Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 28
Wider die Zungen der Verläumder.
1. Sohn! kränke dich nicht, wenn Manche übel von dir denken und sagen: was du nicht gern hörest. Du mußt noch Schlimmeres von dir selbst denken und Niemanden für schwächer halten, als dich selbst.
Wenn du im Geiste wandelst, so wirst du auf flüchtige Worte nicht viel achten.
Es ist nicht geringe Klugheit, zu schweigen in böser Zeit und sich innerlich zu mir wenden, noch durch menschliches Urtheil sich beunruhigen zu lassen.
3. Dein Friede soll nicht im Munde der Menschen sein; den mögen sie dich gut oder schlecht beurtheilen, du bist darum noch kein anderer Mensch. Wo ist der wahre Friede und der wahre Ruhm, wenn nicht in mir?
Und wer nicht begehret, den Menschen zu gefallen, noch fürchtet, ihnen zu mißfallen, der wird vielen Frieden genießen.
Denn aus ungeordneter Liebe und eitler Furcht entsteht alle Unruhe des Herzens und Zerstreuung der Sinne.