Spurgeon, Charles Haddon - Tröstet mein Volk - Ein Wort für die Verfolgten.
Gehalten am 16. August 1874.
„Wer will mirs ansagen, so dir dein Vater etwas Hartes antwortet?“
1. Sam. 20, 10.
„Wie, wenn dir dein Vater hart antwortete?“ (N. d. engl. Übers.)
Es war nicht unwahrscheinlich, dass Jonatans Vater ihm hart antwortete. Saul hatte großen Argwohn gegen David, während dagegen Jonatan, sein ältester Sohn, David wie seine eigene Seele liebte. Jonatan konnte sich kaum denken, dass sein Vater wirklich einem so guten Manne, wie David etwas zu Leide tun wollte, er sprach gegen seinen Freund diese Meinung aus, und da fragte ihn dieser, um ihn auf das Schlimmste vorzubereiten: „Wie, wenn dein Vater dir hart antwortete?“ Es kam so. Saul antwortete seinem Sohn mit bitteren Worten, und in der Wut seines Zornes warf er sogar einen Spieß nach ihm, um ihn zu töten; doch verließ Jonatan den David nicht, er hing an ihm mit aller Treue der Liebe und blieb bis zu seinem Tode, der sehr von David betrauert ward, sein beständiger und treuer Freund. Diese Frage des David an Jonatan ist eine, welche ich heute Morgen an alle Gläubigen richten möchte, besonders an die jüngeren, die erst kürzlich in den Bund mit Davids großem Sohne getreten sind, und die in der Wärme ihres Herzens fühlen, dass sie für ihn leben und sterben könnten. Wenn sie aber Widerstand fänden bei ihren nächsten Lieben, wenn vielleicht ihr Vater, Bruder oder Ehemann ihnen hart antwortete, oder ihre Mutter, ihre Frau oder Schwester sie zu verfolgen begänne, was dann? Was würden sie unter solchen Umständen tun? Würden sie dem Herrn durch „böse Gerüchte“ folgen? „Wie, wenn dein Vater dir hart antwortete?“
Denkt daran, dass diese Vermutung eine sehr wahrscheinliche ist. Einige wenige Christen leben in so günstigen Verhältnissen, dass alle ihre Freunde sie auf ihrer Pilgerschaft zum Himmel begleiten. Was für Fortschritte sollten diese auf der heiligen Wanderung machen! Was für treffliche Christen sollten sie sein! Sie sind wie Pflanzen in einem Treibhaus sie sollten wachsen und die lieblichsten Blumen der göttlichen Gnade hervorbringen. Aber es gibt nicht sehr viele, die sich in dieser Lage befinden. Die meisten Christen stoßen auf Widerstand bei ihren eigenen Angehörigen oder bei denen, mit welchen sie zusammen arbeiten. War es nicht so von Anfang an? Ist nicht Feindschaft zwischen dem Schlangensamen und dem Weibessamen? Erschlug nicht Kain seinen Bruder Abel, weil dieser vom Herrn angenommen ward? War nicht in Abrahams Familie ein Ismael, nach dem Fleisch geboren, der den Isaak, der nach dem Geist geboren war, verfolgte? Wurde nicht Joseph von seinen Brüdern gehasst? Wurde nicht David von Saul verfolgt, Daniel von den persischen Fürsten und Jeremia von den Königen Israels? Ist es nicht immer so gewesen? Hatte nicht der Herr Jesus selber Verleumdung, Grausamkeit und Tod zu ertragen, und sagte er uns nicht, dass wir keine Gunst erwarten dürften, wo ihm Verwerfung zu teil geworden? Er sprach offen aus: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert;“ und er erklärte, die unmittelbare Folge der Predigt des Evangeliums würde die sein, den Sohn zu erregen wider den Vater und den Vater wider den Sohn, so dass eines Menschen Feinde seine eigenen Hausgenossen sein würden. Fragte er nicht sorgfältig jeden Rekruten, der sich in sein Heer einreihen wollte: „Hast du die Kosten überschlagen?“ Habt ihr nicht seine vollkommene Ehrlichkeit und seine ungemeine Vorsicht im Verkehr mit den Menschen bewundert, wenn er sie daran gedenken heißt, dass sie, wenn sie ihm folgten, sich verleugnen müssten, ihr Kreuz täglich auf sich nehmen und es zufrieden sein, um seinetwillen von allen Menschen gehasst zu werden? Er mahnt uns, nicht zu erwarten, dass der Jünger über seinen Meister sein werde, denn haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, so werden sie sicherlich den Hausgenossen keine freundlichen Namen geben. Da unser Herr uns gewarnt hat, so ist es gut für uns, bereit zu sein für die Trübsal, die er vorhergesagt hat, und uns zu fragen, ob wir willig sind, um Christi willen Verfolgungen zu erdulden. Ich lege euch, die ihr daran denkt, euch als Gläubige zu bekennen, die Frage ernstlich ans Herz, denn wahrscheinlich wird sie euch tatsächlich nahe treten, und es ist gut, ehe ihr beginnt ein Haus zu bauen, zu berechnen, ob ihr im Stande sein werdet, es zu vollenden.
Es sind sehr viele Gotteskinder hier, deren Leben bitter gemacht wird durch die beständigen Quälereien, die sie von ihren ungläubigen Verwandten und Freunden zu erdulden haben. Oft wünschen sie sich die Flügel einer Taube, um hinweg zu fliegen und in Ruhe zu sein. Ich fühle die tiefste Teilnahme für sie, und nicht nur in der Absicht, die Jüngeren im voraus zu waffnen, sondern in der Hoffnung, diejenigen, welche lange in dem feurigen Ofen gewesen sind, zu trösten und zu erheitern, werde ich heute Morgen über den Spruch reden: „Wie, wenn dein Vater dir hart antwortete?“
1.
Unser erster Punkt ist, was ihr tun könnt, was ihr möglicherweise tun könnt, sollten eure Freunde euch hart antworten. In der ersten Zuversicht deiner Liebe zu Christo gehst du hin und erzählst deinem Vater von deiner Bekehrung; wie wenn er darüber lachen sollte? Du eilst zu deiner Mutter und teilst ihr deine Herzensänderung mit; wie, wenn sie darüber spottete? Du sprichst dich ein wenig gegen einen Freund aus; wie wenn dieser Freund sich wenden sollte und dich zerreißen? Ich will dir sagen, was du vielleicht tun wirst, obwohl ich ernstlich bete, dass du es nicht tun mögest. Du magst dich „bald ärgern.“ Ich meine, du magst Christum ganz und gar verlassen, weil du nicht sein Kreuz tragen kannst und obwohl willig genug, mit ihm zum Himmel zu gehen, wenn der Weg eben wäre, magst du doch wie „Biegsam“, wenn du findest, dass du durch einen Sumpf musst, wieder umkehren und zur „Stadt des Verderbens“ gehen. Viele haben das getan. Unsers Herrn Gleichnis von dem Samen, der auf das Steinige gesät ist, lehrt uns, dass viele Schösslinge, die eine gute Ernte versprachen, verdorren, wenn die Sonne mit brennender Hitze aufgeht, weil sie keine Wurzel haben. Die Erfahrung bestätigt dieses. Wenn jene Schön-Wetter-Bekenner der Religion täglich mit allgemeinem Beifall begrüßt worden wären, so würden sie auf eine gewisse Art fest geblieben sein; aber da sie Tadel und Kälte erfahren, so haben sie alle Religion abgeworfen und sich der fashionabeln1) Welt zugewendet. Solchen ist der irdische Vater lieber, als der Vater im Himmel; der Bruder nach dem Fleisch ist ihnen teurer, als jener Bruder, der für das Unglück geboren ist; (Spr. Sal. 17, 17, n. d. engl. Üb.); und der gottlose Gatte ist ihnen köstlicher, als der ewige Bräutigam; und so verlassen sie ihren Herrn.
Oder es mag geschehen, dass ihr anstatt euch sogleich zu ärgern, noch eine Weile beharrt, aber ihr mögt allmählich weichen und zuletzt ganz und gar nachgeben. Es sind viele unter uns, die ertragen könnten, ihren Kopf mit einem Streich für Christum zu verlieren, aber mit einem langsamen Feuer verbrannt zu werden - ach, das würde uns auf die Probe stellen! Und wenn dies langsame Feuer nicht nur einen Tag anhielte, sondern Wochen und Monate und Jahre! Wie dann? Wenn nach viel geduldigem Ertragen die grausamen Spöttereien noch andauern, wenn die harten Worte und bitteren Reden niemals aufhören wie dann? Gewiss, wenn die Gnade uns nicht aufrecht hält, so wird das Fleisch verlangen, von diesem nicht leichten Joch frei zu werden und wird nach einem Nebenpfad ausschauen, auf dem es den Anstrengungen des rauen Weges entgehen und zur Welt zurückkehren kann. Die Gnade wird an- und aushalten bis zum Ende, aber die Natur, wenn sie am besten ist, mit den festesten Entschlüssen, braucht nur bis zu einem gewissen Punkte geprüft zu werden, so gibt sie sicherlich nach. Dies ist es, was wir vielleicht tun werden; aber möge Gott geben, dass wir bewahrt bleiben vor einer so elenden Handlungsweise, denn wenn wir nachgeben wegen des Widerstandes gottloser Freunde, so laden wir eine furchtbare Schuld auf uns. Die Religion aufgeben um der Verfolgung willen, heißt uns selber höher schätzen, als Christum, selbstsüchtig genug sein, auf unsre eigene Bequemlichkeit mehr Rücksicht zu nehmen, als auf seinen Ruhm, unsern eigenen Frieden mehr in Anschlag zu bringen, als seine Ehre, obgleich wir gesagt haben, dass wir ihn über alles andre lieb hätten, weil er uns mit seinem Blute erlöst hat. Er wird zeigen, dass wir ihn gar nicht lieben, sondern undankbar, falsch und heuchlerisch sind. Wenn wir mit all unsern schönen Bekenntnissen vor Verfolgung zurückscheuen, so wird das beweisen, dass wir nur unsern Preis verlangen, dann werden wir, wie der Verräter Judas, unsern Meister verkaufen; möglicherweise nicht für dreißig Silberlinge, aber um dem Spott zu entgehen, und Übelwollen zu vermeiden.
Es wird auch klar werden, dass wir das Lob der Menschen dem Beifall Gottes vorziehen. Ein Lächeln von einem Gesicht, das bald sterben wird, schätzen wir höher, als die Liebe Gottes oder den Beifall des Erlösers. Für Petrus hatte einen Augenblick lang die Frage einer albernen Magd mehr Gewicht, als die Treue gegen seinen Herrn; aber wie schrecklich, überlegterweise in einem solchen Zustand zu sein und höher von einem Menschen zu denken, der sterben soll und von dem Menschenkinde, das nur ein Wurm ist, als von dem Herrn, unserem Schöpfer und Richter, der allein zu fürchten ist. Ist dies nicht Torheit, Verrat und schwere Sünde?
Den Herrn verlassen um der Verfolgung willen heißt die Zeit vor die Ewigkeit sehen, den Himmel verschachern für dieser Welt Vergnügungen, dem ewigen Leben entsagen um ein paar Stunden Ruhe willen, und uns in endloses Elend stürzen, lieber als einen dummen Scherz oder eine sinnlose Spötterei ertragen. Darauf läuft es hinaus. Vor manchen Menschen ist Leben und Tod hingestellt; das Leben beschattet von dem Kreuze und der Tod übergoldet mit vergänglicher Freude, und er hat den ewigen Tod mit seinem Schimmer gewählt, lieber als das ewige Leben mit seinem kurzen Leiden. Möge Gott geben, dass wir niemals so töricht sind, denn wenn wir es sind, werden wir unter die in der Offenbarung Johannis Genannten gezählt werden, von denen gesagt wird, dass die „Verzagten“ d. h. „die Feigen, und die Ungläubigen und Gräulichen und Totschläger und Hurer und Zauberer und die Abgöttischen und alle Lügner“ - das sind die Leute, zu denen die Feigen gezählt werden „ihr Teil haben sollen in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches ist der andere Tod,“ vor welchem Tode die unendliche Barmherzigkeit Gottes uns bewahren möge. Lasst uns wie echte Soldaten unsern Harnisch anlegen und entschlossen sein, dass, wie die Schlacht auch wüte, wir durch die göttliche Gnade nicht fahnenflüchtig werden wollen. Wir ziehen den Tod der Schande vor, eine so gute Sache, eine so reine Lehre, einen so gnädigen Heiland, einen so edlen Fürsten, der unsers treusten Dienstes so würdig ist, zu verlassen.
Aber wenn wir uns selbst überlassen bleiben, mögen wir in das hineingeraten, was ebenso schlecht ist, wie offener Abfall. Wenn wir finden, dass der Vater, die Gattin oder der Freund uns hart antwortet, werden wir vielleicht einen erbärmlichen Vergleich zwischen Christo und der Welt schließen. Ich warne euch feierlich und über alles hiervor. Es sieht aus, als wäre es klug und recht. Kann ich nicht Menschen gefallen und Gott gefallen? Kann ich nicht eine kleine Strecke Wegs mit Christo gehen und eine kleine Strecke mit der Welt? O, wenn du dies versuchst, so wird es dir misslingen, und außerdem wirst du die raueste Straße von allen gewählt haben, denn wenn ein Mann Gott dient und ihm völlig dient, so werden ihm viele Tröstungen zu teil werden in seinen Leiden; und wenn ein Mann dem Satan völlig dient, wird er all die armseligen Freuden genießen, die aus der Sünde gewonnen werden; aber wenn er zwischen beiden Wegen sich hält, wird er die Beschwerden von beiden haben und die Annehmlichkeiten von keinem. Spießruten laufen an Bord eines Schiffes ist nicht schlimmer, als der Versuch, zu gleicher Zeit mit Christo und dem Satan Freundschaft zu haben. Ich glaube, manche christliche Frau hat zuerst ihrem ungöttlichen Manne nachgegeben, wo sie hätte entschieden sein sollen, und hat sich ihr ganzes übriges Leben verbittert; und mancher Gatte, mancher Sohn, mancher Geschäftsmann ist in einer geringen Sache um des Friedens willen unentschieden gewesen, und von dem Augenblicke an haben die andern nie an seine Aufrichtigkeit geglaubt, und da er einen Zoll gegeben, hat die Welt ihre Elle verlangt, und fortan hat es mit aller Freiheit ein Ende gehabt. Wenn du in einem einzigen Punkt der Ehrlichkeit oder der wahren Religion nachgibst, so werden die Unbekehrten nicht so gut von dir denken, als sie gedacht hätten, wenn du ganz fest geblieben wärest; die Leute achten einen entschiedenen Christen, aber niemand hat ein gutes Wort für einen Mischling. Sei das eine oder das andre, entweder heiß oder kalt, sonst wird Christus dich verwerfen und die Welt auch. Wenn etwas recht ist, so tue es; wenn du dich entschließest, dem Herrn zu dienen, so tue es, ob es missfällt oder gefällt; und wenn du den Dienst Satans vorziehst, sei wenigstens ehrlich genug, nicht vorzugeben, auf des Herrn Seite zu sein. Gedenkt der Aufforderung des Elia: „Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach; ist es aber Baal, so wandelt ihm nach;“ versucht keinen Vergleich, der mit einem jämmerlichen Zusammenbruch enden wird. Markus Antonius fuhr mit zwei zusammengejochten Löwen durch die Straßen Roms, aber kein Markus Antonius konnte je den Löwen vom Stamm Juda und den Löwen des Abgrundes zusammen spannen. Lasst euch denn warnen vor der Niederträchtigkeit eines Vergleiches, denn ein Vergleich ist nichts anderes, als eine überfirnisste Empörung gegen Gott, eine Verspottung seiner Rechte und eine Beschimpfung seines Gerichts. Möge die Gnade Gottes uns hiervor bewahren, denn uns selbst überlassen, fallen wir in diese Schlinge.
Ich will euch sagen, was ihr auch tun könnt, und ich bete, dass der heilige Geist euch dahin führen möge, es zu tun. Ihr könnt euch demütig, aber fest auf diesen Standpunkt stellen: Wenn mein Vater mir hart antwortet, so muss er es tun, aber ich habe einen andern Vater, der im Himmel ist, und ich werde mich an ihn wenden. Wenn die Welt mich verdammt, so werde ich ihre Verdammung annehmen als eine Bestätigung jenes gnädigen, freisprechenden Urteils, das von dem großen Richter aller kommt, denn ich weiß, es steht geschrieben: „So euch die Welt hasset, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb; dieweil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählt, darum hasst euch die Welt.“ Mögen wir die Schmach Christi für größeren Reichtum halten, als alle Erdenschätze. Niemals möge ein feiges Erröten unsre Wange beflecken, weil wir uns Jesu schämen; viel lieber wollen wir mit Verachtung angesehen werden, als einen Augenblick daran denken, uns von unserm teuren Herrn abzuwenden. Falsch oder feige lasst uns niemals sein; fest und ruhig, mit der Zuversicht einer Liebe, die nicht schwanken kann, lasst uns an unserm Herrn hängen, selbst wenn alle ihn verlassen sollten.
II.
Was wird die Prüfung für uns tun, wenn uns geholfen wird, sie zu ertragen? „Wie, wenn dein Vater dir hart antwortete?“ Zuerst, es wird uns betrüben. Es ist keineswegs angenehm, wenn diejenigen, die uns helfen sollten, recht zu tun, uns dabei widerstehen. Es ist dem Fleisch und Blut sehr schmerzlich, denen zuwiderzuhandeln, die wir lieben. Überdies haben die, welche die Christen hassen, eine Art, Schmähungen über uns auszugießen, unter der wir uns sicherlich vor Schmerz winden werden. Sie lauern unsern schwachen Punkten auf, und mit wunderbarer Geschicklichkeit machen sie sich ihre Entdeckungen zu nutze; geschult von dem alten Meister aller Bosheit, zögern sie nicht, ihre Geißel da zu gebrauchen, wo wir am empfindlichsten sind. Wenn etwas erbitternder ist, als manches andre, so sagen sie dieses gewiss, und sagen es, wenn wir am wenigsten im Stande sind, es zu tragen. Es mag sein, dass es sehr höfliche Leute sind, und wenn das, so haben diese fein gebildeten Verfolger eine sehr zierliche Weise, bis auf den Knochen zu schneiden und doch die ganze Zeit über zu lächeln. Sie können etwas Boshaftes so zart sagen, dass ihr es weder übelnehmen, noch ertragen könnt. Die Kunst der Verfolgung ist so lange von diesem Schlangensamen studiert, dass sie vollständige Meister darin sind und es verstehen, das Eisen in die Seele dringen zu lassen. Seid darum nicht erstaunt, wenn ihr schwer geplagt werdet, und wundert euch nicht, als widerführe euch etwas Seltsames. Die Märtyrer litten nicht zum Schein; die Foltern, auf die sie gespannt wurden, waren keine bequemen Betten, und ihre Gefängnisse keine angenehmen Wohnzimmer. Ihre Schmerzen waren Todesängste, ihr Märtyrertum Qual. Wenn ihr nur scheinbare Leiden hättet, könntet ihr auch scheinbare Freuden erwarten: lasst die Wirklichkeit eurer Trübsal euch der Wirklichkeit der künftigen Herrlichkeit versichern.
Der Widerstand deiner Freunde wird deine Aufrichtigkeit erproben. Wenn du ein Heuchler bist, wirst du bald dem Widerstand nachgeben. „Das lohnt sich nicht“, sagst du und du verlässt wieder die Gemeinde, und für sie ist das wahrscheinlich ein Segen, denn es ist besser für den Weizen, ohne die Spreu zu sein, und wenn der Wind der Verfolgung dich hinweg wehen kann, so bist du Spreu. Die harten Antworten der Gegner werden deinen Glauben erproben. Du sagst, dass du an Jesum glaubst; nun werden wir sehen, ob du es tust, denn, wenn du nicht ein wenig Versuchung von Männern und Frauen erdulden kannst, so wirst du sicher nicht im Stande sein, die schlimmeren Versuchungen der Teufel und seiner Engel zu tragen. Wenn dich die müde machen, die zu Fuße gehen, wie will dirs gehen, wenn du mit Reitern laufen sollst? Und wenn sie in dem Lande des Friedens, darauf du trautest, dich müde machten, „was willst du tun im Schwellen des Jordans?“ (N. d. engl. Üb.) Wenn du nicht die Prüfungen des Lebens ertragen kannst, wie willst du die Feuerprobe des Todes bestehen?
Verfolgung wird deine Liebe zu Jesu erproben. Wenn du ihn wirklich liebst, wirst du fröhlich an dem Pranger der Schmach mit ihm stehen, und wenn Feinde Schmutz werfen wollen, so wirst du sagen: Werft ihn lieber auf mich, als auf Jesum: wenn etwas Hartes gesagt werden muss, sagt es lieber von mir, als von meinem Herrn. Verfolgung wird deine Liebe zu Jesu erproben, sage ich, und alle deine Gnadengaben; und das ist gut für dich. Diese Tugenden werden nicht an Stärke zunehmen, wenn sie nicht geübt werden; und wenn sie nicht auf die Probe gestellt werden, wer kann dann wissen, von welcher Art sie sind? Jener tapfere Soldat in den ruhigen Baracken zu Hause könnte fechten, ohne Zweifel, aber wie wisst ihr es, ehe er einen Feldzug mitgemacht hat? Gutes Gold muss erwarten, im Feuer erprobt zu werden, und diese Anfeindungen werden gesandt, damit unser Glaube, unsere Liebe und alle unsre Tugenden sich als echt erweisen, indem sie die Probe bestehen.
Die harten Antworten derer, die unsere Freunde sein sollten, werden uns wach halten. Ich meine, es war Erskine, der zu sagen pflegte: „Herr, befreie mich von einem schläfrigen Teufel;“ und das ist wahrlich ein Gebet, was man wohl beten kann. Wenn alles glatt fortgeht und niemand uns verspottet, sind wir sehr geneigt, lässig zu werden, aber wenn wir durch unverdiente Schmähungen und Beleidigungen verlegt werden, und wenn wir für unsere Liebe nur Zorn oder Unfreundlichkeit empfangen, so ist es nicht wahrscheinlich, dass wir einschlafen. Solche Leiden treiben uns auf die Knie. Vielleicht habt ihr die Geschichte von dem Prediger Fraser gelesen, der eine kalte, fühllose Frau hatte; sie war sehr grausam gegen ihn und wollte ihm nie Feuer oder Licht in seinem Studierzimmer gestatten, so dass an den Enden seines Zimmers zwei Löcher in der Kalkwand waren, wo seine Hand sie berührt hatte, wenn er im Dunkeln auf und nieder, ging. Bei einer Versammlung von Predigern, die nicht seines Sinnes in göttlichen Dingen waren, wollte der eine ihn zum Besten haben, indem er bemerkte, er würde ohne Zweifel von Herzen einstimmen in den Toast auf „unsre Frauen“. Zu ihrem Erstaunen antwortete er: „Die meine ist eine bessere Frau für mich gewesen, als eine von den Ihrigen für Sie gewesen ist, denn sie hat mich siebenmal am Tage auf meine Knie getrieben, was mehr ist, als einer von Ihnen von der seinigen sagen kann.“ Ich persönlich würde es sehr vorziehen, nicht so beständig ein Zugpflaster aufgelegt zu haben, aber hätte der himmlische Arzt mir eine so. schwere Prüfung bestimmt, so zweifle. ich nicht, dass er guten Grund dazu gehabt haben würde. Aus dem, was die Leute Unkraut nennen, zieht der weise Mann eine Arznei heraus, und aus diesen bitteren Leiden bringt der Herr ein heiliges Stärkungsmittel hervor, das uns für ein höheres Leben der Gemeinschaft mit ihm stärkt.
Anfechtungen von den Feinden Jesu befestigen unsern Glauben. Diejenigen, welche nie geprüft sind, besitzen gewöhnlich einen schwachen, schwankenden Glauben, aber die Prüfung, besonders Verfolgung, gleicht dem rauen Märzwind, der heulend durch den Wald geht und den Boden lockert für die jungen Eichen, die zuerst fast mit den Wurzeln herausgerissen werden, aber nun mehr Wurzelfasern ausstrecken, bis sie so fest stehen, dass sie dem Orkan Trog bieten können. Das, was sie zuerst erschüttert, stärkt sie hernach. Der geprüfte Heilige ist ein kühner Heiliger und ein fester Heiliger; darum nehmt die harte Antwort freudig an und erwartet gute Folgen davon. Ein wenig Verfolgung würde für die Kirche in England ein Großes sein. Wir leben in samtenen Tagen, wo der Eifer für Gott selten ist und Entschiedenheit für die Wahrheit kaum zu finden. Die Kirche hat sich mit der Welt verglichen, legt sich schlafen und Satan wiegt sie ein. Mancher bekennt sich als einen Christen, der nichts anderes ist, als ein getaufter Weltling, und mancher Mann will ein Prediger Christi sein, der nur ein Vorleser von anderer Leute Predigten ist und ein Mietling, der sich nicht um die Schafe kümmert. Die Wurfschaufel der Verfolgung würde, wenn sie die Dreschtenne der Kirche reinigte, sehr wohltätig für sie sein.
Harte Reden werden auf echte Christen auch die gute Wirkung haben, dass diese für diejenigen beten werden, welche solche Reden führen. Ich kannte einen frommen Mann, der von einem gewissen Flucher, der ihn mit seinem schrecklichen Fluchen gern ärgerte, zu sagen pflegte: „Nun, vielleicht möchte ich vergessen, für ihn zu beten, aber er erinnert mich daran, denn er lässt mich nie vorbeigehen ohne einen Fluch.“ Wenn unsere Freunde alle glattzüngig wären und ihre Feindschaft gegen Christum verhehlten, könnten wir eine falsche Hoffnung für sie hegen und die Fürbitte für sie unterlassen; aber wenn wir sehen, dass die alte Natur da ist und sehr überhand nimmt, so treibt uns dies, für sie zu beten, und wer kann sagen, ob der Herr uns nicht ihre Seelen zum Lohn geben wird.
Gewiss hat der Widerstand noch eine andere gute Wirkung, er treibt die Verfolgten auf den wahrhaft abgesonderten Pfad; sie sind als Christen bekannt und werden von ihren Schmähern als solche angekündigt. Ich halte es nicht für etwas Schlimmes, junger Mann, dass man dich, wenn du in jenes Geschäftshaus gehst, als einen Christen bekannt macht, indem man schreit: „Holla, da kommt einer von den Pietisten!“ Es ist gut für dich, bekannt zu sein. Wenn du bist, was du sein solltest, so wirst du dir nichts daraus machen, so genannt zu werden. Es wird helfen, dich auf dem rechten Wege zu erhalten, wenn Versuchungen kommen; und es wird dich von Prüfungen einer lockenderen Art befreien; denn gesetzt, sie gäben den Umgang mit dir auf, weil du ein Christ bist, wäre das nicht gut? Die, welche dich aus diesem Grunde verlassen, sind ein sehr gewinnreicher Verlust. Eine vornehme, jetzt heimgegangene Dame sagte mir, nachdem sie in diese Gemeinde eingetreten war, nach ihrer Taufe hätten viele ihrer aristokratischen Freunde aufgehört, sie zu besuchen oder sie einzuladen. Ich wünschte ihr dazu Glück, denn das machte es um so leichter für sie, sich ihren Umgang zu wählen. Ihre Freundlichkeit und ihr wirklicher Wert gewannen ihr bald alle diejenigen zurück, die des Habens wert waren, und die übrigen waren glücklicherweise entfernt. Die, welche dich scheuen, weil du dem Herrn nachfolgst, sind Leute, die du selber scheuen könntest. Wir gewinnen nichts durch die Liebe derjenigen, die Gott nicht lieben.
Wenn man daheim verfolgt wird, so hat dieses die gute Wirkung, dass man gegen Fremde sanfter wird. Wenn du, mein christlicher Bruder, zu Hause solche hast, die dich unglücklich machen, so wirst du, wenn du ein weiser Mann bist, um so besser imstande sein, mit Fremden Geduld zu haben. Man wunderte sich, dass Sokrates so geduldig gegen seine Schüler sei, und er antwortete, er sei gegen den Widerspruch anderer abgehärtet, weil er zu Hause durch sein zänkisches Weib geschult sei. Vielleicht wirst du größere Geduld haben mit denen, welche spotten, und größere Teilnahme für die, welche verspottet werden, weil du deinen Anteil an dem gewöhnlichen Lose der Heiligen gehabt hast. So geht für dich, wie für Simson, Speise aus von dem Fresser und Süßigkeit von dem Starken. Dieser Löwe brüllt dich an, aber der Tag wird kommen, wo du Honig in ihm finden wirst und den Namen des Herrn loben.
III.
Mein dritter Punkt ist: Wie solltet ihr euch bei der Prüfung verhalten? Möge der heilige Geist euch fähig machen, sehr vorsichtig, ebenso wohl wie entschieden zu handeln. Fordert nie den Widerstand heraus. Gott verhüte, dass wir das tun. Einige Eiferer scheinen es darauf anzulegen, die Religion anstößig zu machen. Der Kelch, den wir einer sündigen Welt vorhalten, ist an sich schon der gefallenen Natur genug zuwider; es kann nicht weise sein, wenn man ihn noch unangenehmer macht, indem man ihn mit einem mürrischen Gesicht darreicht. Es ist gut, wenn ihr einem Kinde Arznei zu geben habt, ihm auch ein Stück Zucker zu zeigen: so lasst eure Freundlichkeit, eure Heiterkeit und Sanftmut das versüßen, was die Welt überhaupt nicht gern annimmt, was sie aber weniger übel aufnehmen wird, wenn ihr es mit Liebe anbietet und den Wunsch zeigt, mit allen Menschen in Frieden zu leben und mehr an das Behagen anderer zu denken, als an euer eigenes. Und dann erduldet, was ihr auch zu erdulden habt, mit der größten, nur möglichen Sanftmut. Dies ist der sicherste Weg zum Siege. Gebt in allem nach, ausgenommen in dem, worin es unrecht sein würde, nachzugeben. Werdet niemals zornig. Lasst das Schelten ganz auf Seiten der Gegner sein. Nichts gleicht der Sanftmut; sie wird den Stärksten überwinden.
Wenn ihr mit Sanftmut erduldet habt, so vergeltet Böses mit Gutem. Vergeltet grausame Worte mit wärmerer Liebe und größerer Freundlichkeit. Die ruhmvollste Waffe, womit ein Christ feine Gegner bekämpfen kann, ist die, das Böse mit Gutem zu überwinden. Böses für Böses gleicht dem Tiere, und kein Christ wird sich das erlauben; aber Gutes für Böses geben, ist Christus-ähnlich und wir müssen uns darin üben. Gebt niemals nach, wo es ein Prinzip gilt, aber in allem andern seid willig, Schmach zu tragen und verachtet und verspottet zu werden um Christi willen. In hoc signo vinces2) durch das geduldig getragene Kreuz siegst du. „Dies ist eine harte Rede,“ sagt jemand. Ich weiß es, aber die Gnade kann die schwerste Bürde leicht machen und Pflicht in Freude verwandeln.
Hier lasst mich bemerken, dass der verfolgte Christ es auch sehr genau mit seinem Wandel nehmen muss. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn solche Luchsaugen, wie die der Gegner, auf uns gerichtet sind, denn wenn sie finden können, dass wir übertreten, werden sie sofort über uns herfallen. Wenn es nur ein kleines Unrecht ist, etwas, was sie bei keinem andern beachtet haben würden, so werden sie es vergrößern und Lärm darüber erheben. „Ach, das ist eure Religion,“ sagen sie, als wenn wir behaupteten, ganz vollkommen zu sein. Seid deshalb wachsam, wandelt vorsichtig, gebt euch nicht in ihre Hände; lasst sie nichts gegen euch zu sagen haben, als nur betreffs eurer Religion. Nichts verwirrt die Gegner mehr, als Lauterkeit, Wahrheit und Heiligkeit: sie möchten gerne wider euch reden, aber sie können keine gute Gelegenheit finden. Tragt Sorge, dass ihr täglich um die Gnade betet, euren Gleichmut nicht zu verlieren, denn wenn ihr heftig werdet, so werden sie sich rühmen, euch überwunden zu haben und euch wiederum in derselben Weise angreifen. Betet um die Gnade, geduldig zu sein und sagt so wenig ihr nur könnt, ausgenommen zu Gott. Betet viel für sie, denn das Gebet wird immer noch erhört, und was weißt du, o gläubiges Weib, ob du nicht vielleicht deinen ungläubigen Mann errettest? Wache und bete nur weiter, so wird ein Segen kommen.
IV.
Welchen Trost könnt ihr erwarten, wenn ihr all dieses tut? Ihr mögt dies euren Trost sein lassen, dass der Verfolger in Gottes Händen ist. Er kann nicht mehr tun, als Gott ihm zulässt, und wenn Gott ihm erlaubt, zu plagen, so mögt ihr es willig erdulden. Ferner denkt daran, wenn ihr euer Gewissen rein haltet, so ist das eine große Freude. Das Gewissen ist ein kleiner Vogel, der lieblicher singt als Lerche und Nachtigall. Harte Antworten draußen brauchen euch nicht zu beunruhigen, so lange drinnen der Bund eines guten Gewissens mit Gott ist. Verlegt euer Gewissen, und ihr verliert diesen Trost; bewahrt es vor Bösem, und ihr müsst glücklich sein. Gedenkt daran, dass ihr durch geduldiges Ertragen und Beharren Gemeinschaft haben werdet mit den größten Geistern, die je lebten. Du kannst nicht ein Märtyrer sein und die blutrote Krone tragen in unserer Zeit, aber du kannst wenigstens leiden, so weit du berufen bist, es zu tun; wenn die Gnade dich dazu fähig macht, so kannst du Teil an den Ehren der Märtyrer haben. Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnet werden. „Denn also haben sie verfolget die Propheten, die vor euch gewesen sind.“
Gedenkt auch daran, dass wenn ihr außergewöhnliche Leiden habt, Jesus euch doppelt nahe sein wird. Dies ist der größte Trost von allen, denn wer „euch ängstigte, der ängstigte ihn auch.“ Ihr werdet seine Gegenwart in dem Abendmahl sehr köstlich finden. Und jene verborgene Gemeinschaft mit ihm, wie lieblich ist sie! Die alten schottischen Covenanters3) sagten, dass sie nie Gottesdienst gehalten mit so viel Freude, als in den Schluchten und zwischen den Bergen, wenn die Dragoner hinter ihnen her waren. Das lebendige Wasser ist sehr erfrischend für die verfolgten Hirsche des Herrn. Sein Busen ist sehr weich und warm für die, welche um seinetwillen von allen Menschen verworfen werden. Er hat eine wunderbare Art, sein Angesicht denen zu enthüllen, deren Angesichter um seinetwillen mit Schmach bedeckt sind. O, seid es zufrieden, mit eurem Herrn zu wachen.
Ihr habt auch den süßen Gedanken, dass ihr mehr Gutes tut da, wo ihr seid, als wenn ihr mitten unter die Gottesfürchtigen gestellt wäret. Jenes Licht, das inmitten des Ozeans auf den Felsen von Eddystone gesetzt ist, seht, wie der Sturm um dasselbe peitscht und die Wasser sich hoch türmen und drohen, die Flamme auszulöschen, aber soll das Licht klagen? Da, wo es steht, unter den brausenden atlantischen Wogen, der vollen Wut des Sturmes trotzend, tut es mehr Gutes, als wenn es im Park aufgestellt wäre, damit die vornehmen Herren und Damen es anblickten. Der verfolgte Heilige nimmt eine Stelle ein, wo er warnt und erleuchtet, und deshalb leidet. Er ist wie ein vorgeschobener Posten, für den der Platz der Gefahr der Ehrenplag ist: möge er nur um Kraft zum Tragen und Vergeben bitten, so wird ihm zuletzt die Herrlichkeit zu teil werden. Denkt daran, je rauer der Weg, desto süßer die Ruhe, und je größer das Leiden, desto strahlender die Krone am Ende. Diejenigen, die am meisten für Jesum zu tragen haben, werden die sein, zu denen er am freundlichsten sprechen wird: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, gehe ein zu deines Herrn Freude.“
Ach, Brüder, wenn ihr ein wenig harte Rede ertragen müsst, was ist das im Vergleich mit dem, was viele leidende Gotteskinder zu dulden haben? Gestern erhielt ich einen Brief aus Australien, den ich höher schätze, als viele andre. Er war diktiert von einem Mann, der seit 16 Jahren gelähmt und ganz hilflos ist. Ein Bein ist ihm abgenommen worden und das Augenlicht ist jetzt auch erloschen und doch ist er gewöhnlich voller Freuden und weiß denen, welche ihn besuchen, ein passendes Schriftwort zu geben. Dies schreibt der Herr, dem er den Brief diktiert hat. Er selber dankt mir für meine Predigten, die ihm ein Trost sind und tut dies in der Hoffnung, dass es mich in meinen vielen Arbeiten aufheitern möge. Denkt an diesen selbstlosen Leidenden, der einen Brief schreiben lässt, um mich zu trösten. Man sollte denken, er selber hätte Trost nötig, aber der Herr macht ihn so freudig, dass er in seinem Briefe an mich gar nichts von seinen Leiden erwähnt, nur von Freuden und Frieden spricht. Nun, wenn Gottes Kinder in solcher Trübsal ein Zeugnis für Gottes Treue ablegen können, wollt ihr denn weglaufen, weil irgend ein törichter Mensch über euch lacht? Wollt ihr feige die Fahne verlassen, weil Narren mit Fingern auf euch zeigen? Wenn das, seid ihr dann aus demselben Stoff gemacht, wie wahre Heilige? Gewiss nicht. Möge der Herr euch eine so gründliche Bekehrung geben, dass ihr, was auch für Leiden kommen, doch singt: „Ich will mich freuen in dem Herrn und rühmen den Gott meines Heils.“
Wenn ich zu jemand spreche, der in irgend einer Weise Gottes Kinder verfolgt hat, so lasst mich sagen: „Nimm dich in Acht, es sind viele Dinge, die ein Mann ertragen kann, aber wenn du seine Kinder angreifst, so wird ihn das aufregen, denn das ist ein zarter Punkt bei allen Vätern.“ Nichts reizt den Herrn so zum Zorn, als wenn du seine Kinder beleidigst. Und o, wenn du es unwissentlich getan und nur über sie gespottet hast, weil du sie für Heuchler hieltest, so möge er, der vom Himmel herab zu Saulus sprach: „Was verfolgst du mich?“ dir zeigen, dass du wirklich den Herrn Jesum selber verwundet hast. Möge er dich sehen lassen, dass die Tränen, die du jenem treuen Weibe ausgepresst hast und die schlaflosen Nächte, die du jenem frommen Manne verursacht hast, etwas Böses waren, was du Christo angetan und für das er am letzten Ende dich zur Rechnung ziehen wird. Wende dich zu dem Herrn Jesu und möge der heilige Geist dir verleihen, dass du für deine Gottlosigkeit Buße tust, denn Jesus ist willig, dich anzunehmen und dich zu segnen, wie er den Paulus segnete. Glaube an den Herrn Jesum, so wirst auch du errettet. Gott segne euch alle um Christi willen. Amen.