Wiclif, John - Begriff der Kirche

Die Kirche ist der Leib Christi, welcher durch die ewigen Worte der Prädestination mit Christo, dem Bräutigam der Kirche, verbunden ist. Alle, die durch die Erlösung der himmlischen Gnade teilhaftig werden, und sonst keine sind Glieder der hl. Kirche … Christus ließ sich herab, die Kirche seine Braut zu nennen; er ist vermählt mit jedem Glied der hl. Kirche … Wie jeder Mensch hoffen soll, daß er selig werde, so soll er auch annehmen, daß er ein Glied der hl. Kirche sei, und sie lieben und verehren als seine Mutter. Wie niemand weiß, ob der andere ein prädestinierter Sohn der Kirche oder ein Vorhergewußter ist, so soll er auch nicht aburteilen, ob er ein Glied der Kirche sei, noch ihn verdammen, exkommunizieren, kanonisieren oder sonst eine Erklärung über ihn geben, es sei denn, es wäre ihm geoffenbart … Manche, die man Glieder der Kirche nennt, sind als Feinde derselben zu achten und heißen besser die Synagoge des Satans … Wir wollen offen sagen, wie wir von der Kirche denken; unser Grund ist, daß Christus, der beides ist, Gott und Mensch, also der Beste, der Weiseste und der Tugendhafteste, der je war oder sein wird, das Haupt der Kirche ist, und daß das Gesetz, das er den Menschen gegeben und mit seinem Leben bestätigt hat, der hl. Kirche Richtschnur sein soll, und sie lehren, wie jedermann leben solle, … und uns dünket, je genauer die Kirche sich an die Anordnungen und Befehle Christi hielte, um so besser stünde es mit ihr; und demgemäß sollten alle Auswüchse abgeschnitten werden von ihrem Baum.

Die Geistlichkeit

Die Ursache, warum die Welt verschlimmert und die Liebe erkaltet, - der Grund aller dieser Übel steht in den Priestern, … denn sie sollten die Führer in dem Kampfe Christi sein, aber jetzt sind sie die Hauptleute auf der Seite des Antichrist und hindern andere durch ihre Heuchelei, daß sie nicht für Christus fechten; und wenn einige wahrheitstreue Männer gegen diesen Verrat, der in den Feinden Gottes ist, handeln oder sprechen wollen, so verfolgen sie sie als Häretiker durch die List des Feindes, wie die Hohenpriester mit Christus taten zur Zeit seiner Passion.

Der Papst

Daß der Papst der Nachfolger Christi sei, verstehe ich so, daß er der Menschheit Christi in den Sitten folgen, ein armes Leben nach der Weise Christi und der Apostel leben, Schmach und Verachtung vor allen tragen soll … daß dieser Papst Petri Vikar und so Vikar Christi ist, das sollte man so begründen, daß er Christus folget; denn die Schrift lehrt uns, daß die Wahl, von Menschen gemacht, ein falsches und unvollkommenes Zeichen ist, um einen Vikar Christi zu machen, sondern die Werke und das Leben eines Menschen tun es und machen den Nachfolger Christi; und so hat auch Christus zu den Juden gesagt, sie sollten seinen Werken glauben; und demnach sollte der wahre Vikar Christi der Ärmste und Demütigste von allen und der Aufrichtigste in der Kirche Christi sein …

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