Einzelnen waren nicht Täuschung, sondern Wirklichkeit. Doch das „des sind wir Zeugen“ ist noch nicht erschöpft: es ist mehr als Freude, mehr als Trost in ihnen ein Heldenmut, eine Kraft strahlt aus ihnen hervor, er treibt, er stärkt sie, mitten unter das spottende Volk, vor die Gewalt habenden Feinde Jesu, vor seine Kreuziger und Lästerer, vor den Hohenpriester Kaiphas zu treten und zu bezeugen mit kräftigem Wort: „Ihr habt den Fürsten des Lebens gekreuzigt, Gott aber hat ihn auferweckt; und den von euch Verworfenen hat er zu euerm Herrn und Seligmacher und Christus erhoben!“ Und wenn sie gespottet wurden, waren sie liebend, aber mutig; und wenn sie geschlagen wurden, freuten sie sich und fuhren fort, im Namen des Auferweckten mit dem Hammer des Gotteswortes an die Herzen zu schlagen und mit dem Segensgruß Wunder zu tun. Sie, die Zerstreuten, die Ängstlichen, die Verleugnenden, die Zagenden beim Leiden und Sterben Jesu leiden jetzt selbst und werden gekreuzigt, ohne zu verleugnen. Was gab ihnen Kraft? sie sind Zeugen der Auferstehung Jesu, die in ihnen wirkt, sie kräftigt. „Des sind wir Zeugen“ durften jene teuren Menschen, jene ersten Christen auch sagen, weil ihr ganzer Wandel nun ein neuer war; als Auferstandene zum neuen Leben treten sie uns nun entgegen die Sinnenlust, die Selbstsucht beherrscht sie nicht mehr, sie kreuzigen die Lüste, sie lieben die Menschen, sie suchen nicht, was hienieden ist, sondern was droben ist; sie leben einmütig im Gebet mit ihren Brüdern im Glauben ja, des sind sie Zeugen, dass Jesus auferweckt ist durch die Herrlichkeit Gottes, weil auch sie durch ihn auferweckt sind, in einem neuen Leben zu wandeln.
Und nun, Teure, zum Schlusse dieser freudigen Festtage, in denen die Predigt: „Gott hat Jesum auferweckt!“ unser Ohr und Herz traf, die ernste Frage an uns alle: Sind wir auch dessen Zeugen? Die Frage ist ernst, aber wohlwollend, liebend und nicht von mir, sondern vom Auferstandenen, an euch gerichtet. Seid ihr Zeugen meiner Auferstehung? Geht ein in die Prüfung. Trost empfingen die Jünger zuerst, Freude durchströmte ihr betrübtes Herz. Nun das ist also zunächst eine Frage, ihr Leidtragenden und Kranken, mit denen wir uns erbauen, seid ihr Zeugen des Auferstandenen? Ihr könnt es sein, ihr seid es, wenn eure Tränen trocknen, nicht aus Müdigkeit, sondern weil ihr Christum liebt; ihr seid es, wenn eure Seufzer sich in Dank verwandeln, dass Gott euch seinen Sohn geschenkt, eure Traurigkeit um Irdisches sich in Freude über die Vergebung der Sünde, die euch gestern der Auferstandene im heiligen Abendmahl angeboten hat, auflöste. Ihr seid Zeugen, wenn euch Jesus, der da lebt, stärkt, noch ferner zu leiden, und ihr euch selbst eurer Trübsal freut um seinetwillen. Wir alle aber mögen uns fragen: sind wir des Zeugen als Getröstete, und nicht minder als Bekennende? - Ja, der Herr will; dass wir ihn, grade ihn den Gekreuzigten und Auferstandenen, und wenn die Predigt von jenem den Meisten Torheit oder Ärgernis ist, und die Kunde von dem Auferweckten Vielen will ein Märchen dünken - er will, dass wir ihn frisch und freudig vor den Menschen mit dem Munde bekennen o ja, mit dem Munde; und retten wir uns nicht etwa hinter die sicherstellende Rede: das Bekennen mit der Tat sei es, was Gott verlangt. Allerdings dies auch; aber das mit dem Munde nicht weniger, denn von diesem Bekenntnis sagt Jesus: darum, wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater; und darum heißt Petrus, weil er das einmal nicht getan hat, der Verleugner, und jetzt ist er ein solcher fröhlicher Zeuge; und Paulus sagt: „So du mit deinem Munde bekennest Jesum, dass er der Herr sei, und glaubest in deinem Herzen, dass ihn Gott auferweckt hat von den Toten, so wirst du selig!
Und nun denn: Groß und Klein, Gering oder Vornehm, Mann oder Weib, bekennt ihr mit dem Munde freudig, oder wenigstens pflichtgetreu und glaubensstark, auch vor denen, die es nicht gerne hören: Der am Kreuze ist meine Liebe, meine Lieb' ist Jesus Christ! Jesus ist der Herr, auf den ich mein Leben und Sterben baue. Er, der Auferstandene, ist mein Glaube, meine Hoffnung, meine Erlösung von Sünde, vom Gericht, vom eigenen Herzen möchten wir doch also Zeugen sein, der Geringste unter uns würde dann auch Jesu, dem Herrn, wie die Apostel durch ihr Zeugnis, Seelen zuführen. Wollen wir des Zeugen werden, sein: o, so müssen wir ja auch den Auferstandenen wirklich mit unserem Auge des Geistes gesehen haben, wie die Jünger mit dem leiblichen; aber das könnt ihr, wenn ihr an ihn glaubt da tritt er euch nahe. Und jenes Zeugnis des Mundes wird immer furchtloser und segnender, je mehr ihr im Glauben, an des Herzens Brennen erfährt: Er lebt - Jesus lebt! Doch dem Zeugnis des Mundes muss folgen, ihm vorangehen, Hand in Hand mit ihm gehen das des Lebens, damit auch auf diese Weise gelte das Wort des Petrus an uns: des sind wir Zeugen. Das sage ich euch, liebe Christen, nicht erst noch, dass ihr nicht könnt heilig, rein, unschuldig leben ohne Christum. - „Ohne mich könnt ihr nichts tun“, sagt er zu uns aber mit ihm, der das Leben, die Kraft ist, kann auch der Schwache im Guten stark, und der Sünder besser werden! Darum bezeugt ihr, dass ihr es geworden, ihr es seid. Liebt ihr, auch den Feind, auch hoffend, vertrauend, nicht das Eure suchend, betet ihr treu, ernst, wacht ihr über eure Lüste, ringt ihr in Versuchungen, sucht ihr das, was droben ist, wo Christus ist zur Rechten des Vaters als Auferstandene zum neuen Leben in Gott, haltet ihr alle Gebote Jesu - und wirklich, nicht nur eingebildet o dann seid ihr Zeugen des Auferstandenen, in dem ihr alle in die Kraft empfangen könntet dazu. Er hat sie euch gegeben. Gott ist verherrlicht, der Sohn Gottes, ist verherrlicht, und in uns will der Auferstandene sich verherrlichen. Lasst ihn in euch einziehen, den König, betet an den Herrn! Hier enden wir: entschließe euch heute noch, ihm zu dienen! Herr, verkläre dich in uns, dir zum Preis, uns zur Himmelsseligkeit! Ziehe ein, Auferstandener, und mache uns selig! Amen!