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Stiller, Erich - Psalm 3.

Stiller, Erich - Psalm 3.

Den vorgelesenen Psalm hat David auf der Flucht vor seinem Sohne gemacht, wie schon die Überschrift sagt; es enthält aber derselbe die Wahrheit:

Gott hilft dem Frommen wider seine Feinde!

Ach Herr! seufzt David, wie ist meiner Feinde so viel, und legen sich so viele wider mich! Viele sagen zu meiner Seele, sie hat keine Hilfe bei Gott, Sela! Als Absalon sich wider seinen Vater, den König David, empört hatte, waren die meisten Untertanen zu Absalon getreten, und so viele Untertanen bisher David gehabt, fast ebenso viele Feinde hatte er jetzt! Er war ganz bestürzt, dass er so verlassen und in so großer Gefahr war, und machte seinem Herzen Luft, indem er seufzte: Ach Herr, wie ist meiner Feinde so viel! Worüber hier David seufzte, das ist die gemeine Klage aller Kinder Gottes, und es ist wahrlich mit Tränen nicht genug zu beklagen, dass in der Christenheit solche Seufzer gehört werden. Es sollte unter den Christen von keiner Feindseligkeit, von keinem Lästern, Verleumden und Verfolgen die Rede sein; es sollte die Ermahnung des Apostels (Eph. 4.) allen Christen in das Herz geschrieben sein: „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit; seid aber untereinander freundlich, herzlich, und vergebt einer dem Andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo;“ - es sollten alle Christen Ein Herz und Eine Seele sein, denn es hat ja Gott, der die Liebe ist, uns sein Volk nicht freigezählt von den Geboten, welche zur Liebe, zum Frieden und zur brüderlichen Eintracht ermuntern. Hoffen wir durch die Gnade unsers Herrn Jesu Christi selig zu werden, so müssen wir auch sein Gebot halten, da er sagt: Ein neues Gebot geb' ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe; - dabei wird Jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt! Dass das Christentum bei Vielen nur im Munde, aber nicht im Herzen sich befindet, dass viele Christen von Christo nichts haben, als den Namen, und dass sein Geist und sein Sinn von ihnen gewichen ist, das beweist mehr als hinlänglich der Abgang an Liebe, das Zanken und Streiten, das Rechten und Fechten, das Fluchen und Lästern, das Hassen und Schaden, das Neiden und Feinden, welches wir bei so vielen finden!

Wes' sollen wir uns trösten, wenn auch wir von solchen Menschen umgeben sind, die sich wider uns setzen, uns das Leben verbittern, und Schaden und Leid tun wollen? David spricht: Du Herr, bist der Schild für mich und der mich zu Ehren setzt und mein Haupt aufrichtet! Ich rufe an mit meiner Stimme den Herrn, so erhört er mich von seinem heiligen Berge; ich liege und schlafe und erwache, denn der Herr hält mich! Ich fürchte mich nicht vor vielen Hunderttausenden, die sich umher wider mich lagern! So sollen auch wir in Angst und Not unter mannigfaltigen Feinden unsere Zuflucht zu Gott nehmen. Gott ist unser Schild und Schirm, der unsern Leib bedeckt, und die Streiche der Feinde auffängt, dass sie uns nicht beschädigen. Wenn wir von unsern Feinden verhöhnt werden, und ein verachtetes Licht sind vor den Stolzen, so ehrt uns dagegen Gott, er errettet uns vor den Feinden, er stürzt sie und erhöht uns, er setzt uns entweder wieder leiblich zu Ehren, aber macht uns geistlich zu seinen Kindern und zu seinen Erben, und setzt uns endlich die Krone der Ehren auf. Wenn die Feinde uns unterdrücken wollen, so steht er uns bei und richtet uns auf, dass wir getrost fortpilgern unsere Straße! Der Glaube an Gott macht beherzt und stark, dass man im Leben und auch im Tode sagen kann: Ich liege und schlafe und erwache, denn der Herr erhält mich! Ich fürchte mich nicht vor vielen Hunderttausenden, die sich umher wider mich lagern.

In einer dumpfen Stube ist nichts besser, als dass man Tür und Fenster öffnet, und bei Sorgen und Anfechtungen ist nichts besser, als dass man sein Herz aufmacht, und sein Leiden einem treuen Freund entdeckt. Wenn einer allein gegen einen Feind kämpfen soll, wird es ihm schwer werden; wenn er aber einen mächtigen Freund zur Seite hat, so zittert und zagt er nicht! Wenn die Sorgenlast auf einem Herzen allein liegt, so wird sie zu schwer; wenn sie aber geteilt wird, so ist sie leichter zu ertragen. Wo findet man aber einen rechten vertrauten, getreuen und mächtigen Freund, dem man sein Herz entdecken, und der Hilfe bringen kann? Ich antwortete: der treueste und mächtigste Freund ist Gott; er hat ein treues Vaterherz, einen trostreichen Mund und eine hilfreiche, gewaltige Hand; er kann, er will, er muss helfen! Er kann, denn er ist allmächtig; er will, denn er ist barmherzig und gnädig; er muss, denn er ist wahrhaftig, er kann nicht anders, als halten, was er verheißen hat, er wolle uns nicht verlassen, noch versäumen! Wenn alles ab fällt und untreu wird, so bleibt er fest und getreu; wenn die besten Freunde uns nicht erkennen wollen, so erkennt er unsere Seele in der Not, und wenn sich auch viele wider uns seien, er schlägt alle meine Feinde auf den Backen und zerschmettert der Gottlosen Zähne!

Wende dich, wohin du willst, o betrübtes Herz! Suche dich zu erretten von der Hand deiner Feinde, wie ein Reh von der Hand des Jägers; durchlaufe Felder und Wälder, und ziehe über Berg und Tal, - siehe der Herr, dein Gott, wird mit seinem treuen Herzen, mit seinem holdseligen Munde, mit seiner mächtigen Hand dir nachfolgen und hinter dir her rufen: Wo willst du hin, du liebes Herz? Wohin eilst du, betrübte Seele? Sieh, ich bin bei dir, ich folge dir, ich will dich schützen und schirmen! Was weinst du? Was bist du so traurig? Schütte dein Herz nur aus, siehe hier ist mein getreues Herz, in dem kein Falsch ist! Willst du beten, ich will dich gerne hören; willst du dein Anliegen mir im Geheimen anvertrauen, ich will meine Ohren zu dir neigen!

Wohlan, christliche Herzen, die ihr viele Feinde habt, und viel von Menschen dulden und leiden müsst, eilt in kindlicher Zuversicht zu eurem Gott, klagt ihm eure Not, und fleht zu ihm um Hilfe! Bringt eure Not vor so gut ihr könnt, er ist zufrieden, wenn nur das Herz voll Vertrauen auf seine Güte und voll Verlangen nach seiner Hilfe ist! Glaubt nicht, dass ihr etwa zur Unzeit kommt; die Nacht ist so finster nicht, dass er euch nicht sollt gerne dienen, und ihr habt ja durch Jesum Christum einen freien Zutritt zu ihm alle Tage und alle Stunden. Und wenn der Herr sich stellen sollte, als schlafe er und höre euer Gebet nicht, o so lasst nur nicht nach zu rufen: Auf Herr und hilf mir! Bist du denn nicht mein Gott und Vater? Bin ich nicht dein Kind? Hast du mich nicht in der Taufe angenommen, und mir deine väterliche Treue versprochen in Ewigkeit? Bin ich nicht eine Seele, die du teuer erkauft hast? Hast du mir nicht das Siegel deines heiligen Geistes auf- und in mein Herz gedrückt, der in demselben seufzt: Abba, lieber Vater? Wo soll ich denn mit meinem Anliegen hin, als zu dir, mein Gott und Vater? Es ist ja kein Gott außer dir; du allein bist Gott, darum musst du mir auch helfen; mein Herz hält dir vor dein Wort: Ruse mich an in der Not und ich will dich erretten! Meine Feinde würden sagen von meiner Seele: Sie hat keine Hilfe bei Gott! Auf Herr, und hilf mir und bezeuge auch an mir die Wahrheit des Wortes: Bei dem Herrn findet man Hilfe und deinen Segen über dein Volk, Sela!

Liebster Vater, gib den Segen,
Dass wir die Gerechtigkeit
Deines Sohn's im Herzen hegen,
Und sein ja zu keiner Zeit
Wiederum verlustig geh'n.
Lass uns fest im Glauben steh'n!
Und auf deinen Wegen allen
Als rechtschaff'ne Christen wallen.

Amen!

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autoren/s/stiller_erich/psalter/stiller_psalter_003.txt · Zuletzt geändert: von aj
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