Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ erkennet, daß Gott allein das höchste Gut sey.
Aufmunterung.
Psalm 73, v. 25.26
Wann ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erden. Wann mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch Gott allezeit unsers Herzens Trost und mein Theil.
Das höchste Gut zu haben und zu besitzen ist der Menschen Verlangen zu allen Zeiten gewesen, aber darin haben die meisten gefehlt, daß sie nicht gewußt, welches das allerhöchste und allerbeste Gut sey. Das allerhöchste Gut muß beständig und vollkommen seyn und muß uns im Leiden und Tod, in Glück und Unglück aufrichten und trösten können. Nach dieser Beschreibung ist das allerhöchste Gut: 1) nicht Reichthum, welchen Viele für ihr höchstes Gut gehalten haben und noch halten, denn er verläßt uns im Tode. 2) Ehre und Glück ist auch das höchste Gut nicht, denn wie oft fällt der Gerechte in Verachtung und Schande, das Glück verwandelt sich in Jammer und Elend. 3) Weisheit und Geschicklichkeit haben zwar den Vorzug vor allen irdischen Gütern, daß man sie nicht rauben kann, aber sie verschwinden doch im Tode. Derohalben suchet ein gläubiger Christ sich ein wahres beständiges Gut, welches aber 4) allein Gott ist; hat er Gott, so hat er alles, die größte Ehre, den größten Reichthum, die größte Weisheit, und zwar in Zeit und Ewigkeit. Gott erfreuet den Menschen in glücklichen Tagen, erhält ihn in Kreuz und Trübsal, erquickt ihn im Tode, bleibt mit ihm vereinigt in Ewigkeit. Zu diesem Gut können wir gelangen, 5) durchs Gebet, Anhörung des göttlichen Worts, Betrachtung desselben, und durch Beistand des heiligen Geistes, nur 6) daß man Gott nicht wieder von sich stoße, und die Welt-Liebe, Eitelkeit und sündliche Lust sein höchstes Gut seyn lasse.
Gebet.
O du gnadenreicher Gott! wie bist du doch so herrlich, so vollkommen? Wer dich hat, der hat alles, der hat das allerhöchste, das beste und vortrefflichste Gut. Ach! schreibe doch diese Erkenntniß tief in mein Herz, daß ich allein dich suchen und dich finden möge. Ach bewahre mein Herz vor der Welt-Menschen Thorheit, welche meinen, wenn sie große Ehre in der Welt haben, oder großen Reichthum besitzen, oder groß Vergnügen und Herrlichkeit erlangen, so hätten sie das höchste Gut. Allein, weit gefehlt; diese Güter verlassen die Menschen im Tode, folgen ihnen nicht nach in die Ewigkeit, trösten sie nicht in der letzten Stunde; solche Menschen treten in die Ewigkeit nackend und blos, ja ohne Gott. o darum gieb, da ich das wahre Gut von dem vergänglichen wohl unterscheide. O du dreieiniger Gott! du bist allein mein höchstes, liebstes, wahres und allerbestes Gut, du willst dich mir schenken, dich mit mir vereinigen, so vereinige dich mit meiner Seele in Zeit und Ewigkeit; sind alle irdischen Dinge den Feinden, Motten und Rost unterworfen, kann sie ein Unglück zernichten, so bleibt mein Gott, als mein höchstes Gut, allezeit mein eigen, mit dem gehe ich aus, mit demselben gehe ich ein, ihn nehme ich mit mir auf die Reise, mit ihm lege ich mich zur Ruhe, ja mit ihm komme ich dereinst auch in die frohe Ewigkeit. Darum mein Gott, wann ich nur dich habe, so frag ich nichts nach Himmel und Erden, hab ich dich, so hab ich das wahre Leben. O darum wohne in mir, bleib bei mir, so hab ich einen Helfer in Kreuz und Elend, einen Beistand in Nöthen, den größten Reichthum in Armuth, den allerkräftigsten Trost in Krankheit, ja die allersüßeste Erquickung in der letzten Stunde. Wenn dann die Welt-Kinder ihr Gut verläßt, so verläßt mich doch Gott nicht. Ach Herr! wenn ich nur dich habe, ei, so sag ich allem abe, legt man mich gleich in das Grab, ach Herr! wann ich nur dich hab, Amen.
Gesang.
Mel. Alle Menschen müssen sterben.
In Gott bin ich immer fröhlich, in Gott bin ich lauter Freud, in Gott bin ich reich und selig, Gott ist selbst die Seligkeit. Darum laß die Welt einfallen, laß das Ungewitter knallen, bleibet nur der Höchste mein, so kann ich vergnüget seyn.
2. In Gott hab ich Trost und Frieden, denn ich bin mit ihm versöhnt, der den Himmel mir beschieden, ist mein Jesus, der mich krönt, drum kann ich im Frieden sterben, und in Fried den Himmel erben, Fried in dieser Lebenszeit, Fried in alle Ewigkeit.
3. In Gott kann ich sicher rasten, er ist meiner Seele Ruh; zu Gott, wie zu Noa Kasten, eil ich, wie das Täublein zu; Ruh im Leben, Ruh im Herzen, Ruh in Trübsal, Ruh in Schmerzen, Ruh in Leiden, Ruh in Noth, Ruh im Grabe, Ruh im Tod.
4. In Gott bin ich reich an Schätzen, welche keine Zeit zerstreut, Freud, Vergnügen und Ergötzen, und des Trostes Süßigkeit, wird mir schon von Gott gegeben, schaue doch in diesem Leben; wie wird’s nicht in vollem Schein, herrlich in dem Himmel seyn.
5. Drum will ich in Gott verbleiben, er ist meiner Seele Zier, nichts soll mich von ihm abtreiben, so bin ich vergnüget hier, und bin auch mit Gott verbunden in den letzten Lebensstunden, mein Gott, meines Lebens Licht, weicht von mir im Tod auch nicht.