Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 102. Die Bitterkeit des Kreuzes.
„Sie werden sich um Ihn betrüben.“ Sach. 12, 10.
Wenn die Juden Jesum als den Messias annehmen, werden sie Ihn ansehen als den Zerstochenen und Getöteten, und das erste Resultat wird schmerzensvolle Buße sein. Es ist bei uns ebenso. Von allen Gesichten ist das Gesicht des gekreuzigten Jesu das süßeste; aber der Anblick verursacht auch zugleich große Betrübnis.
I. Unser erster Blick auf Jesum bringt Betrübnis.
- Darüber, dass wir seine Köstlichkeit nicht früher erkannt haben. Welch ein Verlust!
- Darüber, dass wir solche Liebe so lange vernachlässigt haben. Sünde auf Sünde!
- In der Besorgnis, dass Er nach allem nicht unser Heiland sein dürfte. Das verursacht bitteres Weh und großen Schmerz in der Seele.
- In seinem grausamen Tode zeigt sich die Sünde in ihrer Größe und in ihren Wirkungen, und das lässt uns unsere Schuld und seine Leiden beklagen.
- Am Kreuze zeigt sich auch Gottes Zorn, seine Gerechtigkeit und Schrecklichkeit, und wir zittern.
- In diesen bitteren Trank mischt sich die Furcht, dass uns nie vergeben werden dürfte, und das Gefühl, dass wir uns selber nie vergeben können.
II. Unser ferneres Blicken auf Jesum bewirkt in uns während unsres ganzen Lebens ein gewisses Maß dieser selben Betrübnis.
- Je mehr wir seine große Liebe erkennen, desto tiefer wird der Schmerz über die Sünde.
- Der Gedanke, Ihn zu betrüben, erfüllt uns mit großer Besorgnis.
- Der Blick auf Jesum vertieft unseren Schmerz wegen unserer gegenwärtigen Unwürdigkeit.
- Er erzeugt größeren Schrecken darüber, dass Menschen Ihn verwerfen, während wir Tausende um uns her durch diesen Wahnsinn verloren gehen sehen.
- Er fördert ein überwältigendes Mitgefühl für Jesum in seinem Kampf gegen die Sünde, die zu zerstören Er gestorben ist.
III. Diese Betrübnis hat höchst gnadenvolle Wirkungen.
- Sie bewirkt großen Hass gegen die Sünde und sorgfältiges Meiden derselben.
- Sie macht uns Christum sehr köstlich.
- Sie nimmt weltlichen Freuden und Versuchungen ihren Reiz.
- Sie nimmt den Leiden, den Schmerzen und dem Tode die Bitterkeit.
- Sie beugt der sündlichen Bitterkeit des Zornes rc. bei Verfolgungen vor.
- Sie birgt in sich unaussprechliche Süßigkeiten. Wir kommen dahin, die Buße köstlich zu finden, und finden Wonne in demütigem Kummer über Jesu Leiden.
Nägel.
Wir müssen unsere Sünden an das Kreuz Christi nageln und sie fest einschlagen in das Holz, an welchem Er gelitten hat. Bei dem Blick auf Christum am Kreuz wird die Sünde anfangen, in einem Menschen zu sterben, denn das Kreuz Christi klagt die Sünde an, beschämt die Sünde und zerstört durch eine geheimnisvolle Kraft die Sünde in ihrem Kern. Wir müssen die Sünde behandeln, wie Christus behandelt wurde, als Er für uns zur Sünde gemacht ward; wir müssen sie aufrichten und durch das Bekenntnis derselben nackt vor Gott bringen; wir müssen ihre Hände und Füße durch die Buße festnageln und ihr Herz durch göttliche Traurigkeit durchstechen. Byfield.
Das Herz weich und zart zu machen und zu erhalten, muss die Betrachtung der schmerzlichen Leiden Christi notwendig von besonderem Nutzen und großer Wirkung sein, wie der Anblick der blutigen Kleider Cäsars das römische Volk mächtig bewegte und es antrieb, seinen Tod zu rächen. Trapp. Es ist ein köstlicher Ausspruch eines alten Heiligen: „Der Mensch gräme sich über seine Sünden und dann freue er sich über seinen Gram.“ Thomas Brooks.