Spurgeon, Charles Haddon - Tröstet mein Volk - Mit Tränen säen und mit Freuden ernten.

Spurgeon, Charles Haddon - Tröstet mein Volk - Mit Tränen säen und mit Freuden ernten.

(Gehalten am 25. April 1869.)
Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen, und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“ Ps. 127,6.
„Wer ausgeht und weint und trägt köstlichen Samen, der soll gewisslich wieder kommen mit Freuden und seine Garben mit sich bringen.“ (N. d. engl. Üb.)

Unser ganzes Leben lang säen wir; im Tun, im Leiden, in Gedanken, im Wort streuen wir beständig unvergänglichen Samen aus. Einige säen mit Lachen und Lustigkeit - sie säen auf die Lüste des Fleisches und werden von dem Fleische das Verderben ernten. Ihr Werk ist ein leichtes und ihren Neigungen angemessenes; rund um sie herum ermuntert Sirenengesang sie auf den Feldern der Übertretung, während sie ausgehen mit dem Schierlingssamen und ihn in die Furchen streuen. Wehe ihnen! Sie sollen unter andern Himmeln ernten, sie sollen Flammengarben sammeln am Tage der Rache unseres Gottes. Sie haben Wind gesät und werden Sturm ernten, und wer wird ihnen helfen in jener Schreckensstunde? Eine auserwählte Schar sät auf den Geist, und diese, obgleich sie gesegnet unter den Menschen ist und unter ewigen Gesängen ernten soll, sät in Traurigkeit; denn das Säen auf den Geist erfordert Selbstverleugnung, Kampf gegen das Fleisch, ein Handeln wider die Triebe unserer gefallenen, verderbten Natur, ein Ringen und eine Angst, die mit vielen Tränen verbunden ist. Das Säen auf den Geist auf dem Felde des Gehorsams oder geduldigen Ertragens ist ein Werk, welches wir nur mit Hilfe des heiligen Geistes vollbringen können, und selbst dann ist der Widerstand der Verhältnisse, der Höllenmächte und der Verderbtheit unserer eigenen Natur oft so heftig, dass wir gezwungen sind, mit bitteren Tränen und starkem Geschrei unser Herz aus den Tiefen der Angst zu Gott empor zu heben. Die, welche auf den Geist säen, müssen in der Regel viele Tränen säen, aber ihre Ernte wird sie so entschädigen, dass sie schon in dem Hinblick darauf ihre Augen trocknen können und dafür halten, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert seien, die an ihnen soll geoffenbart werden. Unser kurzes Weinen, während wir den köstlichen Samen ausstreuen, ist kaum eines Gedankens wert, im Vergleich mit den mächtigen Garben der großen Herrlichkeit in dem Lande, wo die Tränen von jedem Auge auf ewig abgewischt werden.

Die Regel, dass das traurige Säen der Heiligen mit einem freudigen Ernten enden wird, gilt für das ganze geistliche Leben, aber sie lässt sich auch auf einzelne Vorfälle in diesem Leben anwenden. Viele Gebete werden z. B. in tiefer Niedergeschlagenheit des Geistes, mit viel Heftigkeit und starkem Verlangen, aber vielleicht unter großer Versuchung zum Unglauben, vor Gott gebracht. Über solche Gebete werden Ströme von Tränen ausgegossen; und, Brüder, ihr mögt es für ein gutes Zeichen halten, wenn ihr in euren Gebeten seufzen und weinen könnt, denn eure Tränen gleichen dem obsiegenden Kämpfen Jakobs, als er den Namen Israel gewann; eure Seelenangst wird wie die Fürbitte Mosis den Herrn halten und seine Hand binden. Es ist eine überwindende Macht in den Tränen des Herzens beim Gebet. Ihr sollt haben, was ihr wünscht, wenn euer Wunsch bis zum Weinen steigt. Haltet die Angst eurer Seele für den Vorboten der Erfüllung der Verheißung. Ihr werdet wieder aus eurem Kämmerlein herauskommen und rufen wie Luther: „Ich habe gesiegt.“ Ihr werdet Garben des Segens sehen, weil ihr euer Gebet unter Tränen gesät habt.

Manche Gläubige säen auch in Traurigkeit, weil sie täglich leiden. Einigen ist es bestimmt, die Töchter der Trübsal, die Söhne des Schmerzes zu sein. Heilsam ist es, wenn die, welche so zum Leiden berufen sind, fortfahren zu säen, während sie leiden. Es ist nicht immer so leicht, nützlich zu wirken, wenn man zu derselben Zeit Geduld und Ergebung aufrecht zu halten hat. Wir sind geneigt zu denken, eine Art des Dienstes zur Zeit sei genug, und vielleicht ist es so, aber wenn wir eine andere hinzufügen können, so wird unser Segen verdoppelt werden. Tränen vergießen und doch säen; von Schmerz gefoltert werden und das Lager in eine Kanzel verwandeln; das Krankenbett zu einer Tribüne machen, von der die Liebe Christi verkündet wird: o, das ist gesegnetes Leben! Für Christum Jesum arbeiten unter so ungünstigen Umständen, das wird sicherlich einen doppelten Lohn gewinnen; und wenn es dem Prediger auf der Kanzel misslingt, soll doch die kranke Heilige auf ihrem Bett nicht zu Schanden werden; und wenn der Redner in seiner Manneskraft nicht siegt, soll doch der dahinwelkende Schwindsüchtige, wenn er seinen Freund mahnt, dem zukünftigen Zorn zu entfliehen, Erfolg gewinnen: seine Schwachheit soll seine Stärke sein, und seine Krankheit soll Kraft in seine Rede hineinlegen. Ich zweifle nicht, dass der Text auch so verstanden werden kann, dass der Herzenskummer der im Dienste des Herrn Arbeitenden helfen soll, ihnen von der Hand der göttlichen Barmherzigkeit einen doppelten Lohn zu sichern. Diejenigen, welche säen können, während sie noch weinen, sollen ohne alle Frage mit Freuden kommen und ihre Garben bringen.

Es gibt viele andere Fälle, die ich euch nennen könnte, aber ich will lieber sofort zu dem Hauptgeschäft dieses Morgens übergehen, und das ist, den Text in seiner Beziehung zu jedem christlichen Arbeiter zu betrachten.

Lasst uns zuerst seinen Dienst beschreiben: „Wer ausgeht und weint und trägt köstlichen Samen.“ Lasst uns zweitens seinen Lohn betrachten: „Der soll wieder kommen mit Freuden und seine Garben mit sich bringen.“ Lasst uns drittens die Gewissheit beachten, welche wie eine goldene Kette diese beiden Dinge verbindet, den weinenden Dienst und den fröhlichen Erfolg.

I. Seht also, liebe Freunde, den auserwählten Arbeiter im Reiche Gottes, den Mann, welcher eine reiche Ernte haben soll.

Es wird von ihm gesagt, dass er ausgeht. Jedes Wort hier ist lehrreich. Was ist unter diesem Ausgehen zu verstehen? Bedeutet es zuerst, dass er ausgeht von Gott? Beachtet, dass unser Text von seinem Wiederkommen spricht; aber wohin soll er zuletzt mit seinen Garben zurückkehren, als zu seinem Gott? Wenn er also zu dem Ort zurückkehrt, von dem er ausging, so ist er sicherlich von Gott ausgegangen, und ich sehe hieraus, dass der erwählte Knecht sich bewusst ist, einen göttlichen Auftrag vom Himmel empfangen zu haben. Ob er niemals in dem Tempel die erhabene Herrlichkeit des Herrn geschaut hat, ob er nie einen Seraph hat fliegen sehen, der mit der goldenen Zange eine glühende Kohle vom Altar nahm und seine Lippen damit berührte; ob er nie die Stimme hat sagen hören: „Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“ so hat doch sein Herz gesprochen: „Hier bin ich; sende mich.“ Er hat in seiner Seele ein Sehnen gefühlt, nützlich zu sein, einen Durst, der nicht zu löschen war, wenn er nicht Seelen gewann, ebenso wenig wie der Durst des Hirsches gestillt werden kann, wenn er sich nicht an den Wasserbächen laben darf. Ich will nicht glauben, dass jemand in der Kirche Gottes nützlich sein kann, wenn er nicht einen göttlichen Beruf fühlt. Besonders ist es eine Sünde über alle andern, wenn ein Mann das Predigtamt als bloßes Handwerk ergreift. Ich erinnere mich der Antwort eines alten Theologen, den ein junger Mann fragte, ob er Prediger werden sollte. Er erwiderte: „Nicht, wenn Sie anders können.“ Kein Mann hat ein Recht, ein Prediger zu sein, wenn er nicht einer ist, der nicht anders kann. Er muss einer sein, der fühlt, dass er dazu getrieben wird und der spricht: „Wehe mir, wenn ich nicht das Evangelium predigte.“ Ebenso ist es in den andern Arten des christlichen Dienstes; ihr Christen habt alle eine Pflicht, ihr habt alle Verantwortlichkeiten, aber eure Pflichten und Verantwortlichkeiten treiben euch nie an, bis sie die Form eines Berufes annehmen. Ich wollte zu Gott, jeder Christ in dieser Gemeinde fühlte einen Ruf, wie von dem Christ Gottes, der auf seinem Throne sitzt, auszugehen und andern den Weg des Heils zu sagen. Ich wünschte, die Männer und Frauen, die hier in einer heiligen Gemeinschaft verbunden sind, fühlten sich berufen, jeder nach seiner Fähigkeit, Brände aus dem Feuer zu reißen, Seelen vom Hinabgehen in den Abgrund zu retten. Wenn ihr ausgeht von Gott und von ihm den Beruf empfangen habt, dann habt ihr die Aussicht, dass es euch gelingt und ihr mit Freuden wieder kommt; sonst nicht.

Dies Ausgehen von Gott scheint mir anzudeuten, dass der Arbeiter im Gebet bei Gott gewesen ist. Wir müssen frisch vom Gnadenstuhl auf das Feld des Dienstes gehen, wenn wir reichlich sammeln wollen. Unsre wahre Kraft liegt im Gebet. Ich bin überzeugt, Brüder, dass wir durch unsere Nachlässigkeit im Gebet viel Segen verlieren, der sonst der Kirche zu teil werden würde. Ich kann nicht in euer Betkämmerlein hineinblicken, aber ich glaube, das Gewissen vieler von euch wird die Anklage bestätigen, die ich gegen eurer etliche erhebe; ihr seid säumig im Beten gewesen. Durch diese Versäumnis habt ihr, wenn ihr Gott zu dienen sucht, euch die Hände gebunden und die Sehnen eurer Kraft durchschnitten. Wie ihr nicht erwarten könnt, kräftig zu sein, wenn ihr euch die Nahrung versagt, so könnt ihr auch nicht hoffen, stark zu sein, wenn ihr euch das Gebet versagt. Kommt nahe zu Gott, denn Kraft fließt von ihm aus. Haltet euch fern von ihm, so verliert ihr alle Macht und werdet schwach wie Wasser. „Wer ausgeht“ muss also bedeuten, dass er vor dem Gnadenstuhl gestanden, dass er dort, wo das Blut gesprengt ist, seine Wünsche ausgesprochen und dann ausgegangen ist in der Kraft, welche nur das Gebet vom Himmel zu bringen vermag, um seinen köstlichen Samen unter den Menschen auszustreuen.

Liegt nicht in diesem Ausgehen von Gott auch, dass er in Gemeinschaft mit Gott gewesen ist? Der hat ein leuchtendes Antlitz, der in das Antlitz Gottes geblickt hat, und in der Kraft dieses Glanzes wird er die Einöde fröhlich machen und die Wüste blühend. Er hat hinaufgeblickt zu dem Gott, der Wunder und Gemeinschaft mit ihm gehabt. Der Herr verleiht dem Manne wunderbare Kraft, der gelernt hat, in seiner Nähe zu leben und in dem Licht seines Angesichtes zu wandeln.

Das „Ausgehen“ mag indes noch von einem andern Gesichtspunkte angesehen werden. Bezieht es sich nicht ebenso wohl darauf, wohin der Mann gehen soll, als woher er kommt? Wer ausgeht“, d. h. weg von der Welt, „außen vor das Lager.“ Wenn ihr nützlich sein wollt, müsst ihr ganz den gewöhnlichen Pfad verlassen und in heiliger Entschiedenheit aus den Reihen heraustreten, um Christi willen. Von allen Menschen, die auf dem Erdboden lebten, war der merkwürdigste und sonderbarste in seinem Zeitalter der Herr Jesus Christus. Es gab keinen Mann, der so männlich war, keinen, der einem bloßen Mönch oder Separatisten so ungleich war, wie Christus. Er aß und trank gerade wie andere Menschen, und dennoch war ein Etwas an ihm, was ihn völlig von der Masse der Menschheit unterschied. Er war augenscheinlich außen vor das Lager hinausgegangen, heilig, unschuldig, unbefleckt und von den Sündern abgesondert. Wenn du goldene Garben für Christum gewinnen willst, so musst du herausgehen, mein lieber Bruder, wie dein Herr es tat. Verlass dich darauf, die Religion der Welt ist nicht die, welche nützliche Männer erzeugt; ebenso wenig ist, obwohl ich dafür getadelt werden mag, dass ich es sage, die gewöhnliche Beschaffenheit unserer Gemeinden so, dass sie Diener Christi, die mit viel Erfolg arbeiten, hervorbringt. Die gewöhnliche Religion ist heutzutage ein so kaltes, totes und schläfriges Ding geworden, dass du, wenn du nicht aus ihr herausgehen und dich über sie erheben kannst, nicht erwarten darfst, einer von denen zu sein, die wiederkommen und sich über reichliche Garben freuen. Strebe, etwas mehr zu sein, als die große Masse der Gemeindeglieder. Erhebe deine Stimme zu Gott und bitte ihn, dich mit einem edleren Ehrgeiz anzufeuern, als den, welchen der gewöhnliche Christ besitzt, damit du treu vor Gott erfunden wirst und viele Kronen für deinen Herrn und Meister gewinnst. Wer ausgeht, Christi Kreuz auf sich nimmt, die Menge verlässt und sich für den Dienst absondert, der soll den großen Dienst gewinnen.

Ausgehen mag auch bedeuten das völlige Hingeben deiner selbst an das besondere Arbeitsfeld, zu dem Gott dich berufen hat. Wie der Arbeiter, wenn der Tag anbricht, ausgeht, das Feld zu pflügen, so eilt der gottgeweihte Mann zu dem ihm angewiesenen Dienste. Er läuft nicht hierhin und dorthin, die Zeit verschwendend, sondern wie ein Mann, der seinen Beruf kennt, geht er geradewegs daran und bleibt darin bis zum Abend seines Lebens.

Ich bin geneigt zu denken, dass es eine Lesart dieser Worte gibt, die für unternehmende Gläubige sehr nützlich sein mag. „Wer ausgeht“, d. h. wer über den Kreis der gewöhnlichen christlichen Arbeit hinausgeht, der soll eine doppelte Ernte finden. Die Diener Gottes, die am erfolgreichsten gearbeitet, sind die gewesen, die nicht auf einem fremden Grunde bauten, sondern es wagten, frischen Boden aufzubrechen. Ich habe sehr wenig Lohn davon, dass ich zu den vielen predige, welche dieses Tabernakel regelmäßig besuchen, weil die meisten von euch das Evangelium so oft gehört haben, dass, wenn sie noch nicht bekehrt sind, wenig Hoffnung da ist, dass sie es je werden. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass der Boden, auf dem der Same keimen kann, schon besäet ist und nur Fels noch übrig geblieben; dass die Erwählten Gottes aus meiner Hörerzahl schon eingesammelt sind, und dass wir in Zukunft keine großen Resultate unter unsern regelmäßigen Hörern erwarten dürfen.

Aber immer, wenn wir frischen Boden aufgebrochen, wenn wir an einen Ort gegangen sind, der gewöhnlich nicht zum Gottesdienst gebraucht wurde, was für wunderbare Ergebnisse sind dann gefolgt! Mir ist bange, es sind mehr Bekehrungen gewesen in der Surrey Music Hall1), als hier je stattgefunden, und dass Gott in Exeter Hall verhältnismäßig mehr bekehrte, als er in letzter Zeit in diesem Hause getan hat; nicht weil die Predigt sich geändert hat oder der darauf ruhende Segen, sondern weil wir, wenn wir immer denselben alten Boden wieder pflügen, kaum erwarten können, viel zu ernten. Die Herzen sind verhärtet worden; die Gewissen sind unempfindlich geworden. Wenn wir ausgehen, damit frische Ohren hören und frische Herzen die fröhliche Botschaft vernehmen, so mögen wir hoffen, goldene Garben zu sehen. Ich sage daher zu euch, ihr christlichen Arbeiter, sucht diejenigen zu erfassen, von denen man gedacht hat, sie seien außer dem Bereich der Hoffnung. Sucht die zu bekehren, welche vernachlässigt worden sind. Lasst die Christen sich bemühen, denen nachzugehen, denen niemand nachgeht - die beste Frucht wird von bisher unberührten Zweigen gewonnen werden. Und lasst unsre Missionen immer frischen Grund aufbrechen, zur Rechten und zur Linken, wie die Gelegenheit sich bietet. Als die Burmanen2) das Evangelium verwarfen, nahmen die Karenen3) es an. Zuweilen, wenn eine sogenannte höhere Rasse die Wahrheit verwarf, wurden die mit Füßen getretenen Paria des Landes von Gott willig gemacht, das Evangelium anzunehmen. Es ist mehr Hoffnung, denke ich, dass Bekehrungswerk in Italien und in Spanien getan wird, als in irgend welchen andern Teilen der Welt. Wo die evangelische Predigt von Christo fast ganz verstummt ist, wird die Wahrheit kommen wie ein Engelgesang und dort ist es, wo wir erwarten dürfen, dass frohe Herzen die gute Botschaft willkommen heißen. „Wer ausgeht,“ nicht wer zu Hause sitzt, aufs Geratewohl Hände voll aus seinem Fenster wirft und erwartet, dass das Korn auf seiner Haustürtreppe emporsprießen werde, sondern der, welcher dem Wort gehorcht: „Geht hin in alle Welt,“ und die Hecken überspringt, welche den engen Kreis des Namen-Christentums einschließen, und dahin arbeitet, frische Länder, frische Provinzen, frische Wüsten für Christum aufzubrechen, der ist der Mann, welcher am wahrscheinlichsten den Lohn gewinnen wird.

Das nächste Wort ist „und weint.“ Was bedeutet dies Wort? Ich halte dafür, Brüder, dass wie wir in den ersten Worten „Wer ausgeht“ etwas von der Art der Arbeit sehen, so hier ein wenig von dem Arbeiter selber. Er geht aus und weint. Der Mann, dem es wahrscheinlich gelingen wird, ist ein Mensch gleich wie wir, nicht ein Engel, sondern ein Mensch, denn er weint. Aber er ist ein Mann von starken Leidenschaften, der weint, weil er ein empfindendes Herz hat. Der Mann, welcher schläft, der Mann, welcher es zufrieden sein kann, nichts zu tun, und der befriedigt ist, ohne dass er Ergebnisse sieht, ist nicht der Mann, Garben zu gewinnen. Gott wählt gewöhnlich nicht Männer von großem Verstand und umfassendem Geiste, sondern Männer von aufrichtigem, tiefem Gemüt, mit einer Seele, die wünschen kann und schmachten und sich sehnen und einem Herzen, das vor Angst klopfen kann. Es ist etwas Großes, was einen echten Mann weinen macht. Die Tränen sitzen nicht ganz so lose bei den meisten von uns; aber der Mann, der nicht weinen kann, kann nicht predigen, wenigstens wenn er nie Tränen innerlich fühlt, selbst wenn sie sich äußerlich nicht zeigen, so kann er kaum der Mann sein für die Behandlung solcher Gegenstände, wie der Herr sie den Seinen anvertraut. Wenn ihr nützlich sein wollt, liebe Brüder und Schwestern, so müsst ihr die heiligen Leidenschaften pflegen; ihr müsst viel an die göttlichen Dinge denken, bis eure Seele erregt und bewegt wird; dass Menschen sterben und zu Grunde gehen, dass die Hölle sich füllt, dass Christo Unehre angetan wird, dass Seelen nicht bekehrt werden, dass der heilige Geist betrübt wird, dass das Reich nicht Gottes wird, sondern dass Satan herrscht und regiert, all dieses sollten wir wohl erwägen und unser Herz sollte davon bewegt werden, bis wir mit dem Propheten sagen: „Ach, dass ich Wasser genug hätte in meinem Haupt und meine Augen Tränenquellen wären!“ Der, welcher mit Nutzen für Christum wirkt, ist nicht ein Stoiker, nicht einer, den es nicht kümmert, ob Seelen errettet werden oder nicht; sondern einer, der fühlt, als wenn er selbst stürbe in dem Tod der Sünder und umkäme in ihrem Verderben, als wenn er nur glücklich sein könnte in ihrem Glück, nur im Paradiese sein, wenn sie zum Himmel gingen. Das Weinen zeigt also, wie der Mann ist, den der Herr der Ernte viel gebraucht; er ist ein Christo-ähnlicher Mann; nicht ein Stein, sondern ein Mann von Herz, bereit zu weinen, weil Sünder nicht weinen wollen. „Warum weint er?“ fragt vielleicht jemand „er hat eine ehrenvolle Arbeit und soll einen herrlichen Lohn haben!“ Meine Brüder, er weint, weil er seine Untüchtigkeit fühlt. Er seufzt oft bei sich: „Wer ist hierzu tüchtig?“ Er wusste nicht, was für ein schwaches Geschöpf er sei, bis er mit anderer Menschen Herzen in Berührung kam. Er hatte gemeint, es sei leicht, Gott zu dienen, aber nun denkt er fast wie Josua: „Ihr könnt dem Herrn nicht dienen.“ Jede Anstrengung, die er macht, verrät ihm seinen eignen Mangel an Kraft. Wohl mag er weinen. Er lehrt nie in der Sonntagsschule, er betet nie an einem Krankenbett, ohne dass er sich schämt, wenn er sein Werk getan hat, dass er es nicht besser getan. Er nimmt nie ein kleines Kind auf den Schoß, um mit ihm von Jesus zu reden, ohne dass er wünscht, er hätte noch liebevoller von ihm sprechen können, der die Kindlein so lieb hatte. Er ist nie mit sich selbst zufrieden, denn er beurteilt sich richtig und weint, dass er ein so armseliges Werkzeug eines so guten Meisters ist.

Überdies weint er über die Härte der Menschenherzen. Er dachte zuerst, er brauche nur diese großen Wahrheiten zu verkünden, so würden die Menschen voll Freude sie annehmen. Habt ihr nie Bilder in unsern Missionsblättern gesehen, auf denen schwarzgekleidete Herren aus den Boten steigen, Bibeln in den Händen tragend und umgeben von Türken, Chinesen, Negern und kupferfarbigen Leuten, die ans Ufer laufen, die Bibeln in die Hände nehmen und aussehen, als hätten sie einen kostbaren Schatz gefunden? Ach, es ist alles auf dem Bilde, es ist nirgendwo anders. Die Bewohner barbarischer Inseln und heidnischer Reiche nehmen das Evangelium nicht in dieser Weise auf. Herolde des Kreuzes haben sehr viel schwere Arbeit zu tun; denn das Evangelium, das willkommen geheißen werden sollte, wird verworfen; und wie kein Raum für Christum in der Herberge war, als er geboren ward, so ist kein Raum für das Evangelium in den Herzen der Menschen. Ja, und dies macht uns weinen, dass wo so viel Bereitwilligkeit sein sollte, so viel Hartnäckigkeit und Empörung sich findet.

Der christliche Arbeiter weint, weil er so oft enttäuscht wird, wenn er einige Anzeichen von Erfolg sieht. Blüten kommen nicht zur Frucht, oder die halbreife Frucht fällt vom Baum. Er weint oft vor Gott, weil er fürchtet, dass dies Misslingen die Folge seines Mangels an Takt oder an Gnade sei: Ich wundere mich nicht, dass der Prediger weint, das Wunder ist, dass er nicht viel mehr jammert, als er es tut. Vielleicht würden wir alle mehr weinen, wenn wir Christo ähnlicher wären, mehr das wären, was wir sein sollten; und vielleicht würde unsre Arbeit mehr Erfolg haben, wenn sie mehr aus unserer innersten Seele herauskäme, wenn wir weniger mit dem Seelen-Erretten spielten und mehr dafür arbeiteten.

Der nächste Punkt ist „und trägt köstlichen Samen.“ Dies ist ein besonderer Punkt bei allem Erfolg. Es gibt kein Seelengewinnen durch unwahres Predigen. Wir müssen die Wahrheit, wie sie in Jesu ist, predigen. Wir müssen beständig verweilen bei der Wahrheit, wie sie in Gottes Wort ist, denn nur diese wird Seelen gewinnen. Deshalb müssen wir Gottes Wahrheit kennen. Wir müssen sie kennen, durch eine innerliche Erfahrung ihrer Macht ebenso wohl, wie der Lehre nach. Sie muss uns köstlicher Same sein, für den wir, wenn nötig, sterben würden. Wir müssen sie deshalb nicht in flüchtiger Weise vortragen, nicht von ernsten Dingen mit Leichtfertigkeit sprechen, nicht das Evangelium verkünden, als wenn wir ein Märchen aus „Tausend und eine Nacht“ erzählten, eine Dichtung, die zum Vergnügen gemacht wäre oder um eine Stunde angenehm auszufüllen. O Brüder, wir, die für Gott säen, müssen mit rechtem Ernst säen, weil der Same köstlich ist, köstlicher, als wir je ermessen können.

Arbeitet für Gott, liebe Brüder, als die, welche wissen, dass die Wahrheit ein Same ist. Verkündet nicht das Evangelium, als wenn es ein Stein wäre, der im Boden liegt und nie aufsprießt. Predige die Wahrheit, wie sie in Jesu ist, mit der festen Überzeugung, dass Leben darin ist, und dass Etwas danach kommen wird. Stehe stets auf der Wache, um dieses Etwas zu sehen, und du wirst der Mann sein, der Erfolge sieht. Unsere Schätzung der Köstlichkeit dieses Samens wird viel mit den Ergebnissen desselben zu tun haben. Wenn ich nicht völlig und herzlich das Evangelium schätze, das ich lehre, wenn ich es deshalb nicht von ganzem Herzen lehre, so kann ich nicht erwarten, Garben zu sehen; aber wenn ich es schätze und es meinen Mitmenschen als etwas überaus Köstliches anpreise und es deshalb mit Lebhaftigkeit verkünde und mit einem Ernst, der mich zu Tränen bringt, so bin ich der Mann, der mit Freuden wiederkommen soll und seine Garben bringen.

Ich weiß nicht, ob ich klar gemacht habe, was ich meine, aber wir haben, denke ich, in unserm Text eine volle Beschreibung des Arbeiters, der mit Erfolg wirkt.

II. Ihr habt in dem Text den Erfolg des Arbeiters.

Es wird von ihm gesagt: „Er soll wiederkommen.“ Was bedeutet dies anders, als dass er wiederkommen soll zu seinem Gott? und dies sollte der Arbeiter tun, nachdem er gearbeitet hat. Du suchtest einen Segen. Geh und sage deinem Gott, was du getan hast, und wenn du einen Segen hast kommen sehn, so danke ihm. Jene kommen immer zu Gott zurück mit ihren Garben, die von Gott ausgingen mit ihrem Samen. Einige Arbeiter können Seelen bekehrt sehen und sich selbst die Ehre dafür beilegen, aber niemals der Mann, der mit Tränen säte; er hat seine eigene Schwachheit in der Schule der Bitterkeit gelernt; und nun kommt er, wenn er Ergebnisse sieht, wieder zurück, kommt zu Gott zurück, denn er fühlt, dass es ein großes Wunder ist, dass auch nur eine einzige Seele erweckt oder bekehrt worden unter so armseligen Worten, wie die seinigen. O, ich weiß, einige von euch haben ihre Garben gehabt. Lieber Bruder, wenn du diese Garben als das Ergebnis einer heiligen Heftigkeit im Gebet erhalten hast, so wirst du ohne Zweifel wiederkommen mit einer heiligen Inbrunst des Dankes und diese Garben zu den Füßen Gottes legen, der sie dir gab.

„Er soll gewisslich wiederkommen.“ Bedeutet das in dem längsten und weitesten Sinne, er soll wieder zum Himmel kommen? Er ging, so zu sagen, vom Himmel aus. Sein Leib war nicht da gewesen, aber seine Seele; er hatte Gemeinschaft mit Gott gehabt. Der Himmel war sein Teil und sein Erbe, aber es ist gut für ihn, noch eine Weile hier zu bleiben um anderer willen, und so verlässt er in einem gewissen Sinne den Himmel seiner Ruhe, um in das Feld des Schmerzes unter die Menschenkinder zu gehen. Aber er soll wieder kommen. Gelobt sei Gott, wir sind nicht durch unsern Dienst verbannt. Wir werden eine kleine Weile außerhalb der Perlentore gehalten - Dank sei Gott für die Ehre, dass uns erlaubt wird, so noch eine Weile von unsern Freuden fern zu bleiben; aber wir sind nicht ausgeschlossen, wir sind nicht verbannt, wir sollen gewisslich wiederkommen. Hier ist euer Trost; ihr geht vielleicht in das Missionsfeld, ihr geht in die fernsten Teile der Erde, um Gott zu dienen, aber ihr sollt wiederkommen. Es führt eine gerade Straße zum Himmel von dem entferntesten Felde des Dienstes, und darin mögt ihr euch freuen.

Aber der Text fügt hinzu: „Er soll wieder kommen mit Freuden.“ Worüber wird diese Freude sein? Nehmt den ganzen Text vor euch, und er scheint mir zu sagen, dass er sich sogar über seine Tränen freuen wird. Ich halte dafür, dass zuletzt, wenn der Dienst des Christen vorüber ist und der Lohn ausgeteilt wird, die Mühen, die in dem Dienste erduldet sind, die Enttäuschung und die Folter des Herzens alle ein Thema für ein ewiges Lied bilden werden. O, wie werden wir Gott loben, dass wir würdig geachtet sind, etwas für Christum zu tun! War ich eingereiht in das Heer, das dem Angriff des Feindes widerstand? Gestattete der Herr mir, die Fahne mitzuhalten, die so stolz und hoch wehte in den Rauch der Schlacht? Erlaubte er mir, in den Graben zu springen oder die Mauern mit zu stürmen unter der verlorenen Mannschaft? oder gestattete er mir auch nur, das Gepäck zu bewachen, während die Schlacht in der Ferne tobte? Dann bin ich dankbar, dass er mir erlaubte, auf irgend eine Weise Anteil zu haben an dem Ruhm dieses siegreichen Kampfes. Und dann, Brüder, wie alte Soldaten ihre Narben zeigen, und wie die Krieger, die viele Kämpfe mitgemacht, gern erzählen, wie sie nur mit genauer Not dem drohenden Tode entronnen, und von den grimmen und grausigen Gefahren sprechen, so sollen wir uns freuen, wenn wir zu Gott zurückkehren und von unserem Ausgehen und unserem Weinen beim Tragen des köstlichen Samens erzählen. Es ist kein einziger Tropfen Galle da, der sich nicht in Honig verwandeln wird. Es ist heute kein Tropfen Schweiß auf eurer schmerzenden Stirne, der sich nicht zu einer Perle für eure ewige Krone kristallisieren wird; keine Pein des Schmerzes oder der Enttäuschung, die nicht in himmlische Herrlichkeit verwandelt werden und eure Freude vernehmen wird von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Aber die Hauptfreude wird unzweifelhaft in ihrem Erfolge bestehen. O ihr Sonntagsschullehrer, wenn ihr ausgeht, wie der Text euch gesagt und ich es euch ausgelegt habe, so werdet ihr nicht ohne Früchte sein. Ich habe viele Erörterungen meiner Brüder gehört über die Frage, ob jeder eifrige Arbeiter Frucht erwarten könne. Ich habe mich stets zu dem Glauben geneigt, dass dies die Regel ist, und obgleich es Ausnahmen geben mag und einige Männer vielleicht mehr ein Geruch des Todes zum Tode, als des Lebens zum Leben sein mögen, so scheint es mir doch, dass ich, wenn ich niemals Seelen gewönne, seufzen würde, bis ich es täte, mir würde das Herz über sie brechen, wenn ich ihr Herz nicht brechen könnte; wenn sie nicht errettet werden wollten und nicht errettet wären, so würde ich beinahe mit Moses rufen: „Tilge mich auch aus deinem Buch.“ Obwohl ich die Möglichkeit verstehen kann, dass ein eifriger Säer niemals erntet, so kann ich nicht die Möglichkeit verstehen, dass ein eifriger Säer damit zufrieden ist, nichts zu ernten. Ich kann euch Christen nicht begreifen, die versuchen Seelen zu gewinnen, und wenn sie keinen Erfolg haben, ohne Erfolg zufrieden sind. Ich kann annehmen, dass ihr den Herrn liebt und dass ihr Jahrelang euer Bestes versucht habt, ohne dass es euch gelungen, aber dann bin ich gewiss, dass ihr euch unglücklich darüber fühlt. Ich hoffe, dies Gefühl wird immer zunehmen, bis ihr zuletzt in der Angst eurer Seele ruft wie Rahel: „Schaffe mir Kinder, wo nicht, so sterbe ich! Schaffe mir Früchte, sonst kann ich nicht leben!“ Dann werdet ihr dem gleichen, der hier beschrieben ist; ihr geht aus weinend und tragt Samen, der euch köstlich ist; und ihr müsst Ergebnisse haben, ihr müsst mit Freuden wieder kommen und eure Garben bringen.

Der letzte Punkt ist das Zurückkommen mit Garben. Ich nehme nicht an, der Text bedeutet, dass der Erntende alle seine Garben auf seinem eigenen Rücken heimbringt, sondern wie ein alter Ausleger sagt, er kommt heim mit den Wagen hinter sich und bringt seine Garben. Ja, es sind seine Garben. Wie das? Alle erretteten Seelen gehören Christo; sie sind Gottes.“ Ja, aber dennoch gehören sie dem Arbeiter. Es gibt eine Art heiligen Eigentums, das Gott anerkennt bei den Männern und Frauen, die Seelen zu Christo bringen. Ich bin überzeugt, dass keine Liebe in dieser Welt reiner und kristallheller, himmlischer und dauernder ist, als die Liebe eines Bekehrten zu dem, durch den er zu Christo gebracht ist. Alle irdische Liebe hat einen Beigeschmack des Fleisches an sich, aber diese ist geistlich, diese ist unsterblicher Geister würdig, diese wird deshalb andauern. Während die Bekehrten, die zu Christo gebracht werden, alle des Herrn eigen sind, gehören sie doch auch denen, welche sie hereinbrachten, so sagt Gott: „und seine Garben mit sich bringen.“ Und, o! ich liebe es, daran zu denken. Wenn Gott mir verleiht, Seelen zu ihm zu bringen, so will ich sie alle zählen und sprechen: „Siehe, hier bin ich und die Kinder, die du mir gegeben hast.“ O, es ist selig, allen Ruhm Christo zu geben, es ist eine große Ehre, ihm alle Ehre zu geben; aber ihr müsst zuerst den Ruhm haben, sonst könnt ihr ihm denselben nicht geben; die Garben müssen euer sein, sonst könnt ihr sie nicht ehrlicherweise tragen und ihm darbieten. Seelen werden. errettet durch Gottes Wort; ja, aber Christus betet für diejenigen, die gläubig werden „durch ihr Wort“, d. h. durch der Prediger Wort. Der Apostel gibt den Arbeitern viel Ehre, denn an einer Stelle spricht er von sich, als ob er die Mutter von Seelen wäre, und an einer andern, als ob er der Vater von Seelen wäre, als wenn beide Verwandtschaften, in dem wahren Arbeiter vereinigt wären. So verleiht Gott den christlichen Arbeitern hohe Ehre, indem er die Seelen sozusagen vollständig zu den ihrigen macht, die Garben zu ihren Garben. Sie warfen sich in die Arbeit hinein, sie machten die Arbeit zu ihrem wahrem Leben, sie weinten, sie riefen und flehten, während sie säten; und nun kommt Gott nicht herbei, um alles Eigentum an den Garben ihnen zu nehmen, sondern die Arbeiter haben, wenn sie zurückkehren, einen Anteil an allen Erfolgen des Evangeliums, und Gott gibt ihnen Ehre vor Menschen und Engeln durch seinen Sohn Jesum Christum.

III. Und nun habe ich nicht die Zeit, die ich haben sollte, für das Letzte, die goldene Kette des „gewisslich“; darum kann ich nur rasch ein paar kurze Winke geben.

Der wahre Arbeiter wird ein Erntender sein. Mir ist bange, ich habe es so dargestellt, als wenn ich zu Predigern redete, aber das tue ich nicht; ich versuche, zu jedem Christen hier zu sprechen. Wenn du ein wahrer Arbeiter bist, so wirst du ein Erntender sein. Warum? Zuerst, weil die Verheißung Gottes dies sagt: „Mein Wort soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt und soll ihm gelingen, dazu ich es sende.“ Zweitens: Gottes Ehre erfordert es. Wenn du das wahre Evangelium recht gepredigt hast, und ein Fehlschlagen stattfindet, so wird es das Evangelium sein, das fehlschlägt, und Gottes Eigenschaften sind alle mit dem Evangelium verbunden; es ist seine Weisheit und seine Macht; und soll Gottes Weisheit in Verwirrung gebracht werden und seine Macht zurückgeschlagen? Ferner, du musst ernten, weil der Vergleich mit der Natur dich dessen versichert. Der arme Bauer, dessen Kornvorrat fast erschöpft ist, nimmt ein wenig Weizen, der sehr köstlich für ihn ist und lässt ihn mit Tränen in den Boden fallen. Aber Gott gibt ihm eine Ernte. So soll es mit dir sein. Gott spottet nicht des Landmanns, und wie er nicht die Ordnung der Natur verändert, so auch nicht die Ordnung der Gnade. Überdies versichert dich Christus, das Vorbild des christlichen Lebens, dessen. Er ging aus mit Weinen, säte blutige Schweißtropfen, säte mit durchbohrten Händen und Füßen, von denen das Blut herabtröpfelte. Er säte lebendigen Samen der Liebe, und der sprießt heute schon auf in der Herrlichkeit und in den Mengen, die dort eingehen; und bald, bei seinem Kommen und dem Glanz, der es umgeben wird, soll der Christus, der mit Tränen säte, mit Freuden ernten. So muss es auch mit euch sein.

Und wenn dies nicht genug ist, euch zu trösten, so denkt an die, welche euch in diesem Dienst vorangegangen sind und dies erprobt haben. Denkt an die, welche ihr gekannt habt, die nicht erfolglos gearbeitet, wenn sie mit gebrochenem und zerschlagenem Herzen ihre Lebenskraft im Werke ihres Herrn verzehrt haben. Denkt an Judson und die Tausende von Karenen, die heute von dem Heiland singen, den er sie kennen gelehrt hat. Denkt an unsere eigenen Missionen in Jamaika, an die Wunder und Trophäen der Gnade auf den Südseeinseln, an die großen Mengen, die in Erweckungszeiten in unserem eignen Lande bekehrt wurden, so habt ihr einen Beweis, dass die, welche weinend säen und von Gott zum Säen ausgehen, gewisslich wieder kommen sollen mit Freuden und ihre Garben bringen. Auf, ihr Arbeiter, ihr sät auf Hoffnung, sät weit umher und vergrößert eure Wirkungskreise! Auf, ihr Verzagten, die ihr eure Mäntel um euch hüllt und Trost in Lässigkeit sucht, weil ihr eure Arbeit für so verzweifelt haltet! Auf, ich bitte euch, denn die Ernte kommt heran. O, gebt nicht euren Teil am Jauchzen und an der Freude auf! Das werdet ihr tun, wenn ihr euer Teil an den Tränen und Schmerzen aufgebt. Wollte Gott, ich könnte Eifer in eure Herzen legen, aber ich kann nicht. Möge der heilige Geist es tun, und mögen wir als eine Schar von Christen entschlossen sein, so lange wir leben und bis wir sterben, mit all unsern aufs äußerste angespannten Kräften, die gute Botschaft von Jesu dem Gekreuzigten den Menschenkindern zu verkünden, in der Gewissheit, dass unser Werk nicht vergeblich sein kann.

O ihr, die ihr noch nicht errettet seid, ich bitte euch nicht, zu arbeiten, ich bitte euch nicht, zu säen; aber kommt zu Jesu Christo, blickt auf sein Kreuz! Ein Blick auf Christum errettet euch. Trauet auf ihn, so werdet ihr leben. Der Herr segne diese Worte um seines Namens willen. Amen.

1)
Ein großer Konzertsaal, wo Spurgeon predigte, ehe das Tabernakel erbaut wurde; später predigte er noch eine Zeitlang in Exeter Hall. A. d. Üb.
2)
Volk im ehemaligen Burma, heute Myanmar
3)
Die Karenen sind eine Gruppe verwandter ethnischer Minderheiten in Myanmar und Thailand.
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