Römer - Kapitel 15
(Leander van Eß)
1 Wir Stärkere müssen demnach die Schwachheit der Schwächeren mit Schonung tragen, ohne alle Selbstgefälligkeit.
2 Ein Jeder von uns strebe, dem Nächsten zu gefallen auf's Gute hin zur Erbauung.
3 Denn auch Christus war von aller Selbstsucht frei, vielmehr wie geschrieben steht: Die Schmähungen derer, die dich lästerten, sind auf mich gefallen.
4 Denn Alles, was früherhin geschrieben worden, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Geduld und den Trost aus den Schriften Hoffnung behalten.
5 Gott der Geduld und des Trostes gebe euch, so einträchtig gegen einander gesinnet zu seyn, wie Jesus Christus;
6 damit ihr mit Einem Herzen und Munde Gott, den Vater unsers Herrn Jesu Christi, preiset.
7 Darum nehme Einer des Andern sich liebreich an, wie auch Christus eurer sich liebreich annahm, zur Verherrlichung Gottes.
8 Ich will nämlich sagen, daß Jesus Christus ein Diener der Beschneidung war, um der Wahrhaftigkeit Gottes willen; um die den Vätern gegebene Verheißung zu bekräftigen;
9 daß aber auch die Heiden um der Gnade willen Gott preisen sollten, wie geschrieben steht: Darum, Herr! will ich dich preisen unter den Heiden; Lobgesänge will ich deinem Namen singen.
10 Und in einer andern Stelle heißt es: Freuet euch, ihr Heiden, mit seinem Volke!
11 Und noch in einer andern: Lobet den Herrn, alle Heiden, preiset ihn alle Völker!
12 Auch Jesaias spricht ferner: Der Stamm Jesse wird es seyn, erheben wird er sich, die Heiden zu beherrschen; die Völker werden auf ihn hoffen.
13 Der Gott der Hoffnung aber gebe euch recht viele Freude und vielen Frieden im Glauben, damit ihr in der Hoffnung und durch den kräftigen Beistand des heiligen Geistes immer stärker werdet!
14 Uebrigens, meine Brüder! bin ich von euch überzeugt, daß ihr genug Liebe und hinreichende Einsicht besitzet, um euch einander rathen zu können;
15 indessen habe ich doch etwas freimüthiger an euch, Brüder! geschrieben, zum Theil, um es euch wieder in's Andenken zu rufen, kraft der mir von Gott anvertrauten Gnade;
16 daß ich Jesu Christi Diener an die Heiden und des göttlichen Evangeliums Priester bin, damit die Heiden als ein angenehmes und durch den heiligen Geist geweihtes Opfer Gott dargebracht werden.
17 Ich darf mich also rühmen durch Jesum Christum in Betreff der Sache Gottes;
18 aber ich würde es nicht wagen, mir etwas anzurechnen, wenn es nicht Christus durch mich gewirkt hätte, zur Ueberzeugung der Heiden durch Lehre und That;
19 durch Kraft der Zeichen und Wunder, durch so kräftige Mitwirkung des heiligen Geistes; so daß ich von Jerusalem und den umliegenden Gegenden bis nach Illyrien das Evangelium überall verbreitet habe.
20 Und zwar sah ich recht geflissentlich darauf, nicht da, wo der Name Christi schon bekannt war, ihn zu verkündigen, um nicht auf einen von Andern gelegten Grund zu bauen;
21 sondern, wie geschrieben ist: Denen nichts von ihm verkündigt wurde, diese sollen sehen; die nichts gehört haben, sollen es vernehmen!
22 Dadurch bin ich auch so oft gehindert worden, zu euch zu kommen; und bin noch bis jetzt gehindert.
23 Da ich nun in diesen Gegenden keinen Wirkungskreis mehr habe, und schon seit vielen Jahren mich sehnlich zu euch zu kommen verlangt;
24 so hoffe ich auf meiner vorhabenden Reise nach Spanien, euch bei der Durchreise zu sehen, und von euch dorthin weiteres Geleite zu erhalten, nachdem ich euch bereits werde einige Zeit genossen haben.
25 Für jetzt habe ich eine Reise nach Jerusalem vor, um den Heiligen zu Hülfe zu kommen;
26 denn Macedonien und Achaja haben sich willig entschlossen, eine milde Beisteuer für die armen Heiligen in Jerusalem zu veranlassen.
27 Ja willig thaten sie es, doch waren sie es ihnen auch schuldig; denn da die Heiden an den geistigen Gütern derselben teilgenommen haben, so ist es billig, daß sie ihnen auch in leiblichen Bedürfnissen zu Hülfe kommen.
28 Nach Vollendung dieses Geschäftes und nach Einhändigung der Beisteuer werde ich durch eure Stadt nach Spanien reisen;
29 und ich weiß, daß, wenn ich zu euch komme, ich mit vollem Segen des Evangeliums Christi kommen werde.
30 Ich bitte euch aber, Brüder! bei unserem Herrn, Jesu Christo, und bei der Liebe des heiligen Geistes, helfet mir durch Fürbitte zu Gott für mich,
31 daß ich den Ungläubigen in Judäa entkomme, und daß mein Geschäft für die Heiligen in Jerusalem ganz zu ihrer Freude ausfalle;
32 damit ich, wenn Gott will, mit Frohsinn zu euch kommen, und mich mit euch erquicken könne.
33 Der Gott des Friedens sey mit euch Allen! Amen.