Römer - Kapitel 10
(Leander van Eß)
1 Brüder! meines Herzens sehnlichster Wunsch und Gebet zu Gott betrifft das Heil der Israeliten.
2 Denn ich muß es ihnen bezeugen, daß sie für Gott eifern, nur nicht nach richtiger Einsicht.
3 Denn da sie Gottes Gerechtigkeit nicht kennen wollen, und bloß an ihre eigene Gerechtigkeit sich zu halten suchen, so unterwerfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes.
4 Christus ist ja des Gesetzes Ende, Allen zur Gerechtigkeit, die glauben.
5 Denn Moses schreibt von der gesetzlichen Gerechtigkeit: Wer dieß beobachtet, wird dadurch leben;
6 hingegen die Gerechtigkeit aus dem Glauben führt diese Sprache: Sprich nicht in deinem Sinn: wer steigt zum Himmel auf, um nämlich Christum herab zu holen?
7 Oder: wer steigt in die Unterwelt hinab, um nämlich Christum herauf zu holen von den Todten?
8 Was sagt hingegen die Schrift: Nahe ist das Wort dir, in deinem Munde und deinem Herzen. Dieß ist nämlich das Wort des Glaubens, das wir predigen.
9 Denn bekennest du mit deinem Munde Jesum für den Herrn, und glaubest du in deinem Herzen, daß Gott ihn von den Todten auferweckt hat, so wirst du selig werden.
10 (Denn der Glaube des Herzens macht gerecht, und das Bekenntniß des Mundes macht selig).
11 Denn die Schrift sagt: Ein Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht getäuscht werden.
12 Es ist zwischen Juden und Heiden kein Unterschied; denn sie haben Alle denselben Herrn, der reich ist für Alle, die ihn verehren:
13 Denn ein Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird selig werden.
14 Wie können sie aber den verehren, an den sie nicht glauben? Wie können sie glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie können sie aber hören, wenn Niemand predigt?
15 Wir predigen, ohne gesandt zu seyn? wie es geschrieben steht: Wie reizend schön sind die Füße der Freudenboten des Friedens, der frohen Verkündiger der Güter!
16 Nun haben freilich nicht Alle dem Evangelio Folge geleistet; denn Jesaias sagt:
17 Wer glaubet, Herr! was wir verkündigen? (Der Glaube kommt also durch das Hören, das Hören aber durch's Wort Christi).
18 Aber ich frage: haben sie es nicht gehört? durchhallet ihre Stimme ja die ganze Erde, und ihre Worte tönen zu des Erdballs Grenzen hin.
19 Ich frage ferner: Haben es die Israeliten nicht zuerst kennen gelernt? Schon sagt Moses: Reizen will ich euch zur Eifersucht durch ein Volk, das nicht mein ist, empören euch durch ein verstandloses Volk.
20 Jesaias sagt es frei heraus: Ich will mich finden lassen von denen, die mich nicht suchten, bekannt will ich mich denen machen, welche nicht nach mir fragten.
21 Zu Israel aber spricht er: Den ganzen Tag streck' ich meine Hände aus nach einem ungläubigen und widerstrebenden Volke.