Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 14
- Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott. Sie taugen nichts und sind ein Gräuel mit ihrem Wesen; da ist keiner, der Gutes tue. - Der Herr schaut vom Himmel auf der Menschen Kinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. - Aber sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer. - Will denn der Übeltäter keiner das merken, die mein Volk fressen, dass sie sich nähren; aber den Herrn rufen sie nicht an? - Da fürchten sie sich; denn Gott ist bei dem Geschlecht der Gerechten. - Ihr schändet des Armen Rat; aber Gott ist seine Zuversicht. - Ach, dass die Hilfe aus Zion über Israel käme und der Herr sein gefangen Volk erlöste! So würde Jakob fröhlich sein und Israel sich freuen.
Diese wunderbare Dichtung ist einfach überschrieben: „Von David, dem Musikmeister.“ Wir finden die Widmung an den Vorsteher des Tempelchores als Überschrift von dreiundfünfzig Psalmen, und das zeigt, dass diese Psalmen nicht nur für den Privatgebrauch der Gläubigen bestimmt waren. Sie sollten auch bei den großen Tempelgottesdiensten vom Chor unter der Leitung des Chormeisters gesungen werden.
Wir wollen als Hilfe für unser Gedächtnis den Psalm überschreiben: Das Lied von der Gottlosigkeit
Der Apostel Paulus zeigt uns in Römer 5 das gleiche, was der Dichter unseres Psalms hier beweisen will, dass nämlich alle Menschen unter der Sünde sind. Wir brauchen deshalb nicht irgendeinen besonderen geschichtlichen Anlass für den Psalm zu suchen. Die ganze Geschichte der Menschheit ist ja ein Beweis für die menschliche Korruption. David hat in Psalm 55 dieses demütigende Thema noch einmal aufgegriffen. Gerade weil diese Wahrheit uns Menschen so unbequem ist, sollte sie von David unter der Leitung des Heiligen Geistes doppelt bezeugt werden! Einteilung:
Das törichte Glaubensbekenntnis der Welt (V. 1). Sein sittenzerstörender Einfluss (V. 1-5). Die Verfolgungssucht der Gottlosen (V. 4). Ihr Erschrecken (V. 5). Ihr Spott über die Gottesfürchtigen (V. 6). Ein Gebet um die Offenbarung des Herrn zur Freude seines Volkes (V. 7).
Auslegung
1. Das törichte Glaubensbekenntnis der Welt (Vers 1).
„Die Toren.“ Der Tor würde Gott nicht leugnen, wenn er nicht wirklich ein Tor wäre. Und es ist kein Wunder, dass er auch in seinem Handeln ein Tor wird, nachdem er Gott geleugnet hat. Sünde ist immer Torheit. Die Existenz des Allerhöchsten anzugreifen, ist der Gipfel der Sünde und deshalb auch die denkbar größte Torheit. Wenn der Sünder durch sein Leugnen den Gott, den er hasst, vernichten könnte, so hätte sein Unglaube bei aller Bosheit wenigstens noch einen Sinn. Aber wer in den Flammen steckt, kann sich nicht dadurch vor dem Verbrennen schützen, dass er die Existenz des Feuers leugnet; ebensowenig wird die Leugnung der Existenz Gottes den Richter der Welt daran hindern, alle aufsässigen Gesetzesbrecher zu vernichten. Gottesleugnung ist ein Verbrechen, das den Himmel herausfordert! Und eine schreckliche Rache wird über den Toren kommen, der sich dieses Verbrechens schuldig macht. Das Sprichwort sagt: „Des Narren Zunge schneidet ihm den Hals ab“ - aber in diesem Fall tötet sie beides: Leib und Seele, und das für immer. Wenn nun das Elend wenigstens hier aufhörte! Aber das Schlimme ist, dass aus einem Narren hundert andere werden. Solch ein lärmender Lästerer verbreitet seine schrecklichen Lehren wie ein Aussätziger den Aussatz. Das hier für „Tor“ gebrauchte Wort „nabal“ hat die Bedeutung des Welkens und Sterbens - wie Blätter oder Blumen verdorren. Der Tor ist also ein Mann, der Saft und Kraft der Weisheit, Vernunft, Ehrlichkeit und Gottesfurcht verloren hat. John Trapp trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: „Der Tor ist wie ein kraftloser Bursche, ein lebendiger Leichnam, ein wandelndes Grab - ein Mensch, in dem alle Frömmigkeit und aller gesunde Menschenverstand verwelkt und verwüstet, zerstört und vernichtet sind.“ Denn Misstrauen gegen Gott ist Torheit! Und wer von uns möchte wohl zu den Toren in unserem Text gerechnet werden? Aber wir wollen nicht vergessen, dass alle uns wiedergeborenen Menschen solche Toren sind.
„Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott,“ Kann ein Mensch mit dem Mund den Glauben bekennen und im Herzen das Gegenteil denken? Oder ist er noch nicht frech genug, seine Torheit laut auszuposaunen? Oder sieht der Herr die Gedanken schon als Worte an, auch wenn sie vor Menschen noch nicht geäußert sind? Ist das Herz der Ort, wo der Mensch zuerst ein Ungläubiger wird, nicht der Kopf? Ist es vielleicht das törichte Herz, das die Stimme des Gewissens niederzuschreien versucht? Das alles wird stimmen. Denn wenn das Herz Wahrheit und Gerechtigkeit liebt, hat der Verstand keine Schwierigkeit mit der Frage nach einem gegenwärtigen, persönlichen Gott. Aber das Herz hasst das Gute und Rechte, und deshalb ist es kein Wunder, dass es den heiligen Gott los sein möchte, der das Recht beschützt und Rächer des Unrechts ist. Solange die Herzen der Menschen bleiben, was sie sind, brauchen wir uns nicht darüber zu wundern, dass Zweifelsucht das Feld beherrscht. Ein schlechter Baum trägt schlechte Früchte. Dickson sagt: „Solange der Mensch nicht wiedergeboren und mit Gott versöhnt ist, ist er nichts anderes als ein Wahnsinniger.“ Kein Wunder, dass er tolles Zeug redet! Solche Toren wie die in unserem Text erwähnten gibt es zu allen Zeiten und in allen Ländern. Es hilft nicht viel, ihnen verständlich machen zu wollen, dass es doch einen Gott gibt. Weil es sich hier nicht um einen Fehler im Gehirn, sondern im Herzen handelt, findet sich diese Torheit oft mit großer Gelehrsamkeit vereint. Es ist vergebliche Mühe, alle skeptischen Spitzfindigkeiten widerlegen zu wollen. Die Gnade muss ins Herz einziehen und den Menschen zum Glauben willig machen. Narren können in einer einzigen Stunde mehr Fragen auf werfen, als weise Leute in sieben Jahren beantworten können! Der Prediger ziele auf das Herz und predige die Liebe Jesu, die alles überwindet. Dadurch wird er mit Gottes Hilfe mehr Zweifler zum Glauben an das Evangelium bringen als hundert der besten Denker, die mit ihren intellektuellen Argumenten nur den Kopf treffen. „Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott.“ Diese Behauptung ist so ungeheuerlich, dass der Mensch es kaum wagt, sie als Tatsache hinzustellen. Calvin scheint der Meinung zu sein, dass die Worte „kein Gott“ kaum als Vernunftschluss oder dogmatischer Lehrsatz zu werten sind. Dr. Alexander beweist das Gegenteil. Es ist nicht nur der Wunsch oder die Hoffnung des Sünders, dass es Gott nicht gibt, sondern der Sünder versucht auch, sich selbst mit Tatsachen zu vergewissern, und manch„ mal meint er, dass er es tatsächlich glaubt. Es ist ein ernster Gedanke, dass es Menschen gibt, die mit ihren Lippen Gott an“ beten, aber in ihrem Herzen sagen: Es ist kein Gott. Es ist nicht so sehr die Gottesidee, gegen die sich die Angriffe richten, sondern vielmehr der Gott, der sich persönlich, allmächtig und allgegenwärtig in der Welt offenbart. Die Zielscheibe, auf die die Pfeile des menschlichen Zorns abgeschossen werden, ist der Gott, der herrscht, der Gesetze erlässt, der Heiland und Retter sein will.
2. Sein sittenzerstörender Einfluss (Vers 1-3).
„Sie taugen nichts.“ Dies Urteil bezieht sich auf alle Menschen. Man lese Römer 5. Wo Feindschaft gegen Gott ist, da ist tiefstes, innerstes Verderben. Dieser Satz wird von manchen Auslegern auch im aktiven Sinn übersetzt: „Sie haben abscheulich gehandelt.“ Das erinnert uns daran, dass die Sünde nicht nur passiv in unserer Natur liegt als Quelle des Bösen, sondern dass wir selber aktiv sind, die Flamme schüren und uns immer mehr sittlich verderben. So machen wir das noch schwärzer, was ohnehin schon schwarz wie die Nacht war. Wir schmieden unsere eigenen Ketten.
„Sie sind ein Gräuel mit ihrem Wesen.“ d. h. Wenn Menschen damit anfangen, Gott zu beschimpfen, wer kann sagen, wo sie enden werden? So ging es in der Welt schon zur Zeit der Sintflut zu (1. Mose 6,12). Die menschliche Natur hat sich nicht geändert. Wer ein schreckliches Gemälde der Welt sehen will, die ohne Gott lebt, der muss die schmerzlichste Stelle der ganzen Schrift lesen: das erste Kapitel im Römerbrief. Gelehrte Hindus haben bekannt, dass diese Beschreibung buchstäblich auf das heutige Hindustan zutrifft. Und es wäre in unserem Land genauso, wenn die Macht der Gnade die Sünde bei uns nicht eindämmen würde. Diese Beschreibung im Römerbrief ist ein haargenaues Bild der Dinge, die überall im geheimen getrieben werden. Was Gott und Menschen ekelhaft ist, schmeckt manchem Gaumen süß.
„Da ist keiner, der Gutes tue.“ Wer tut, was er nicht tun sollte, tut sicher nicht, was er tun sollte! Wo Sünden begangen werden durch Übertretung, werden auch Sünden begangen durch Unterlassung. Was für ein Bild unseres Geschlechtes wird uns hier gezeigt!
„Der Herr schaut vom Himmel aus auf die Menschenkinder.“ Wie von einem hohen Beobachtungsposten aus schaut der Herr aufmerksam auf die Menschen nieder. Er straft nicht blindlings. Er wütet nicht wie ein Tyrann, nur weil das Gerücht von einem Aufruhr an sein Ohr gedrungen ist. Vielmehr sehen wir Gott sich in Anteilnahme und unparteiischer Gerechtigkeit herabneigen. Sodom ist dafür ein Beispiel. Zunächst besucht Gott die Stadt, bevor er sie vernichtet. So sorgfältig sieht die göttliche Gerechtigkeit die Sünde an, bevor sie die Strafe ausübt! So sorgfältig werden die Gerechten ausfindig gemacht, damit sie nicht mit den Gottlosen umkommen. Und so durchforschen die Augen des Allwissenden den ganzen Erdkreis, um unter allen Völkern und Nationen danach zu suchen, „ob jemand klug sei und nach Gott frage“. Er kennt das Gute und kann es schnell entdecken. Er freut sich über das Gute. Aber seine Suche ist erfolglos, denn in dem ganzen Menschengeschlecht seit Adam gibt es nicht einen einzigen, der nicht ein Feind Gottes und des Guten wäre. Nicht reiche Leute, berühmte Männer oder gelehrte Menschen sucht der Herr. Sie können mit allem, was sie anzubieten haben, den Forderungen des großen Herrschers niemals gerecht werden. Er sucht auch nicht nach solchen, die einen überragenden Grad an Tugend erreicht haben, sondern er sucht nach Menschen, die klug sind, d. h. die sich selbst verstehen: ihren Zustand, ihre Pflicht, ihre Bestimmung, ihr Glück. Er sucht nach Menschen, die ihn suchen; Menschen, die ihn wirklich finden wollen. Das ist doch sicherlich keine zu hoch gespannte Erwartung! Denn wenn die Menschen Gott auch noch nicht kennen, so werden sie ihn doch wenigstens suchen. Aber noch nicht einmal soviel Gutes kann er, der alles sieht auf Erden, finden! Die Menschen lieben die scheußliche Verneinung: „Es ist kein Gott!“ Sie drehen ihrem Schöpfer den Rücken zu, der doch die Sonne ihres Lebens ist. Sie wandern in das fürchterliche Land des Unglaubens und der Gottentfremdung. Dort ist der Schatten des Todes, und es ist so dunkel wie die Finsternis selbst, denn selbst das Licht ist Dunkelheit!
„Doch alle sind sie abgewichen.“ Ohne Ausnahme sind die Menschen ihrem Schöpfer untreu geworden. Sie haben seine Gesetze und die ewigen Grundordnungen des Rechts verlassen. Wie störrische Rinder haben sie sich geweigert, ihren Nacken unter das Joch zu beugen; wie irrende Schafe haben sie das Loch im Zaun gefunden und die gute Weide verlassen. Der Grundtext spricht von einem Geschlecht als Ganzem, von einer Gesamtheit der Menschen. Die Menschheit als Ganzes ist im Herzen verderbt und im Leben verunreinigt. „Sie sind allesamt untüchtig.“ Als ein Ganzes sind sie verdorben und versäuert, verfault und stinkend geworden. Der einzige Grund, warum wir von dieser Fäulnis nicht so viel merken, ist der, dass wir uns daran gewöhnt haben - wie man sich an ekelhafte Gerüche gewöhnt und sie schließlich gar nicht mehr riecht, weil man Tag für Tag in der schlechten Luft arbeitet. Der Müller hört den Lärm seiner Mühle nicht mehr, und so bemerken auch wir nicht unsern Ruin und sittlichen Verfall. Aber gibt es denn nicht eine einzige Ausnahme, sind denn wirklich alle Menschen sündig? Ganz unmissverständlich sagt der Psalmist: „Ja, sie sind es alle!“ Zuerst drückt er das positiv aus, dann wiederholt er das gleiche negativ: „Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer.“ Der hebräische Ausdruck bedeutet die vollständige Verneinung der Möglichkeit, dass irgend„ ein Mensch etwas Gutes aus sich selbst heraus tut. Der Heilige Geist begnügt sich nicht damit, zu sagen: „alle miteinander“ - sondern fügt die vernichtende dreifache Verneinung hinzu:
„Keiner, nein, nicht einer.“ Was sagen die Leute dazu, die die Lehre von der natürlichen Verderbtheit ablehnen? Noch wichtiger: Was meinen wir selbst? Ist das nicht unser Bekenntnis? Preisen wir nicht die souveräne Gnade, die uns in Geist und Seele erneuert, damit die Sünde keine Macht mehr über uns hat?
3. Die Verfolgungssucht der Gottlosen (Vers 4).
Hass gegen Gott und Verderbtheit des Lebens sind die Motive, die Verfolgung erzeugen. Menschen, die keine rettende Erkenntnis von göttlichen Dingen haben, knechten sich selbst und werden Übeltäter. Sie haben keinerlei Neigung, den Herrn um Befreiung anzurufen, sondern vergnügen sich damit, das arme, verachtete Volk Gottes zu verschlingen. Es ist harte Knechtschaft, ein Übeltäter zu sein! Ein Galeerensklave oder Verbannter in düsteren Bergwerken hat kein erniedrigenderes und erbärmlicheres Los. Diese Sklaverei erwählen alle, die keine Erkenntnis haben. Wer aber von Gott gelehrt ist, schreit nach Befreiung aus solchen Ketten. Dieselbe Unwissenheit, die Menschen zu Knechten des Bösen macht, bringt sie auch zum Hass gegen die freien Kinder Gottes. Deshalb versuchen sie auch, die Kinder Gottes zu verzehren, „wie man Brot isst“. Wie die Hechte im Teich die kleinen Fische fressen, wie die Wölfe auf der Weide die Schafe zerreißen, so verfolgen und verlästern die Gottlosen die Nachfolger Jesu, als wäre das die natürlichste Sache von der Welt. Selbstverständlich beten sie auch nicht - wie könnten sie auch hoffen, dass Gott sie erhört, wenn ihre Hände voll Blut sind?
4. Ihr Erschrecken (Vers 5).
„Da fürchten sie sich.“ Nicht alles gelingt den Bedrückern. Sie kennen die plötzlichen Anfälle zitternder Angst. Sie haben bestimmte Zeiten des Unglücks. „Da“ - wo sie Gott leugneten und gegen sein Volk Sturm liefen; „da“ -wo sie in Frieden und Sicherheit träumten - gerade da überfiel sie angstvoller Schrecken. Panische Angst ergriff sie. Das hebräische Wort lautet: „Sie fürchteten eine Furcht.“ Ein unbestimmtes, geheimnisvolles Grausen kommt über sie. Die abgebrühtesten Menschen haben Zeiten, in denen ihnen das Gewissen den kalten Angstschweiß auf die Stirn treibt. Wie Feiglinge oft grausam sind, so haben grausame Menschen häufig ein feiges Herz, Der Geist vergangener Sünden ist auch ein schreckliches Gespenst, das den Menschen verfolgen kann. Die Ungläubigen mögen prahlen, so laut wie sie wollen - es klingt doch ein Ton in ihren Ohren, der sie unruhig macht.
„Denn Gott ist bei dem Geschlecht der Gerechten.“ Genau das ist es, was die Gemeinschaft der Gottesfürchtigen den Bösen so unheimlich macht: Sie merken, dass Gott mit ihnen ist. Selbst wenn sie ihre Augen schließen, kommen sie doch nicht drumherum, das Bild Gottes in dem Charakter wahrhaft begnadigter Menschen zu sehen. Ob sie wollen oder nicht: Sie müssen sehen, wie der Herr dabei ist, sein Volk aus ihrer Hand zu retten. Gott ist da! Die Spötter mögen sich in acht nehmen, denn sie verfolgen den Herrn Jesus selbst, wenn sie sein Volk belästigen. Die Gemeinschaft zwischen Gott und seinem Volk ist sehr eng: Sie beruht auf einer geheimnisvollen Innewohnung durch den Geist.
5. Ihr Spott über die Gottesfürchtigen (Vers 6).
„Ihr schändet des Armen Rat; aber Gott ist seine Zuversicht.“ Die Gottlosen hüllen sich in das Fell des Löwen, obwohl sie feige sind. Sie wollen die Armen des Herrn beherrschen. Sie verspotten die wahren Weisen und sind selber Toren. Aber das musste man ja erwarten! Wie können Eulenaugen die Sonne bewundern? Die besondere Zielscheibe ihres Spottes scheint das Vertrauen der Frommen auf den Herrn zu sein. Was kann euer Gott nun für euch tun? Wer ist der Gott, der euch aus unserer Hand erretten könnte? Wo ist der Lohn für eure Gebete und euer Flehen? Solche höhnischen Fragen schleudern sie den schwachen Gotteskindern ins Gesicht. Sie versuchen, ihre Zuflucht bei Gott lächerlich zu machen. Wir wollen uns aber durch ihr Lachen nicht von unserem Vertrauen abbringen lassen. Lasst uns ihren Spott verspotten und ihren Hohn verhöhnen! Wir brauchen nur ein wenig zu warten, und dann wird der Herr, der unsere Zuflucht ist, seine Auserwählten rächen!
6. Ein Gebet um die Offenbarung des Herrn zur Freude seines Volkes (Vers 7).
„Ach, dass die Hilfe aus Zion über Israel käme, und der Herr sein gefangenes Volk erlöste! So würde Jakob fröhlich sein und Israel sich freuen.“ Dieses Schlussgebet ist selbstverständlich genug. Denn was kann die Gottesleugner so kräftig überführen, alle Verfolger niederwerfen, Sünde eindämmen und die Frommen in Sicherheit bringen? Dieses Kommen des Messias war das Sehnen aller Gottesfürchtigen zu allen Zeiten. Er ist schon einmal gekommen, um mit einem Sühnopfer die Missetat wegzunehmen. Nun warten wir darauf, dass er zum zweitenmal erscheint ohne Sühnopfer, uns zum ewigen Heil. Hätten diese elenden Jahre doch schon ein Ende! Warum kommt er immer noch nicht? Er weiß doch, dass die Sünde überhandnimmt und sein Volk niedergetreten wird; warum kommt er nicht zur Befreiung? Seine herrliche Wiederkunft wird sein altes Bundesvolk von der Gefangenschaft und sein geistliches Volk des neuen Bundes von allen geistlichen Kümmernissen befreien! 0 dass er jetzt käme! Was für glückliche, himmlische Tage würden wir dann erleben! Wir wollen aber nicht meinen, dass er noch lange zögert; denn siehe, er kommt, er kommt bald, er kommt in Eile!