Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 64. Gemeinde-Zuwachs.
„Die Kinder deiner Unfruchtbarkeit werden weiter sagen vor deinen Ohren: Der Raum ist mir zu enge, rücke hin, dass ich bei dir“ rc. Jes. 49, 20. 21.
Die Gemeinde Gottes wird ein hoffnungsvoller Betrachtungsgegenstand, denn die Erinnerungen der Vergangenheit, die Segnungen der Gegenwart und die Verheißungen der Zukunft sind voll herrlichen Trostes. Die Gemeinde lebt durch den Glauben; sie macht Fortschritte durch den Glauben. Sie sollte ihre Verzagtheit als ihre Schwäche, als ihre Sünde und als ihr größtes Hindernis aufgeben. Um alle Besorgnisse zu verscheuchen, erinnert uns der Prophet daran
I. Dass es in der Gemeinde Abnahmen gibt.
Das ist oft Ursache bitterer Klage.
- Der Tod dringt ein in das Haus Gottes und rafft die hinweg, die seine Säulen und Zierden sind. Aber die Abgeschiedenen verstärken den Chor des Himmels.
- Die göttliche Vorsehung nimmt nützliche Glieder weg, indem sie versetzt werden oder so beschäftigt sind, dass sie wenig dienen können. Aber die nach anderen Orten Verziehenden bauen dort, und die durch ihren Beruf fern gehalten werden, tun auch den Willen des Herrn.
- Die Sünde bringt manche dahin, dass sie fallen, abweichen, oder doch untätig werden.
Solche Verminderung ist schmerzlich, und es kann dahin kommen, dass die Gemeinde sich „einsam gelassen“ glaubt. Doch der Herr vergisst seine Gemeinde nicht, denn Er ist ihr Mann.
II. Dass die Gemeinde Zunahmen erwarten sollte. „Die Kinder deiner“ rc.
Lasst uns nicht gar zu sehr die Verluste beklagen, sondern uns im Glauben des großen Gewinnes freuen, der gewiss kommen wird.
- Zuwachs ist notwendig, oder was soll sonst aus der Gemeinde werden?
- Der Zuwachs wird ernstlich erfleht, und Gott erhört Gebet.
- Er kann allein von Gott kommen; aber Gott will ihn geben und dadurch verherrlicht werden.
- Derselbe ist im Text und an vielen anderen Stellen verheißen.
- Um denselben muss ernstlich gearbeitet werden.
III. Dass der Zuwachs in der Gemeinde oft Verwunderung wachruft.
So eng sind unsere Herzen, so schwach ist unser Glaube, dass wir, wenn es zahlreiche Bekehrungen gibt, erstaunen.
- Hinsichtlich der Zeit: „Siehe, ich war einsam gelassen.“
- Hinsichtlich ihrer Anzahl: „Wer hat mir diese gezeugt?“
- Im Hinblick auf den früheren Charakter der Bekehrten: „Wo waren denn diese?“ Sie waren eigentlich gar nicht so sehr fern. Manche von ihnen waren dem Reiche schon ganz nahe Familie, Schule, Versammlung rc. Andere waren freilich fern, weil ohne Religion sie in offenbaren Sünden lebten. Noch andere waren Widersacher und Feinde durch Rationalismus, Aberglauben, Selbstgerechtigkeit rc.
- Im Hinblick auf ihren Eifer und Mut: „Und sagen vor deinen Ohren“ rc.
- Im Hinblick auf ihre Beständigkeit: „Bei dir wohnen möge.“ Sie kommen, um zu bleiben.
Wo waren sie gewesen? Sage lieber: „Wo sind wir gewesen,“ dass wir nicht schon längst zu ihnen gekommen sind?
IV. Dass in der Gemeinde Vorkehrungen auf den Zuwachs getroffen werden sollten.
Es werden Vorkehrungen auf Geburten getroffen. Ist die Gemeinde eine unnatürliche Mutter? Wird sie nicht neugeborne Seelen mit Freuden willkommen heißen? Wir müssen uns auf den Zuwachs vorbereiten durch
- Brünstiges, vereintes Bitten darum;
- Die Predigt des Evangeliums, welche das Mittel dazu ist.
- Christliche Bemühungen, die dahin führen.
- Ausdehnung unserer Grenzen: „Der Raum ist mir zu enge.“ Für größere Räumlichkeiten sorgen, mag eine echte Tat des Glaubens sein.
- Bereitwillige Aufnahme der von Gott Gebornen, welche sagen: „Rücke hin, dass ich bei dir wohnen möge.“
O, dass wir triumphierend glaubten, dass „aus dem Geringsten sollen tausend werden“!
O, dass wir Gnade genug hätten, solchem Glauben gemäß zu handeln! Glaube Großes; unternimm Großes; erwarte Großes!
Notizen.
Dr. Judson, der gottselige Missionar in Birma, wurde bei seinem Besuche in Boston gefragt: „Haben Sie glänzende Aussichten auf die schnelle Bekehrung der Heiden?“ „So glänzend,“ erwiderte er, „wie die Verheißungen Gottes.“
„Ich bin geneigt, zu glauben, dass kaum eine einzige Seele je wiedergeboren ist, ohne dass sich ein Herz oder mehrere Herzen ernstlich darum bemüht hätten. Wahrscheinlich wurde Saulus in Erhörung der Gebete der Jünger zu Damaskus bekehrt.“ Joh. Pulsford.
Als Isaak Barrow ein Knabe war, war er wenig versprechend. Er schien derartig unverbesserlich, dass sein Vater in seiner Aussichtslosigkeit zu sagen pflegte, dass, wenn es Gott gefallen sollte, ihm eins von seinen Kindern zu nehmen, so wünsche er, dass es sein Sohn Isaak sein möchte. Was aus den anderen hoffnungsvolleren Kindern des würdigen Leinenwarenhändlers geworden ist, können wir nicht sagen, aber dieser unwürdige Sohn blieb am Leben, um die Glückseligkeit und der Stolz seines alten Vaters und eines der begabtesten Glieder der Universität und eine der glänzendsten Zierden der Gemeinde, deren Prediger er wurde, zu werden.