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Stiller, Erich - Psalm 7.

Stiller, Erich - Psalm 7.

Es geht schon aus der Überschrift hervor, dass dieser Psalm ein Trauerlied ist, welches David wegen der Verleumdung und Lästerung sang, die er von einem seiner Feinde aus der Familie Sauls erfahren musste; und es kann dieses Trauerlied zu einer Anweisung dienen,

Wie wir uns zu verhalten haben, wenn Menschen feindlich gegen uns verfahren.

David hatte volle Ursache, recht inbrünstig zu rufen: Auf dich traue ich, mein Gott. Hilf mir von allen meinen Verfolgern und errette mich, dass sie nicht wie Löwen meine Seele erhaschen und zerreißen, weil kein Erretter da ist; denn er schwebte in großer Gefahr, und war mit gewaltigen Feinden umgeben, die so zornig und grimmig waren wie Löwen, und ihn würden vernichtet haben, wenn Gott nicht sein Erretter gewesen wäre. Es musste das Verhalten seiner Feinde aber um so schmerzlicher für ihn sein, da er vor Gott hintreten und sagen konnte: Herr, mein Gott, habe ich solches getan, und ist Unrecht in meinen Händen; habe ich Böses vergolten denen, die feindlich mit mir lebten, oder die, so mir ohne Ursache feind waren, beschädigt, so verfolge mein Feind, meine Seele, und ergreife sie, und trete mein Leben zu Boden, und lege meine Ehre in den Staub! David wurde unschuldig angefeindet und gelästert und verfolgt; das hat aber noch nicht aufgehört, sondern des Anfeindens und Lästerns ist heute noch viel! Manchem wird das Gute mit Bösem vergolten; mancher wird oft hart angelassen und kehrt mit Betrübnis zurück, wenn er Trost und Hilfe sucht; mancher, der nach teilnehmenden Freunden sich umsieht, findet ein bitteres, feindseliges Herz, falsche Zungen, funkelnde Augen und arge Hände; und es ist wahrlich für ein christliches Herz kein geringes Leid, wenn man mit bitteren und bösen Leuten umringt ist! Ist dir, lieber Christ, ein so trauriges Los bereitet, so lerne von David, wie du dich zu verhalten hast. Er wendete sich zu Gott und flehte:

Stehe auf, Herr, in deinem Zorn, erhebe dich über den Grimm meiner Feinde, und hilf mir wieder in das Amt, das du mir befohlen hast.

Er sah seine Sache als Gottes Sache, und sein Amt als von Gott ihm gegeben an, und erwartete deswegen auch mit größter Zuversicht von Gott Hilfe. Auf Gott wollen auch wir unsere Zuversicht setzen, wenn Menschen wider uns auftreten, und uns anfeinden und lästern! Die Dornhecke, mit der ein Blumengarten umgeben ist, kann es nicht hindern, dass die lieblichen Düfte zum Himmel aufsteigen, und Sonnenschein und Regen vom Himmel hernieder kommt; so können auch unsere boshaften Verfolger und unsere schmähsüchtigen Verleumder das vertrauliche Verhältnis nicht aufheben, das zwischen uns und Gott, zwischen einem gehorsamen Kinde und seinem lieben Vater ist; - sie können uns mit ihrem Gifte und ihrer Galle die Gnade, Liebe und Fürsorge, den Trost, Schutz und Segen Gottes nicht rauben; - sie können unsere Boten, die wir zum Himmel schicken, unsere Gebete und Seufzer, nicht zurückhalten; - sie können unsern Glauben und unsere Hoffnung nicht rauben; sie können wohl einen Rat wider uns beschließen und Anschläge wider uns machen, es wird ihnen aber ohne Gottes Willen nicht gelingen; - sie können wohl auf uns zielen, aber werden uns ohne Gottes Zulassung nicht treffen! Gott kann übrigens nichts zulassen, als was zu unserm Besten dient! Lässt Gott es geschehen, dass unsere Feinde eine Zeit lang uns drängen und drücken, und Schaden und Leid tun, so muss es uns entweder zur väterlichen Erinnerung und Züchtigung, oder zur Befestigung und Aufmunterung im Christentume gedeihen! Ein gottseliger Mensch, der von boshaften Leuten bedrängt und verfolgt wird, ist gleich einem Baume, der im freien Felde steht, - je mehr er von dem Winde bestürmt wird, desto fester treiben seine Wurzeln in die Erde; er ist gleich einem Schafe, das der gute Hirt wieder gefunden und auf seine Schultern gelegt hat, - mögen die wilden Tiere ihm auch nachjagen und es schrecken, schaden werden sie ihm nie können! Gott ist der Frommen Schild und Schirm, er deckt sie in seiner Hütte zur bösen Zeit, er verbirgt sie heimlich in seinem Gezelt und wird erhöhen ihr Haupt über ihre Feinde. Gott ist ein gerechter Richter und ein Gott, der täglich droht! Will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt und seinen Bogen gespannt, und zielt, und hat darauf gelegt tödliche Geschosse; seine Pfeile hat er zugerichtet zu verderben. Des Gerechten Horn wird erhöht, die Anschläge der Gottlosen aber werden zunichte, und es geschieht ihnen, wie sie gewollt haben! Wenn sie mit Unglück wider den Frommen schwanger gehen, so lässt sie Gott einen Fehl gebären, oder lässt das Unglück auf ihren eignen Kopf fallen und ihren Frevel auf ihren Scheitel! Wenn sie den Frommen eine Grube graben, in die sie sinken und gar untergehen sollen, so lässt Gott, der Herr, sie selbst hineinfallen, dass sie sich mit ihren eigenen Waffen erwürgen. Die Gottlosen haben ihre Zeit, da sie herrschen, Gott hat aber auch seine Zeit, da er sie vom Stuhle stößt; die Dornen haben ihre Zeit, da sie wachsen, grünen, blühen und verwunden können, sie haben aber auch ihre Zeit, dass sie ausgehauen und in das Feuer geworfen werden. David sagt: Ich habe einen Gottlosen gesehen, der war trotzig, und breitete sich aus, und grünte wie ein Lorbeerbaum, da man vorüber ging, siehe, da war er dahin; ich fragte nach ihm, da war er nirgends zu finden. Darum tut der königliche Prophet hinzu: Bleibe fromm, du gottliebendes Herz, und halte dich recht, halte fest an deiner Gottseligkeit und Frömmigkeit, und lass dich der Gottlosen Frevel und Bosheit nicht irren, denn solchen, den Frommen, wird es zuletzt wohlgehen! Ja, lieber Christ:

Tu' als ein Kind, und lege dich
In deines Vaters Arme,
Bitt' ihn und flehe, dass er sich
Dein, wie er pflegt, erbarme.
So wird er dich durch seinen Geist
Auf Wegen, die du jetzt nicht weißt,
Nach wohlgehaltenem Ringen
Aus allen Sorgen bringen.

Amen.

Dir, Herr, gebühret Preis und Stärke!
Dich beten Erd' und Himmel an!
Gott, groß sind alle deine Werke!
Wer auf sie merkt, hat Lust daran.

Nie werd' ich deines Lobes müde,
Und nie in deinem Dienste matt.
Mein Herz lobsinge deiner Güte,
So lang mein Blut Bewegung hat.

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autoren/s/stiller_erich/psalter/stiller_psalter_007.txt · Zuletzt geändert: von aj
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