Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 73. Absichtliche Gottlosigkeit.

„Sie wollen sich nicht bekehren.“ Jer. 5,3.

Alle Menschen kranken an dem schrecklichen übel der Sünde. Dieselbe wird sehr vergrößert durch die Weigerung, sich zu bekehren. Diese Weigerung fällt um so mehr ins Gewicht, weil es die Verwerfung dringender Einladungen ist.

I. Welche sind es, die sich nicht bekehren wollen?

  1. Die, welche es offen ausgesprochen haben. Mit ungewöhnlicher Ehrlichkeit oder Vermessenheit haben sie die Erklärung abgegeben, dass sie ihre sündigen Wege nicht verlassen wollen.
  2. Die es versprochen haben, Buße zu tun, aber ihr Versprechen nicht gehalten haben.
  3. Die anstatt der praktischen Rückkehr zu Gott allerlei andere Dinge darbieten: Zeremonien, Religiosität, Moralität rc.
  4. Die sich nur scheinbar bekehrt haben. Formenmenschen, Wortbekenner und Heuchler zeigen anstatt des Wahren das Falsche und weigern sich so verhüllt, sich zu bekehren.
  5. Die sich nur teilweise bekehrt haben. Sie haben einige grobe Sünden aufgegeben und kleben an anderen um so fester. Sie verharren in der Auflehnung gegen Gott, während sie Unterwerfung heucheln.

II. Was enthüllt uns dieses Weigern?

  1. Eine eingewurzelte Liebe zur Sünde. Wenn der verlorene Sohn das von Teuerung heimgesuchte Land nicht verlassen hätte, so würde das seine wahnsinnige Anhänglichkeit an die, mit denen er das Seine verprasst hatte, bewiesen haben.
  2. Einen Mangel an Liebe zu dem großen Vater, der sie zur Rückkehr auffordert.
  3. Einen Unglauben Gott gegenüber; sie glauben weder an das, was Er hinsichtlich der bösen Folgen ihrer Sünde geoffenbart hat, noch an die Wohltaten, die Er den sich Bekehrenden verspricht.
  4. Eine Verachtung Gottes; sie verwerfen seinen Rat, seinen Befehl, Ihn selbst.
  5. Einen Entschluss, in der Sünde zu beharren. Hier ist ihr stolzes Ultimatum: „Sie wollen sich“ rc.
  6. Ein Spielen mit ernsten Dingen. Sie sind zu beschäftigt. Sie haben noch Zeit genug. Es ist nicht nötig, so ernst zu sein. Es wird noch alles gut werden. So behandeln sie Gottes Gebot als eine leichte Sache.

III. Was ist es, das die Sünde des Weigerns vertieft?

  1. Wenn die Züchtigung zu keiner Buße führt.
  2. Wenn das Gewissen unterdrückt und dem Geist Gottes widerstanden wird. Die Buße wird als nötig eingesehen und doch nicht getan; die Pflicht ist erkannt und wird doch umgangen.
  3. Wenn die Buße als der beste Weg erkannt und doch halsstarrig versäumt wird, trotz der klarsten Gründe.
  4. Wenn diese Halsstarrigkeit lange fortgesetzt wird, trotz der Überzeugungen und des inneren Drängens.
  5. Wenn dem nichtige Vorwände zu Grunde liegen: geheime Sünden, welche der Sünder nicht zu bekennen, noch dranzugeben wagt, oder Menschenfurcht, welche den Menschen feige macht.

IV. Welches ist der eigentliche Grund dieser Weigerung?

  1. Vielleicht Unwissenheit; doch das kann auch nur teilweise der Fall sein, denn es ist klar genug eines Menschen Pflicht, sich zum Herrn zu belehren. Diese einfache Vorschrift: „Bekehrt euch,“ ist von keinem Geheimnis umgeben.
  2. Vielleicht Selbsttäuschung. Sie mögen träumen, dass sie bereits auf dem rechten Wege sind.
  3. Zuweilen ist es reine Sorglosigkeit. Der Mensch will seine eigenen besten Interessen nicht erwägen. Er ist entschlossen, zu spielen ; Tod, Hölle und Himmel sind Dinge, mit denen er scherzt.
  4. Es ist Missfallen an der Heiligkeit. Das liegt dem Weigern zu Grunde; der Mensch kann Demütigung, Selbstverleugnung und Gehorsam gegen Gott nicht ertragen.
  5. Es ist das Vorziehen der Gegenwart vor der ewigen Zukunft.

O, weigere dich nicht der vernünftigen Forderung, dich zu bekehren, wenn Gott dich so zärtlich einlädt, zu Ihm zu kommen! Ist es nicht richtig? Ist es nicht weise?

Leben und Tod hängt ab von deiner Wahl! Warum willst du sterben?

Gib deine willige Zustimmung. Sprich: „Ich will mich aufmachen“ rc. Du wirst deinen Gehorsam nie bereuen. Was ist das zügellose Leben fern über Land im Vergleich zu der Freude in deinem Vaterhause? Vom Kreuz herab ruft dir der Herr Jesus zu, dich zu bekehren. Eile heim.

Einige Körnchen.

Die Himmelstür wird von unten, nicht von oben verschlossen. „Eure Missetaten scheiden euch und euren Gott voneinander,“ spricht der Herr. Williams, von Wern.

Man will gehört haben, dass Lord Byron kurze Zeit vor seinem Tode vor sich hingesprochen habe: „Soll ich um Barmherzigkeit flehen?“ Nach einer langen Pause fügte er hinzu: „Komm, komm; nur keine Schwäche; ich will ein Mann sein bis zum letzten Augenblick!“

Der Grund, warum ein gottloser Mensch sich nicht zu Gott bekehrt, liegt nicht darin, dass er nicht kann (obgleich er nicht kann), sondern darin, dass er nicht will. Er kann am Gerichtstage nicht sagen: „Herr, Du weißt, dass ich mein Bestes getan habe, um heilig zu sein, aber ich konnte nicht.“ Der Mann, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, konnte nicht sagen: „Herr, ich war nicht imstande, mir eines zu beschaffen.“ Sondern „er verstummte.“ W. Fenner.

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