Viebahn, Georg von - Das Werk Gottes
Es ist so wichtig, daß wir uns gewöhnen, das Werk Gottes mit Freuden anzuerkennen, wo es uns begegnet, auch dann, wenn es in den Rahmen nicht genau passen will, von dem wir überzeugt sind, daß er biblisch ist. Gott gibt noch heute seiner ganzen Gemeinde Evangelisten, Lehrer und Hirten, und er weiß trotz aller Zerspaltung und Verwirrung seine Diener zu legitimieren. Jedes demütige Kind Gottes sollte mit Freude den Dienst solcher treuen Zeugen anerkennen und davon Nutzen ziehen.
Nun ist es leicht, die vollendeten Zeugen Jesu im Blick auf ihre gottgegebene Frucht anzuerkennen, aber schwerer scheint es für uns zu sein, die lebenden Zeugen Jesu nach der gottgegebenen Bestätigung ihres Dienstes zu lieben, zu ehren und sich an ihnen zu freuen. Sagte nicht der Herr den Pharisäern und den Schriftgelehrten, daß sie denselben Propheten Grabmäler bauten, deren Blut durch ihre Väter vergossen war (vgl. Matth. 2), 29-)2)? Es ist kein Wunder, daß die religiöse Welt die lebenden Zeugen des Glaubens bitter verfolgte und herabsetzte, während man hundert Jahre später dieselben Männer als Säulen und Denkmäler in die Dome der eigenen Kirche einzubauen wünscht. So handelt die religiöse Welt. Aber in der wahren Gemeinde Jesu, in der Versammlung der Heiligen Gottes, welche auf den Felsen des geschriebenen Wortes gegriindet ist, sollte nicht dieser Geist der Kritik obsiegen über den Geist aus Gott. „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“, - nicht Freiheit für Menschenmeinungen, nicht Freiheit zu irgendwelcher Loslösung vom Worte Gottes, aber Freiheit, um die Werke Gottes anzuerkennen, die Liebe Gottes zu verstehen. Unter wahren und bewährten Brüdern soll das Wort Erfüllung finden: „Daß ihr einerlei gesinnt seid, dieselbe Liebe habend, einmütig, eines Sinnes, nichts aus Parteisucht oder eitlem Ruhme tuend, sondern in der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst; ein jeder nicht auf das Seinige sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen“ (Phil. 2, 2-4).