Zell, Katharina - Wider die Verfolgung der Täufer
„Die armen Täufer“, schreibt sie, indem sie ihre Stimme für sie erhebt, „da ihr so grimmig zornig über sie seid, und die Obrigkeit allenthalben über sie hetzt, wie ein Jäger die Hund' auf ein wild' Schwein und Hasen, die doch Christum den Herrn auch mit uns bekennen, im Hauptstück, darein wir uns vom Papsttum geteilt haben, über die Erlösung Christi, aber in andern Dingen nit vergleichen können, soll man sie gleich darum verfolgen, und Christum in ihnen, den sie doch mit Eifer bekennen, und viel unter ihnen bis in das Elend, Gefängnis, Feuer und Wasser bekannt haben? Lieber gebt euch die Schuld, dass wir in Lehr und Leben Ursach sind, dass sie sich von uns trennen. Wer Böses tut, den soll eine Obrigkeit strafen, den Glauben aber nit zwingen noch regieren, wie ihr meint, er gehört dem Herzen und dem Gewissen zu, nit dem äußerlichen Menschen. Lest alle alten Lehrer und die, so auch das Evangelium wiederum bei uns erneuert haben, zuvor unsern lieben Luther und Brenzen, was er geschrieben hat von ihnen und sie so hoch beschirmt, dass eine Obrigkeit nit mit ihnen zu tun hab, nur in bürgerlichen Sachen. Lest es in dem Büchlein, das der gute Mann Martinus Bellino an den Fürsten und Herzog Christoffel zu Wirtemberg geschrieben hat, nach des armen Serveti Totbrand zu Genf; da er für und zu dieser Zeit aller frommen, verständigen Gelehrten Rede und Meinung fleißig zusammen gezogen hat, wie man mit irrenden Menschen, so man Ketzer nennt, soll handeln. Wenn euch die Obrigkeit folgte, sie würde bald eine Tyrannei anfangen, dass Städt' und Dörfer leer würden. Straßburg steht noch nicht zum Exempel, Schand' und Spott im deutschen Land, sondern vielmehr zum Exempel der Barmherzigkeit, Mitleidens und Aufnehmens der Elenden; ist auch noch nit müd' worden, Gott sei Lob, und ist noch mancher arme Christ darinnen, den ihr gerne hättet gesehen hinaustreiben. Das hat der alte Matthias Zell nit getan, sondern die Schafe gesammelt, nit zerstreut, hat auch solches nie gebilligt, sondern mit traurigem Herzen und großem Ernst, da es die Gelehrten auch einmal also bei der Obrigkeit anrichteten, öffentlich auf der Kanzel im Convent der Prediger gesagt: Ich nimm Gott, Himmel und Erdreich zum Zeugen an jenem Tage, dass ich unschuldig will sein an dem Kreuz und Verjagen dieser armen Leute.“ So verteidigt Catharina die Wiedertäufer.