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Zell, Matthäus - Zitate

Zell, Matthäus - Zitate

Wer Christum für den wahren Sohn Gottes und den einigen Heiland aller Menschen bekennt und glaubt, der soll Theil und Gemein an meinem Tisch und Herberg haben; ich will auch Theil und Gemein mit ihm im Himmel haben. (1)

Mit wenigen Ausnahmen hat man das Predigen meist den allerungeschicktesten und ungelehrtesten Pfaffen überlassen; ich meine die gemeinen Prediger und Pfarrer in Städten und auf dem Land, und obschon in einer Stadt auf einem Stift etwa ein geschickter ist, der gern das Beste thät, so muß er der Schnur nach reden, er darf das Maul nit zu weit uff thun, damit er dem Stift nit schade, die Obrigkeit, die Chorherrn ungestraft laß. Summa es sind gefangen Leut. Sie dulden auch einen nit lang, wo ers zu viel wollt machen. Sie perpetuieren auch keinen uff die Pfarr, wo es möglich ist, uff daß er ihr Liedlein mög singen, oder aber weichen. Sie versehn sich auch allein mit mittelmäßigen Gelehrten, bei denen die Sorg nit ist, daß ihnen der Schwanz übers Nest wachs. Es mag leicht seyn, daß er nur kann das Evangelium postulieren und die Leut mit den Sacramenten versehn, man bedarf sein sonst nirgends zu. Wo er aber gelehrt wäre und wir ihn ließen mit Predigen herfürbrechen, gewönne das Volk ein Gunst zu ihm und würd höher geacht weder wir selbst, die wir doch sein Herren sind, Darum muß man vorsehn, sie von einem Jahr zum andern dingen wie die Säuhirten. O du elende Babylony! - Es ist auch desgleichen von Dorfpfäfflein, die dann der mehrertheil gut einfältig Gesellen sind. Ha sprichst du sie mögen leicht seyn uffs Dorf, als ob Bauern nit auch Leut zu der Seligkeit geschaffen wären. Ja, sprichst du, sie hören nit gern lang Predigt, ich glaubs wohl, dieweil du ihnen nit ander Prediger darstellst. Ach Gott! wer will sie gern hören, die sich oft selbst nit verston. Oh wenn die Stimm des rechten Hirten lautet, würden sie bald zulaufen. Was willt du sagen, ich glaub daß wenig Bauern so grob uff Erdrich seind, wann sie von jemand das Gottswort höreten ernstlich, tapferlich, fleißiglich und von Herzen predigen. sie würden bewegt, denn das Gottswort schneidet wie ein Scharsach, trennt voneinander Leib und Seel. (…) Wo ein armes Dorfpfäfflein sich ein wenig übersieht, do ist der bischöfliche Fiscal flugs auf ihm, do ist kein Gnad, aber die Erzbuben, die die ganz Welt aussauge, muß man gnädiger Herr, würdiger Herr nennen. (2)

Es seyen genug Leut, die andre verketzern und schmähen, es sey aber niemand der die Ketzerei wollet anzeigen, denn man fürchtet der Ablaß und das Fegfeuer möchten kein Geld mehr tragen, da verketzert man die Leut; aber Sünd und Laster hilft man vertheidigen, damit alles Schelmenwerk der Geistlichen ungestraft mög bleiben. (2)

Ich habe gemach angefangen, auf daß nit die Einfalt erstlich würd überladen und hab lange Zeit, doch deutlich von der christlichen Kirche bericht, worin sie bestehe eigentlich; woraus sie auch bald durch meine sanfte Rede vermerkt haben, was Christus und seine Kirche sey; nach und nach bin ich zu hellerem Verstand der Schrift hineingetreten und die Epistel zun Römern gepredigt und meines Vermögens aufs förderlichst ausgelegt.„ (2)

Du hast mich von Luther nit viel hören sagen uff der Kanzel, außer in einer Verantwortung meiner Lehr. Ich hab mein Lehr nie mit des Luthers Geschrift bezeugt, aber seine Schriften hab ich treulich und fleißig gelesen, als auch noch für und für; und wo sie befunden wahrhaftig, hab ich sie gepredigt; nit darum, daß es lutherisch Lehr ist, sondern daß es wahr ist und Gottes Lehr; und sag noch unverhohlen, ich bin durch Luthers Schreiben in die Geschrift geführt worden und ein Verstand der Geschrift überkummen, dafür ich nit wöllt aller Welt Gut nehmen, und ob er schon hunderttausendmal ein Ketzer wär. Ich hab nichts ketzerisch gepredigt; es sey denn die heilig Schrift ketzerisch, der ich angehangen bin und noch. (2)

Wohl hin, in Gottes Namen, nehmen sie mir mein Hus, so hoff ich mir sey ein andres bereit im Himmel nit mit Händen gemacht; nehmen sie mir meinen Rebacker, so ist dennoch das ganz Erdrich und was darinnen ist des Herrn, ja auch meine Richter müssen darzu, eben von demselben Herrn, als von einem Richter ihr Urtheil empfahen, wie grausamlich sie sich jetzt wider mich stellen. Weiter nehmen sie mir schon Alles was ich hab und entblößen mich aller meiner Nahrung, wohlan, Christus ihr Herr und Richter ward auch beraubt und bloß an das Kreuz gehenkt. Ich bin auch bloß und nackt uffs erdrich kommen, bloß würd ich wieder hinweg müssen. Darum wenig daran gelegen ist ob schon diese Hinfahrt durch meiner Widersacher Grimmigkeit gefördert würde, ja zu hoffen daß es mit meinem großen Nutz geschehe, da ich ohn das sterben muß, wiewohl meinen Richtern eben also wohl ihr Zeit herzuschleichet, sie werden mir auch bald nachfahren, wie greulich sie und ihres Gleichen sich jetzund stellen und jederman unterstehn zu vertreiben. Nun werden sie uns dennoch us der Herrschaft Christi nit vertreiben, dieweil er doch Gewalt hat im Himmel und uff Erden. Darum wohin sie uns vertreiben, ist seine gebenedeite Hand, die uns haltet und leitet. Amen. (2)

Drum, lieber Antoni, biß unerschrocken, dann selig bist du, der durch diese That dem Endchrist entbrichest; auf deiner Seiten stat Gott und sein Wort, Gott geb, wer gegen dir stand. Acht auch nit, daß männiglich ein Aufsehn auf dich hat, einer lobt, der ander schilt. Acht auch nit, was Unfalls dir daraus entsteht, dir muß es zum Guten dienen; und ob du schon vertrieben wirst, ja sterben müßtest, mag dirs nit schaden, du thust, was dich Gott geheißen hat wider seinen Feind den Endechrist, dem spei mit dieser That fröhlich in sein Angesicht. Es werden dir, ob Gott will, bald mehr christlicher Brüder nachfahren, welche bisher noch erschrocken, nit ein klein Herz empfohen werden. (2)

(1) Mittheilungen aus der Geschichte der evangelischen Kirche des Elsasses, Erster Band
Timotheus Wilhelm Röhrich
Paris
Verlag von Treuttel und Würtz, Rue de Lille, 19
Straßburg,
Nämliches Haus, Lange Straße 15
1855

(2) Geschichte der Reformation im Elsass und besonders in Strasburg
Timotheus Wilhelm Röhrich
Erster Theil
Erste Lieferung
Strasburg,
Schulbuchhandlung von Friedrich Carl Heitz
Schlauchgasse No. 3.
1830

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