Tersteegen, Gerhard - Gottesfürchtige und erbauende Briefe - Zweiter Brief.
Jesus und sein sterbend Kreuzesleben sind die Pforte, durch die man zum innern Reiche Gottes gelangt. Wir müssen seiner Hirten Stimme in uns nur still, wie Lämmer, folgen.
Vielgeliebter Bruder in dem Herrn Jesus!
Ich wünsche Dir den Frieden von Grund meines Herzens! Es war mir sehr erfreulich, dass wir einander dieses Jahr in Holland trafen. Dank dem Herrn, dass er uns so viele Herzensvereinigungen schenkte! Lass uns eingehen, lass uns eingehen, mein Bruder, durch die Pforte, die uns das Blut Jesu geöffnet hat; ach! ich fürchte, dass die aufgeregten Gemüter in diesen Tagen nur allzu viel dies Eingehen vergessen! selbst bei allem Ruhm des Blutes Jesu. Das süße, teure Evangelium vom innern Reich Gottes ist unbekannt und nicht erprobt, weil man nicht eingeht durch die Pforte, die da ist: Jesus, und seinem sterbenden Kreuze leben, und weil man das im Leben sucht, was allein nur rein im Tode zu finden ist. O! diese Angelegenheit ist so wichtig und liegt so innig nahe! es ist nur ein Heraustreten und Eingehen unter der Führung unsers guten Hirten! Werden wir innig still und abgeschieden, um seine Hirten-Stimme in uns zu hören! Werden wir einfältig und biegsam, um ihr in Allem zu folgen! Kurz, werden wir unschuldige Lämmer, die nichts mehr wissen, als dass sie da am liebsten find, wo ihr Hirte weilt, ihm die Sorge überlassend, sie nach seinem Wohlgefallen zu weiden. Nochmals, mein Bruder, lass uns drinnen bleiben, oder der Herr nötige uns herein zu kommen (Luk. 14,23.) Ich finde nirgends andere Nahrung; es ist Alles dürre und mager außer dem Grunde des Herzens, in dem Jesus ist. Er, er selbst führe uns hin, und bereite uns nach seinem Herzen, und lasse uns in Ihm finden, was außer ihm nicht gefunden werden kann, nämlich: Leben und Überfluss.
In ihm grüße ich Dich herzlich und bleibe
Dein
durch die Liebe verbundener Bruder.