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Matthäus - Kapitel 18

Matthäus - Kapitel 18

(Leander van Eß)

Rangstreit der Jünger. Verführungen. Brüderliche Zurechtweisung und Vergebung.

1 Zu derselben Stunde kamen die Jünger zu Jesu und sprachen: Wer ist wohl im himmlischen Reiche der Größeste?
2 Jesus rief ein Kind zu sich, stellte es mitten unter sie,
3 und sprach: Wahrlich! ich sage euch: Wenn ihr euch nicht umändert, und werdet wie die Kinder; so könnet ihr nicht in's himmlische Reich kommen.
4 Wer denn sich selbst erniedriget, wie dieses Kind, der ist der Größeste im himmlischen Reiche.
5 Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.
6 Wer aber Einen dieser Kleinen, welche an mich glauben, ärgert, dem wäre es besser, ein Mühlstein würde ihm an den Hals gehängt, und er würde in die Tiefe des Meeres versenkt.
7 Wehe der Welt der Aergerniß wegen! Es müssen zwar Aergerniß kommen; aber wehe dem Menschen, von welchem Aergerniß kommt!
8 Wenn deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue sie ab, und wirf sie von dir; es ist dir besser, lahm oder verstümmelt in das Leben einzugehen, als zwei Hände und zwei Füße zu haben, und in's ewige Feuer geworfen zu werden.
9 Und wenn dich dein Auge ärgert, so reiß es aus und wirf's von dir; es ist dir besser, einäugig in das Leben einzugehen, als zwei Augen zu haben, und in's höllische Feuer geworfen zu werden.
10 Nehmet euch in Acht, daß ihr keinen von diesen Kleinen gering achtet; denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines himmlischen Vaters.
11 Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu retten, was verloren war.
12 Was dünkt euch? Wenn Einer hundert Schafe hat und Eins davon sich verirrte, wird er nicht die neun und neunzig im Gebirge verlassen und hingehen, das verirrte zu suchen?
13 Und wenn es ihm gelingt, es zu finden; wahrlich! ich sage euch: Er freuet sich mehr über dieses, als über die neun und neunzig, die sich nicht verirrt hatten.
14 Eben so wenig ist es der Wille eures himmlischen Vaters, daß einer von diesen Kleinen verloren gehe.
15 Wenn sich dein Bruder wider dich versündigt; so geh, und stelle ihn darüber zwischen dir und ihm allein zur Rede; hört er dich, so hast du deinen Bruder gewonnen:
16 hört er dich aber nicht; so nimm noch einen oder zwei zu dir; damit auf der Aussage zweier oder dreier Zeugen die ganze Verhandlung bestehe.
17 Achtet er auch diese nicht; so sage es der Kirche; wenn er aber auch die Kirche nicht achtet; so mag er wie ein Heide oder Zöllner dir gelten.
18 Wahrlich! ich sage euch: was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden; und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöset seyn.
19 Weiter sage ich euch: Wenn eurer zwei auf Erden um irgend eine Sache gemeinschaftlich bitten; so wird sie ihnen von meinem himmlischen Vater werden.
20 Denn wo irgend zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
21 Petrus trat ihm nun näher und sprach: Herr, wie oft mag sich mein Bruder wider mich versündigen, daß ich ihm verzeihen soll? Etwa bis auf siebenmal? Jesus sprach zu ihm:
22 Nicht bis auf siebenmal! sage ich dir, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.
23 Darum verhält sich es mit dem himmlischen Reiche wie mit einem Könige, der mit seinen Dienern abrechnen wollte.
24 Als er anfing abzurechnen, kam einer vor ihn, der ihm zehntausend Talente schuldig war.
25 Da er aber nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn samt Frau und Kindern, und Allem, was er hatte, zu verkaufen, und die Summe abzuliefern.
26 Da fiel der Diener ihm zu Füßen und bat und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, ich will dir Alles bezahlen!
27 Der Herr hatte Mitleid mit diesem Diener; gab ihn los, und erließ ihm die Schuld.
28 Beim Weggehen traf dieser Diener einen seiner Mitdiener an, der ihm hundert Denare schuldig war; packt ihn an, faßte ihn bei der Gurgel und sprach: Bezahle mir, was du schuldig bist!
29 Da fiel sein Mitdiener nieder, bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir, ich will dir Alles bezahlen.
30 Er wollte aber nicht, sondern ging hin, und ließ ihn in's Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlte.
31 Als seine Mitdiener sahen, was geschah, ging es ihnen sehr nahe; sie kamen und erzählten ihrem Herrn Alles, was vorgegangen war.
32 Nun ließ ihn sein Herr zu sich rufen und sprach zu ihm: Du Bösewicht! die ganze Schuld habe ich dir nachgelassen, weil du mich batest;
33 hättest du denn nicht deinen Mitdiener mit eben dem Mitleid behandeln sollen, mit welchem ich dich behandelte?
34 Da war sein Herr erzürnt, und übergab ihm den Gerichtsdienern, bis er die ganze Schuld bezahlte.
35 Eben so wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn nicht ein Jeder seinem Bruder von ganzem Herzen verzeihet.

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