Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 65. Der Erlöser, wie Er sich selbst beschreibt.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 65. Der Erlöser, wie Er sich selbst beschreibt.

Warum kam ich, und war niemand da? Ich rief, und niemand antwortete. Ist meine Hand so kurz geworden, dass sie nicht erlösen kann? Oder ist bei mir keine Kraft?“ Jes. 50, 2-6.

Da war niemand, um die göttliche Herausforderung aufzunehmen, niemand, der die Verantwortung für schuldige Menschen tragen konnte. Auf Gottes Rufen nach jemand, der retten könne, gab es keine andere Antwort, als das Echo seiner Stimme. Sieh', wer es ist, der da kommt, die Menschen zu befreien! Jehovah legt sich selbst ins Mittel, aber Er erscheint in einer besonderen Weise. Der Herr selbst zeichnet das Porträt. Betrachte es mit ernster Aufmerksamkeit.

I. Siehe den Messias als Gott!

  1. Er kommt in der Fülle seiner Kraft. „Ist meine Hand so kurz geworden?“
  2. Seine Macht, zu retten, ist gleich der Macht, in welcher er vernichtet. Lass Ägypten als Beispiel dienen: „ich mache das Meer trocken.“
  3. Seine Kraft ist die, welche die Naturerscheinungen bewirkt: „Ich kleide den Himmel“ rc.
  4. Dies sollte uns mit tiefer Dankbarkeit erfüllen, dass Der, der das Meer schilt, selbst gescholten ward; Der den Himmel mit Dunkel kleidet, befand sich um unsertwillen selbst in Finsternis.
  5. Dies sollte Vertrauen erwecken; denn Er ist offenbar Herr des Meeres und des Himmels, des Dunkels und der Finsternis.

II. Siehe Ihn als den verordneten Lehrer!

  1. Unterwiesen und ausgerüstet. „Der Herr hat mir eine gelehrte Zunge“ rc. Er hat Erkenntnis und teilt sie mit.
  2. Herablassend zu den Elenden. „Den Müden.“
  3. Jede Lage beachtend. „Zu rechter Zeit zu reden.“ Dies ist eine seltene Gabe. Viele reden, reden vielleicht auch zur Zeit, haben es aber nicht gelernt, es in der rechten Weise zu tun.
  4. In beständiger Gemeinschaft mit Gott. „Er weckt mich alle Morgen.“

Sollten wir seinen Lehren nicht aufmerksam lauschen? „Ich will hören, was der Herr mir sagen wird.“

III. Sieh' Ihn als den Diener des Herrn!

  1. Durch Gnade zubereitet. „Er weckt mir das Ohr, dass ich höre.“ Er sprach nicht seine eigenen Worte, sondern die, welche Er vom Vater gehört hatte.
  2. In aller Form geweiht. „Er hat mir das Ohr geöffnet“; an den Türpfosten geheftet. Dies geschah öffentlich in seiner Taufe, als Er im äußeren Symbol alle Gerechtigkeit erfüllte.
  3. In allen Dingen gehorsam. „Ich bin nicht ungehorsam.“ In keinem Punkt weigerte sich Jesus, des Vaters Willen zu tun, selbst nicht in Gethsemane.
  4. Trotz aller Leiden ausharrend. „Und gehe nicht zurück.“ Er gab die schwere Arbeit nicht auf, sondern bot sein Angesicht dar als einen Kieselstein, um alles auszuführen.

Welch ein Vorbild für uns in unserem Dienst! Betrachte Ihn und ahme Ihm nach!

IV. Sich' Ihn als den unvergleichlichen Dulder!

Seine Unterwerfung: wie völlig Rücken, Wangen, Haare, Angesicht; wie willig „Ich hielt meinen Rücken dar.“ „Verbarg mein Angesicht nicht;“ wie demütig die Verbrechergeißel und der äußerste „Schimpf, Schmach und Speichel;“ wie geduldig nicht ein Wort des Unwillens rc. Die Gnade hatte wirksam unterwiesen und Er litt vollkommen.

Wichtige Wahrheiten treten sehr lebendig vor uns hin, wenn wir die vier obigen Gedanken miteinander verbinden. - Stelle den ersten und letzten zusammen: Gott und der Dulder. Welche Herablassung! Welche Fähigkeit, zu retten! Stelle die zwei mittleren zusammen: der Lehrer und der Diener, und siehe, wie Er dient durch Lehren, und lehrt durch Dienen. Stelle alle zusammen und lass die vereinten Charakterzüge in dir erwecken: Brünstige Liebe, gehorsame Ehrerbietung und innige Wonne.

Eines großen Predigers Wort.

Ich stelle mir vor, ich wäre zu der Zeit, da Christus erwartet wurde, in die Welt gestellt mit dem Auftrage, ihr zu verkünden, dass Gott seinen Sohn sende, den Er mit einer gelehrten Zunge begabt hat. Welche Erregung in allen philosophischen Schulen! Welche Ansammlungen von den Weisen der Welt! Welche Erwartungen von den Entdeckungen, mit denen die Wissenschaft bereichert werden sollte!

„Nun werden,“ sagten sie, lange verborgene Geheimnisse offenbart werden; nun werden wir in die Laboratorien der Natur eindringen und alle die Prozesse beobachten, von denen wir jetzt nur die Resultate sehen. Denn zu welchem Zweck kann die gelehrte Zunge einer göttlichen Person anders gegeben worden sein, als der Welt Geheimnisse zu erklären und uns zu sagen, was die Weisen nicht entdecken konnten und was die Gelehrten zu enthüllen sich vergebens abgemüht haben?“

Aber diese göttliche Person spricht selbst zu der versammelten Schar der Philosophen und Weisen. „Ja, der Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, und ich bin herniedergekommen, um mit dieser Zunge zu jedem Volk der Erde zu sprechen. Aber Er hat mir die Zunge nicht gegeben, dass ich erzähle, wie die Sterne und Planeten kreisen, oder die Streitfragen der Weisen festzustellen. Er hat mir die Zunge nicht gegeben, dass ich ein Wort zu euch spreche, ihr Streitsüchtigen dieser Welt, sondern dass ich ein Wort zur rechten Zeit zu den Müden zu reden wisse,“ O, wie senken sich die erwartungsvollen Angesichter der Philosophen und Weisen! „Ist das alles?“ rufen sie aus. Nur zu dem Zweck ist die gelehrte Zunge verliehen worden? Erfordert das eine gelehrte Zunge?“

Nein, ihr Männer der Wissenschaft, wendet euch nicht zornig weg. Mit all eurer Weisheit seid ihr nie imstande gewesen, gerade dies zu tun. Die Müden haben euch vergeblich aufgesucht. Sie haben kein Wort zur rechten Zeit, kein Wort des Trostes und der Aufrichtung bei euch gefunden, und warum solltet ihr denn unwillig sein darüber, dass der gelehrten Zunge diese Aufgabe zuerteilt wird?

Welche andere Zunge als die gelehrte könnte zu einer Welt, die von dieser allgemeinen Müdigkeit bedrückt ist, ein Wort „zur rechten Zeit“ reden? Diese Zunge muss eine solche sein, welche die Geheimnisse der Gottheit erschließen, die Unsterblichkeit der Seele beweisen, den Weg zur Vergebung der Sünde und den Weg der Versöhnung zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer zeigen kann, Dinge, in welche hineinzuschauen selbst Engel sich vergeblich bemüht haben.

Henry Melvill.

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