Matthäus - Kapitel 8
(Leander van Eß)
Jesus heilt Kranke, stillt einen Seesturm, treibt Teufel aus.
1 Als er vom Berge herabstieg, folgte ihm viel Volk nach.
2 Und siehe! ein Aussätziger kam, betete ihn an, und sprach: Herr! wenn du willst, kannst du mich reinigen.
3 Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will es; sei gereinigt! Und sogleich wurde er von seinem Aussatze rein.
4 Jesus sprach dann zu ihm: Hüte dich, es jemand zu sagen; sondern gehe hin, zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, welche Moses befohlen hat, ihnen zum Zeugnis.
5 Als er nach Kapernaum kam, trat ein Hauptmann zu ihm, der ihn bat und sprach:
6 Herr, mein Knecht liegt zu Hause krank an der Gicht, und leidet große Qual.
7 Und Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen, und ihn gesund machen.
8 Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr! ich bin nicht würdig, daß du unter mein Dach kommst; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.
9 Denn ich selbst, ein Mensch, der unter höherem Befehle steht, habe Soldaten unter mir; und sage ich zu diesem: Gehe hin! so geht er; zu einem anderen: Komm! so kommt er; und zu meinem Knechte: Thue das! so thut er es.
10 Da Jesus dieses hörte, wunderte er sich, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich! ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden!
11 Aber ich sage euch: Viele werden vom Aufgange und Niedergange kommen, und im himmlischen Reiche bei Abraham, Isaak und Jakob Platz nehmen;
12 aber die Kinder des Reiches werden in die äußerste Finsternis hinausgestoßen werden; da wird Geheul und Zähneknirschen sein.
13 Zum Hauptmanne sprach Jesus: Gehe hin! wie du geglaubt hast, so geschehe dir. Und der Knecht wurde zu derselben Stunde gesund.
14 Als Jesus in das Haus des Petrus kam, sah er die Schwiegermutter desselben an einem Fieber danieder liegen.
15 Er berührte ihre Hand, und das Fieber verließ sie. Sie stand auf und bediente sie.
16 Da es aber Abend geworden, brachte man viele Besessene zu ihm. Er trieb die Geister durch's Wort aus, und heilte alle Kranken,
17 daß erfüllt wurde, was durch den Propheten Jesaias gesagt, der spricht: Er nahm unsre Schwachheiten hin, und trug unsre Gebrechen.
18 Da sich Jesus mit einer Menge Menschen umgeben sah, befahl er, an das jenseitige Ufer des Meeres zu fahren.
19 Es kam aber ein Schriftlehrer, der zu ihm sagte: Lehrer! ich will dir folgen, wohin du auch gehen magst.
20 Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel in der Luft Nester; aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege.
21 Ein anderer seiner Jünger sprach zu ihm: Herr! erlaube mir, zuvor noch hinzugehen, und meinen Vater zu begraben.
22 Jesus aber sprach zu ihm: Folge du mir! und laß die Toten ihre Toten begraben.
23 Er stieg nun in das Schiff, und seine Jünger folgten ihm.
24 Und siehe! auf dem See erhub sich ein mächtiger Sturm, so daß die Wellen über dem Schiffe zusammenschlugen; er aber schlief.
25 Die Jünger traten zu ihm, weckten ihn auf und riefen: Herr! hilf uns; wir gehen unter.
26 Jesus sprach zu ihnen: Warum seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen! Dann stand er auf, gebot den Winden und dem Meere; und es wurde eine große Stille.
27 Die Leute staunten und sprachen: Wer ist der, daß die Winde und das Meer ihm gehorchen!
28 Da er jenseits des Meeres in die Landschaft der Gerasener kam, liefen zwei Besessene, die aus den Grabhöhlen kamen, ihm entgegen, welche so wütend waren, daß kein Mensch sich getraute diesen Weg zu gehen.
29 Und siehe! mit lauter Stimme riefen sie: Was haben wir und du miteinander? Jesu, Sohn Gottes! bist du gekommen, uns vor der Zeit zu quälen?
30 Nicht fern von ihnen weidete eine große Herde Schweine.
31 Da baten ihn die Teufel und sprachen: Wenn du uns vertreiben willst, so schicke uns in die Schweineherde.
32 Er sprach zu ihnen: Geht hin! Sie gingen aus, und in die Schweine hin. Da stürzte sich die ganze Herde von der Anhöhe in den See, und kamen im Wasser um.
33 Die Hirten aber flohen, kamen in die Stadt und erzählten Alles, auch was sich mit den Besessenen ereignet hatte.
34 Und siehe! die ganze Stadt zog hinaus, Jesu entgegen; und da sie ihn sahen, baten sie, er möchte sich von ihren Grenzen entfernen.