Textor, Gustav Adolph - Am Sonntag Laetare
Durch deine Not
Und bittern Tod,
Den du für mich erlitten,
Hast du mir die Seligkeit,
O mein Gott, erstritten.
O Jesu gib,
Dass meine Lieb'
Sich in dein Blut versenke.
Damit ich an diesen Schatz
Für und für gedenke. Amen!
Geliebte Christen! Der Herr Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Seht, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und geschmäht und angespien werden. Und sie werden ihn geißeln und töten und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.“ Auch wir gehen in dieser heiligen Passionszeit im Geiste hinauf gen Jerusalem, um aufs Neue zu hören und zu sehen, was Jesus für uns getan und gelitten hat. Das christliche Kirchenjahr ist so geordnet, dass wir diesen Gang alljährlich machen, damit es uns immer im frischen Andenken bleibe, wie der Sohn Gottes die Sünden der Welt getragen hat. Da sehen wir, wie er in die Hände der Heiden überantwortet ist, wie er verspottet und geschmäht und angespien worden ist, wie er gegeißelt und getötet, aber am dritten Tage auferstanden ist. Da werden wir an unsere Sünde erinnert, wie sie Sünde ist, wie sie dem Sohne Gottes solche Not und solches Elend bereitet hat. Ja unsere Sünde war es, um welcher willen er zitterte und zagen musste, um welcher willen er den Kreuzestod erlitt. Diese unsere Sünde erkennen wir an den Martern Jesu Christi in ihrer ganzen Abscheulichkeit, wie sie uns den Tod gebiert und uns zur Hölle führt. In den Leiden Jesu Christi offenbart sich ferner die überschwängliche Liebe Gottes des Vaters zu uns verlorenen Menschenkindern. Da sehen wir, was es heißt, wenn geschrieben steht: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Da merken wir, was die Worte sagen, die geschrieben stehen (Röm. 5, 8): „Darum preist Gott seine Liebe gegen uns, dass Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren.“ Unter dem Kreuze Jesu Christi erkennen wir auch die Liebe des Sohnes Gottes, wie er sein Leben lässt für seine Freunde und Feinde, wie er uns geliebt hat bis in den Tod mit einer heiligen, göttlichen. Alles erduldenden, Alles überwindenden Liebe.
Möchten wir unter seinem Kreuze auch lernen, uns untereinander zu lieben, wie er uns geliebt hat! Hierzu wird uns unsere heutige Epistel nähere Anleitung geben, zu deren gottseliger Betrachtung wir uns den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.
Epistel: 1. Korinther 13.
Wenn ich mit Menschen- und mit Engel-Zungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz, oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte, und wüsste alle Geheimnisse, und alle Erkenntnis, und hätte allen Glauben, also, dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre es mir nichts nütze. Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht, sie stellt sich nicht ungebärdig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie trachtet nicht nach Schaden, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit, sie verträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden, und die Sprachen aufhören werden, und das Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, und war klug wie ein Kind, und hatte kindische Anschläge; da ich' aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich es stückweise; dann aber werde ich es erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Das ist es, was wir unter dem Kreuze Christi lernen sollen. Das ist der köstliche Weg, auf welchem wir Christo nachfolgen sollen. Wir wollen, indem wir die verlesene Epistel näher betrachten, von der Herrlichkeit der christlichen Liebe reden. Möge der Geist des Herrn, Herrn das hohe, göttliche Wort in unsere Herzen schreiben!
Was sind wir ohne die rechte Christenliebe? „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz und eine klingende Schelle.“ Der Apostel Paulus nennt hier und in den folgenden Versen die Gaben und Kräfte des Heiligen Geistes als das Höchste, was einem sündigen Menschen zu Teil werden kann. Gaben vom Himmel her, welche die Welt nicht kannte, Kräfte aus der Höhe, Zeichen und Wunder zu tun, wurden den Gläubigen gegeben. Aber Niemand sollte den Wert derselben nach dem äußeren Erfolge beurteilen; ohne die Liebe, setzt er hinzu, wäre es nichts. Ob ein Mensch alle Welt an Kunst und Weisheit, an Erkenntnis und Gaben übertreffen, ob er die Welt umwälzen möchte, wäre der innerste Grund seines Herzens nicht die Liebe, so wäre er nichts. Lasst in euren Gedanken Alles hervortreten, was in der Welt gepriesen wird, Großes und Kleines, dass wir es mit diesem Maße messen. Gedenkt an die großen Kriegshelden, welche sich Ruhm, Ehre und Macht über Länder und Völker auf Erden errungen haben. Ihre Namen sind groß vor der Welt, aber die Augen des Herrn sehen nach dem Glauben und nach der Liebe; ohne die Liebe sind sie nichts. Mit diesem Maße müssen auch Fürsten und Könige sich messen lassen. Was ist irdische Hoheit und Glanz ohne die Liebe? Was ist alle Macht, Würde und Herrschaft auf Erden ohne die Liebe? Von der Erde sind sie, der gehören sie zu, auf dem Wege zum Himmelreich helfen sie keinen Schritt vorwärts. Was ist Reichtum, der Mammon, der uns so oft im Sinne liegt? Was ist Jugend und Schönheit? Aus dem Staube sind sie geboren, in den Staub sinken sie, auf der Waage der Ewigkeit wägen sie nichts. Was sind hohe Augen und stolze Gebärden? Was ist die vergängliche Lust der Welt, Augenlust, Fleischeslust und hoffärtiges Leben? Aus der Sünde sind sie geboren, zur Hölle fahren sie; im Reiche der Herrlichkeit wird ihre Stätte nicht gefunden. -
Schön ist das stille, einfache Los eines Niedrigen und Armen in dieser Welt, der seine Tage verlebt in den Werken seines Berufes, welcher unbekannt auf Erden seinen Weg wandert. Köstlich ist es, wenn ein stilles und friedliches Familienleben, ein häusliches Glück seine Tage erheitert. Aber wo ist das zu finden auf Erden ohne die Liebe? Und ob es zu finden wäre, ohne die Liebe wäre es nichts. Eine hohe und herrliche Gabe ist die Beredsamkeit; höher und herrlicher ist sie, wenn der Geist Gottes uns die gelehrte Zunge gibt, dass wir in seiner Kraft die Wahrheit Gottes verkündigen, und wissen, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden; noch größer und herrlicher möchte es sein, wenn uns gegeben wäre, mit Engelzungen zu reden; aber ohne die Liebe wäre das Alles wie ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Hohe und herrliche Gaben sind Weisheit und Erkenntnis, wenn uns gegeben wäre, alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis zu durchforschen, welche in Christo verborgen liegen groß und göttlich wäre es, in Kraft des Glaubens Wunder zu tun. Berge zu versetzen, aber ohne die Liebe wäre es nichts. Selig zu preisen sind die Barmherzigen, die ihre Habe den Armen geben; groß und wichtig ist die Kreuzigung des Fleisches und seiner Begierden; „aber wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.“ Ob also eines Menschen Werke leuchten möchten, wie die Sonne, ob seine Worte, seine Erkenntnis, sein Glaube Millionen in Erstaunen und Verwunderung setzen, er wäre nichts ohne die Liebe. Wenn du zu dem Herrn an jenem Tage sprechen könntest: „Herr, Herr, habe ich nicht in deinem Namen geweissagt? Habe ich nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? Habe ich nicht in deinem Namen große Taten getan?“ hättest aber der Liebe nicht, so würde er dennoch sagen: „Weiche von mir, du Übeltäter!“ denn seine Augen sehen nach dem Glauben, der in der Liebe tätig ist.
Auf dass wir uns aber nicht betrügen über die Art und das Wesen der christlichen Liebe, auf das wir unsere eigene Armut desto klarer erkennen und desto tiefer empfinden, so zeichnet uns der Apostel Paulus die rechte Liebe in den folgenden Worten der Epistel lebendig vor die Augen. Er sagt uns, was die Liebe meidet und was sie tut, und wir stellen uns das Bild unseres Herrn Jesu Christi als eine lebendige Auslegung und Erklärung dieser hohen göttlichen Worte daneben. „Die Liebe ist langmütig und freundlich.“ So war Jesus gegen Freunde und Feinde. Darum konnte er sagen: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ Die Liebe eifert nicht. Es gibt zwar einen heiligen Eifer um Gott und seine Ehre, den wir an Jesu Christo erkennen, ja der ihn verzehrte, wie geschrieben steht: „Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen;“ es gibt aber auch einen fleischlichen, sündlichen Eifer, welchen die Liebe nicht kennt. Dieser Eifer entbrennt in dem sündigen Menschen, wenn seine eigene Ehre angetastet wird, wenn ihm widersprochen oder widerstanden wird. Diesen Eifer kennt die Liebe nicht, ihn kannte Jesus nicht. Da heißt es vielmehr von ihm: „Er schalt nicht, da er gescholten ward, er drohte nicht, da er litte; er stellte es aber dem heim, der da recht richtet.“ Er war: „wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut.“ Er bat vom Kreuze herab für seine Beleidiger und Verfolger und sprach: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ „Die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht, sie stellt sich nicht ungebärdig.“ So unser Herr und Meister. Ob es schon in seiner Macht war, alle seine Widersacher zu Schanden zu machen, so wollte er viel lieber ein Spott und verachtet sein, und achtete der Schande nicht, auf dass er seine Widersacher gewinne und errette. Fern war es von ihm Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort zu vergelten, sondern arm ist er geworden um unsertwillen, auf dass wir durch seine Armut reich würden; erniedrigt hat er sich bis zum Tode am Kreuz, auf dass er uns, seine Feinde, zu Gnaden und Ehren erhöhen möchte. „Die Liebe sucht nicht das Ihre.“ Ja, die Liebe ist Selbstverleugnung, sie sucht nicht das Ihre, sondern das des Anderen ist. Seht Jesum an, wie er sich selbst hinopfert für uns. Davon sagt er selbst (Joh. 15, 13): „Niemand hat größere Liebe, denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Darüber schreibt der Jünger, welchen Jesus lieb hatte (1. Joh. 3, 16): „Daran haben wir erkannt die Liebe, dass er sein Leben für uns gelassen hat, und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.“ „Die Liebe lässt sich nicht erbittern, sie trachtet nicht nach Schaden, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit.“ So leicht und so bald wendet sich unser sündiges Herz von denen weg, die uns bedrängen und beleidigen, eine heimliche aber sündliche Freude regt sich in uns, wenn unsere Widersacher sich in ihre Sünden verstricken und zu Nichte werden. Aber Jesus ward nicht müde zu vergeben und zu erretten. Er weinte über Jerusalem, die sein Wort nicht hören, und nicht bedenken wollte, was zu ihrem Frieden diente. Er freute sich im Geiste, dass Gott den Unmündigen seinen Rat und Gnade offenbarte, und dass den Armen das Evangelium gepredigt ward. „Die Liebe verträgt Alles, sie glaubt Alles, sie hofft Alles, sie duldet Alles.“ Das ist der hohe und köstliche Weg, den wir Christo nachwandern sollen, in der Liebe voll Langmut und Geduld, nicht argwöhnisch sondern freundlich, nicht voller Zweifel, nicht richtend über den Nächsten, sondern voll Hoffnung, dass Gott ihm und uns Barmherzigkeit widerfahren lassen, und die Sünde vergeben werde in Christo Jesu.
Je deutlicher wir nun aus den Worten der Epistel und an dem Beispiele unseres Heilandes die rechte Liebe erkannt haben, desto tiefer werden wir uns beugen müssen bei dem Rückblick auf unser eigenes Herz. Wo ist diese Liebe bei uns zu finden? Wo ist diese Flamme des Herrn, deren Glut feurig ist, die stärker ist als der Tod? Ist es nicht, als ob alle die Worte des Apostels ihren Stachel gegen uns kehrten und uns verklagten vor dem Angesicht Gottes? Die Liebe ist langmütig, und deine Geduld ist immer so schnell zu Ende? Die Liebe ist freundlich, und du bist oft so unfreundlich und finster? Die Liebe eifert nicht, und dein Herz entbrennt bei so mancher Kleinigkeit? Die Liebe bläht sich nicht, und du bist so oft stolz, und suchst deine eigene Ehre? sie stellt sich nicht ungebärdig, und deine Gebärden verstellen und verfinstern sich oft? Die Liebe sucht nicht das Ihre, und du bist so oft nur auf dich bedacht? sie lässt sich nicht erbittern, und dein Herz kann den Hader so schwer überwinden? Die Liebe verträgt Alles, sie duldet Alles, und du willst so oft Böses mit Bösem, Hader mit Hader, Scheltwort mit Scheltwort vergelten? sie glaubt Alles, und du bist argwöhnisch und misstrauisch gegen deine nächsten Freunde? sie hofft Alles, und du richtest und verurteilst deine Mitknechte in deinem Herzen? O meine Liebsten, lasst uns doch streben nach der Liebe, dass wir los werden aus den Stricken der Eigensucht und des fleischlichen Sinnes, dass wir jung werden an der Seele, „neue Kraft kriegen, und auffahren mit Flügeln, wie die Adler,“ wie geschrieben steht; denn die Liebe ist das Band der Vollkommenheit und des Gesetzes Erfüllung.
Die Liebe hört nimmer auf. Sie ist das Gesetz in dem Herzen Gottes, und breitet ihre Flügel über die Ewigkeit. In der Liebe sind die Engel und Erzengel, so wie die vollendeten Gerechten selig, denn „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm.“ Aufhören werden die Weissagungen, denn es kommt die Zeit, da nichts mehr verborgen sein wird, was offenbart, und nichts mehr zukünftig, was verkündigt werden müsste. Aufhören werden die Sprachen, denn es kommt die Zeit, da unter allen Erlösten und Seligen wird Eine Rede und Zunge sein, droben in der ewigen Herrlichkeit. Aufhören wird das Erkenntnis, denn es ist Stückwerk. Jetzt lernen wir Eins nach dem Anderen, und lernen es nicht aus; jetzt erkennen wir stufenweise mehr und mehr die verborgene Weisheit und die wunderbaren Ratschläge Gottes in Christo Jesu, und ergründen sie doch nicht. Stückwerk bleibt unser Wissen, Stückwerk unser Weissagen. Es kommt aber der Tag der Offenbarung und die Stunde der Vollendung, da wird das Stückwerk aufhören, da wird es vom Glauben zum Schauen gehen.
Gleichwie ein Kind in seiner Kindheit redet, wie ein Kind, klug ist wie ein Kind, und kindische Anschläge hat; wenn es aber ein Mann wird, ablegt, was kindisch war: so sind auch wir jetzt - Kinder für die himmlischen Dinge. In einem dunklen Worte sehen wir, als in einem Spiegel, die Gnade und Wahrheit Gottes; dann aber in der zukünftigen Welt von Angesicht zu Angesicht; jetzt stückweise, dann aber werden wir es erkennen, gleichwie wie wir erkannt sind, d. h. gleichwie wir vor den Augen Gottes dastehen. Da werden die Träume unserer Erdentage verschwinden; da werden wir mit anderen Augen sehen, mit anderen Ohren hören, mit anderen Herzen vernehmen, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben. Da werden wir anderes urteilen über die wunderbaren Wege Gottes. Da werden alle Zweifel zerfließen, und was wir hier mit Zittern und Tränen erflehen, das werden wir dort mit Freude und Wonne ergreifen. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die Größte unter ihnen. Der Glaube wird nicht aufhören, sondern in Schauen verwandelt werden, die Hoffnung wird nicht aufhören, sondern erfüllt werden; die Liebe wird nicht aufhören, sondern vollendet, mit Gotteskraft ausgerüstet und in unvergängliche Herrlichkeit gekleidet werden.
So strebt denn nach der Liebe! das ist der sicherste Weg, durch Christum mit Gott vereinigt zu werden, denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Strebt nach der Liebe! das ist die beste Art, Christum zu loben, Christo zu danken für seine Geißel und Schmerzen, für seine Wunden und seinen Tod. Strebt nach der Liebe! das ist die beste Art, Christo nachzufolgen, denn er spricht: „Dabei wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr euch untereinander liebt.“, Strebt nach der Liebe! dass ist die beste Art, sich Schätze im Himmel zu sammeln, einen guten Grund auf das Zukünftige, da die Motten und der Rost sie nicht fressen, und da die Diebe nicht nachgraben und stehlen. Strebt nach der Liebe! das ist die beste Art, sich Freunde zu machen, welche uns, wenn wir nur darben, aufnehmen können in die ewigen Hütten.
Der Herr und Gott aber, welcher die Liebe ist, und welcher uns zuerst geliebt hat, helfe uns, dass wir ihn lieben mögen von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen Kräften, und unsern Nächsten als uns selbst!
Ihm aber, dem treuen Hirten und Bischof unserer Seelen, der uns geliebt und sein Leben für uns gelassen hat, sei Preis und Dank, Ehre und Anbetung in Ewigkeit. Amen.
Du Geist des Allerhöchsten, der Du der Geist der Weisheit und Wahrheit bist, der Du den Gläubigen in Christo Jesu offenbarst, was Gott bereitet hat Denen, die ihn lieben: lass das Wort, so wir heute gehört, in uns Kraft und Wahrheit werden, dass wir erkennen und mit Ernst bedenken, was zu unserem Frieden dient. Wie sollten wir es erkennen, wo Du uns nicht in alle Wahrheit leitest, der Du alle Dinge erforscht, auch die Tiefen der Gottheit. So mache denn Wohnung in uns, und bereite uns zu Tempeln Gottes. Lass Deine Liebe uns ganz durchdringen, dass wir ein Opfer werden, Gott zu einem süßen Geruch, und in der Liebe immerdar wachsen und zunehmen, bis wir sie einst ewig schauen werden in dem Reiche der Herrlichkeit. Amen!