Aussagen einiger Wiedertäuffer vor den Nachgängern

Aussagen einiger Wiedertäuffer vor den Nachgängern

Marx Bossart antwortet: Es habe sich einmahls begeben, als sie zu Nacht geessen, daß Manz und Blaurock zu ihnen gekommen, und nach dem Nachtmahl in dem Testament gelesen, da seye Hand Brubbach aufgestanden, hätte seine Sünden beklaget und beweinet, die er je gethan hätt, und ein Zeichen seiner Bekehrung begehrt, nemlich daß man ihn in dem Name des Vaters, Sohns und Heil. Geistes besprützen solte. Da habe ihn Blaurock besprützet. Hernach hab es ihn (Bossart) in derselbigen Nacht auch angefochten, und er hab Gott ernstlich gebeten, daß er ihm rechte Erkandtniß gäb. Er hab der Sach so viel nachgesinnet, daß er vast frühe aufgestanden und des Zeichens auch begehrt. Da hab ihn Blaurock auch besprützet. Er saget weiter: Es sey in keiner bössen Meynung von ihm geschehen, sondern es hab ihn also angefochten, daß er es schlechtlich habe thun müssen. Er saget auch des Tisches halben: Er hab auch mit ihnen geessen, dergestalt, daß es ein Brod der Liebe und christlichen Gemüthes seyn solte.

Georg Schad antwortet: Er sey alle seine Tage in Lastern und in Sünden umhin geloffen, das hab ihn beschwehrt und er hab Gott um Gnad und Erkandtniß gebeten. Da hab ihm Gott die Gnad erzeiget, daß er seine Sünd erkandt; so hab ihm Gott auch verheissen, wann er von Sünden abstühndt, wollte er ihm dieselbigen vergeben. Dieses hab ihn bewegt, daß er das Zeichen der brüderlichen Liebe begehrt, daß er seinem Nächsten alles guts thun wollte, wie ihm selbsten. Darauf hab er sich mit Wasser begiessen lassen und sey Felix Manz der Täuffer gewesen. Des Tisches halber sagt er: Sie haben ein Brod gebrochen und in dem Namen Gottes geessen, daß sie Gott allwegen im Herzen haben, an ihn gedenken und gegen jedermann brüderliche Liebe erzeigen wollten.

Rudolf Breitinger saget: Er sey mit dem alten Helffer und Felix Kienast gegangen, und da sie zum Neppelbach gekommen, sey er still gestanden, habe angefangen weinen und seine Sünde zu beklagen; derowegen hab er dem Helffer, der schon vorbey gegangen gewesen, geruffen und ihn um Gottes willen gebeten und gesaget: ER woll fürhin von allen seinen Sünden stehen; zu einem Wahrzeichen dessen soll er ihn tauffen. Des Tisches halben sagt er: Ihn hab niemand darzu gezwungen, dann sein Schpfer und Seligmacher. Sie haben ein Brod zerschnitten und die Worte Gottes darüber gesprochen, darnach hab es Felix Manz ausgetheilt, und welcher gewollt, hab darvon geessen.

Conrad Hottinger antwortet: Gott sey der Urheber, derselbige hab ihn geursachet, dann er hab in ihm selbst gedacht, wie er so ein grosser Sünder sey und daß kein Sünder mög erhalten werden, deßwegen sey er zum Helffer gegangen und hab ihn um Gottes willen gebeten, daß er ihm das Zeichen der Tauffe gäb zu Abwaschung und Nachlassung der Sünde. Da hab ihn der Helffer getauft. Des Tisches halber saget er: Wie sie bey einandern gewesen, haben sie mit einandern geredt, wie Gott seinen Jüngeren in dem letzten Abendmahl das Brod gebrochen und ihnen gegeben hab zu Letze, welches ein Zeichen seyn solte brüderlicher Liebe und des Friedens. Also hab der Helffer das Brod gebrochen und ihnen gegeben; auf gleiche Weise sey mit dem Trink-Geschirre auch geschehen.

Hans Ockenfuß antwortet: Er sey niemahl darbey gewesen, da sie einandern getauft haben, allein als er dem Wilhelm zu Wytikon einen Rock gemacht und ihm denselbigen an dem letsten Sonntag hätte bringen wollen, wär Fridlii Schumacher bey dem Brunnen zu Hirslanden gestanden und hätte zum Helffer gesaget: Nun wohlan Hans! du hawst mich die Wahrheit gelehret, darfür ich dir danke, nun bitte ich dich um das Zeichen. Also taufte ihn der Helffer. Er sey auch bey vierzehen Tagen zu Zollikon in Jacob Hottingers Hauß gewesen, da hab Conrad Grebel von der Tauffe und dem Nachtmahl geredt. Darnach hab er ein Brod zerschnitten und unter sie getheilt, darvon hab er (Ockenfuß) auch geessen, weil er nun fürohin ein christliches Leben führen und halten wolle. Dieser Ockenfuß hat sich noch nicht lassen tauffen, er will es aber noch thun.

Georg Schad von Zollikon gibt seine Antwort also und ist bekandtlich, daß er über vierzig PErsonen am letsten Sonntag getauft hab, einige von Zollikon, andere von Höng und Küßnach, wer es begehrt hab. Er wüsse sie aber nicht alle zu nennen, unter anderen aber den Conrad Rayser und seine Frau, des Bleulers Tochter, die Fäserin, Anneli und Vreneli Schumacher, des alt Weißhans Hottingers Frau, Uli Gatticker und seine Frau, des Untervogt Wüsten Frau, Georg Schwaben zwey Söhne, Simon und Heinrich auf Itschnach, Jos Schwaben Weib auf Itschnach, des Bürgermeister Bleulers Frau. Des Tisch Gottes halben saget er: Sie gebrauchen denselbigen, wie er von Gott eingesetzet worden.

Valentin Gnädig aus Savoy antwortet: Claus Streuleins Weib hab ihn um Gottes willen gebeten, daß er sie tauffete. Dieses hab er ihro nicht abschlagen können, sondern hab sie getauft, und sonst niemand.

Quelle: Füßlin, Johann Conrad - Beyträge zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes, Band 3

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/t/taeufer/aussagen_einiger_wiedertaeufer_vor_den_nachgaengern.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain