Textor, Gustav Adolph - Am 2. Sonntage des Advents.

Textor, Gustav Adolph - Am 2. Sonntage des Advents.

Jesu, komm doch selbst zu mir,
Und verbleibe für und für;
Komm' doch, werther Seelenfreund,
Liebster, den mein Herze meint.
Tausendmal begehr' ich Dich,
Weil sonst nichts vergnüget mich;
Tausendmal schrei' ich zu Dir:
Jesu, Jesu, komm zu mir.

Amen!

„Dein König kommt zu Dir!“ das, geliebte Christen, predigt die Adventszeit der ganzen Christenzeit. Sein Kommen ist ein vergangenes, ein gegenwärtiges und ein zukünftiges. Er ist, als die Zeit erfüllt war, in's Fleisch gekommen, arm, ein Gerechter und ein Helfer, wie der Prophet Sacharja geweissagt hat. Da freute sich Zion, da jauchzte Jerusalem! Er ist im Laufe der Zeiten zu vielen Völkern gekommen. Lieblich waren auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigten, Gutes predigten, Heil verkündigten, wie der Prophet Jesaias geweissagt hat. Er kommt noch heute zu den Völkern in der Ferne durch das lebendige Wort des Evangeliums. Denen nichts davon verkündiget ist, die sehen es mit Lust, und die nichts davon gehört haben, die merken es„, wie der Prophet Jesaias geweissagt „hat 52, 15. Er kommt noch heute zu uns, wenn wir seine Stimme hören und ihm die Herzen aufthun. So sagt sein Wort: „Siehe, ich stehe vor der Thür und klopfe an, so Jemand meine Stimme hören wird und die Thür aufthun, zu dem werde ich eingehn, und das Abendmahl mit ihm halten, und er mit mir.“ Er wird kommen am Ende der Tage, ein König des Himmels, in seiner Herrlichkeit, zu richten den Erdkreis mit seiner Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit. Möchte nun der Herr in dieser Gnadenzeit unsers Herzens Thür geöffnet finden! möchte er jetzt als König zu uns Allen einkehren! Dann würde uns sein letztes Kommen zum Gerichte kein schreckliches, sondern ein seliges sein.

Doch, liebe Christen, der König der Ehren ist schon zu uns gekommen von unsrer Taufe an bis auf den heutigen Tag. Es kommt jetzt nur darauf an, daß wir uns immer auf's Neue, immer fester und treuer zu seinem Dienste verbinden. Daran mahnt uns die immer wiederkehrende Adventszeit. Sie ruft uns zu: „Bereitet auch fein tüchtig den Weg dem großen Gast, macht alle Steige richtig, laßt Alles, was er haßt!“ ,

In dem Lichte dieser Adventszeit wollen wir nun unsre heutige Epistel betrachten, und erflehen uns zur gottseligen Beherzigung derselben den Segen Gottes in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: Römer 15, 4-13.
Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir, durch Geduld und Trost der Schrift, Hoffnung haben. Gott über der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einerlei gesinnt seid unter einander, nach Jesu Christo; auf daß ihr einmüthiglich mit Einem Munde lobet Gott und den Vater unsers Herrn Jesu Christi. Darum nehmet euch unter einander auf, gleichwie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe. Ich sage aber, daß Jesus Christus sei ein Diener gewesen der Beschneidung, um der Wahrheit willen Gottes, zu bestätigen die Verheißung, den Vätern geschehen. Daß die Heiden aber Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben stehet: Darum will ich dich loben unter den Heiden, und deinem Namen singen. Und abermal spricht er: Freuet euch, ihr Heiden mit seinem Volk. Und abermal: Lobet den Herrn, alle Heiden, und preiset ihn, alle Völker. Und abermal spricht Jesaias: Es wird sein die Wurzel Jesse, und der auserstehen wird zu herrschen über die Heiden, auf den werden die Heiden hoffen. Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, daß ihr völlige Hoffnung habet durch die Kraft des heiligen Geistes.

Wir suchen uns aus dieser Epistel Antwort auf die Adventsfrage: Was sollen wir thun, damit wir Christum recht empfangen?

Es liegt in der Natur der Sache, daß wir dabei immer ein Zweifaches zu thun haben, nämlich daß wir aus dem Wege räumen, was den Empfang verhindert, und daß wir willig und freudig annehmen, was Christus mit sich - bringt, ja daß wir ihm gläubig entgegengehn. Was sollen wir thun, daß wir Christum recht empfangen? Wir müssen zuerst die heilige Schrift zu unserm Lehrmeister machen. „Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben.“ Da findet sich sogleich ein Stein vor des Herzens Thür, der aus dem Wege geräumt werden muß, das ist die eigne Weisheit. „Wehe denen, die bei sich selbst weise sind, und halten sich selbst für klug!“ ruft der Prophet Jesaias (5, 21) aus. Die Weisheit der Welt achtet Christi Kreuz für eine Thorheit, aber sie selbst ist eine Thorheit bei Gott. Wie die kleinen Kinder das Wort ihrer Aeltern gläubig annehmen, so sollen wir uns umkehren und werden, wie die Kinder, so sollen wir das Wort des himmlischen Vaters gläubig annehmen. Es ist uns zur Lehre geschrieben, denn „alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen zu allem guten Werk geschickt.“ Die' heilige Schrift ist die Grundlage unsers Glaubens, es gilt in Glaubenssachen nichts neben ihr, öder über ihr. Sie lehrt uns Geduld, giebt den rechten Trost und führt zur lebendigen Hoffnung. Die heilige Schrift führt uns fest und sicher zu Christo hin, ja sie bringt Christum zu uns. In dem Worte der Apostel und Propheten ist Jesus Christus der Eckstein. In und mit seinem Worte durchwandert er den Erdkreis, und wo sein Wort einen fruchtbaren Boden in einem Herzen findet, da baut er eine Hütte, da kehrt er ein, da macht er Wohnung. Wir können also Christum nicht besser empfangen, als wenn wir das Wort, das von ihm kommt und von ihm zeugt, mit gläubigen Herzen annehmen.

Was sollen wir thun, daß wir Christum recht empfangen? Wir müssen einerlei gesinnt werden und einmüthig Gott loben. Davon sagt unsre Epistel: Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einerlei gesinnet seid untereinander nach Jesu Christo, auf daß ihr einmüthiglich mit Einem Munde lobet Gott und den Vater unsres Herrn Jesu Christi.“ Da findet sich abermal ein Stein vor des Herzens Thür, welcher Christo den Eingang verhindert, und welcher aus dem Wege geräumt werden muß. Es ist der Eigensinn, der Eigenwille und das Eigenlob. Wer seinen Eigensinn und seinen Eigenwillen im Herzen nicht brechen will, wie kann der mit Christi Gliedern einerlei gesinnt werden nach Jesu Christo? Wer sich selbst lobt, es sei im Herzen oder mit Worten, wie kann der Gott allein die Ehre geben, und Gott loben um alle die unverdiente Barmherzigkeit, die ihm wiederfahren ist? Wie man einen Baum, den man ausrotten will, damit er das Land nicht hindere, bei den Wurzeln angreift und eine nach der andern ausgräbt und abhaut, so kommt die aufrichtige Buße, wenn sie den Baum des Verderbens aus unserm Herzen ausrotten will, auch an diese Sündenwurzel, und rastet nicht, bis sie dieselbe vertilgt hat. Wir sollen einerlei gesinnt werden. Eine schwere Aufgabe. Nach der Welt Art und nach dem verkehrten Sinn unsers Herzens heißt es: „Ein Jeglicher sieht auf seinen Weg; sie suchen Alle das Ihre; so viel Köpfe, so viel Sinne.“ Wie sollen wir da einerlei gesinnt werden? Was bei Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott doch möglich. Der Geist des Herrn wußte es wohl, daß es uns unmöglich ist, mit unserer Kraft den Eigensinn des Herzens zu brechen und mit unsrer Weisheit den Grund zu finden auf welchem die Herzen in Eins zusammenfließen, daß Aller Ein Herz und Eine Seele sei, darum sagt er in unsrer Epistel zuerst: „Gott gebe euch, daß ihr einerlei gesinnt seid;“ und er fügt hinzu: “ nach Jesu Christo.„ Also Gott will es geben, so dürfen wir es nur nehmen. Gott offenbart uns den Grund, auf welchem wir zu Einem Tempel Gottes im Geiste aus vielen lebendigen Steinen erbaut werden können; er giebt uns das Haupt, unter welchem wir Viele Ein Leib werden können. Es ist Jesus Christus, das Lamm Gottes, welches unser Aller Sünden getragen hat. Je mehr wir zu ihm dringen, ihm nachringen, desto mehr werden wir einerlei gesinnt werden, desto mehr werden wir einmüthig mit Einem Munde Gott loben. Und siehe, Christus dringt auch zu uns, er dringt durch die harte Rinde des verschlossenen Herzens, er bricht den Eigensinn mit seiner Gotteskraft, er macht das eigne Lob verstummen, er nimmt uns gefangen unter den Gehorsam des Glaubens und der Liebe, er löst das Band der Zunge, daß wir ihn und den Vater recht loben können.

Was sollen wir thun, daß wir Christum recht empfangen? Wir müssen uns untereinander aufnehmen, gleichwie Christus uns aufgenommen hat. Das sagt unsre Epistel in den Worten: „Darum nehmet euch untereinander auf, gleichwie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe.“ Laßt uns das wohl merken. In den Mitmenschen und besonders in den Brüdern will Christus aufgenommen sein. Er sagt: „Was ihr gethan habt dieser Geringsten Einem unter meinen Brüdern, das habt ihr mir gethan.“ Wir sollen nun an den Brüdern thun, wie er an uns gethan hat, wir sollen uns untereinander aufnehmen, gleichwie er uns aufgenommen hat zu Gottes Lobe. Das gilt nicht allein von der äußern That, als ob es schon erfüllt wäre, wenn wir nur fleißig den Armen Almosen geben, sondern es gilt von der Stellung des Herzens und von der That zugleich. Denn wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und hätte der Liebe nicht, so wäre es mir nichts nütze. Da findet sich abermal ein Stein vor des Herzens Thür, welcher Christo den Eingang hindert und welcher aus dem Wege geräumt werden muß, das ist die Eigenliebe. „Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Das Wörtlein: „Der verleugne sich selbst,“ lehrt es uns, daß wir Christo nicht anders nachfolgen, also ihn auch nicht recht empfangen können, als wenn wir die Eigenliebe aus dem Herzen vertilgen. Dieses Wohlgefallen an uns selbst, welches unser Herz von Natur ganz besessen hält, dieses Trachten nach Allem, was uns behagt, dieses Ueberschätzen unsers eignen Werthes macht uns so hart und so kalt, so ungerecht und ungeduldig gegen den Nächsten. Wir müssen uns verleugnen, uns vergessen, dann erst können wir uns untereinander aufnehmen, wie Christus uns aufgenommen hat. Fraget euch nur: Wie hat uns Christus aufgenommen? - Wie hat er uns gefunden? Waren wir nicht voll Sündenelend, von der Fußsohle bis auf's Haupt nichts Gesundes an uns? Waren wir nicht voll verkehrten Sinnes und Bosheit, todt in den Sünden und seine Feinde? Da ist nun Jesus gekommen, und so arm, so verachtet geworden um unsertwillen. Da hat er uns mit großer Liebe gesucht, alle unsre Schmerzen, alle unsre Krankheit, ja unsern Fluch auf sich geladen, und ist in den bittern Tod am Kreuze gegangen. Da ist er uns nachgegangen, als ein treuer, guter Hirte und hat uns gesucht, bis daß er uns fand. Da hat er uns auf seine Achseln genommen und getragen mit Freuden, d. h. durch seine Kraft und Gnade sind wir aus dem Sündenelend gezogen, aus der Irre zurecht gebracht. Durch seine Liebe hat er den Haß und die Feindschaft unsers Herzens überwunden; durch seine Geduld und Langmuth hat er unser Verderben aufgehalten, daß wir nicht in unsern Sünden abgehauen und in's Feuer geworfen sind. Und wenn wir bedenken, wie er uns noch heute findet und aufnimmt, so müssen wir gestehen, noch Heute ist unser Herz mit so viel Verkehrtheit und eitlem Sinn beladen; noch heute hangen wir an der Welt und vergessen das Ewige, noch heute sind wir so oft voll Kleinglaubens und Unglaubens, noch heute sind wir lüstern nach irdischem Reichthum, nach eitler Ehre, noch heute verleugnen und verlassen wir die Liebe so oft, daß wir ausrufen müssen: „Wenn Du, Herr, willst Sünde zurechnen, Herr, wer wird bestehn?“ Aber Christus ist noch langmüthig und freundlich gegen uns, vergiebt uns unsre Sünde und heilet alle unsre Gebrechen, erlöst unser Leben vom Verderben, krönt uns mit Gnade und Barmherzigkeit, daß wir singen und sagen müssen: „Du strafst uns Sünder mit Geduld und schlägst nicht allzusehr, ja endlich nimmst Du unsre Schuld und wirfst sie in das Meer.“ - Und wir sollen uns untereinander aufnehmen, gleichwie Christus uns hat aufgenommen zu Gottes Lobe, mit Geduld, mit Langmuth, mit Liebe. „Seid untereinander mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich, und vergebet euch untereinander, gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr. So ein Mensch etwa von einem Fehler übereilet würde, so helfet ihm wieder zurecht mit sanftmüthigem Geist, die ihr geistlich seid, und siehe auf dich selbst, daß du nicht auch versucht werdest. Einer trage des Andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.“ Nicht aber die Brüder in Christo allein, sondern auch die Feinde sollen wir mit Geduld in der Liebe tragen. „Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen!“ - Sehet da, indem wir die Mitmenschen und besonders die Brüder so aufnehmen, so nehmen wir Christum in den Brüdern auf, und empfangen ihn, wie er es begehrt.

Was sollen wir thun, daß wir Christum recht empfangen? Wir müssen unser Vertrauen ganz auf Gottes Verheißung und Barmherzigkeit setzen. Hierauf weist unsre Epistel uns hin, indem sie sagt: „Ich sage aber, daß Christus sei ein Diener gewesen der Beschneidung um der Wahrheit willen Gottes, zu bestätigen die Verheißung, den Vätern geschehen; daß die Heiden aber Gott loben um der Barmherzigkeit willen.“ Also der Beschneidung d. h. dem jüdischen Volke ist Christus ein Diener geworden, nicht um ihrer Werke und Gerechtigkeit willen, als ob sie es verdient hätten, sondern darum, weil Gott es ihren Vätern verheißen hatte, und seine Verheißung erfüllen wollte, und die Heiden sind der Gnade theilhaftig geworden, nicht als ob sie es verdient hätten, oder würdig gewesen wären, sondern um der Barmherzigkeit Gottes willen, wie geschrieben steht: „Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit macht Gott uns selig.“ So sollen auch wir unser Vertrauen ganz auf die Gnade setzen, und hoffen allein darauf, daß Gott uns erretten werde, weil er es verheißen hat, daß die auf ihn hoffen nicht sollen zu Schanden werden, und weil seine Barmherzigkeit so unermeßlich ist. So werden wir Christum recht empfangen. Da findet sich aber ein Stein vor des Herzens Thür, welcher Christo den Eingang hindert, und welcher aus dem Wege geräumt werden muß, das ist das Vertrauen auf das eigene Verdienst und die eigne Gerechtigkeit. Du dünkst dich gerecht, du siehst auf deine guten Werke, und ach, vor lauter Wohlgefallen an dir selbst wirst du dein Elend nicht gewahr. Du rechnest darauf, daß es dir wohl gelingen werde, weil du so gut, so ehrlich und treu zu sein glaubst, und ach, vor lauter Vertrauen auf dich selbst, siehst du den treuen und einzigen Erretter, den Fels des Heiles nicht. Siehe, wenn du Alles gethan hättest, was du zu thun schuldig bist, - und du hast es lange nicht gethan, sondern wohl das Gegentheil, - so sprich: Ich bin ein unnützer Knecht; und setze dein Vertrauen allein auf Gottes Verheißung und Barmherzigkeit in Christo Jesu, dann wirst du Christum recht empfangen.

Was sollen wir thun, daß wir Christum recht empfangen? Wir müssen seinen Namen auch unter den Heiden loben, auf daß die Heiden sich mit uns freuen, mit uns ihn preisen, mit uns auf ihn hoffen. Davon sagt unsre Epistel: „Es steht geschrieben: Darum will ich Dich loben unter den Heiden, und Deinen Namen singen. Und abermal: Freuet euch, ihr Heiden, mit seinem Volk! Und abermal: Lobet den Herrn, alle Heiden, und preiset ihn, alle Völker. Und abermal spricht Jesaias: Es wird fein die Wurzel Jesse, (d. h. der Sprößling aus dem Stamme Isai) und der auferstehen wird zu herrschen, auf den werden die Heiden hoffen.“ - Seht, da soll nun unser Herz sich ausbreiten zu den Völkern der Erde, die noch ferne sind vom Reiche Gottes, und soll im Drang der Liebe beten und arbeiten, daß sie mit uns den Herzog der Seligkeit erkennen und als ihren König empfangen: Christus will nach seiner Verheißung zu allen Heiden, zu allen Völkern der Erde kommen. Sie sollen ihn loben, sie sollen sich seiner freuen mit seinem Volke. Wenn wir aber mitwirken, daß sein Reich den Erdkreis erfülle, so empfangen wir selbst ihn auch aufs Neue und immer völliger. Es ist gut und recht, wenn wir ihn zu unserm Theile als den rechten König der Ehren erkennen und anbeten, aber es ist noch besser und herrlicher, wenn wir mitwirken, daß auch die, so noch draußen sind, insbesondere die armen Heiden, genöthigt werden, hereinzukommen, auf daß unsers Königs Haus voll werde, und seine Ehre die Welt erfülle. Auch hierbei findet sich ein Stein vor unsers Herzens Thür, welcher Christo diesen Ehreneinzug hindert, und welcher aus dem Wege geräumt werden muß, das ist die Freude an der Welt und ihren zeitlichen Gütern, die wir noch haben. Diese macht uns das Herz so eng und klein, daß wir es nicht ausbreiten können zu den Heiden in der Ferne, daß wir ihre Noth nicht empfinden, und die Seligkeit nicht schmecken können, die daraus hervorgeht, daß den amen Seelen vom Tode geholfen werde, daß sie bekehrt werden von der Gewalt des Satans zu Gott. Wohlan, laßt uns die Axt auch an diese Sündenwurzel legen, und lernen, das Christus allein unsre Freude sei, und nicht die vergänglichen Dinge der Erde. Dann werden wir auch Freude und Wonne haben mit den Engeln Gottes über jeglichen Sünder der Buße thut; werden mitarbeiten an dem großen Werk des Herrn, durch welches alle Völker zu Christo gesammelt werden sollen, und werden auch in diesem Stücke Christum recht empfangen.

Gott aber der Hoffnung erfülle uns mit aller Freude und Frieden im Glauben, daß wir völlige Hoffnung haben durch die Kraft des Heiligen Geistes! Amen!

Du hast besucht und erlöset Dein Volk, Du Aufgang aus der Höhe, Du hast Deine Barmherzigkeit predigen lassen, die da ist in Vergebung der Sünden; Du lassest Dir auch unsre Armuth gefallen, o Jesu, und bereitest Dir eine Wohnung unter uns. Dafür danken wir Dir von Grund der Seele, daß Du nicht ansiehst unsre Sünde, und unsre Uebertretung hinter Dich zurückwirfst. Du weißt alle Dinge, Du weißt, ob wir Dich liebhaben, ob unsre herzen dir entgegengestreckt sind: o Herr, richte dir selbst eine Bahn an unter uns; laß Deinen Geist unsere Herzen öffnen, bereiten, schmücken, Dich als König der Ehren zu empfangen! Gieße Deine Liebe aus in uns, daß wir fest vereinigt mit Dir und unter einander in Einem Geiste und Glauben als eine Mauer und Wehr dastehen gegen alle Anläufe des Bösewichts. Amen! -

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