Zell, Katharina - Den leydenden Christglaubigen weybern der gemain zu Kentzingen meinen mit schwestern in Christo Jhesu zu handen.
Katherina Schützin
M.D.XXIIII.
Gnad fryd hayl und stercke / und langkmütige gedult / wöll got der vatter aller barmhertzigkait / mit überflüssiger völle euch zu schicken / und begaben durch den verdienst Jesu Christi / in ewer embsigen leydung / und von got gesandten trübsal / Christenlich besundern / in Gott lieben schwestern / unnd glaubigen weyber / der gantzen gemayn zu Kentzingen.
Ich und wir all / so bey mir in Christo ains seynd / wissen unnd bedencken wol / unnd das mit mitleydlichem hertzen / ewer grosse quellung / so jr leyden umb Christus willen / und aber frewen uns auch des mit euch mit frölichem innerlichem gemüt / so wir dabey hören und spüren / ewern von gott gebnen glauben / so jr darinn haben.
Ich bitt auch got tag unnd nacht / mit euch allen / das er euch den selben wöll meeren / wie dann auch die Junger Christi baten / Herr mere uns den glauben. Und ermane euch auch dabey mit freuntlicher bitt und manung / als ewer mitschwester in Christo Jhesu / das jr nit auß ewerem hertzen lassent / sonder stetigs wollen gedencken / das unüberwindtlich wort gottes / das jr dann auch so lang mit allem ernst und trewen bey euch gehabt und gehört habt / und wollend also mit grosser Gedult / und danckbarkait annemen / als besondere vätterliche von got geschickte gaben / und schencken / die er neymandt gibt / dann seynen allerliebsten kinden / Das dann warlich aim unglaubigen ain seltzam antlit hat / das got solliche schenckien solt seynen kinden geben die er lieb hett / vil lieber wer ain solcher nit gottes kind / sonder der welt / die geet nitt also mit jren kinden umb / sonder er zeucht sy lind und waych / ja es ist war / darumb spricht Paulus / der glaub ist nitt yedermans ding / und der weltlich / dz ist / der flaischlich mensch kan nit verston was götlich / Aber der gaystlich / das ist / der glaubig / der versteet / das gott also wunderbarlich handelt mit den seynen / gantz widerwertig der welt und jren kindern wie er dann im Propheten Esaia sagt am 55. Capitel. Mein gedencken / das ist / seyn wollen / seyn nitt gleych ewerem gedencken / unnd meine weg / das seynd seyne wirckungen / seynd nitt gleych ewern wegen / Darumb spricht er auch an aim andern ort im Propheten / Den ich will lebendig machen den tödt ich / den ich will gesund machen / den schlag ich ec. In summa / er will die er in ewiger wal erwölt / und als sein kinder in das buch seynes erbs geschriben hat / also von diser welt gewenen / und uns leeren / das wir allain an jm hangen in ainem steyffen glauben / unnd von nyemandt nitt anders warten noch nemen sollen / dann allain von jm. Aber der welt kinder will er nit belonen / darumb laßt er auch jnen die welt eer / freud / gutt / und was sy hat geben / und jr belonung und erbtayl sein / und weyßt sy darmit auß / gleych wie Abraham der groß glaubig man den uneelichen sun Ismael / von seyner magt Agar geborn / auß weyß mitt ainer schencken seynes guts / und jn damit auß schloß von seynem erbtayl da die eelich fraw Sara sprach / Treyb hynweg die maget mitt jrem sun / dann er soll nit erben mit meinem Sun Isaac. In wöllichem Ismael / dann warlich seynd bedeut die welt kinder / die werden on zweyffel auch auß dem erbtayl gestossen des ewigen vatters / und zu hertzogen und besitzern diser welt gesetzt / wie Ismael auch ward / dann sy müssen ye auch ain belonung haben. Aber Isaac dem eelichen sun gab Abraham nit / sonder fürt jn auff ain berg / unnd wolt jn da mitt dem schwert getödt haben / und also Got opffern / das dann warlich der welt anzusehen ain unväterlich ding waß / er glaubt unnd wißt aber das jm seyn erb unsichtlich behalten waß / und das in got auch widerumb möcht erquicken. Also thunt jr auch / bitt ich euch jr redlichen glaubhaftigen weyber / nemen an euch ain männisch Abrahamisch gemüt / so jr also in nötten seynd / in allerlay schmach unnd leydungen / damit jr werden geschmecht / es sey gleych mit dürnen / halßeysen / ertrencken / vertreyben / und was der gleychen auch begegnen mag / ja so euch ewer mann werden getödt / und jr selb / so gedencken an den steyffen Abraham unser aller vater / schlaget jm nach wie ain frumm kind / seynem vatter soll in ainem söllichen gleychen glauben. Maynendet jr nitt / das Abraham auch wee sey geschehen / da jn gott hieß seyn aynigen sun (in dem jm doch die merung der menschen was verhaissen) selber tödten / ja freylich ist jm wee und wee geschehen / dann er waß eben auch flaisch unnd blut wie wir alle / er wißt aber (wie die geschrifft sagt) das jn got widerumb möcht erquicken. Also auch jr / werden euch ewer mann getödt / wissend jr nitt das Christus sagt / Ich bin die urstend unnd das leben / wölcher in mich glaubt / ob er schon todt ist / so wirt er leben. Und Johannis am 6. sagt er / Wölchen eß seyn flaysch / unnd trinck seyn blutt / das ist warlich glauben das er erlößt sey / allain durch den todt unnd das blutvergiessen Christi / den wöll er widerumb erquicken am jungsten tag. Er sagt zu seynen Jungern / wissend jr das / so seynd jr sälig. Also auch jr glaubhafftigen gotgeliebten weyber / Christus sagt / Wer nit mag verlassen vatter und mutter / weyb man und kind / und alles was er hat umb mein unnd des Evangeliums willen / der ist mein nit wirdig ec. Wer aber umb meinet willen verlaßt vatter und mutter / weyb / man / unnd kind / äcker unnd matten / dem will ichs hundertfältig wider geben / und dort das ewig leben. Lieben Christenlichen weyber / wissend unnd thun jr das / so seynd jr auch sälig / wie Christus sagt / Tretten ewer flaysch nyder / auffheben ewern gayst / und sprechend ewern mannen frölich zu / und auch euch die wort Christi / so er selber geredt hatt / Förchten die nit / so euch den leyb tödten / ich will euch ainen zaigen / der euch leyb und seel tödten und in die hell werffen mag ec. Und sagt auch bald darauff Darumb wer mich bekendt vor disem Eebrechischen unnd argen geschlecht / den will ich auch bekennen vor meinem vatter / und seynen Engelen. Wer aber mich verleugnet / und sich mein und meiner wort beschämpt / des will ich auch verleugnen / und mich sein beschämen vor meinem vater ec. Er sagt auch an aim andren ort / Der knecht ist nit grösser denn seyn herr / der Junger nit mer dann seyn mayster. Habent sy mich durchechtet / sy werden auch euch durchechten. Haben sy den vatter des gesindts Beelzebub gehaissen / wie vil mer werden sy es thun dem haußgesind. Sy werden euch in bann thun / und außschliessen auß jrer gemaynschafft / und alle die euch tödten werden / maynen sy thuen got ain dienst daran. Und sprach zu jnen / Darumb hab ich euch solches gesagt / das es wirdt geschehen / und so es geschicht / das jr nitt erschrecken / und abfallen / dann ich habs euch vorhyn gesagt. Darumb bit ich euch lieben schwesteren / gedenckend fleyssig an dise wort / dann die geschrifft muß also erfült werden / wie dann auch Christus sagt zu den zwayen Jungern so gen Emauß giengen / Jr thoren und treges hertzen zu glauben / allem dem das die Propheten geredt haben / must nit Christus solchs leyden / und also in seyn herlichait geen. Also jr auch / wöllend jr Christen seyn / und mit jm in seyn herlichait geen / so müssen jr auch also mit jm leyden / darumb begegnet euch schmach ja ob jr wurden inß halßeysen / gestelt / und das umb Christus willen. O wie sälig seynd jr / wolt gott das er mich so gnedig und günstig ansehe / und mir solcher grosser eeren ginnen wolt das ich also etwas ungleycher und doch gleycher gaben mit seynem allerliebsten Christo haben solt / und mit euch solchs leyden / wolt ich fraydiger / hochfertiger / und frölicher darin sein / dann aller Adel in Straßburger Mess in jren gulden ketten und halßbanden seind gewesen / ja frölicher darin ston dann so ich des Römischen Kaysers weyb wer / und in seyner höchsten Kayserlichen mayestat sitz säß / dann ich waiß und bin gewiß / das solche ding allain und die aller warhafftigsten zaichen seiner väterlichen liebe seynd / dann on zweyfel er hat Christum seinen sun / und ewigs wort / vor allem lieb / dann wir durch jn lieb sein worden / wie Paulus sagt zun Ephesern und hat jm also lassen geschehen / und also gar seyn menschait im leyden gelassen ungetröst / das er auch ruft Mein got mein got / wie hast du mich gelassen. Auch wie ich vorhab gesagt gott will uns also zychtigen / unnd von begird diser welt abreyssen / darmit wir lernen allain zu jm begeren. Er sagt auch durch den Propheten / Sündet mein volck wider mich / so will ich sy straffen mit der ruten / aber mein barmherzigkait will ich nymmer von jnen nemen ec. Seyn rut ist hie solchs zeytliche peynigung / aber seyn barmhertzigkait ist das ewig erbtayl / das will er nit von uns nemen wie er hat geschworen unsern vätern Abraham / Isaac / und Jacob / darumb David sagt / Der herr hat geschworn / und wirt jn nit gerewen / ewigklich. Darumb lieben Christen / söllend jr nit mir ungedult entpfahen die rut und zu sendung gots / wie dann der weyß man sagt da er spricht Mein sun / acht nitt gering die zychtigung des herrn / und laß nit ab / wann du von jm gestrafft wirst / dann wölchen der herr lieb hat / den zychtiget er / er gayßlet ain yegklichen sun den er aufnympt. Und Paulus sagt zun Hebre. 12. da er dann auch dise wort meldet / So jr die zychtigung erdulden / so erbeut sich euch got als den kindern / Wa ist aber ain sun den der vatter nicht strafft? Seynd jr aber on straff / so seind jr bastert und nicht kinder ec. Alle zychtigung aber / so sy da ist wirdt nicht angesehen für ain frölich / sonder für ain traurig ding / aber hernach wirt sy geben ain frydsam frucht der gerechtgkait / denen die dardurch geyebrt seind / sagt auch hie vor in disem capitel / lassent uns lauffen durch die gedult den kampff der uns für gelegt ist / und sehen auf den herzogen des glaubens und den volender Jhesum / wölcher / da jm die frewd für gesetzt ward / erduldet er das Creuz mit verachtung der schand / und hat sich gesetzt zur gerecht / des stuls gottes / Gedenckt den / der ain solches widersprechen von den sündern wider sich erduldet hatt / das jr nitt ablassent / inn ewerm mut / und matt werden. Darumb lieben Christlichen weyber / gedencket diser wort die nit mein / sond' des gayst gottes seynd / und seynd danckbar und empfengklich solcher gottes gaben. Christus sagt / Der mir will nachvolgen / der verleucken seyn selbs / unnd nem seyn Creuz auff sich / unnd volge mir nach.
Also wie es dem aller liebsten Sun Gottes ist gangen / also muß es auch denen / so mitt jm mitterben wöllend seyn / auch gon wie Christus saget / Hayliger vatter / ich will da ich bin / das da selbst auch mein diener sey / das ist / in leyden unnd freuden will er uns bey jm haben / darumb widersprechen im nit in ungedult / es hat got also gefallen / das er euch ain wenig verlaß / und euch also traurige witwen / on mann / ain weyl probier. Wie er denn im Propheten Esaia am 54. tröstlich anzaygt / Wölchs ort wol zu diser und der gleychen sachen mag gezogen werden / sagt also Nit wöllest dir fürchten / dann du wirst nit geschendt ec. Und wirst nit traurig seyn mit gedenckung deiner witwenschafft wann der dich hatt gemacht der bewart dich / der herr der scharen ist sein nam / und der haylig Israhel ist dein erlöser / Er ist ain gott aller erden / und der herr hat dich also erwölt das du solt seyn ain gelassen weyb und traurig ec. Ich hab dich ain augenblick ain klaine zeyt verlassen / Aber ich samel dich wider in grosser erbarmung. Ich hab mein antlit wenig vor dir verborgen / aber ewigklich erbarm ich mich dein / dann ich bin dein erlöser ec. O du arme verworffne inn dem ungewitter on alole tröstung mein barmhertzigkait / und mein gelübdt des fridens schaidt sich nit von dir ec. O jr gar beschribenen weyber / in disem Capitel / wer mag doch baß hie abgemalet werden / seynd jr nitt also yetz witwen / berufft von gott dann durch seyns worts willen ist euch solches alles geschehen hat er sich nit also ain wenig vor euch verborgen / das euch mag duncken er hab ewer vergessen / das jr jn kaum durch ain fenster sehen (das ist im glauben) dann er steet hinder der wand / wie sich auch des die liebhabend seel beklagt / Cant. Canticonum am 2. Seynd jr nit auch also in dem ungewiter geschmecht / und ungetröst / Ey gedencken aber das er hie sagt nit wöllest dir fürchten / du wirst nit geschendt / und spricht Seyn barmherzigkait und gelübdt des ewigen fryds / werd sich in solchem ungewitter nitt von euch schayden / dann er will sich nit schayden als von den gotlosen wie er zu seyn jungern sagt / Ich wil euch nit v'lassen / waisen / ich kumm zu euch es ist noch umb ain klains / so wirdt mich die welt nitt sehen aber jr werden mich sehen / dann ich leb und jr werden auch leben / Johan. 14. Solcher wort seind in gedenck / das er euch nicht verlassen will / noch ewer vergessen / wie er denn auch im Propheten sagt. So wenig als die muter jrs saugenden kinds mag vergbessen / so wenig mag ich ewer vergessen / und ob sy seyn vergißt / so mag ich doch ewer nitt vergessen / Darumb sagt David / Ich will mir nit fürchten / was mir der mensch thut / und ob sy schon all jr gezellt und rüstzeug wider mich setzen / so wirdt sich doch mein herz nit fürchten / denn gott will nit haben das wir uns vor menschen sollen fürchten wie er sagt durch Esaiam am 53. Nit wööest dir fürchten / denn ich bin mit dir / und darvor sagt zu dreyen malen zu den glaubigen / nit fürcht dir / wenn ich bin mit dir dein got ec. sy werden alle geschendt / die wider dich fechten / mit noch vil herlichen worten / Seynd das nit tröstliche guldene wort aim glaubigen / das jm got der da nit liegen mag / seyn hilff vilfältig mit dem höchsten ayd / das ist / bey jm selbs verspricht / das er jn nit wöll lassen. Darumb auch Paulus sagt 1. Corin. 10. Got ist getrew / der euch nit laßt angefochten werden / über ewer vermügen / dann er thut auch merung der gnaden in der anfechtung / das jr sy mögen erleyden / Also lieben Christlichen schwestern / getrawen got er legt euch nit mer auff zu tragen dann euch gutt und notdürfftig ist /( er will also ewern glauben beweren / wie er dem Abraham thet / da er jn seyn aynigen sun hieß tödten / unnd jm doch in dem selben hett zu gesagt / die menschen zu meeren. Abraham was aber gott gehorsam da sagt got. Nu wayß ich das du mich fürchst / und mir glaubest / nit das got vorhin nit wüste / aber er wolt auch Abraham selbs und uns allen / seynen glauben zaygen und gewiß machen wie Petrus sagt / Die eusserlichen werck der lieb / machen uns gewiß / das wir glauben. Also auch jr / gott will euch unnd ewern nachkommen / und uns allen zaygen das jr glauben / und er euch lieb hab. Lieben Schwestern / ob aber schon etwann ewer glaub klainmütig wurd / und das flaysch wider den gaist ficht / erschrecken darumb nit / es ist ain säliger kampff / also muß es seyn / der glaub ist kain glaub / der nitt angefochten wirdt / Darumb sagt Job. Des menschen leben ist ain reyterspil / got wirdt auch solchs nitt für ungedult rechen wann nur der gayst nit unden bleybt und das flaysch jn überwindt / darumb sollen jr stetigs ruffen mit dem vater des krancken menschen / Herr hilff meinem unglauben / Christus erschrack selbs da er die grausamen seyn gegenwertigen todts an sach da er sagt / vatter ists müglich nymm disen Kelch von mir / sagt aber bald darbey / nitt wie ich will sonder wie du wilt. Also lieben Christlichen weyber / kan ich euch yetzund nit baß und mer trösten / und ermanen dann das jr solch leyden mit rechter gedult und gaistlicher freud / das dann frücht des gaists seynd / annemen / damitt gott ain rum in euch vor allen andern berufften / die noch nitt so hoch versucht seynd haben mög. Bedenckt die wort Christi da er sagt. Sälig seynd die so da hie traurig seynd / dann sy sollen getröst werden ec. Sälig seynd die / so umb der gerechtigkait willen verfolgt werden / dann das hymelreych ist jr ec. Unnd ermant euch unnd alle die seynen / solches in gedult und lieb anzunemen / sagt. Habt lieb ewere feynd. Benedeyen die / so euch vermaledeyen Thunt wol denen so euch hassen. Bitten für die so euch belaydigen und verfolgen / auff das jr kinder seyt ewers vatters im hymel ec. Und beschleust damit / wenn jr die lieb haben / und guts thun / so euch das auch thun ec. thunt nit das auch die ungerechten. Darumb jr solt volkommen seyn gleych wie ewer vatter im hymel volkommen ist / diß mag aber nyemandt thun / er hab denn Christus gayst / den will er euch senden / nach seyner verhayssung / der selb wöll ewer tröster / fürer / und schirmer seyn / Amen. Geben freytag nach Martini Anno M. D. XXIIII.
Katherina Schützin / ain Eegemahel Mathei Zell / verkünder des wort Gottes / der Christenlichen gemayn zu Straßburg / ewer mitschwester in Christo.
Aus dem Original abgeschrieben