Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 32

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 32

Eine Unterweisung Davids. - Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist! - Wohl dem Menschen, dem der Herr die Missetat nicht zurechnet, in des Geist kein Falsch ist! - Denn da ichs wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen. - Denn deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird (Sela.). - Darum bekannte ich dir meine Sünde und verhehlte meine Missetat nicht. Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Missetat meiner Sünde (Sela.). - Um deswillen werden alle Heiligen zu dir beten zur rechten Zeit; darum, wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an dieselben gelangen. - Du bist mein Schirm; du wirst mich vor Angst behüten, dass ich errettet gar fröhlich rühmen kann (Sela.). - „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.„ - Seid nicht wie Rosse und Maultiere, die nicht verständig sind, welchen man Zaum und Gebiss muss ins Maul legen, wenn sie nicht zu dir wollen. - Der Gottlose hat viel Plage; wer aber auf den Herrn hofft, den wird die Güte umfangen. - Freut euch des Herrn und seid fröhlich, ihr Gerechten, und rühmet, alle ihr Frommen.

Allgemeines

1. Überschrift

Ein Psalm Davids, eine Unterweisung. Einen Hinweis darauf, dass wirklich David diesen herrlichen Psalm geschrieben hat, finden wir auch bei Paulus in Röm. 4, 6-8. David wird nach der tiefen Buße über seine schweren Sünden einen gesegneten inneren Frieden erlebt haben; das hat ihn sicherlich veranlasst, seine geistliche Erfahrung in einem Lied zu besingen. Wir nehmen aus diesem Grund auch an, dass Psalm 32 zeitlich hinter Psalm 51 zu setzen ist. Das Wort „Unterweisung“ steht hier zum ersten Mal. Es bedeutet, dass dieser Psalm ein Lehrgedicht ist. Die Erfahrung des einen Gläubigen kann auch anderen wertvolle Hilfe vermitteln. Schwache Herzen können dadurch getröstet und ermutigt werden. Vielleicht war es gerade bei diesem Psalm nötig, eine solche zusätzliche Überschrift zu geben, damit zweifelnde Gläubige nicht denken, so etwas könne nur die besondere Erfahrung eines Einzelnen sein. Jeder Gläubige kann sich diesen Psalm mit der Hilfe des Geistes Gottes zu eigen machen!

2. Einteilung

Die Segnungen des Menschen, dem die Sünde vergeben ist (V. 1-2), Davids persönliches Bekenntnis (V. 3-5); die Anwendung für andere (V. 6-7); der Begnadigte hört Gottes Stimme (V. 8-9); die beiden großen Gruppen von Menschen (V. 10-11).

Auslegung

1. Die Segnungen des Menschen, dem die Sünde vergeben ist (Vers 1-2).

V. 1 „Wohl dem.„ Der Psalm beginnt wie die Bergpredigt mit einer Seligpreisung. Psalm 1 beschreibt die Früchte des Gesegnetseins, Psalm 32 untersucht die Ursachen. Psalm 1 zeigt uns den voll ausgewachsenen Baum, Psalm 32 schildert uns das Pflanzen und Begießen am Anfang. „Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind“ Das ist ein Mensch, der heute und für immer gesegnet ist. Mag er noch so arm, krank oder elend sein, er ist wirklich ein Gesegneter. Die vergebende Barmherzigkeit Gottes ist das Höchste, was es in der Welt gibt; sie ist der einzige und sichere Weg, zum echten Glück. Es gibt keine größere Freude, als durch Gottes Geist die Worte zu hören: „Ich vergebe dir.„ Dieses höchste Glück wird nun nicht dem Menschen zugesprochen, der versucht hat, durch strenges Halten des Gesetzes gerecht zu werden. Dann könnten wir dieses Glück nie erlangen! Gott schenkt es vielmehr gerade dem Sünder, der seine Gesetze übertreten hat, aber durch die Gnade freigesprochen worden ist. Selbstgerechte Pharisäer haben kein Teil an diesem Glück. Der Willkommensgruß gilt dem verlorenen Sohn, der nach Hause kommt. Für ihn kann jetzt Tanz und Musik beginnen! Gott schenkt diese Vergebung augenblicklich, sie ist vollständig und unwiderruflich. Aus der Hölle, in der der Sünder gelebt hat, wird der Himmel. Die Vergebung verwandelt den Zorn Gottes in Segen! Im Urtext bedeutet „vergeben“ soviel wie „aufheben„ oder „wegnehmen“, wie eine Last aufgehoben oder eine Barriere beseitigt wird. Wieviel wird hier fortgenommen! Es kostete den Heiland blutigen Schweiß, unsere Lasten zu tragen; und es kostete ihn sein Leben, sie völlig hinwegzunehmen! „Dem die Sünde bedeckt ist„ Sie ist von Gott selbst bedeckt. So wurde die Bundeslade von dem Gnadenthron bedeckt, Noah von der Flut und die Ägypter vom Roten Meer. Aber was muss das für eine Bedeckung sein, die den ganzen Schmutz des Fleisches und Geistes vor den durchdringenden Augen Gottes verbirgt? Die Versöhnung durch Christus ist diese Bedeckung. Christus hat der Sünde ein Ende gemacht. Wenn wir darauf vertrauen, wissen wir, dass wir von Gott angenommen sind, und freuen uns bewusst über diese wunderbare Segnung. Das ist ein Vorgeschmack des Himmels. Es wird aus dem Text nämlich auch deutlich, dass man der Vergebung gewiss sein kann. Es ist doch unmöglich, von diesem Glück und dieser Freude zu sprechen, wenn man nicht tatsächlich um die Vergebung weiß! Dieses Wissen um die Vergebung ist ja der Grund für den Trost und das Glück.

V. 2 „Wohl dem Menschen, dem der Herr die Missetat nicht zurechnet.“ Der Ausdruck „Wohl dem„ steht zweimal da. Es ist vielfaches Glück, ein ganzes Bündel an Freuden! Zu beachten sind auch die drei Wörter, die für unseren Ungehorsam gebraucht werden: „Übertretungen, Sünde, Missetat.“ Das erinnert an das dreiköpfige Ungeheuer vor den Toren der Hölle. Wer aber an Christus glaubt, braucht sich vor dem Wüten dieses Ungeheuers nicht mehr zu fürchten. Die „Nicht-Zurechnung„ der Sünde ist der ganze Inhalt der Vergebung. Der Gläubige sündigt, aber seine Sünde wird nicht angerechnet, sie wird nicht auf sein Konto gesetzt. So ist man wirklich glücklich dran, wenn man einen Bürgen hat, der alle Schulden bezahlt! „In des Geist kein Falsch ist“. Wer die Vergebung erfahren hat, kann jetzt nicht anders als völlig aufrichtig gegen Gott und sich selbst sein. Die Vergebung ist keine Spielerei; der Friede des Herzens ist kein falscher Trick mit dem Gewissen. Durch Selbsttäuschung und Heuchelei werden wir diesen Segen nicht erhalten. Zwar kann man auf diese Weise das Herz mit süßen Träumen beschwindeln und betäuben; aber dann führt der Weg in die Hölle, nicht zum echten inneren Frieden. Frei von Schuld, frei von Betrug! Wer die Vergebung seiner Sünden erfahren hat, lässt sich auch heiligen. Wer noch ständig vorsätzlich weiterlügt, hat die Vergebung nicht. Tücke, Doppelzüngigkeit, Schikane, Verstellung das alles sind Merkmale des Teufels. Wer von seinen Sünden gewaschen ist, der ist ehrlich, aufrichtig, eindeutig und kindlich. Betrüger mit ihren faulen Tricks und hinterlistigen Schlichen sind nicht glücklich. Sie müssen ja in der ständigen Angst leben, entdeckt zu werden. Sie können innerlich gar nicht ruhig sein.

2. Davids persönliches Bekenntnis (Vers 3-5).

David gibt hier seine eigene Erfahrung wieder. Er möchte gern anderen damit helfen.

V. 3 „Denn da ichs wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine.„ Vielleicht war ich zu oberflächlich, wirklich alles zu bekennen. Oder es war die Verzweiflung, die mich gänzlich niederdrückte. Wahrscheinlich aber hatte ich Angst und wagte deshalb das Bekenntnis nicht. Aber da wurden die Knochen, diese Stützen meines Körpers, plötzlich schwach und begannen zu vermodern. Mein Schmerz war so groß, dass er mir meine ganze Energie und Gesundheit raubte. Wie tödlich kann die Sünde sein! Sie ist wie eine furchtbare Krankheit. Sie brennt wie Feuer in den Gliedern. „Durch mein täglich Heulen.“ David unterdrückte wohl das Bekenntnis, aber er schwieg nicht über seinen Kummer. Die Abscheu vor seiner großen Sünde ließ ihn ohne Unterlass klagen. Schließlich entstellte sich seine Stimme so sehr, dass sie kaum noch menschlicher Sprache glich; er stöhnte und heulte nur noch wie ein verwundetes Tier. Niemand kennt diese Qual des Gewissens besser als der, der sie selber durchgemacht hat.

V. 4 „Denn deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir.„ Schon der Finger Gottes kann uns zerstören wie schwer und furchtbar muss seine Hand sein, wenn sie außerdem noch fortgesetzt niederdrückt! Unter den Angriffen des Gewissens haben die Menschen Tag und Nacht keine Ruhe; Schreckliche Gedanken verfolgen sie bis in die Träume. Mancher liegt wach im kalten Angstschweiß der Furcht. Gottes Hand ist sehr hilfreich, wenn sie aufrichtet und emporhebt; aber sie ist schrecklich, wenn sie niederdrückt! „Da vertrocknete mein Saft, wie es im Sommer dürre wird.“ Davids Seele war ausgedörrt. Es schien, als würde sein Körper aller Lebenskräfte und - safte beraubt. Sünden, die nicht bekannt werden, wirken wie starkes Gift. Sie verzehren die Manneskraft. Der Mensch gleicht einer Pflanze, die unter der sengenden Tropensonne verdorrt.

V. 5 „Da bekannte ich dir meine Sünde.„ Lange hatte David gezögert. Jetzt endlich denkt er an das, was er eigentlich längst hätte tun sollen. Er offenbart sein gebrochenes Herz vor dem Herrn. Und nun muss das Messer in das Geschwür einschneiden, bevor die Erleichterung eintritt. Wenn uns Vergebung geschenkt werden soll, müssen wir unsre ganze Sünde bekennen! „Und verhehlte meine Missetat nicht.“ Es ist sinnlos, die Missetat zu verbergen, denn Gott kennt sie ohnehin. Und ein volles Geständnis erweicht und demütigt das Herz. Wir müssen die Geheimnisse des Herzens enthüllen, soweit es uns nur irgend möglich ist; wir müssen den verborgenen Schatz Achans (Josua 7) ausgraben und unsere Sünde genau bei Namen nennen. „Ich sprach.„ Das ist ein klarer Entschluss. „Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen.“ Nicht meinen Mitmenschen, auch nicht dem Hohenpriester, sondern dem Herrn der Heerscharen. Schon damals, zur Zeit der Sinnbilder, wandten sich die Gläubigen allein an Gott, wenn es um die Befreiung von der unerträglichen Last der Sünde ging. Wir sollten uns auch heute direkt an Gott wenden. Wenn der Mensch bereit ist, sich vor Gott zu beugen und sich zu bekennen, dann ist die Vergebung für ihn bereit. Wir lesen:„Da vergabst du mir die Missetat meiner Sünde.„ Nicht nur die Tatsünde selbst wurde vergeben, sondern auch die darin liegende Schuld. Der heimliche Virus der Sünde wird vernichtet. Im Augenblick des Bekenntnisses wird dem Sünder vergeben! Und Gottes Vergebung geht tief, bis ins Innerste: Das Messer schneidet an den Wurzeln der Sünde.

3. Die Anwendung für andere (Vers 6-7).

V. 6 „Um deswillen werden alle Heiligen zu dir beten zur rechten Zeit.“ David glaubte, dass noch vielen anderen durch dieses Zeugnis von der Gnade Gottes geholfen werden könnte. Besondere Gebetserhörungen ermutigen viele andere zum Beten. Wo einer ein Goldkorn findet, möchten andere auch graben. Diese Tatsache sollte uns mit unseren bitteren Erfahrungen aussöhnen. Oft können wir anderen dadurch helfen. Ohne Zweifel hat diese Erfahrung Davids viele Tausende ermutigt, den Herrn zu suchen, gerade solche, die vielleicht sonst in Verzweiflung untergegangen wären. Es gibt allerdings eine festgesetzte Zeit für das Gebet. Wer diese Zeit vorübergehen lässt, wird nicht mehr erhört. Zwischen dem Augenblick des Sündigens und dem Tag des Gerichts regiert die Gnade. In dieser Zeit kann man Gott finden. Wenn aber einmal der Urteilsspruch verkündet worden ist, hat weiteres Beten keinen Sinn mehr. Lieber Leser, verpasse nicht diese günstige Zeit. Lass den Tag des Heils nicht ungenutzt verstreichen. Man sollte beten, wenn die Erhörung zugesagt ist. Schiebe es nicht auf die lange Bank. Sonst steht der Herr auf und schließt die Tür zu und dann ist alles Anklopfen umsonst. „Darum, wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an dieselben gelangen.„ Die Wasserfluten werden kommen. Der Beter wird aber in Sicherheit sein! Gott wird ihn vor jedem Übel bewahren. David kannte die gewaltigen Regengüsse, die kleine Flüsse in reißende Ströme verwandeln. Oft entstand schwerer Schaden durch große Überschwemmungen. Diese Naturereignisse sind Sinnbilder für die plötzlichen und furchtbaren Katastrophen, vor denen der Gläubige durch Gottes Gnade bewahrt bleibt. Wer von der Sünde errettet ist, hat nichts mehr zu fürchten.

V. 7 „Du bist mein Schirm“ (d. h. der Ort meiner Geborgenheit). Dieser Vers enthält kurze, knappe Sätze. Es gibt keine größere Freude als die, den Herrn persönlich in Anspruch nehmen zu können! Wie herrlich ist es, wenn man „mein Gott„ sagen kann. Derselbe Mann, den in Vers 4 die Gegenwart Gottes niederdrückte, findet hier seine Zuflucht bei ihm! Das kann nur durch ein vollständiges Bekenntnis und durch die völlige Vergebung geschehen. Gott, der eigentlich unser Richter ist, wird unser Zufluchtsort. „Du wirst mich vor Angst behüten.“ Wenn der Herr mit mir ist, kann keine Trübsal mir etwas anhaben. Vielmehr wird Not mir Segen bringen, so wie eine Feile den Rost abschleift, aber das Metall nicht zerstört. Beachte die drei verschiedenen Zeitformen: Da war die traurige Vergangenheit; im letzten Satz ging es um die Gegenwart, und der folgende Satz weist in die frohe Zukunft: „Dass ich errettet gar fröhlich rühmen kann„ (Vgl. Elberfelder Übersetzung: Du umgibst mich mit Rettungsjubel). Ein herrlicher Satz! Dieser Mann ist umgeben von Gesang über den herrlichen Triumph der Gnade. Es gibt keine Lücke in diesem Ring, er ist völlig davon umschlossen. Von allen Seiten hört er Musik! Und alles geschieht dem Mann, der noch kurz vorher den ganzen Tag über gestöhnt und geheult hat! Welch ein totaler Umschwung! Welche Wunder kann die Gnade wirken!

4. Der Begnadigte hört Gottes Stimme (Vers 8-9).

V. 8 „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst.“ Hier spricht der Herr und gibt dem Psalmisten die Antwort auf sein Gebet. Unser Heiland ist unser Erzieher. Der Herr selbst unterrichtet seine Kinder; sein Wort und die Ermahnungen des Geistes bestimmen das Leben der Gläubigen. Wir sind nicht begnadigt, um weiterhin nach unseren eigenen Begierden zu leben. Gott will durch die Heiligung erziehen und zur Vollkommenheit führen. Diese Erziehung ist eine Segnung des Bundes: „Alle deine Kinder werden vom Herrn gelehrt sein.„ Praktischer Unterricht ist immer die Beste Lehrmethode. Glücklich sind alle, die dem Lamm folgen, wohin es geht. Sie haben nie zu Füßen eines Gamaliel gesessen und von Aristoteles gehört, sie wissen nichts von hohen Schulen und gewichtiger Gelehrsamkeit. Aber der Herr ist ihr Lehrmeister. „Ich will dich mit meinen Augen leiten.“ Wie Knechte auf den leisesten Wink ihres Herrn seine Wünsche erfüllen, so sollen auch wir unserem Herrn gehorchen. Ein Blick des Herrn muss genügen; wir brauchen keinen Blitz und Donner, um aus unverbesserlicher Trägheit aufgerüttelt zu werden!

V. 9 „Seid nicht wie Rosse und Maultiere, die nicht verständig sind„ Die Vernunft unterscheidet den Menschen vom Tier. Und wir sollten nicht so handeln, als hätten wir keine! Ein Mensch sollte immer bereit sein, einen Rat anzunehmen und Entscheidungen mit Verstand zu treffen. Und doch haben wir es nötig, vor Torheit des Herzens gewarnt zu werden! Wir, die wir Engeln ähnlich sein sollten, gleichen oft dummen Tieren. „Welchen man Zaum und Zügel ins Maul legen muss, wenn sie nicht zu dir wollen.“ Es ist sehr traurig, dass wir so oft schwer gezüchtigt werden müssen, bevor wir bereit sind, zu gehorchen. Wie eine Feder spielend leicht vom Wind bewegt wird, so sollten wir vom Heiligen Geist bewegt werden können! Aber wir sind wie bewegungslose Klötze und rühren uns nicht einmal, wenn der ganze Himmel sich vor uns auf tut! Mit Zaum und Zügel muss Gott uns gefügig machen, unser willkürliches und störrisches Wesen zügeln. Gott würde uns nicht wie Maultiere behandeln, wenn nicht soviel Eselsart an uns wäre!

5. Die beiden großen Gruppen von Menschen.

V. 10 „Der Gottlose hat viel Plage.„ Wie widerspenstige Pferde und Maultiere erleidet er viele Hiebe und Striemen. Ihre Freuden schwinden, ihre Sorgen mehren sich, und ihre Leiden wachsen. Wer Sünde sät, wird Elend ernten. Schon jetzt erleidet ein böser Mensch Gewissensbisse, Enttäuschungen und Schrecken; und in der Ewigkeit wird er unter Reue und Verzweiflung leiden müssen. „Wer aber auf den Herrn hofft, den wird die Güte umfangen.“ Glaube wird hier der Bosheit gegenübergestellt, weil er die Quelle aller Segnungen ist. Wer an Gott glaubt, lebt in einer Atmosphäre der Gnade. Er ist von Güte umgeben wie von einer Leibwache. Der Herr schenke es uns, jederzeit an diese Güte zu glauben, auch wenn wir scheinbar keine Spur von ihr entdecken können. Für den Gläubigen ist jeder Gedanke und jede Tat Gottes von Güte durchdrungen.

V. 11 „Freut euch.„ Froh zu sein ist nicht nur unser Vorrecht, sondern auch unsere Pflicht. Wir dienen einem wunderbaren Gott. Er macht die Freude zu einem Teil unseres Gehorsams! Wie sündhaft ist dann unser Murren! Es ist doch selbstverständlich, dass wir uns über die Vergebung unserer Sünden freuen. Ich habe von einem Mann gehört, der am Fuß des Galgens vor Freude über seine Begnadigung gestorben ist. Wir empfangen die freie Vergebung vom König der Könige und sollten uns noch weiterhin grämen? „Im Herrn.“ Hier liegt der Grund, warum unsere Freude nicht oberflächlich werden kann. Wir sollen uns nicht an der Sünde freuen oder an den Gütern dieses Lebens; Gott selbst ist der tiefe Grund unserer Freude! Dass es einen Gott gibt, dass dieser Gott unser Gott ist, dass er für immer uns gehört, dass er unser Vater und unser versöhnter Herr ist dass ist Grund genug für einen nie aufhörenden Lobgesang überschwänglicher Freude! „Seid fröhlich, ihr Gerechten.„ Verdoppelt eure Freude! Gott kleidet seine Sänger in das weiße Gewand der Heiligkeit; sie sollen darüber laut jubeln und singen! „Und rühmet, ihr Frommen alle.“ Unser Glück soll öffentlich zu hören sein! Wo allerdings die Liebe kalt wird, erstickt die Flamme der Freude. Mancher flüstert schüchtern sein Lob da, wo ein jubelnder Ausbruch der Freude weitaus natürlicher wäre. Unsere heutigen Gemeinden scheinen unnatürlich zu werden. Sie bemühen sich sehr um vollendete Formen. Wenn jemand in unsern Versammlungen in Sündenerkenntnis aufschreien oder wenn ein Gläubiger vor Freude plötzlich jubeln würde, so brächte man ihn sofort und nachdrücklich zum Schweigen. Vielleicht ist das besser als lärmender Fanatismus. Aber beides hat seine Gefahren. Wenn Gläubige in ihrer starken Freude die engen Grenzen unserer sogenannten Gottesdienstordnung durchbrechen, wollen wir sie nicht verächtlich und schief ansehen, wie das Michal (2. Sam. 6,16) damals getan hat. Menschen, die die Vergebung erfahren haben, werden hier als „aufrichtig„ und „gerecht“ bezeichnet. Man kann viele Fehler haben und doch ein begnadeter Mensch sein. Aber ein falsches, hinterlistiges Herz ist immer ein Zeichen für einen Verdammten. Wer krumme und schlechte Wege geht, ein gemeines und tückisches Herz hat, der wird wahrscheinlich nie gerettet werden. Wo die Gnade Gottes ins Herz gekommen ist, da wird der Mensch befreit von allem Bösen.

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