Textor, Gustav Adolph - Am 1. Sonntage des Advents.
Wie soll ich Dich empfangen, und wie begegn' ich Dir?
O, aller Welt Verlangen! O meiner Seelen Zier!
O Jesu! Jesu! setze, mir selbst die Fackel bei,
Damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei. Amen!
Geliebte Christen! Das Volk, so im Finstern wandelt, stehet ein großes Licht, und über die da wohnen im finstern Lande, scheinet es helle. So weissagt der Prophet Jesaias im 9. Capitel. Der Geist des Herrn offenbarte ihm, was geschehen sollte in zukünftigen Zeiten und er verkündigte es zuvor. Das Volk, so im Finstern wandelt, und die da wohnen im finstern Lande, sind die Heiden, die von Gott nichts wissen. Ihnen scheint wohl die sichtbare Sonne am Himmel, aber die Sonne des ewigen Lebens scheint ihnen nicht. Das große Licht, welches ihnen der Prophet verkündigt, ist Jesus Christus. Gott hat ihn nicht bloß gesandt, die Stämme Jacobs aufzurichten, sondern hat ihn auch zum Licht der Heiden gemacht, daß er das Heil sei bis an das Ende der Erde. Und siehe, was - der Prophet aus ferner Vorzeit verkündigte, das ist zu feiner Zeit herrlich erfüllt worden. Von Zion ist ein Licht ausgegangen und von Jerusalem ein Heil, welches alle Menschen erleuchten und selig machen kann. - Auch unsere Väter waren ein Volk, das im Finstern wandelte, ein heidnisches Volk, die im finstern Lande wohnten. Aber das große Licht von dem Herrn ist ihnen aufgegangen, sie haben es gesehen, sie haben geglaubt an das Licht, Gott hat sie errettet von der Obrigkeit der Finsterniß und versetzt in das Reich seines lieben Sohnes. Das war der erste große Advent für unser Vaterland, d. h. die erste Ankunft Jesu Christi zu unsern Vätern, als sie durch die Botschaft von Christo von ihren Sünden und gräulichen Abgöttereien bekehrt wurden zum Glauben an den lebendigen Gott. Auf diesen ersten Einzug des himmlischen Königs ist nun der fortgehende Advent, das fortgehende Kommen und Einziehen des Heilandes gefolgt. Noch können wir jährlich Advent feiern, und uns dessen freuen, daß Jesus Christus gekommen ist, ja, daß er noch zu uns kommt, ein Licht, unsre Finsterniß zu erleuchten und uns zu Mit- erben seiner Herrlichkeit zu machen.
Aber Eines bekümmert uns und macht uns Sorge; ob es denn auch in uns hell scheint, ob auch Christus in unsere Herzen den Einzug halten kann, der ihm gebührt. Wird es. nicht von uns auch gelten, was der Apostel Paulus an die Korinther schreibt: „Es sind so viel Schwache und Kranke unter euch, und ein gut Theil schlafen“? Sind wir auch so wacker im Glauben, sind wir Christo unserm Könige so ergeben, daß wir uns wirklich seiner Ankunft freuen? Unser Mund singt heute Freude und Dank, daß Jesus zu uns Sündern gekommen ist, aber dankt und freut sich auch unser Herz? Wir predigen und hören es heute, daß Jesus gekommen ist, aber hat er auch eine Stätte bei uns im bußfertigen und gläubigen Herzen, da er sein Haupt hinlegen, da er Wohnung machen möge? -, Hieran erinnert uns unsere heutige Epistel. Sie mahnt und treibt uns, ihm unser Herz immer mehr zur Wohnstätte zu bereiten, und wir wollen uns dazu, daß wir diese Mahnung mit demüthigem und aufmerksamen Sinne ausnehmen mögen, den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.
Epistel: Römer 13, 11-14.
Und weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufzustehn vom Schlaf; sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir es glaubten; die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen; so laßt uns ablegen die Werke der Finsterniß, und anlegen die Waffen des Lichts. Laßt uns ehrbarlich wandeln, als am Tage; nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; sondern ziehet an den Herrn Jesum Christum, und wartet des Leibes, doch also, daß er nicht geil werde.
Das ist eine Weckstimme von dem Herrn. Sie ruft uns zu: Die Stunde ist da, aufzustehn vom Schlaf! Laßt uns näher betrachten 1) woran uns dieser Zuruf erinnert, und 2) wie wir ihn befolgen sollen.
1.
Woran erinnert uns dieser Zuruf: „Die Stunde ist da, aufzustehn vom Schlaf“? Zuerst daran, daß es nicht das erste Mal ist, daß wir so gerufen werden. Der Apostel hebt mit den Worten an: „Weil wir solches wissen.“ Also wir sollten es schon längst wissen, wissen es auch schon, und doch sind unsre Herzen noch so oft voll Schlafs. Immer aufs Neue will uns der Sündenschlaf befallen, immer von Neuem werden wir matt in unserm Muthe, lässig zu dem Werke des Herrn, gleichgültig gegen das himmlische Erbtheil. Denke doch zurück, o Christ, wie lange weißt du es nicht schon, daß du Christum suchen sollst und sein Licht, daß du die Welt verlassen und das himmlische Vaterland suchen sollst, daß du dein Fleisch kreuzigen und im Geiste wandeln sollst? Und wenn du nun heute dein Innerstes prüfst vor dem Herrn, findet es sich da nicht doch wieder, daß dir die Welt so oft lieber ist, als das himmlische Erbtheil, daß du dem Fleische dem Willen thust und den Geist Gottes, betrübst, daß du Christum vergissest und dich von der Eigenliebe, dem Eigennutz regieren lassest? Wie lange weißt du es nicht schon, daß du Gottes Wort fleißig und gern hören und betrachten sollst, daß du fleißig zum Sakramente gehen, regelmäßig im Hause Gottes erscheinen, brünstig und anhaltend im Gebete leben und wandeln sollst? Und wenn du nun heute dein Innerstes prüfst vor dem Herrn, findet es sich da nicht doch, daß du dies Alles so oft versäumt hast, daß du so oft, wenn du auch dabei warst, doch mit einem kalten und trägen Herzen dabei warst? Wie lange weißt du es nicht schon, daß du Christo das Kreuz nachtragen, nicht Böses mit Bösem vergelten, nicht haderhaftig, sondern gütig, freundlich, gelinde sein sollst, deinen Nächsten lieben als dich selbst? Und wenn du nun heute dein Innerstes prüfst vor dem Herrn, findet es sich da nicht doch, daß du so oft murrtest wider den Herrn, daß du Böses mit Bösem vergaltest, daß du die Liebe vergaßest? Siehe in diesen und viel andern Dingen, welche man nicht aufzählen kann, dringt der Sündenschlaf auf unser Herz ein. Darum kommt nun die Weckstimme aufs Neue, und ruft uns zu, daß die Stunde da ist, aufzustehn vom Schlaf! - Wie ein Schläfer, der am Morgen geweckt wird, und seine Augen zwar aufthut, aber bei sich denkt, es ist noch so früh, ich will noch ein wenig ruhen, und dann aufs Neue in Schlaf sinkt, bis die weckende Stimme ihn abermal ruft, oder wie ein Anderer, der sich aufgemacht und sein Tagewerk begonnen hat, bei seiner Arbeit wieder in Schlaf sinkt, bis die weckende Stimme ihn wieder ruft: so geht es oft mit den Christen in dem geistlichen Leben. Mancher war munter und wacker im Glauben und ist doch wieder in Schlaf gesunken. Da ruft nun das göttliche Wort heute abermal in unsere Herzen hinein: Wache, wache, denn die Zeit ist da, daß du wacker seist, dein Tagewerk im Glauben zu treiben!
Was denket ihr nun dabei? Soll der Ruf vergeblich an eure Ohren dringen? Wollt ihr euer Herz verschließen und sprechen: Es hat noch Zeit? Unsre Epistel aber sagt: „die Stunde ist da“! oder wollt ihr sagen: Ich will nur so bleiben, als ich bin, es wird schon gehen? Unsre Epistel aber sagt: „Die Stunde ist da, aufzustehn vom Schlaf“! Wie willst du Christo nachfolgen, wie das ewige Leben ergreifen, wenn dein Herz voll Sündenschlafes ist? Gleichwie ein Mensch kein nützliches Tagewerk im Schlafe vollbringen kann, sondern er redet verkehrt und schafft nichts mit seinen Händen, wenn seine Augen voll Schlafs sind; so kann auch Niemand nach dem Himmelreich trachten und auf dem schmalen Wege wandeln, der zum Leben führt, wenn sein Herz voll Sündenschlafs ist. Die Stunde ist da, der Herr klopft an, er will dein Herz inne haben, es soll eine Wohnung fein für sein Wort, für die Liebe zu ihm und dem Nächsten. Er will dieses Sündenhaus reinigen, ausbauen, zieren und einrichten zu einem Tempel des dreieinigen Gottes, er will zu uns kommen und Wohnung bei uns machen mit dem Vater und dem Heiligen Geiste. Es steht dir also in dieser Stunde der ganze Himmel offen, und siehe, sie geht vorüber, du weißt nicht, wie lange der Herr noch stehn und anklopfen wird, du weißt nicht, wie oft er noch wiederkommen wird. Es könnte leicht das letzte Mal sein, du könntest dein ganzes, ewiges Heil verscherzen, denn es steht dir auch die ganze Hölle offen, welche die Ungläubigen und Verächter verschlingen wird.
Der wiederholte Ruf, daß die Stunde da ist, aufzustehn vom Schlaf, erinnert uns ferner daran, daß unser Heil schon wieder näher gekommen ist. Unsre Epistel sagt: „Sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir es glaubten.“ Siehe zurück auf die Zeit, da du das Heil in Christo erkanntest, da du gläubig wurdest. Wie viel Jahre der Gnadenzeit waren schon verstrichen, ehe du dein Elend gewahr wurdest, ehe du zu Christo flohest mit aller deiner Sündenlast? Wie lange ist es nun schon, daß du die Sonne des Lebens in ihm erkannt und das Heil im Glauben ergriffen hast? Wie lange hat er dir die Augen aufgethan? Erkennst du daran nicht, wie die Gnadenzeit dahinfährt, und wie die letzte Erlösung herbeieilt? Wie so Mancher steht offenbar an dem Abend seines Lebens und muß gewiß sein, daß die Stunde des Heils ihm nahe ist! Wie so Mancher steht am Abend seiner Erdenzeit, ohne es zu wissen, ist vielleicht noch jung und kräftig, aber der Herr hat seine Tage gezahlt und ein Ziel gesetzt, daß er nicht überschreiten wird! Sehn wir vorwärts, so ist unsre Stunde uns unbekannt, sehen wir zurück, so werden wir gewahr, wie Tag um Tag, Jahr um Jahr verstrichen ist, und unsre Erlösung immer näher gekommen. So sprich nun zu deiner Seele: Es ist schon so lange her, seitdem des Herrn Wort mich ruft, und seine Gnade mich zu ihm zieht, es sind schon so viel Jahre, seitdem er den Glauben an seinen Namen in mein Herz gepflanzt hat, nun rückt die Stunde eilend immer näher, da ich vor ihm erscheinen und ihn sehen soll, wie er ist; so ist es gewiß die höchste Zeit, daß ich mich aufmache aus allen meinen Sünden, daß ich den Schlaf aus meinem Herzen vertreibe und wache, denn ich weiß nicht, zu welcher Stunde mein Heiland kommen wird.
Der wiederholte Ruf, daß die Stunde da ist, aufzustehn vom Schlaf, erinnert uns endlich daran, „daß die Nacht vergangen, der Tag aber herbeigekommen ist.“ Es war Nacht, ehe denn Christus und sein Kreuz hier gepredigt wurde, wie geschrieben steht: „Finsterniß bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker.“ Es war Nacht, als unsre Vorfahren noch den stummen Götzen dienten und Haten den Willen des Fleisches. Es war Nacht, als sie keine Versöhnung hatten für ihre Sünden, keine Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, keine lebendige Hoffnung. „Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen.“ Der Heiland ist gekommen, der die Blinden sehend, die Lahmen gehend, die Aussätzigen rein gemacht, der die Todten ins Leben gerufen und den Armen das Evangelium gepredigt hat. Es war Nacht in uns, da wir das Licht der Gnade verschmähten, da wir für unsre Seelen nicht sorgten, da wir mitten am Tage umhertappten, wie die Blinden, da wir von Christo wußten, und doch nicht von Herzen an ihn glaubten, da wir das Wort vom Kreuze hörten und lernten und doch nicht zur Erkenntniß der Wahrheit kommen konnten; da herrschte in uns die Eigenliebe, da dienten wir den weltlichen Lüsten, da war der Mammon unser Götze und der Bauch unser Gott; aber die Nacht ist vergangen und der Tag herbeigekommen. Wir wissen es nun gewiß, daß in keinem Andern Heil ist, auch kein andrer Name uns Menschen gegeben ist, darin wir sollen selig werden, als der Name Jesu Christi, des Gekreuzigten. Wir wissen es nun gewiß, daß er uns von Gott gegeben ist zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Wir wissen es nun gewiß, daß in ihm verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der, Erkenntniß, daß sein Blut und Gerechtigkeit unser Schmuck und Ehrenkleid ist, daß Gott uns in ihm geliebt hat, ehe der Welt Grund gelegt ist, und daß uns um seinetwillen keine Gewalt von der Liebe Gottes scheiden kann. Darum dürfen wir wohl sagen: „die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen.“ Damit aber die Nacht uns nicht von Neuem überfalle, und das Letzte mit uns arger werde, denn das Erste, so laßt uns nicht vergessen, daß die Stunde da ist, aufzustehn vom Schlaf. So ihr solches wisset, selig seid ihr, so ihr's thut.
II.
Wir fragen im zweiten Theile unsrer Betrachtung: Wie sollen wir den Zuruf befolgen, der uns sagt: Die Stunde ist da, aufzustehn vom Schlaf?
Wer ernstlich bedenken will, was zu seinem Frieden dient, der höre, was der Geist Gottes uns zu sagen hat: „Laßt uns ablegen die Werke der Finsterniß und anlegen die Waffen des Lichts.“ So steht man auf vom Sündenschlaf. Wenn Jesus seinen Einzug halten soll, so muß das Herz ihm übergeben werden. Es ist von Natur eine Mördergrube. Aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerung. Das Tichten desselben ist böse von Jugend auf. So kann der König der Ehren nicht darin wohnen. Wie er einst zu dem Tempel mit der Geißel kam und trieb die Käufer und Verkäufer, die Wechsler und Taubenkrämer aus seines Vaters Hause, wie er zu einem Bethause machen wollte, was sie zu einer Mördergrube gemacht hatten; so kommt er auch zu unsern Herzen mit der Geißel, ja mit dem zweischneidigen Schwerdte seines Wortes und treibt die Werke der Finsterniß aus. Er kann keine Gemeinschaft mit denselben haben, er kann nicht beisammen wohnen mit der Ungerechtigkeit. Arm und niedrig gefällt ihm wohl, aber frei muß das Herz sein von den unfruchtbaren Werken der Finsterniß. Wenn wir ihm nun darin widerstreben, so geht sein Weg an uns vorüber. Das sagen wir Allen, die das Wort von Christo zwar hören aber nicht Buße thun wollen von ihren Sünden. Willst du ein Dieb, oder Lügner, oder Geiziger, oder Trunkenbold bleiben, so wird Christus Und seine Gnade nicht bei dir wohnen. „Der Herr bringt die Lügner um, er hat Greuel an den Blutgierigen und Falschen.“ Willst du ein Ehebrecher, oder Hurer, oder Lästerer, oder Unversöhnlicher bleiben, so geht Christi Weg an dir vorüber. Die solches thun, werden das Reich Gottes nicht ererben. Laßt uns ablegen die Werke der Finsterniß. Wer Arges thut, der hasset das Licht und kommt nicht an das Licht, daß seine Werke nicht gestraft werden. Es wird aber zu seiner Zeit Alles an den Tag kommen, was im Finstern verborgen ist, und der Herr wird den Rath der Herzen offenbaren. Wer nun vom Sündenschlaf aufstehn will, der fliehe was heimlich und schändlich ist, denn es steht geschrieben: „Was heimlich von ihnen geschieht, daß ist auch schändlich zu sagen. Laßt uns ablegen die Werke der Finsterniß, Fressen und Saufen, Kammern und Unzucht, Hader und Neid. „Gehet aus von ihnen, und sondert euch ab, und rühret kein Unreines an, so will ich euch annehmen, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, und ich will euer Gott sein, spricht der Herr.“ Laßt uns anlegen die Waffen des Lichts und ehrbarlich wandeln als am Tage. Das sind Waffen des Lichts, die der Herr uns darreicht zu dem Widerstande gegen alle listigen Anläufe des Teufels, nämlich das Heil, das uns erworben ist in Christi Jesu, der Glaube an seinen heiligen Namen, die Gerechtigkeit in seinem Leiden, Sterben und auferstehn, das heilige und lebendige Wort Gottes, der Wandel in der Wahrheit, das anhaltende Gebet. In diesen Waffen des Lichtes haben alle treuen Streiter Gottes zu allen Zeiten ihren Kampf gekämpft, alles wohl ausgerichtet und das Feld behalten. In diesen Waffen haben sie weder Tod noch Leben viel geachtet, sondern nur Eines begehrt, daß sie in Christo möchten treu erfunden werden. Freudig ging Stephanus in den Tod, und viel andre Märtyrer nach ihm, denn sie hatten den lebendigen Glauben an Christum, sie waren durchdrungen vom Worte Gottes, sie hatten gewacht, gebetet und den guten Kampf gekämpft. Unermüdlich war der Apostel Paulus im Leiden um des Namens Jesu willen, denn er hatte die Waffen des Lichtes angelegt, er harrte auf den Herrn, und erfuhr es, was der Prophet Jesaias sagt: Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln, wie die Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden. Jetzt ist nun unsre Zeit, das Kreuz zu tragen und den Kampf zu kämpfen, den diese Zeugen vor uns gekämpft haben. Laßt uns anlegen die Waffen des Lichtes. Unser ganzes Herz kehre sich zu der Sonne der Gerechtigkeit, zu dem Hort unsers Heiles, zu Christo Jesu, der uns erlöset hat! Das sind die Waffen des Lichtes auch für uns, daß wir fest an ihn glauben und nicht wanken, ob die Weisheit der Welt, oder Satans List unser Herz von ihm abwenden wollte; daß wir sein Heil und Erlösung als unser höchstes Gut und theuerstes Kleinod im Herzen bewahren, daß wir das Wort Gottes allezeit treiben, allezeit bereit haben als ein Licht auf allen unsern Wegen, daß wir auf rechten Wegen wandeln, uns mit Worten nicht versündigen, nicht Arges denken in unserm Herzen, daß wir anhalten am Gebet mit brünstigem Geiste. So ziehen wir Jesum Christum an, ja vielmehr er ziehet ein zu, uns, und läßt unser Herz seine Hütte sein. Und was kann uns Seligeres widerfahren, als daß dieser Gast seine Wohnung bei uns aufschlage? Mit ihm kehrt Friede ein in das Herz und Freude im Heiligen Geiste, mit ihm geht uns der Morgenstern des ewigen Lebens auf, mit ihm kommen wir zu dem unverwelklichen Erbtheil, das im Himmel behalten wird. Darum sagt unsre Epistel zuletzt: „Ziehet an den Herrn Jesum Christum, und wartet des Leibes, doch also, daß er nicht geil, d. h. nicht übermüthig und hoffärtig werde.“.
So laßt uns denn die Weckstimme wohl behalten, die uns heute zugerufen hat: Die Stunde ist da, aufzustehn vom Schlaf. Laßt uns den Sündenschlaf vertreiben und als am Tage wandeln! Wer aber den Herrn Jesum Christum aufrichtig lieb hat, der stimme von Herzen in die Worte:
„Such, wer da will, ein ander Ziel,
die Seligkeit zu finden,
mein Herz allein bedacht soll sein,
auf Christum sich zu gründen.
Sein Wort ist wahr,
sein Werk sind klar,
sein heil'ger Mund
hat Kraft und Grund,
all Feind zu überwinden.
Mein Herzenskron,
mein Freudensonn,
sollst du, Herr Jesu, bleiben!
Laß mich doch nicht
von deinem Licht
durch Eitelkeit vertreiben!
Bleib du mein Preis,
dein Wort mein Speis,
bleib du mein Ehr,
dein Wort mich lehr,
an dich stets fest zu glauben!“
Amen!
Wir danken Dir, lieber himmlischer Vater, durch Jesum Christum, daß Du uns bis hieher gebracht hast. Du lassest uns von Neuem verkündigen, daß unser König zu uns kommt, und daß wir aufstehen sollen vom Sündenschlaf, da unser Heil jetzt nahe ist. Es bleibt dabei, daß Du freundlich bist, und Deine Güte ewiglich währet, daß hingegen wir viel zu geringe sind aller Barmherzigkeit und Treue, die Du an uns gethan hast. Wir bitten Dich, laß in diesem neuen Kirchenjahre Dein göttliches Wort allezeit lebendig und kräftig unter uns fein, laß es nie leer zurückkommen. Erhalte uns auch die heiligen Sacramente zum Trost und zur Stärkung Deiner Gläubigen. Vor allen Dingen aber erfülle uns mit deinem Geiste, daß wir in dem Glauben wachsen, der durch die Liebe thätig ist. Amen! -