Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 48
- Ein Psalmlied der Kinder Korah. - Groß ist der Herr und hochberühmt in der Stadt unsres Gottes, auf seinem heiligen Berge. - Schön ragt empor der Berg Zion, des sich das ganze Land tröstet} an der Seite gegen Mitternacht liegt die Stadt des großen Königs. - Gott ist in ihren Palästen bekannt, dass er der Schutz sei. - Denn siehe, Könige waren versammelt und sind miteinander vorübergezogen. - Sie haben sich verwundert, da sie solches sahen; sie haben sich entsetzt und sind davongestürzt. - Zittern ist sie daselbst angekommen, Angst wie eine Gebärerin. - Du zerbrichst Schiffe im Meer durch den Ostwind. - Wie wir gehört haben, so sehen wir es an der Stadt des Herrn Zebaoth, an der Stadt unseres Gottes; Gott erhält sie ewiglich. (Sela) - Gott, wir gedenken deiner Güte in deinem Tempel. - Gott, wie dein Name, so ist auch dein Ruhm bis an der Welt Enden; deine Rechte ist voll Gerechtigkeit. - Es freue sich der Berg Zion, und die Töchter Judas seien fröhlich um deiner Gerichte willen. - Machet euch um Zion und umfanget sie; zählet ihre Türme; - achtet mit Fleiß auf ihre Mauern, durchwandelt ihre Paläste, auf dass ihr davon verkündiget den Nachkommen, - dass dieser Gott sei unser Gott immer und ewiglich. Er führt uns wie die Jugend.
Überschrift
„Ein Lied und Psalm für die Söhne Korahs.„ Ein Lied der Freude und ein Psalm der Anbetung. Nicht jedes Lied ist ein Psalm, weil nicht alle Dichter wiedergeboren sind. Auch ist nicht jeder Psalm ein Lied, weil wir Gott ja nicht nur fröhlich loben, sondern ihm auch reumütig unsere Sünden bekennen. Diese reiche Mannigfaltigkeit der Gesänge bewahrte den Gottesdienst davor, eintönig zu werden. Hier war weiter Raum für alle Ausdrucksformen.
Inhalt
Der Verfasser dieses Psalms und die Zeit der Abfassung sind unbekannt. Es ist auch ungewiss, ob dieser Psalm ein bestimmtes Ereignis der jüdischen Geschichte beschreibt. Er berichtet vom Rückzug einiger verbündeter Könige, die nicht einen einzigen Schlag gegen Jerusalem führen konnten. Ihr Mut verließ sie, und sie zogen ab. Die Erwähnung der Schiffe von Tarsis (Vers 8, vgl. Elberfelder Übersetzung) lässt vermuten, dass sich der Psalm auf die Niederlage der Ammoniter, Moabiter und Edomiter während der Regierungszeit Josaphats bezieht (2. Chron. 20).
Einteilung: Die Verherrlichung Gottes und das Loblied auf die Stadt, die seinem Dienst geweiht ist (Verse 1—4). Die Verwirrung der Feinde Zions; eine Tat Gottes, für die er allein zu loben ist (Verse 5—9). Das Loblied auf Zion und die Vergewisserung, dass der Herr für immer der Gott seines Volkes ist (Verse 10—15).
Auslegung
V. 2 „Groß ist der Herr.“ Wie groß der Herr ist, kann niemand erfassen. Aber wir können alle erkennen, dass er groß ist: in der Befreiung seines Volkes, in seiner gewaltigen Macht und auch in den Herzen seiner Feinde, die er durch ihre eigene Furcht zerstreut. Statt des verrückten Geschreis der Epheser: „Groß ist die Diana der Epheser!„ (Apg. 19, 28) legen wir ein vernünftiges, klares Zeugnis ab, das seine Wahrheit selbst beweist: „Groß ist der Herr!“ Es gibt niemand in der Gemeinde, der groß ist; groß ist nur der Herr. Jesus ist der große Hirte (Hebr. 13, 20); er ist ein großer Gott und Heiland (Tit. 2,13) und unser großer Hohepriester (Heb. 4, 14). Der Vater hat ihm den höchsten Platz unter den Großen gegeben, und sein Name wird in der ganzen Welt groß sein. „Und hochberühmt.„ (Elberfelder Übersetzung: „Und sehr zu loben“) Unser Lob soll seiner Größe entsprechen. Wir können ihn nie genug loben. Keiner ist so groß wie der Herr, und kein Lob soll größer sein als das Lob zu seiner Ehre. „In der Stadt unsres Gottes.“ Dort ist er groß, dort soll er gelobt werden. Wenn die ganze Welt Gott die Anbetung verweigert, so soll doch das erwählte Volk niemals aufhören, Gott zu loben. Denn in der Mitte seines Volkes hat Gott seine Macht wunderbar offenbart. In der Gemeinde soll der Herr gepriesen werden, wenn auch alle Völker gegen ihn wüten. Jerusalem war die Stätte der besonderen Offenbarung Gottes, der Sitz der theokratischen Regierung und der Mittelpunkt des Gottesdienstes. Im gleichen Sinn ist heute die Gemeinde die Stätte der Offenbarung Gottes. „Auf seinem heiligen Berge“ Weil Zion auf einem Berg lag, konnte man Gottes heiligen Tempel, seine heiligen Priester und die heiligen Opfergaben immer sehen. Zion war der berühmteste Teil der Stadt und bedeutete im Grunde die Stadt selbst. Die Gemeinde Gottes ist ein solcher Berg, sehr hoch und weithin sichtbar. Sie ist mit Heiligkeit geschmückt, denn die Glieder der Gemeinde haben teil an der Heiligkeit Gottes. Nur durch geheiligte Menschen kann der Herr würdig genug verehrt werden, und sie sollten unablässig in diesem Dienst der Anbetung stehen.
V. 3 „Schön ragt empor der Berg Zion.„ So schön war Jerusalem, dass man diese Stadt die „Königin des Ostens“ nannte. Im geistlichen Sinn besitzt die Gemeinde diese Schönheit. Sie lebt nahe dem Herzen Gottes, steht auf dem festen Grund seiner Macht und wird von seiner Treue getragen. Die Gemeinde steht im Mittelpunkt seines fürsorglichen Handelns. Je höher die Gemeinde über der Welt steht, desto schöner ist sie. „Des sich das ganze Land tröstet.„ (Elberfelder Übersetzung: „Eine Freude der ganzen Erde“) Jerusalem war der Morgenstern der alten Welt. Alles Licht unter den Völkern rührte von den Offenbarungen Gottes in Israel her. Ein echter Israelit verehrte die heilige Stadt als den Augapfel der Völker, als die kostbarste Perle der Welt. Ohne Zweifel ist die Gemeinde Gottes die wahre Freude und Hoffnung der Welt, auch wenn sie von Menschen verachtet wird. „An der Seite gegen Mitternacht liegt die Stadt des großen Königs.“ Das kann sich auf die Lage Jerusalems im Norden des Reiches Juda beziehen. Der Ruhm Jerusalems bestand darin, dass es die Stadt Gottes war, die Stätte seiner königlichen Regierung. Es ist die große Freude der Gemeinde, dass Gott in ihrer Mitte ist. Der gewaltige Gott ist der große König seiner Gemeinde, und er regiert alle anderen Völker zum Besten seines Volkes. Die Menschen, unter denen der Herr wohnt, sind bevorzugte Menschen (Ps. 16, 6).
V. 4 „Gott ist in ihren Palästen bekannt, dass er der Schutz sei.„ (Elberfelder Übersetzung: „Gott ist bekannt in ihren Palästen als eine hohe Feste.“) Wir verehren keinen unbekannten Gott. Wir kennen ihn als unsere Zuflucht in der Not. Wir wenden uns in jeder Notlage an ihn. Wir kennen keine andere Zuflucht. Wenn wir auch zu Königen gemacht wurden und wenn unsere Häuser auch Paläste geworden sind, so haben wir doch kein Vertrauen zu uns selbst. Wir vertrauen einzig und allein unserem mächtigen Beschützer. Wir kennen seine Macht sehr gut und wissen, dass sie unüberwindlich ist. Durch seine Macht sind wir geschützt.
V. 5 „Denn siehe, Könige waren versammelt und sind mit„ einander vorübergezogen.“ Sie kamen — und gingen. Kaum waren sie versammelt, wurden sie wieder zerstreut. Sie kamen auf einem Wege und flohen auf zwanzig Wegen. Prahlend waren die versammelten Heeresmassen unter ihren Führern herangekommen, und als verzweifelte Flüchtlingshaufen mit erschrockenen Hauptleuten flüchteten sie wieder. Wie Schaum auf dem tobenden Meer stürmten sie heran, und wie Schaum vergingen sie. Das war so verblüffend, dass der Psalmist den Ausruf des Erstaunens davorsetzt: „Sieh!„ Wie plötzlich sind sie alle geflohen! So sollen alle Feinde der Gemeinde, wie sie auch heißen, vom Kampfplatz verschwinden. Für alle kommt der Tag, wo sie für immer untergehen.
V. 6 „Sie haben sich verwundert, da sie solches sahen.“ Sie kamen, sahen, aber siegten nicht. Das bekannte „veni, vidi, vici„ (Ich kam, sah, siegte) galt für sie nicht. Kaum hatten sie bemerkt, dass der Herr in der heiligen Stadt war, da wandten sie sich auch schon zur Flucht. Bevor der Herr überhaupt eingreifen konnte, packte sie schon die Angst, und sie bliesen zum Rückzug. „Sie haben sich entsetzt und sind davongestürzt.“ Die Eile, mit der sie herangezogen waren, war nichts gegen die jagende Hast, mit der sie davonliefen. Panik ergriff sie. Ihre Pferde waren ihnen nicht schnell genug; am liebsten hätten sie sich Flügel des Windes geborgt. Genauso wird es den Feinden der Gemeinde Gottes gehen. Wenn der Herr erscheint, um uns zu helfen, werden die Feinde zu nichts zusammenschrumpfen. Wenn sie ihre schmähliche Niederlage voraussehen könnten, würden sie von vornherein den Angriff gar nicht wagen.
V. 7 „Zittern ist sie daselbst angekommen.„ Verzweiflung packte sie mit eisernem Griff. Wo sie triumphieren wollten, müssen sie vor Schrecken zittern. Statt Jerusalem zu erobern, wurden sie selbst eine Beute des Entsetzens. „Angst wie eine Gebärerin.“ Sie gerieten so in Angst und Not wie eine Mutter, die in den Wehen liegt. Dieses eindrucksvolle Bild wird häufig von den Orientalen verwendet, um äußerste und schwerste Not darzustellen. Wenn der Herr seiner Gemeinde zu Hilfe kommt, werden seine stolzesten Feinde zu zitternden Feiglingen. Dieser Schrecken ist für sie aber nur der Anfang einer ewigen Verzweiflung!
V. 8 „Du zerbrichst Schiffe im Meer durch den Ostwind.„ (Elberfelder Übersetzung: „Durch den Ostwind zertrümmertest du die Schiffe von Tarsis.“) Du vernichtest die gewaltigsten Gegner so spielend leicht, wie der Sturm Schiffe zerschlägt. Dieser Vers kann auch bedeuten, dass die Stärke mancher Nationen in ihren Schiffen liegt, die leicht vernichtet werden können. Unsere Stärke aber gründet sich auf Gott und kann niemals zerbrochen werden. Es kann auch noch ein dritter Gedanke in diesem Wort liegen: Uns selbst bewahrst du, aber unsere Schiffe, unsere Erfindungen, unsere Errungenschaften und unseren irdischen Ehrgeiz zerstörst du, damit wir uns nur auf dich verlassen und alle Hilfe von dir allein erwarten. Irrlehren mit ihren Spekulationen geben vor, uns reiche Schätze von weit her bringen zu können. Sie versuchen ständig, die Gemeinde zu verführen, aber der Herr wird sie alle vernichten. Viel zu oft verlässt sich die Gemeinde auf menschliche Weisheit, aber die menschlichen Hilfsmittel erleiden allesamt schnell Schiffbruch. Die Gemeinde selbst aber ist geschützt und sicher unter der Fürsorge ihres Gottes und Königs.
V. 9 „Wie wir gehört haben, so sehen wir es an der Stadt des Herrn Zebaoth, an der Stadt unseres Gottes.„ Wir haben die Verheißungen gehört, und jetzt haben wir die Erfüllung gesehen. Die wunderbaren Berichte von Zion haben sich bestätigt, weil die gegenwärtigen Tatsachen genau damit übereinstimmen. Es ist hier zu beachten, dass der Herr zunächst als der „Herr der Heerscharen“ genannt wird, erst dann folgt der Ausdruck „unser Gott„, der sich auf das Bundesverhältnis Gottes zu Israel bezieht und darauf hinweist, dass Gott sich in Güte zu seinem Volk herabneigt. Diese beiden Namen trägt Gott, und dementsprechend handelt er an uns in Güte und Treue. Seine Verheißungen sind zuverlässig. „Gott erhält sie ewiglich“ Die wahre Gemeinde kann niemals untergehen. Was Könige gründen, hat nur kurze Zeit Bestand; was Gott gründet, besteht für immer. „Sela.“ An dieser Stelle ist wirklich eine Pause angebracht: Wir schauen voll Bewunderung auf die Vergangenheit zurück und blicken vertrauensvoll in die Zukunft.
V. 10 „Gott, wir gedenken.„ Geheiligte Menschen sind nachdenkliche Menschen. Sie lassen Gottes Wunder nicht einfach an ihren Augen vorüberziehen und in Vergessenheit geraten, sondern denken darüber nach, was sie mit Gott erlebt haben. „Wir gedenken deiner Güte.“ Über die Güte Gottes kann man immerfort nachsinnen, weil sie so reich und herrlich ist. Es ist gut, wenn wir uns in Zeiten der Trübsal an die Güte Gottes erinnern, die wir in der Vergangenheit erfahren haben. Aber wir sollen auch an die Güte Gottes denken, wenn es uns gut geht! „In deinem Tempel.„ Das ist der Beste Ort, um über Gottes Güte nachzudenken, weil er sich dort am herrlichsten offenbart. Die versammelte Gemeinde bildet einen lebendigen Tempel; und wenn wir zusammen sind, sollte sich unser Innerstes der Güte des Herrn zuwenden. Sie zeigt sich ja in den vielerlei Erfahrungen der einzelnen, die als lebendige Steine zum Tempel Gottes zusammengefügt sind. Wir wollen uns stets an die Barmherzigkeit Gottes erinnern, die wir erfahren haben, und ihn dafür herzlich loben! Gleich neben dem Schaubrottisch, der an die Fülle Gottes erinnert, soll der Räucheraltar stehen, der das Sinnbild unseres Dankes ist.
V. 11 „Gott, wie dein Name, so ist auch dein Ruhm bis an der Welt Enden.“ Dem großen Namen Gottes entspricht sein großer Ruhm. Die Offenbarungen des Herrn füllen die ganze Erde. Engel staunen und beten an. Geistbegabte Wesen anderer Welten, wo es sie auch gibt, künden vom Ruhm des gewaltigen Gottes weit über die Grenzen der Erde hinaus. Und wenn der Mensch schweigen würde, so würden doch Wälder und Seen, Berge und alle Lebewesen von seiner Herrlichkeit reden. Wie wir in einer Muschel das Rauschen des Meeres hören, so vernehmen wir in der herrlichen Schöpfung das Lob Gottes. „Deine Rechte ist voll Gerechtigkeit.„ Du regierst und handelst gerecht. Deine Hand ist niemals leer. Sie ist voller Tatkraft, gefüllt mit Überfluss und Gerechtigkeit. Weder der gerechtfertigte Mensch noch der Sünder wird jemals die Hand Gottes leer finden. Beide werden seine Gerechtigkeit in vollem Maß erfahren. Der eine erhält durch Jesus Christus die Vergebung seiner Schuld, der andere wird zur Verdammnis verurteilt.
V. 12 „Es freue sich der Berg Zion.“ Zion ist die wichtigste Stadt unter allen Städten Judas, das Hauptangriffsziel des Feindes. Deshalb soll Zion das Lied anstimmen. „Und die Töchter Judas seien fröhlich.„ Die kleinen Städte sollen in den Gesang mit einstimmen, denn sie haben teil an dem gemeinsamen Sieg. Die ganze Gemeinde und jedes einzelne Glied soll sich im Herrn freuen und seinen Namen rühmen. „Um deiner Gerichte willen.“ Die gerechten Taten des Herrn sind es wert, gelobt zu werden. „Wie man hier auf Erden auch darüber denken mag: Im Himmel ist der endgültige Untergang aller Gottlosen das Thema eines Lobgesanges (Offbg. 19, 1—3). Hier erscheint uns Gottes Gerechtigkeit sehr hart, dort aber wird man erkennen, dass sie mit seiner Liebe völlig übereinstimmt.
V. 13 „Machet euch um Zion.“ (Elberfelder Übersetzung: „Umgeht Zion.„) Wandert nicht nur einmal um die Stadtgrenze herum, sondern öfter, so wie Israel damals um Jericho zog. Betrachtet die Stadt genau und mit viel Muße. „Und umfanget sie.“ Umkreist sie immer und immer wieder und freut euch an ihr. Wir können nicht oft genug den Ursprung, die Vorrechte, die Geschichte, die Sicherheit und die Herrlichkeit der Gemeinde betrachten. Manche Dinge verdienen nur einen flüchtigen Gedanken; diese Sache aber ist es wert, dass man lange und ausgiebig darüber nachdenkt. „Zählet ihre Türme.„ Seht nach, ob irgendeiner von ihnen zusammengestürzt ist oder auch nur beschädigt wurde. Ist die Gemeinde Gottes noch das, was sie war — in Lehre, Kraft und Schönheit? Ihre Feinde zählten die Türme zuerst mit Neid, dann mit Schrecken. Wir wollen sie in heiliger Begeisterung zählen. Eine Illustration zu diesem Vers ist die Stadt Luzern. Sie ist umgeben von mittelalterlichen Mauern und einer stattlichen Reihe von Türmen. Als wir einmal die Stadt besichtigten und uns jeden dieser malerischen Türme genau ansahen, haben wir etwas von der Bewunderung verspürt, von der unser Wort spricht.
V. 14 „Achtet mit Fleiß auf ihre Mauern.“ Achtet genau darauf, wie stark die Befestigungen sind. Seht, wie sicher die Bürger dieser Stadt hinter den drei aufeinanderfolgenden Verteidigungswällen wohnen. Die Sicherheit des Volkes Gottes besteht nicht in irgendeiner Lehre, die man heimlich im Hintergrund verbergen müsste; man kann sie frei heraus verkündigen. Aber für Menschen, die von Gott nichts wissen wollen, sind diese herrlichen geistlichen Wahrheiten der Gemeinde nichts wert. Die Kinder des Verderbens machen selbst aus dem Herrn Jesus einen Stein des Anstoßes, und es ist kein Wunder, dass sie die Wahrheit von der Sicherheit der Kinder Gottes ins Gegenteil verdrehen. Wir wollen uns aber von der Betrachtung der Mauern und Türme Zions nicht abbringen lassen, nur weil einige Spötter sie verächtlich machen. „Durchwandelt ihre Paläste.„ Seht euch die schönen Wohnungen dieser Stadt sorgfältig an! Die königlichen Verheißungen, die den Gläubigen ein sicheres Wohnen gewährleisten, können aufs genaueste untersucht werden. Seht, wie stark die Befestigungen sind! Seht, wie schön die Anlagen dieser berühmten alten Stadt sind, in der ihr wohnen dürft. Seine Heimat sollte man doch am besten kennen, und die Gemeinde ist unsere Heimat. Die Gläubigen sollten sich noch viel mehr um den Zustand der Gemeinde kümmern. Viele von ihnen haben noch nie die Türme gezählt. Sie wissen nicht einmal, welche es sind und wo es sie gibt. Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, ihr Geld zu zählen und ihre Kassenbücher zu führen. Die Menschen kennen ihre irdischen Güter sehr genau, aber die himmlischen Güte und die Gnade Gottes werden sehr oft mit der größten Nachlässigkeit behandelt. „Auf dass ihr davon verkündiget den Nachkommen.“ Das ist ein äußerst wichtiger Grund, um sich mit den Dingen des Reiches Gottes intensiv zu befassen. Wir haben empfangen, und wir sollen weitergeben. Wir müssen Schüler sein, um Lehrer zu werden. Was wir in der Vergangenheit geschenkt bekommen haben, sollen wir den kommenden Geschlechtern übermitteln.
V. 15. „Dass dieser Gott sei unser Gott immer und ewiglich.„ Deshalb sollen wir die Taten Gottes nicht vergessen. Israel hat keinen Grund, Gott zu vergessen. Auch wird der Herr Israel nicht verlassen, so dass die Geschichte Israels zu einer rein menschlichen Geschichte herabsinken würde. Er wird der Gott seines Volkes in Ewigkeit bleiben. Es gibt keinen anderen Gott, und wir wünschen uns auch keinen anderen, selbst wenn es andere Götter gäbe. „Er führt uns wie die Jugend.“ (Elberfelder Übersetzung: „Er wird uns leiten bis an den Tod.„) Er wird uns durch das ganze Leben hindurchführen und uns auch im Tod nicht alleinlassen. Und nach dem Tod wird er uns zu dem Brunnen lebendigen Wassers führen. Wir erwarten von ihm die Auferstehung und das ewige Leben. Diese Hoffnung haben wir auf Grund dessen, was Gott in der Vergangenheit getan hat: Bisher sind alle unsere Feinde zerstreut worden, und unsere Befestigungswerke hielten jedem Angriff stand. Weil Gott in unserer Mitte ist, werden alle Angriffe des Feindes vergeblich sein. Furcht, weiche! In Dankbarkeit und Vertrauen wollen wir ein fröhliches Loblied singen.