Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 74. Ruhe als ein Prüfstein.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 74. Ruhe als ein Prüfstein.

Fragt nach den vorigen Wegen, welches der gute Weg sei, und wandelt darinnen, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

Jer. 6,16.

Es ist ein besonderes Kennzeichen des guten alten Weges, dass wir darin Ruhe für unsere Seele finden. Das ist eines von den Kennzeichen, an welchem wir das Falsche von dem Wahren unterscheiden können.

Ruhe war die Verheißung des Heilandes. Das Gesetz konnte sie nicht geben. Wie Mose das Volk nicht in Kanaan einführen konnte, können auch die Werke des Gesetzes nicht in die Ruhe Gottes einführen. Es sind die Gläubigen, die die Ruhe stets genossen haben und sie noch genießen. Außer dem Evangelio und dem Glauben an Jesum ist sie nicht zu finden. Weder Reichtum, Gesundheit, Ehre, noch irgend welche zeitliche Dinge können Ruhe geben.

I. Ruhe finden wir auf dem „guten Wege“, wenn wir darinnen wandeln.

Wir wandeln durch den Glauben auf dem Wege des Evangeliums und kommen zur Ruhe.

  1. Der Weg der Vergebung durch das Sühnopfer gibt dem Gewissen Ruhe.
  2. Der Weg, wie ein kleines Kind an das Wort zu glauben, gibt dem Verstande Ruhe.
  3. Der Weg, auf welchem wir unsere Angelegenheiten Gott anvertrauen, gibt dem Gemüt Ruhe.
  4. Der Weg des Gehorsams gegen die göttlichen Gebote gibt der Seele Ruhe.
  5. Der Weg der Gemeinschaft mit Christo bringt das Herz zur Ruhe.

Es ist nichts Geringeres, das die Wünsche, Sorgen, Befürchtungen und Fragen der menschlichen Natur zur Ruhe bringen kann; aber die Lehren, Verheißungen, Vorschriften und der Geist des Evangeliums bringen das zustande.

II. Ruhe, die im Wandeln auf dem „guten Wege“ gefunden wird, ist gut für die Seele.

Manche Formen der Ruhe sind der Seele zum Schaden, diese nicht.

  1. Sie bringt Befriedigung, aber nicht Selbstbefriedigung.
  2. Sie gibt Sicherheitsbewusstsein, führt aber nicht zu vermessenen Sünden.
  3. Sie schafft Zufriedenheit, regt aber zugleich das Verlangen nach Fortschritt an.
  4. Sie beseitigt manche Befürchtungen, gibt aber die höchsten Beweggründe zur Heiligkeit.

Es ist tatsächlich eine große Wohltat für einen Menschen, auf dem guten Wege zu wandeln, denn der Besitz des Heiles gewährt dem geretteten Gläubigen eine Antwort auf die Bestechungsversuche des Satans; was könnte Satan ihm bieten, das er dem ihm versicherten Heile vor ziehen möchte? Das Heil macht ihn frei von den persönlichen Besorgnissen und befähigt ihn, dem Herrn ohne Zagen zu dienen, da er sich gerettet weiß. Das empfangene Heil erzeugt eine innige Liebe zum Heiland für sein vollendetes Werk, und regt ihn an, seinem himmlischen Vater, der so gnädig ist, Müden Ruhe zu verschaffen, nachzuahmen.

III. Ruhe dieser Art sollte jetzt schon genossen werden.

Viele erfreuen sich ihrer, und wenn das nicht bei allen wahren Christen der Fall ist, so ist das ein schmerzlicher Fehler. Du solltest:

  1. Auf dem Wege sein und solltest wissen, dass du darauf bist und dich mitten darauf halten. Glaube treulich an Jesum, und die vollkommene Ruhe muss kommen. „Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott.“ Röm. 5,1.
  2. Nicht daran zweifeln, dass der Weg gut ist und dass es der Weg des Herrn ist.
  3. Alle ängstliche Sorge von dir werfen, weil Er für dich sorgt.
  4. Tiefe Befriedigung in Jesu fühlen. Das geschieht, wenn du dich nicht von Ihm entfernst und so seine Gegenwart und sein Lächeln entbehrst. Ein gegenwärtiger Christus ist ein Brunnen der Freude.
  5. Die größten Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Seligkeit in Zeit und in Ewigkeit nähren.

Wir fordern die Romanisten, die Formenchristen, die Selbstgerechten rc. heraus, uns offen zu sagen, ob sie irgend welche Ruhe haben. Rom verspricht dieselbe nicht einmal ihren Würdenträgern, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt, sondern hält Messen für die Ruhe der Seelen ihrer gestorbenen Kardinäle, die also offenbar keine Ruhe haben.

Wenn Roms hervorragende Theologen ins Fegefeuer gehen, wohin geht dann das gewöhnliche Volk?

Wir laden alle Mühseligen und Beladenen ein, zu Christo zu kommen und Ihn zu erproben und zuzusehen, ob Er ihnen nicht sogleich und auf immer Ruhe geben wird.

Wir legen gern und willig Zeugnis ab von der Süßigkeit, der Sicherheit, der Beständigkeit und Wahrhaftigkeit der Ruhe des Glaubens.

Wegweiser.

Er ist der „gute Weg“ genannt. Es ist nicht der leichte Weg. Die Trägen und Törichten suchen zwar danach; aber ein solcher ist nicht wert, gesucht zu werden, weil er zur Armut und ins Verderben führt. Es ist auch kein allgemein bekannter Weg, denn ihrer sind wenige, die ihn finden. Sondern es ist der gute Weg, von einem guten Gott und seiner unendlichen Gütigkeit gegen seine Geschöpfe bereitet; unter unermesslicher Mühe und Arbeit von unserem guten Herrn Jesu gepflastert und von dem guten Geist denen geoffenbart, deren ewiges Gut Er sucht. Es ist der Weg der Heiligkeit, des Friedens, der Sicherheit und führt zum Himmel. Ist er nicht gut? Von Anbeginn der Zeit haben die besten Menschen darauf gewandelt. Er ist gut in seinem Anfang bei dem Betreten desselben werden die Menschen wiedergeboren; er ist gut beim Fortgang, denn die Gerechten behalten ihren Weg, und er ist gut bei seinem Abschluss, denn er führt zur Vollkommenheit, zur Seligkeit, zu Gott selbst.

Auf diesem guten, alten Wege findet ihr Ruhe, wenn ihr sie vorher nie gehabt habt; indem ihr reiset, ruhet ihr, wie von gewissen Vögeln gesagt wird, dass sie auf den Schwingen ruhen. Freude wird über eurem Haupte und Frieden zu euren Füßen sein. Er führt durch das Gebiet der Weisheit, von welcher gesagt wird: Ihre Wege sind liebliche Wege und alle ihre Steige sind Friede.“ Ruhe des Gewissens erhalten die, welche Gottes Heilsweg betreten; Ruhe des Herzens kommt aus ihrer Liebe zu Dem, der der Weg ist; Ruhe des Verstandes kommt aus der Annahme seiner Lehre; die Wünsche kommen mit der Befriedigung an seiner Person zur Ruhe mit einem Wort: Die Seele ruht in allen ihren Kräften und Fähigkeiten. Sie ruht nicht allein in der Gegenwart; die zukünftige Ruhe ist ihr garantiert. C. H. S.

Hier ist ein gut betretener Weg unter unseren Füßen. Lasst uns auf dem selben bleiben. Es mag nicht der ganz kürzeste Weg sein; er mag uns nicht durch all das Erhabene und Großartige führen, das kühnere Schnellläufer und Bergbesteiger sehen mögen; es mag sein, dass wir einen malerischen Wasserfall, einen bemerkenswerten Gletscher, eine reizende Landschaft nicht sehen; aber die Spur bringt uns zur Nacht sicher in unser Quartier. Dr. Dale.

Dr. Judson ließ einst einen armen Bekehrten zu sich rufen, von dem er gehört, dass er einen Erwerbzweig erwählen wollte, von welchem er fürchtete, dass er nicht zu seinem geistlichen Heile dienen möchte. Sieh' hier,“ sagte er, indem er ein Lineal vom Tisch nahm und auf dem Fußboden eine ganz gerade Linie zog; „hier ist, wie du vorher wandeltest; du hast dich dicht an dem rechten Wege gehalten und bist im gewissen Maße in der Gnade gewachsen. Und nun stehst du hier. Du weißt, wohin dieser Pfad führt. Du weißt, was vor dir ist: manche Kämpfe, manche Leiden und schließlich ewiges Leben und eine Krone der Ehren. Aber zur Linken zweigt sich nun ein anderer, sehr angenehmer Weg ab, über welchem sehr versucherisch eine hübsche Seifenblase dahin schwebt. Du hast nicht die Absicht, den Pfad zu verlassen, auf welchem du fünfzehn Jahre lang gewandelt hast; du möchtest nur einen Schritt seitwärts tun, um die Seifenblase zu ergreifen und dann willst du wieder zurückkehren; aber das wirst du nie.“ Die ernste Warnung wurde nicht umsonst gegeben.

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