Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 70. Buße.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 70. Buße.

Der Gottlose lasse von seinem Wege, und der Übeltäter seine Gedanken, und bekehre sich zum Herrn, so wird Er sich seiner erbarmen.“ Jes. 55,7.

Dies ist das große Kapitel der Einladung des Evangeliums. Wie frei! Wie voll! Wie einfach und dringend sind die Rufe, Gnade anzunehmen! Doch die Notwendigkeit der Buße in ihrer praktischen Form wird nicht in den Hintergrund gedrängt. Die Umkehr wird gefordert.

Die Gaben des Evangeliums werden umsonst angeboten (V. 1. 2). Ein Heiland ist da und wird angepriesen (V. 3. 4). Die Menschen werden ermutigt, den Herrn zu suchen (V. 6). Aber gleich darauf folgt der Ruf zur Buße und soll als die notwendige Schlussfolgerung von allem Vorhergehenden angesehen werden. Der Mensch muss sich zu Gott bekehren; selbst seine Barmherzigkeit fordert das gebieterisch. Deshalb lasst uns sehr ernstlich unsere Gedanken lenken auf

I. Die Notwendigkeit der Bekehrung.

Der Text macht sie klar, aber sie lässt sich auch folgern aus folgenden Dingen:

  1. Die Natur Gottes. Wie kann ein heiliger Gott die Sünde übersehen und Sündern vergeben, die in ihrer Gottlosigkeit beharren?
  2. Die Natur des Evangeliums. Es ist keine Verkündigung der Duldung der Sünde, sondern der Errettung davon. Es enthält keine einzige Verheißung der Vergebung für die, welche ihre Sünden lieben.
  3. Die Tatsachen der Vergangenheit. Es ist kein Beispiel da, dass jemand Vergebung erhalten hätte, welcher hartnäckig auf bösen Wegen verharrte.
  4. Die Bedürfnisse der menschlichen Gesellschaft. Es wäre für das Gemeinwohl höchst gefährlich, einem unverbesserlichen Sünder Gnade zu erweisen. Die Sünde muss bestraft werden, oder die Tugend geht zu Grunde.
  5. Die Wohlfahrt des Sünders selbst erfordert es, dass er seine Sünde aufgebe, oder deren Strafe fühle. Wenn er das Bewusstsein der göttlichen Vergebung hätte, während er halsstarrig in der Sünde verharrt, so würde ihn das in der Sünde bestärken, und die Sünde selbst ist ein schlimmeres Übel als ihre Strafe.
  6. Das Werk des Heiligen Geistes wäre überflüssig, denn Er ist es, der die Menschen heiligt.
  7. Die Absicht des Herrn Jesu würde vereitelt werden, denn Er ist gekommen, uns von unserer Sünde selig zu machen.
  8. Der Charakter des Himmels erfordert es, dass die Natur des Sünders erneuert und sein Leben gereinigt werde, ehe er den heiligen Ort betreten kann, wo Gott und die heiligen Engel und die vollkommenen Heiligen wohnen.

Es sei denn, dass ihr umkehrt, und werdet wie die Kinder, sonst werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Mt. 18,3.

II. Die Natur der Bekehrung.

- Sie hat es mit dem Leben und Wandel zu tun. „Wege.“ Sein natürlicher Weg; das, worin er sich bewegt, wenn er sich selber überlassen ist; sein gewohnheitsmäßiger Weg, an welchen er gewöhnt ist; sein beliebter Weg, auf dem er seine Vergnügungen findet, der allgemeine Weg, der breite, auf welchem so viele wandeln. Diesen muss er, wie der Text sagt, „verlassen.“ Er muss davon lassen, oder es ist um ihn geschehen. Es genügt nicht: dass er zugibt, es sei Unrecht; dass er vorgibt, betrübt darüber zu sein, dass er ihn gehe; dass er sich entschlossen habe, ihn zu verlassen, oder dass er vorsichtiger sein wolle. Nein, er muss von ihm lassen, ganz, sogleich und auf immer! - Sie hat es mit den „Gedanken“ zu tun. Ein Mensch muss lassen: seine schriftwidrigen Meinungen und selbstgebildeten Ideen über Gott, über sein Gesetz, über sein Evangelium, über sein Volk, über die Sünde, über die Bestrafung derselben, über Christum rc.; seine Erwägungen, insofern sie dahin führen, Vergnügungen an der Sünde zu haben, sich in Selbstbetrug und Selbstgenugsamkeit zu gefallen, oder verkehrte Gedanken von Gott zu hegen; seine bösen Entschlüsse, in der Sünde zu beharren, die Buße hinaus zu schieben, ein Freidenker oder sein eigener Herr sein zu wollen rc. Solche Gedanken muss er lassen, davor fliehen. - Sie hat es mit dem Menschen in Bezug auf Gott zu tun. „Bekehre sich zum Herrn.“ Sie gebietet ihm, vom Stolz, von der Vernachlässigung, der Auflehnung, dem Misstrauen, dem Ungehorsam und allen anderen Formen der Entfremdung vom Herrn zu lassen. Er muss sich wenden und bekehren, nicht weiter irren, sondern heimkehren.

III. Das Evangelium der Bekehrung.

  1. Ihr wird ein festes Versprechen gegeben. „So wird Er sich seiner erbarmen.“
  2. Die göttliche Kraft wird angewandt, sie zu bewirken. „Bekehre mich, so werde ich bekehrt.“ Klagl. Jer. 5,21. Ein Mensch bekehrt sich, wenn die Gnade ihn bekehrt.
  3. Sie wird dem Glauben an Jesum verheißen. Apg. 5,31; 13,38.39.
  4. Die Vergebung, welche sie begleitet, ist das Resultat eines vollgültigen Sühnopfers, welches reichliche, gerechte, sichere Vergebung verschafft und sie dem Glauben des erwachten Gewissens leicht zugänglich macht.

O, dass der Sünder die Notwendigkeit einer gründlichen Veränderung der inneren Gedanken und des äußeren Weges erwägen möchte! Sie muss eine gründliche und radikale sein, oder sie ist nutzlos. Wenn ihr auf dem bösen Wege bleibt, so ist totaler und schrecklicher Untergang euer Los. Möchte diese Stunde der Wendepunkt eures Lebens sein! Gott sagt: „er bekehre sich.“ Was hindert dich daran?

Eine Geschichte.

William Burns predigte eines Abends unter freiem Himmel vor einer großen Volksmenge. Er hatte eben geendet, als ein Mann schüchtern auf ihn zutrat und zu ihm sagte: „O Herr, möchten Sie wohl mit mir zu meiner Frau kommen, die im Sterben liegt?“ Burns sagte zu, aber unmittelbar darauf sagte der Mann: „Aber ich fürchte, dass Sie nicht mit mir gehen werden, wenn Sie wissen, wo es ist.“ „Ich will mitgehen, wohin es auch gehen mag,“ antwortete Burns. Der Mann erzählte ihm dann zitternd, dass er der Wirt einer der niedrigsten Kneipen der verrufensten Gegend in der Stadt sei. „Es tut nichts,“ sagte der Missionar; „lassen Sie uns gehen.“ Während sie gingen, blickte der Mann zu dem Diener Gottes auf und sagte: „Herr, ich will sie mit dem nächsten Termin aufgeben.“ Burns erwiderte: „Bei Gott gibt es keinen Termin.“ Wie sehr es auch der arme, zitternde Zöllner versuchte, Burns dahin zu bewegen, mit ihm über den Zustand seiner Seele und den Weg des Heils zu sprechen es gelang ihm nicht, ihm ein anderes Wort zu entlocken, als: Bei Gott gibt es keinen Termin.“ Endlich erreichten sie das Wirtshaus. Sie gingen durch die Gaststube, um nach dem Sterbezimmer zu gelangen. Nach einem kurzen Gespräch mit der sterbenden Frau betete Burns mit ihr. Während des Gebets hatte der Zöllner das Zimmer verlassen, und bald darauf wurde draußen ein lautes Geräusch bemerkbar, als wenn harte Hammerschläge dicht aufeinander folgten. War das nicht ein ungebührlicher Skandal und Lärm bei einer so feierlichen Handlung? War der Mann von Sinnen gekommen? Nein, denn als Burns auf die Straße hinaustrat, sah er dort die Trümmer des Schildes des Gastwirts auf der Erde liegen. Er hatte sein Geschäft ein für allemal aufgegeben, er bekehrte sich zum Herrn, der sich seiner erbarmte und zu unserem Gott, bei dem er viel Vergebung fand. Von seinem späteren Leben hörte man nichts, das der Wirklichkeit und Gründlichkeit seiner Bekehrung widersprochen hätte. William Brown.

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