Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 54. Der geehrte Knecht.
„Wer seinen Feigenbaum bewahrt, der isst Früchte davon; und wer seinen Herrn bewahrt, wird geehrt.“ Spr. 27,18.
Es ist die allgemeine Regel, dass Dienst Lohn bringt. Der Mensch pflegt den Feigenbaum, und derselbe trägt ihm Frucht: treuer Dienst bringt gewöhnlich seine Vergeltung. Die Herren, welche überhaupt ihrer Stellung würdig sind, werden die Knechte ehren, welche ihre Pflichten ihnen gegenüber erfüllen.
I. Christus ist unser Herr.
- Unser einziger Herr. Wir dienen anderen, um Ihm zu dienen; wir teilen unseren Dienst nicht. „Einer ist euer Meister, Christus.“
- Unser bester Herr. Es gibt im ganzen Universum seinesgleichen nicht.
- Unser erwählter Herr. Wir nehmen freudig sein Joch auf uns; Ihm dienen zu können, ist uns ein Königreich. „Ich habe meinen Herrn lieb.“ 2 Mose 21,5.
- Unser gnädiger Herr, der Geduld hat mit unseren Schwächen, der uns ermutigt, wenn wir matt werden, uns hilft, wenn wir müde werden, uns pflegt in unserer Krankheit, uns mit Geduld unterweist, uns einen großen Lohn verspricht rc.
- Unser Herr fürs ganze Leben. Unser Ohr ist an seine Türpfosten genagelt; wir sind sein für alle Ewigkeit.
II. Es ist unsere Aufgabe, Ihm zu dienen.
- Zum Ausdruck gebracht durch den Sinn des „seinen Feigenbaum bewahrt.“ Wir haben auf den Herrn zu achten, wie ein guter Bedienter seinen Herrn bewacht: bei Ihm zu bleiben, nie von seiner Seite zu weichen oder die Gemeinschaft mit Ihm aufzugeben; Ihn zu verteidigen, nicht zu dulden, dass jemand wider Ihn spreche und seine Ehre angreife, so lange wir noch eine Zunge haben; seine Interessen zu bewachen, indem wir seine Sache zu unserer eigenen Sache machen; seine Familie zu erfreuen, indem wir auch die geringsten Glieder derselben lieben und für das beste aller tätig sind; nach seinen Zielen zu streben, indem wir uns Ihm weihen, die großen Absichten des Herrn auszuführen, und alles abzulegen, das uns in diesem Streben hindern könnte.
- Ausgedrückt durch die Worte: seinen Herrn bewahrt.“ Das meint seines Wortes harren. Rede, Herr“ rc. (1 Samt. 3, 9; Ps. 55, 8); sein Lächeln suchen: „Lass leuchten Dein Antlitz“ rc. (Ps. 31, 17); von seiner Kraft abhängig sein: Stärke Deinen Knecht“ rc. (Ps. 86, 16); die Erfüllung seiner Verheißungen erwarten: „Gedenke Deinem Knechte an“ rc. (Ps. 119, 49); uns seinem Dienste weihen: „Leib, Seele und Geist.“ Als solche, die keine privaten Zwecke verfolgen (1 Chron. 12, 18); uns seinem Willen überlassen. Bereit sein, zu leiden oder zu arbeiten, je nachdem Er es bestimmt.
Das Gegenteil davon ist: Selbstsucht das Gelüst nach Ehre, Reichtum, Ruhe, Genuss; Selbstwille, der den eigenen Willen tut und sich doch anmaßt, dem Herrn zu dienen; Selbstlob, das dem Herrn raubt, was Ihm allein gehört.
III. Unser Dienst wird zu Ehren führen.
- Unter unseren Mitknechten hienieden.
- Selbst unter Feinden, die genötigt sind, die Aufrichtigkeit und Treue zu bewundern.
- Seitens unsres Herrn, der uns selbst hier schon das süße Bewusstsein seines Beifalls gibt.
- Am Gerichtstage vor dem gesamten Universum.
- Durch alle Ewigkeit unter Engeln und verherrlichten Geistern.
Lasst uns darüber trauern, dass wir Ihm nicht besser gedient haben. Lasst uns Buße tun, wenn wir Ihm überhaupt nicht gedient haben. Lasst uns Ihn bitten, dass Er uns heute noch in seinen Dienst stelle.
Was den Herrn betrifft.
Zwei alte Prediger trafen an einem Sonnabend, als sie zum Sonntag nach ihren Versammlungsorten reiften, auf einer Station in Wales zusammen. „Ich wünsche,“ sagte Harris aus Merthier zu Powell aus Cardiff, „dass der große Herr dir morgen sein Angesicht leuchten lasse.“ „Ich danke dir, erwiderte Powell; „aber wenn Er es nicht tun sollte, will ich auch hinter seinem Rücken gut von Ihm reden.“
Indem Rutherford davon sprach, dass der Herr ihn in seinem Dienst mit seiner lieblichen Gemeinschaft ermutige, sagte er in seiner ihm eigenen Weise: „Wenn der Herr mich mit einem Auftrage aussendet, gibt Er mir oft ein Trinkgeld für mich,“ womit er meinte, dass Gott ihm, wenn Er ihn beschäftige, auch stets einen Lohn auszahle, wie wir einem Knaben einen Nickel geben, wenn er für uns einen Auftrag ausrichtet.
Ein Hund, welcher jedermann nachgeht, gehört niemandem und niemand sorgt für ihn. Je mehr er seinem Herrn treu und ergeben ist, desto größer ist seines Herrn Anhänglichkeit an ihn. Im häuslichen Dienst sollten wir nicht danach trachten, einen Bedienten zu bekommen, der seine halbe Zeit dazu verwendet, einem anderen Herrn zu dienen.
Alte und treue Dienstboten kommen mit der Zeit dahin, alles Eigentum ihrer Herrschaften als das ihrige zu betrachten. Ein solcher Dienstbote sagte: „Da kommt ja unser Waagen angefahren und da sind auch unsere lieben Kinder, die von der Schule heimkehren!“ Unser Herr Jesus liebt es, wenn Er sieht, dass wir solche Gemeinschaft, solche Gemeinsamkeit der Interessen mit Ihm haben. Er macht, dass solcher Dienst seinen eigenen Lohn in sich trage und fügt außerdem den Himmel hinzu. Er wird seine alten Diener nicht verstoßen, sondern wird es ihnen gewähren, bei Ihm in seiner Herrlichkeit zu sein, wie sie bei Ihm waren im Stande seiner Erniedrigung.