Spurgeon, Charles Haddon - Zaghaftigkeit des Glaubens

Spurgeon, Charles Haddon - Zaghaftigkeit des Glaubens

Es ist eine seltsame Sache, dass manche Menschen sich fürchten zu glauben. Es sieht wie Demut aus und versucht sich für die Bescheidenheit selbst auszugeben, und doch ist es nichts als Stolz; in der Tat, es ist maskierte Vermessenheit. Wenn die Menschen Angst davor hätten, nicht zu glauben, so wäre diese Furcht nur berechtigt. Gott nicht zu vertrauen, ist im besten Fall eine Torheit und in Wirklichkeit ist es ein betrügerischer Weg dem Herrn die Ehre zu verweigern, die Seine Treue und Wahrheit verdient.

Wie unnütz ist der Eifer mit dem wir uns Gründe zu finden bemühen warum der Glaube uns nicht erretten würde! Gottes Wort sagt, dass, wer an Jesus glaubt, nicht umkommen soll. Doch wir suchen nach Beweisgründen, warum wir umkommen würden, wenn wir glaubten. Wenn jemand mir ein Landgut schenken würde, finge ich sicherlich nicht an Fragen über die Rechtsurkunde aufzuwerfen. Was kann es nützen, Gründe zu erfinden, warum ich nicht mein eigenes Haus behalten oder irgendein anderes Stück Eigentum besitzen sollte, über das ich mich freue? Wenn es dem Herrn gefällt mich durch das Verdienst Seines Sohnes zu erretten, so darf ich mich doch darauf verlassen, dass ich auf diese Weise wirklich gerettet werde. Wenn ich Gott bei Seinem Wort nehme, liegt die Verantwortung für die Erfüllung Seiner Verheißung nicht bei mir, sondern bei Gott, der die Verheißung gab.

Aber du fürchtest, dass du nicht zu denen gehörst, denen die Verheißung gegeben ist. Lass dich durch diesen unsinnigen Gedanken nicht erschrecken! Niemand kann überhaupt zu Jesus kommen, wenn ihn nicht der Vater zieht; und Jesus hat gesagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus stoßen.“ Kein Mensch ergreift Christus unberechtigt. Wer Ihn hat, der hat Ihn nach göttlichem Recht; denn des Herrn Hingabe für uns und an uns ist so frei, dass jeder Mensch, der Ihn annimmt, ein aus Gnade gegebenes Recht hat, es zu tun. Wenn du - wie die Frau der biblischen Geschichte - Jesus bei dem Saum Seines Gewandes ergreifst, ohne Erlaubnis und nur von hinten, so wird doch Kraft von Ihm ausgehen, so gewiss, als wenn Er dich beim Namen gerufen und dich aufgefordert hätte, Ihm zu vertrauen. Vergiss alle Angst, wenn du Jesus vertraust! Nimm Ihn an, es steht dir ganz frei. Wer an Jesus glaubt, ist einer der Auserwählten Gottes.

Du meinst, es wäre schrecklich, wenn du auf Jesus vertrautest und dann doch umkämst? Ja, das wäre schlimm. Aber da du umkommen musst, wenn du nicht vertraust, so ist das Wagnis auch im schlimmsten Fall nicht sehr groß.

Angenommen, du stecktest für immer im Sumpf der Verzweiflung, wozu wäre das gut? Es wäre doch besser auf der Straße des Königs zu sterben bei dem Bemühen, die himmlische Stadt zu erreichen, als immer tiefer in den Schlamm und Schmutz dunkler, misstrauischer Gedanken zu versinken. Du hast nichts zu verlieren, denn du hast schon alles verloren; deshalb wag es, an die Barmherzigkeit Gottes dir gegenüber zu glauben. Doch dann fragt sich ein anderer: „Was ist, wenn ich zu Christus komme und Er mich abweist?“ Meine Antwort ist: „Versuch es!“ Verlass dich auf den Herrn Jesus, und sieh, ob Er dich abweist!

Du wärest der erste, vor dem Er die Tür der Hoffnung zugeschlossen hat. Jesus nimmt die Sünder an.„ Er hat noch nicht einmal einen Menschen hinausgestoßen.

Da verirrte sich eines Abends ein Mann und kam, wie er meinte, an den Rand eines Abgrunds. Er stand, so befürchtete er, in Gefahr, von der Klippe hinabzufallen. Darum klammerte er sich mit aller Kraft an diese schwache Stütze. Er war überzeugt, wenn er seinen Halt loslasse, würde er an irgendeinem furchtbaren Felsen dort unten zerschmettert werden. Da hing er nun, den Schweiß auf der Stirn und den Schmerz in allen Gliedern. Er geriet in einen verzweifelten Zustand von Fieber und Schwäche, und zuletzt konnte er sich mit den Händen nicht länger in der Höhe halten. Er ließ los. Er fiel von seiner Stütze hinab. Er fiel ungefähr einen Fuß tief, und eine sanfte Moosbank empfing ihn, auf der er unverletzt und vollkommen sicher bis zum Morgen lag.

So denken viele in dem Dunkel ihrer Ungewissheit, dass ihr Verderben sicher ist, wenn sie ihre Sünden bekennen, alle Hoffnung auf sich selbst fahren lassen und sich den Händen Gottes überlassen. Sie haben Angst, die unsichere Hoffnung loszulassen, an die sie sich geklammert haben. Es ist eine unsinnige Furcht. Gib deinen Halt an alles außer an Christus auf, und lass dich fallen! Lass alles los, das Vertrauen auf deine Werke, deine Gebete oder Gefühle! Lass jetzt los! Wie die Moosbank den Mann in unserer Geschichte, so wird Jesus Christus dich sicher auffangen. In Seiner Liebe, in der Kraft Seines Blutes, in Seiner vollkommenen Gerechtigkeit wird Er dir Ruhe und Frieden geben. Lass dein Selbstvertrauen; wirf dich in Jesu Arme! Dies ist der wesentliche Teil des Glaubens: jeden anderen Halt aufgeben und einfach auf Christus fallen. Es ist kein Grund da zur Furcht; nur die ~ Unwissenheit verursacht euch Angst vor dem, was eure ewige Sicherheit sein wird. Der Tod der eigenen Hoffnung ist das Leben des Glaubens, und das Leben des Glaubens ist das ewige Leben. Lasst das Ich sterben, damit Christus in euch lebe!

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