Textor, Gustav Adolph - Am 4. Sonntag nach Epiphanias.
Herr Jesu, der Du bist,
Ein Vorbild wahrer Liebe,
Verleihe, dass auch ich
Am Nächsten Liebe übe;
Gib, dass ich allezeit
Von Herzen Jedermann
Zu dienen sei bereit,
Wo ich nur soll und kann. Amen!
Geliebte Christen! Die Epistel des vorigen Sonntags hat uns daran erinnert, dass wir der Obrigkeit sollen untertan und gehorsam sein in allen Dingen, welche nicht geradezu wider Gottes Wort laufen. So geziemt es den Christen, welcher nicht ein Kind dieser Welt, sondern ein Bürger des Himmelreichs sein will. Den Gehorsam sollen wir nicht allein um der Strafe willen üben, sondern auch um des Gewissens willen, weil es Gottes Ordnung also ist. Es muss zu erkennen sein, dass ein Christ in allen Dingen, welche das irdische Regiment betreffen, durch seinen Gehorsam, durch seine Treue, durch seine Redlichkeit und Gerechtigkeit auch der beste Burger und Untertan ist, auf dass der Widersacher nichts habe, dass er von uns möge Böses sagen. Darum schreibt der Apostel Paulus: „So gebt nun jedermann, was ihr schuldig seid: Schoß dem der Schoß gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.“ In diesen Stücken besteht die sogenannte bürgerliche Tugend, dass ein Jeglicher das Seine gebe und leiste, was er zu leisten schuldig ist, Und dass ein Jeglicher die schuldige Furcht und Ehre erweise, dem er sie zu erweisen schuldig ist. Ein Christ also, sagen wir, soll in solchen Dingen nicht zurückstehen, sondern vielmehr der Erste sein, denn er hat noch viel größere Aufgaben zu lösen, als diese sind. Was sollte aus den größeren Geboten werden, so wir bei den leichten und geringen schon dahinten bleiben wollten? Gleichwie ein Kind die Liebe zu seinen Eltern nicht lernen noch üben wird, wo es nicht zuvor den Gehorsam gelernt hat; so ist es auch noch im Alter. Wer seine Schuldigkeit nicht einmal im äußerlichen, bürgerlichen Leben erfüllt, wie sollte der im Stande sein, sich selbst zu verleugnen, und seinen Mitmenschen zu Dienst und Nutzen zu leben. Wer nicht einmal in äußern, irdischen Dingen gehorchen gelernt hat, wie sollte der im Stande sein, in der Liebe gegen den Nächsten zu wandeln. Will nun ein Christ das viel größere Gebot der Selbstverleugnung und der Liebe gegen den Nächsten sich zur Richtschnur nehmen, und also in der göttlichen Ordnung wandeln, so muss er allerdings zuvor lernen, aller menschlichen Ordnung untertan zu sein, und in zeitlichen Dingen seine Pflichten zu erfüllen. Der Apostel Paulus hebt deshalb in unsrer heutigen Epistel, da er uns die Nächstenliebe an das Herz legen will, so an: „Seid niemand nichts schuldig, denn dass ihr euch unter einander liebt.“ Wir sollen alle Gerechtigkeit in irdischen Dingen erfüllen, nur in der Liebe sollen wir immerdar aller Menschen Schuldner sein, das Gebot der Liebe sollen wir uns immerdar so hoch stellen, dass wir nie meinen, es erfüllt, oder genug getan zu haben. Wir bedürfen jedoch zur nähern Betrachtung dieser heutigen Epistel des besonderen Segens von oben her, und erflehen uns denselben in einem stillen und andächtigem Gebet.
Epistel: Römer 13, 8-10.
Seid niemand nichts schuldig, denn dass ihr euch unter einander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllet. Denn das da gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nichts töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; dich soll nichts gelüsten; und so ein ander Gebot mehr ist; das wird in diesem Wort verfasst: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
Möge Gott geben, dass uns die Betrachtung dieser Epistel eine rechte Ermunterung zur Nächstenliebe werde, wir wollen uns zu dem Ende vorhalten:
- welch' eine hohe und herrliche Tugend die Nächstenliebe ist, und
- wie ganz notwendig sie dem Christen ist.
I.
Welch eine hohe und herrliche Sache ist es um die christliche Nächstenliebe! Wohl der Stadt und dem Dorf, wohl der Gemeinde, in welcher die christliche Liebe viele Zeugen hat. An derselben werden die Wetter Gottes vorübergehen, und wenn das Unglück in Strömen daherfährt, wird es sie doch nicht verderben, denn sie ist eine Behausung Gottes des Allerhöchsten. Wohl dem Haus, in welchem die christliche Liebe einen Herd gefunden hat, auf welchem sie brennen und lodern könne, dass sie die Irrenden erleuchte, und die zum Tode Erstarrten erwärme! Ein solches Haus wird blühen und bleiben, und sein Gedächtnis wird im Segen sein. Wohl dem Herzen, in welchem die christliche Liebe eine Wohnung gefunden hat, dass sie darin wirken und schaffen könne! Ein solches Herz ist, wie ein Leuchtturm im Meer, ein helles Wahrzeichen in der Nacht, welches denen leuchtet, denen die Wogen des Meeres Tod und Verderben drohen. Wir werden Nicht ablassen, liebe Christen, von dieser heiligen Stätte das Eine, was not ist, laut zu verkündigen, was ein sündiger Mensch tun müsse, dass er selig werde; aber lauter, als wir, müsset ihr predigen helfen durch euren Wandel in der Liebe. Das Wort der Wahrheit mag Tausende schlagen, aber Zehntausende muss die christliche Liebe überwältigen, und gefangen führen unter das köstliche Joch Jesu Christi des Herrn. -
„Seid Niemand nichts schuldig, denn dass ihr euch untereinander liebt.“ Wir haben einen unermesslichen Schatz ererbt dadurch, dass Gott uns zuerst geliebt, und seinen eingebornen Sohn für uns gegeben hat, wir sind reich geworden über alle Güter der Erde, dadurch dass Jesus Christus uns geliebt hat bis in den Tod, und sein Leben für uns dargegeben. Ja, seine Liebe war stärker, wie der Tod, und ihre Glut war feurig, eine Flamme des Herrn. Aber durch dieses Geschenk seiner Liebe hat er uns zu seinen und zu unserer Mitmenschen Schuldnern gemacht bis in den Tod. Von dieser großen und seligen Schuld sollen wir abtragen, so viel in unsern Kräften steht. Nimmer, nimmer werden wir sie vergelten können, wir werden seine und unserer Mitmenschen Schuldner bleiben bis an's Ende, denn je mehr wir abtragen, desto mehr wir empfangen aus der überschwänglichen Fülle seiner Liebe.
„Wer den Nächsten liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Was da ist von Geboten, als z. B. du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; dich soll nichts gelüsten; und was da mehr von Geboten ist, das ist alles zusammengefasst und vollendet in dem Einen Wort: Du sollst deinen Nächsten lieben, als dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses, die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung.“ Das Gesetz Gottes ist dem natürlichen Menschen eine schwere, unerträgliche Last, er will es nicht wissen, er mag es nicht hören, und an den Fluch des Gesetzes mag er nicht denken. Und auch dann, wenn wir Christum gefunden haben, wenn wir zum Glauben gelangt sind, stehen die Gebote oft noch vor uns gleich hohen und steilen Gebirgen. Vor ihnen erbebt unser Herz, zweifelnd und zagend fragen wir uns: Wie sollen wir diese Berge ersteigen? um sie her rollen die Donner des Fluches, nur auf dem Gipfel leuchtet die Klarheit des Herrn! Wie sollen wir diese Höhen erklimmen, dass wir nicht verderben vor dem zukünftigen Zorn? Aber, siehe, es kommt die Liebe, die heilige Christenliebe, ausgegossen in die Herzen der Gläubigen durch den heiligen Geist Gottes. Die Christenliebe gibt uns Adlersflügel, dass wir auffahren über die Höhen jener Berge, über die Wetter des Fluches. Die Christenliebe trägt uns hinweg über Sinai's Gipfel und über Morija's Prachtgebäude, hinauf zu dem Berg des Herrn, der höher geworden ist, als alle Berge, zu dem Kreuz und zu den Gnaden Jesu Christi, unsers Erretters. Die heilige Christenliebe kennt kein Gesetz Gottes mehr, das in die Steine gehauen ist, sie hört nicht mehr die Worte des Fluches über die Übertreter; sie weiß nichts mehr von der Geißel des Zuchtmeisters; sie kennt nur den Zug des heiligen Geistes, der da trägt und treibt, in den Spuren Jesu Christi zu wandeln, sie kennt nur den Schmerz des Kindes, wenn es die Augen seines treuen und geliebten Vaters betrübt hat. Die Christenliebe hält fest in der Vereinigung mit Gott durch Jesum Christum, sie verklärt uns zu dem Ebenbild des, der uns geschaffen hat, in Kraft des heiligen Geistes. Wir wissen, dass wir das anfängliche Ebenbild Gottes durch die Sünde verloren haben. Sie ist dahin die kindliche Unschuld der Seele, dahin die Einfalt des Herzens, die nichts wollte und nichts konnte, als den Willen des Vaters im Himmel tun. Sie ist dahin die Seligkeit des Paradieses, die Freude in der Wahrheit, der Friede in der Gerechtigkeit. Wer wir wissen auch, dass die Liebe Gottes unsern Hass und unsere Feindschaft überwunden hat, und hat uns ein neues Tor geöffnet durch die Gnade Jesu Christi, zu seiner seligen Gemeinschaft wieder einzugehen. Wir sollen es wiederfinden, was verloren war, wir sollen sein Bild wieder an uns tragen, wir sollen aus den Gräbern der Sünde hervorgehen, denn der Mund des Allmächtigen hat gerufen: „Stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“ Wie nun an jenem letzten Tag, wenn die Augen aller Entschlafenen erwachen werden, wenn die Morgenröte der Ewigkeit heilige Schauer durch die Herzen der Auferstandenen ausgießen wird, wie dann die Kinder Gottes das Angesicht ihres Erlösers suchen, und eilen werden, sich zu seinen Füßen zu werfen:, so wenden sich auch jetzt die Augen der Widergeborenen zu dem Morgenstern, der ihnen aufgegangen ist, fragen und sagen: „Welches ist der Weg, den wir zu wandern haben, dass die Klarheit des Herrn uns durch und durch verkläre?“ Und siehe, der, köstliche Weg heißt die Liebe. Die Liebe ist von Gott, und führt zu Gott. „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm. Niemand hat Gott jemals gesehen. So wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns.“ Die Liebe führt uns zu der Schwelle des Lichtes, da Niemand zukommen kann, zu dem Thron der Herrlichkeit Gottes. Solch' eine hohe und herrliche Tugend ist die Nächstenliebe! solch' ein köstlicher Weg, ist sie. Darum nennt St. Paulus sie die Hauptsumma aller Gebote, und Jakobus heißt sie das königliche Gesetz. Darum steht geschrieben, dass sie das Land der Vollkommenheit ist, und an einem andern Ort: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“
2.
Wir wenden unsere Betrachtung zweitens zu dem Gedanken, wie ganz notwendig einem Christen diese Nächstenliebe ist. „Lasst uns aber rechtschaffen sein in der Liebe,“ ermahnt der Apostel Paulus (Eph. 4,15.) „Vor allen Dingen habt untereinander eine brünstige Liebe; denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge,“ schreibt Petrus in seinem I. Brief, (Kap. 4,8.) „Ihr Lieben,“ schreibt Johannes, „lasst uns untereinander lieb haben, denn die Liebe ist von Gott.“ Also rechtschaffen, aufrichtig, brünstig soll die Liebe sein; denn „die Hauptsumma aller Gebote ist Liebe von reinem Herzen, von gutem Gewissen und von ungefärbtem Glauben.“ (1. Tim. 1,5.). Der Apostel Paulus beschreibt ihr Wesen, wenn er sagt: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sie nicht, sich stellt sich nicht ungebärdig, sie sucht nicht des Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sich trachtet nicht nach Schaden, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit. Sie verträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“ Und diese heilige Christenliebe erstreckt sich nicht bloß über die Freunde und Brüder, sondern auch über die Feinde. Denn der Herr Jesus Christus spricht (Luk. 6,32 ff): „So ihr liebt, die euch lieben, was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. Und wenn ihr euren Wohltätern wohl tut, was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder tut dasselbige auch. Und wenn ihr leiht, von denen ihr hofft zu nehmen, was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf dass sie Gleiches wiedernehmen. Doch aber liebt eure Feinde, tut wohl und leiht, von denen ihr nichts hofft zu nehmen, so wird euer Lohn groß sein, und werdet Kinder des Allerhöchsten sein. Denn er ist gütig über die Undankbaren und Boshaftigen.“ - Sprich also nicht in deinem Herzen, wie kann ich den Undankbaren und Boshaftigen lieben? wie kann ich den lieben, der es gar nicht wert ist, der es mir mit Undank und Verleumdung, ja mit Hass vergilt? Siehe, der Erlöser, der sein Blut und Leben für dich hingab, hat auch an dir nichts gefunden, das der Liebe wert gewesen wäre, sondern da wir Sünder, und seine Feinde waren, hat er uns errettet durch seine große Liebe, die da überschwänglich ist über alles, das wir bitten, oder verstehen. Wie oft vergelten wir ihm seine Liebe noch mit Undank, wie wenig sind wir derselben wert. Und doch weicht sie nicht von uns. Also auch ihr: „Liebt eure Feinde, segnet die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf das ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“
Die Liebe aber ist uns als Christen ganz notwendig, weil wir ohne dieselbe kein Leben in uns haben. „Wer den Bruder nicht liebt,“ schreibt Johannes (1,3.14), „der bleibt im Tode.“ Gott selbst ist es, der sie befiehlt und lehrt. „Ihr seid selbst von Gott gelehrt, euch untereinander zu lieben,“ schreibt der Apostel Paulus (1. Thess. 4,9.) „Ein neu Gebot gebe ich euch,“ spricht Jesus, „dass ihr euch untereinander liebt.“ Und Johannes bezeugt uns: „Wer da sagt, er sei im Licht, und hasst seinen Bruder, der ist noch in Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und ist kein Ärgernis bei ihm.“ Was könnte es uns helfen, wenn wir mit großen Gaben ausgestattet unter den Menschenkindern glänzten, wenn unsere Rede als ein Zauber daherflösse, und die Herzen gewönne, ja: „wenn wir mit Menschen- und mit Engelzungen redeten, und hätten der Liebe nicht, so wären wir ein tönendes Erz und eine klingende Schelle.“ Was könnte es uns helfen, wenn wir die Schrift erlernten und die Weisheit der Alten erforschten, wenn wir allen Rat und Offenbarung Gottes wüssten, wenn wir mit begeisterten Worten alle Tiefen der Erkenntnis verkündigen könnten, was könnte es uns helfen, wenn wir im Glauben große Taten tun könnten, und hätten der Liebe nicht? Denn: „wenn ich weissagen könnte, und wüsste alle Geheimnisse Und alle Erkenntnis, und hätte allen Glauben, also dass ich auch Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.“. Was könnte es uns helfen, wenn wir der Welt entsagten, und in selbst-gewählter Armut und Demut einhergingen, wenn wir unsern Leib peinigten, um das Fleisch zu kreuzigen samt den Lüsten und Begierden, wenn wir gleich Etlichen aus alter Zeit in einsamer Wüste unsere Tage zubrächten, oder in selbstgewählter Plage auf hohen Säulen dem Wetter unsere Glieder darböten, und hätten der Liebe nicht? Denn: „wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.“ Ohne die Liebe ist unser Glaube tot. Durch den Glauben kommen wir zu Gott, aber durch die Liebe bleiben wir in Gott, und Gott in uns. Was hilft uns alles Singen und Beten ohne die Liebe? Was hilft uns alles Opfer der Lippen, wenn nicht auf dem Altar des Herzens das Feuer der Liebe brennt? Wird der Herr nicht zu uns sagen: „Tue nur weg von mir das Geplärr deiner Lieder, denn ich mag dein Psalterspiel nicht hören?“ Ohne die Liebe werden alle unsere Säulen brechen, aller Trost, womit wir uns in Schlummer gewiegt hatten, wird verschwinden, wie ein Traum der Nacht, wir werden die Pforte des ewigen Lebens offen sehen, und nicht eingehen können; denn ohne die Liebe haben wir kein Leben in uns. Darum ermahnt der Apostel Paulus: „Strebt nach der Liebe.“.
So lasst uns denn hingehen, und desgleichen tun, wie jener barmherzige Samariter. „Lasst uns nicht lieben mit Worten, noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.“ „So ein Bruder, oder Schwester bloß wäre, und Mangel hätte der täglichen Nahrung; und Jemand unter euch spräche zu ihnen: Gott berate euch, wärmt euch, sättigt euch, gäbe ihnen aber nicht, was des Leibes Notdurft ist, was hilft ihnen das? Also auch der Glaube, so er nicht Werke hat, ist er tot an ihm selber.“ Wir sehen hieraus, wie notwendig einem Christen die Nächstenliebe ist, und wer es sonst noch nicht weiß, der kann es an diesem Gebot lernen, dass er ein armer Sünder ist. Ja lasst uns streben nach der Liebe, in welcher wir oft noch so fremd und so kalt sind! Lasst uns streben nach der Liebe, deren Gebot wir so oft noch vergessen und übertreten. Ihre Regel sind die Fußstapfen unseres Erlösers, sondern es heißt: „Niemand hat größere Liebe, denn die, dass er sein Leben lasse für seine Freunde,“ und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.
Der Gott aber der Liebe und des Friedens, der uns zu seiner seligen Gemeinschaft durch Jesum Christum berufen hat, schenke uns den Geist der rechten Bruderliebe, und helfe uns aus dem Tod zum Leben um seines Namens Ehre willen. Amen! -
Du, o Vater unseres Herrn Jesu Christi, der Du die Liebe selber bist, und uns das Gebot gegeben, dass wir Dich über Alles lieben sollen und unseren Nächsten, als uns selbst; gib uns dazu wie das Wollen, so auch das Vollbringen nach Deinem Wohlgefallen. Entzünde in unseren Herzen das Feuer Deiner heiligen Liebe, damit wir je mehr und mehr wandeln mögen in den Fußstapfen Jesu Christi, der uns dazu erlöst und erkauft hat, und wir also fest eingewurzelt und gegründet, auch den Stürmen der Versuchung widerstehen, und im Glauben beharren bis an das Ende. Amen! -