Spurgeon, Charles Haddon - Ein neuer Anfang.
Eröffnungsrede bei der Konferenz 1880.
Geliebte Mitdiener Christi! Unser Werk verlangt, dass unser Herz in einem bestmöglichsten geistlichen Zustande sei. Wenn wir am besten sind, so sind wir schwach genug, deshalb möchten wir nicht unter unseren höchsten Punkt herabsinken. Als Werkzeuge verdanken wir all unser Vermögen, Nutzen zu schaffen, der göttlichen Hand; aber da Instrumente immer in Ordnung gehalten werden sollten, möchten wir unsere Seele frei von Rost haben, und an unserem Geiste die Spitze fein und die Schneide scharf, um sofort dem Willen des HErrn zu entsprechen. Da ich fürchte, dass wir uns nicht immer auf gleicher Höhe halten, so soll das Thema der heutigen Ansprache sein: „Ein neuer Anfang“, oder in andern Worten: eine Erneuerung, eine Wiederbelebung, ein frischer Ausgang, eine Rückkehr zu unserer ersten Liebe, der bräutlichen Liebe, da unsere Seele zuerst sich mit dem Erlöser verband.
Der Gegenstand ist ein für uns Alle überaus nötiger, weil das Abwärtsgehen etwas so sehr Leichtes ist. Über diese Sache lassen Sie mich noch einige Minuten sprechen. Abwärtsgehen erfordert keine Sorge oder Anstrengung, es kann ohne es zu wünschen getan werden, es kann in einigem Maße gegen unsern Wunsch geschehen; wir können abnehmen und absterben, ohne uns auch nur dessen bewusst zu werden, und umso leichter, wenn wir uns einbilden, reich und gar satt zu sein. Nach einem Gesetz, das keine Hilfe von uns erheischt, streben wir einer niederen Ebene zu. Ziehen Sie die Gewichte nicht auf, und die Räder werden bald aufhören, sich zu bewegen, und die alte Uhr auf der Diele wird regungslos bleiben, nutzlos, stille, tot, und einem aufrecht stehenden Sarge gleichen. Einen Landbesitz in guter Ordnung zu halten, erfordert beständige Arbeit und Wachsamkeit, aber das Land so auszumergeln, dass eine Lerche darauf verhungern würde, ist eine sehr einfache Sache, die von jedem Faulen vollbracht werden kann; er braucht nur das Land sich selbst zu überlassen, oder Ernte auf Ernte davon zu nehmen, ohne es zu düngen oder brach liegen zu lassen, so wird er ein fruchtbares Land in ein dürres umwandeln und einen Garten in eine Wüste verkehren. Es ist gerade so mit uns. Sie brauchen nur ihre Seele nicht durch tägliches Gebet aufzuziehen, so wird sie bald ablaufen; vernachlässigen Sie nur die Pflege des Herzens, und Dornen und Disteln werden ungebeten wachsen. Vernachlässigen Sie das innere Leben, und Ihr ganzes Wesen wird sich verschlechtern.
Ich glaube nicht, Brüder, dass wir ununterbrochen den höchsten Grad der Energie in einem von uns sehen. Ich vermute, dass der, welcher wie ein Seraph brennt, Augenblicke hat, wo die Flamme etwas nachlässt. Wie die Sonne selbst nicht zu allen Zeiten gleich viel Kraft besitzt, so ist der, „welcher gleich dem scheinenden Licht immer mehr scheint bis zum vollkommenen Tag“ (Spr. Sal. 4, 18), nicht gleichmäßig glänzend, oder beständig in seinem Mittag. Die Natur hält das Meer nicht stets in der Flut; die Ebbe tritt dazwischen und der Ozean pausiert eine Weile, ehe er zu der Fülle seiner Stärke zurückkehrt. Die Pflanzenwelt hat ihren Winter und genießt eines langen Schlafes unter ihrem Schneebette. Es ist keine verschwendete Zeit, diese Ebbe und dieser Winter; Flut und Sommer verdanken der Ebbe und dem Frost viel. Ich vermute, dass auch wir, weil wir in Verwandtschaft mit der Natur stehen, unsere Veränderungen haben, und nicht stets auf derselben Höhe bleiben werden. Keines Menschen Leben ist eine fortwährende Steigerung. Wir wollen nicht verzagen, wenn tiefe Ebbe in unserem Geiste ist; die Flut des Lebens wird wie früher steigen und selbst einen höheren Punkt erreichen. Wenn wir blattlos und anscheinend leblos dastehen, wie ein Baum im Winter, so wollen wir nicht wähnen, dass die Art uns umhauen werde, denn unsere Kraft ist noch in uns, obgleich wir unser Laub verloren, und nicht lange, so wird die Zeit kommen, da die Vögel singen, da wir die freundliche Wärme des wiederkehrenden Frühlings fühlen und unser Leben wiederum mit Blüten bedeckt und mit Früchten beladen sein wird.
Es ist nicht wunderbar, dass zuweilen ein Sinken und Stillestehen in unserem geistlichen Werke ist, denn wir sehen ein Gleiches in den Geschäften der Menschen. Diejenigen, welche am eifrigsten in weltlichen Dingen sind und durchaus nicht eines Mangels an Ernst in ihren Bemühungen beschuldigt werden können, sind sich doch bewusst, dass nach einer Art Gesetz flaue Zeiten kommen werden, wo das Geschäft notwendigerweise stockt. Es ist nicht der Geschäftsleute Schuld, dass zuweilen der Handel einer besonderen neuen Anstrengung bedarf, und dass er nach dieser doch ebenso flau bleibt, wie je. Es scheint die Regel zu sein, dass Jahre großen Aufschwungs kommen und dann Jahre des Abnehmens; die magern Kühe fressen noch immer die fetten auf. Wenn die Menschen nicht so wären, wie sie sind, so könnte es vielleicht einen stetigen, gleichmäßigen Fortschritt geben, aber es ist augenscheinlich, dass wir diesen Punkt noch nicht erreicht haben. In Sachen der Religion zeigt uns die Geschichte, dass Kirchen ihre palmenreichen Lage haben, und dann wiederum ihre Zeiten der Dürre. Der Kirche im Großen und Ganzen ist es so ergangen; sie hat ihre Pfingsten, ihre Reformationen, ihre Erweckungen gehabt; und zwischen diesen hat es traurige Pausen gegeben, in denen weit mehr Ursache zur Klage als zur Freude war und das Miserere besser am Platze, als das Halleluja. Ich wünsche deshalb nicht, dass irgendein Bruder den Stab über sich bräche, weil er nicht eben jetzt alle Lebendigkeit seiner Jugend fühlt - er mag sie zurückkehren sehen, ehe unsere Versammlung geschlossen wird. Ich möchte den Landmann sich nach dem Frühling sehnen, und doch um der jetzigen Kälte willen nicht verzweifeln sehen; so möchte ich auch, dass ein Mann jedweden Grad der Abnahme betrauert und doch nicht verzagt. Wenn Jemand in Finsternis wandelt und kein Licht sieht, so traue er auf Gott und hoffe von Ihm hellere Tage.
Dennoch, wenn ich all dieses in Anschlag bringe und allen Rabatt und Diskonto gewähre, so fürchte ich doch, dass viele von uns sich nicht auf ihrer richtigen Höhe erhalten, sondern unter pari sinken. Vieles wirkt dazu, und es mag uns gut tun, an dieses zu denken. Ein gewisser Grad des geistlichen Herabsinkens kann rein physischer Art sein, und aus dem Verschwinden unserer jugendlichen Kraft entstehen. Einige von Ihnen erfreuen sich aller Kraft des ersten Mannesalters; sie sind flüchtigen Fußes wie die Rehe des Feldes und leichter Bewegung wie die Vögel im Fluge; aber bei Andern von uns mischt schon das Grau sich ins Haar, und das mittlere Alter hat uns ernüchtert. Unser Auge ist noch nicht trübe geworden und unsere körperliche Kraft hat noch nicht abgenommen; aber dennoch ist Feuer und Flamme unserer Jugend gewichen, und bei dem Stil unserer Rede und der Weise unseres Handelns vermissen die Menschen jenen Morgentau, der die Herrlichkeit der jungen Stunden des Lebens war. Ältere Männer sind geneigt, junge Leute zu verlachen um ihres zu großen Eifers willen; mögen diese nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, sondern vorsichtig davon abstehen, je die älteren Brüder eines Übermaßes der Wärme zu zeihen. Gewiss, die Bosheit selbst würde nicht wagen, ein solches Libell1) zu erfinden. Ich für mein Teil würde ein junger Mann geblieben sein, wenn ich könnte, denn ich fürchte, dass ich keineswegs besser durch das Aufbewahren geworden bin. O, dass ich wieder die Elastizität des Geistes, das Feuer, den Mut, die Hoffnungsfreudigkeit vergangener Tage besitzen könnte! Meine Tage des Fliegens sind verwandelt in die des Laufens und mein Laufen wird herabgestimmt zu einem noch gleichmäßigeren Schritt. Es ist einigermaßen tröstend, dass die Schrift anzudeuten scheint, dass dies Fortschritt ist, denn die Ordnung, welche sie für die Heiligen vorschreibt, ist so: „dass sie auffahren mit Flügeln wie die Adler“ fort gehen sie, aus dem Gesicht verschwunden! In Ihren ersten Predigten wie fuhren Sie auf! Ihre ersten evangelistischen Bemühungen was für Flüge waren es! Nachher ließen Sie den Schritt schlaffer und doch besser werden, er wurde gleichmäßiger, und vielleicht langsamer, wie geschrieben steht: „dass sie laufen und nicht matt werden; dass sie wandeln und nicht müde werden.“ Gott gebe, dass wir nicht müde werden, und wenn unsere Tage des Laufens vorüber sind, mögen wir dann mit Gott wandeln, wie Henoch es tat, bis der HErr uns heimnimmt.
Eine andere Ursache, die häufig zum Nachlassen der Kraft führt, ist das mögliche Aufhören des früheren Erfolges. Ich meine nicht, dass dies immer so ist; aber gewöhnlich, wenn ein Mann auf ein neues Feld geht, sind manche Teile dort, wo noch nicht geerntet ist, und er gewinnt eine reiche Ernte, die er später nicht mehr findet, weil weniger zu ernten da ist. Wenn Sie einen kleinen Teich haben, können Sie nicht fortwährend so viele Fische fangen, wie Sie es zuerst taten, weil nicht so viele mehr darin sind. In London sind wir gewissermaßen in einem Ozean, und können unsere Netze auswerfen, so oft wir wollen, aber in kleinen Städten oder Dörfern. mag ein Mann bald all sein direktes Bekehrungswerk getan haben, wenn der HErr ihm sehr großen Segen gibt, und wenn nach einer Weile nicht mehr Seelen errettet werden, so mag es sein, weil wenig Unbekehrte zu seiner Predigt kommen. Gott hat vielleicht diesem Bruder alle die gegeben, die ER an diesem Orte durch ihn zu segnen beschlossen, und es mag weise für ihn sein, in andern Wassern zu fischen. Ich habe von einem Leuchtturmwächter gelesen, der ein Seil um den Leuchtturm legt und an dieses Schnüre und Angelhaken befestigt. Diese sind alle unter Wasser bei hoher Flut, und zu günstigen Zeiten beißen die Fische an, und wenn die Flut sinkt, so ist um den Leuchtturm eine Girlande von Fischen; sie hängen da, und der glückliche Fischer hat nichts zu tun, als die Beute einzusammeln. So war es zuerst mit uns: wir steckten den Köder an unsere Haken und zogen reichlich Fische auf. Aber vielleicht schaut später der Turmwärter von seinem Turme aus, und kann nichts sehen, denn der Nebel ist dicht, die Sturmwolke hat sich um sein Licht zusammengezogen, und der Wind tobt wütend; er muss jede Tür und jedes Fenster verschlossen halten, sonst könnte er nicht Leben, und er findet es schwer, ein Leuchtturmwächter zu sein und wünscht sich ans Ufer. Auch wir sind zu Zeiten in ähnlicher Lage. Man fragt uns: „Hüter, ist die Nacht schier hin?“ Und die Antwort ist: „Kein Morgen kommt, sondern die Nacht wird dichter und die Finsternis schwärzer.“ Wir ziehen nicht jeden Tag das Netz voll großer Fische ans Land, sondern haben traurige Zwischenzeiten fruchtloser Arbeit, und dann ist es kein Wunder, wenn einem Manne der Mut sinkt.
Der natürliche Verbrauch der Kräfte in einem tätigen Leben trägt auch zum geistlichen Herabsinken bei. Einige unserer Gemeindeglieder meinen, dass wir wenig oder nichts anders zu tun haben, als zwei- oder dreimal wöchentlich auf der Kanzel zu stehen und eine Flut von Worten auszuströmen; aber sie sollten wissen, dass sie, wenn wir nicht viel Zeit in fleißigem Studium zubrächten, armselige Predigten bekommen würden. Ich habe von einem Bruder gehört, der auf den HErrn vertraut und nicht studiert, aber ich habe auch gehört, dass seine Hörer nicht auf ihn vertrauen; in der Tat, mir ist mitgeteilt, sie wünschten, dass er mit seinen inspirierten Vorträgen anderswo hinginge, denn sie sagen, als er studiert hätte, wären seine Predigten schon kümmerlich genug gewesen, aber nun er ihnen das gäbe, was ihm zuerst in den Sinn käme, wäre es ganz und gar unerträglich. Wenn Jemand predigen will, wie er predigen sollte, so wird sein Werk ihn mehr angreifen, als irgendeine andere Arbeit unter dem Himmel. Wenn Sie und ich unserem Werk und Berufe vorstehen, selbst unter wenigen Leuten, so wird dies sicherlich eine Erregung der Seele und eine Gemütsbewegung verursachen, die auch den Stärksten angreifen werden. Ich spreche als Einer, der aus Erfahrung weiß, was es ist, in des Meisters Dienste die Kräfte ganz erschöpft zu fühlen. Einerlei, wie willig unser Geist ist, das Fleisch ist schwach, und der, welcher eine milde Entschuldigung für seine schlafenden Knechte im Garten hatte, kennt, was für ein Gemächte wir sind, und gedenkt daran, dass wir Staub sind. Wir haben es nötig, dass der Meister je dann und wann zu uns spricht: „Lasst uns besonders in eine Wüste gehen und ruht ein wenig“; und Er spricht so, denn Er ist kein harter Zuchtmeister, und wer immer die Peitsche brauchen und das müde Ross im Geschirr sterben lassen mag, unser milder HErr tut dies nicht.
Außerdem gehen wir sehr leicht dadurch abwärts, dass unsere Pflicht ein Werk der Routine wird, um ihrer Einförmigkeit willen. Wenn wir nicht sehr sorgsam Acht haben, werden wir leicht zu uns sagen: „Montagabend wieder hier, ich muss eine Ansprache bei der Betstunde halten. Donnerstagabend, und ich habe zu predigen, obgleich ich noch kein Thema habe! Sonntagmorgen, Sonntagabend habe ich wieder zu predigen! Ja, wieder predigen! Dann sind alle diese Extra-Verpflichtungen noch da; es ist ewig predigen, predigen, predigen! Ich predige immerfort. Wie ermüdend ist es!“ Predigen sollte eine Freude sein, und doch kann es eine Aufgabe werden. Beständiges Predigen sollte beständiger Genuss sein, und doch, wenn das Gehirn müde ist, so entflieht das Vergnügen. Wie der kranke Knabe zur Zeit des Propheten, möchten wir ausrufen: „O mein Haupt! mein Haupt!“ Wir fragen, wie kann ich meine Frische aufrecht halten?
Es ist schwer, so viel hervorzubringen mit so kärglicher Muße zum Lesen; es ist fast so schlimm, als Ziegel ohne Stroh zu machen. Nichts kann uns in der Frische unserer Anfangszeit erhalten, als die tägliche Salbung des Geistes.
Ich wundere mich nicht, dass einige Brüder abwärts gehen aus Mangel an Verbindung mit Andern warmen Herzens und verwandten Geistes. Ich will Ihnen eine andere Leuchtturm-Illustration geben: Ein Mann, der die Hüter eines einsamen Lichtes besuchte, sagte zu einem von ihnen: „Ich vermute, ihr beiden seid im Grunde doch ganz glücklich in diesem Turme?“ „Wir könnten glücklich sein,“ erwiderte er, „wenn wir miteinander plauderten; aber mein Gefährte und ich haben seit einem Monat kein Wort miteinander gewechselt.“ Wenn Sie an einen ländlichen Ort verbannt sind, wo Sie keinen, der Ihnen überlegen oder auch nur gleich ist, haben, mit dem Sie sich unterhalten können, keinen gebildeten oder geistlichen Freund nahe zur Hand, so fühle ich Teilnahme für Sie. „Ein Messer wetzt das andere, und ein Mann den andern,“ und wenn man dieses Wetzen entbehrt, so ist's kein Wunder, wenn der Geist stumpfer wird. Wir können nicht allein leben, Brüder, und doch, eine furchtbare Einsamkeit in unsern höchsten Sorgen ist eins unserer schwersten Leiden. O, ein Zwillingsgeist, mit dem wir reden können! Das Schlimmste ist, wir haben wenige, die uns mit ihrer Unterhaltung erfrischen, aber viele, die uns mit ihrem Geschwätz ärgern, und wenn wir uns gern zu edleren Gegenständen erhöben, so finden wir uns heruntergezogen durch leeres Dorfgeklatsch. Wie kann es Wunder nehmen, wenn wir in solcher Umgebung Kraft verlieren und abwärts gehen!
Dennoch, liebe Brüder, nichts von diesem allen gewährt uns eine Entschuldigung, wenn wir sinken, und es kann möglicherweise wahr sein, dass unsere geistige Abnahme das Resultat unsers schwachen geistlichen Zustandes ist. Es mag sein, dass wir unsre erste Liebe verlassen haben, dass wir von der Einfachheit unsers Glaubens abgewichen sind, dass wir innerlich rückfällig geworden, und den Heiligen Geist betrübt haben, so dass unser Gott uns entgegen wandelt, weil wir ihm entgegen wandeln. Vielleicht wird der Regen vorenthalten, weil wir das Gebet vernachlässigt haben, und der himmlische Wind hat aufgehört zu wehen, weil wir zu gleichgültig gewesen sind, die Segel aufzuspannen. Ist kein Unglaube da gewesen, der den Segen hindert? Wir sprechen oft vom Unglauben, als wenn er ein bejammernswertes Leiden wäre, statt dass er ein verdammenswertes Verbrechen ist. Es muss dem Herzen des großen Vaters Schmerz verursachen, wenn wir Ihn der Lüge zeihen, der das Innerste Seines Herzens uns enthüllt hat, und fast möchte ich sagen, von Seinem Wege abgegangen ist, um uns in einer außerordentlichen und ungewöhnlichen Art zu segnen. Vielleicht fühlen wir weniger Liebe zu Jesu, als wir einst taten, weniger Eifer in Seinem Werk und weniger Angst um die Seelen Anderer; wenn das, so ist es kein Wunder, dass wir weniger die Gegenwart Gottes empfinden, und leicht niedergeschlagen sind. Wenn die Wurzel nicht kräftig ist, wie können die Zweige blühen?
Kann nicht Selbstverzärtelung sich mit dem Unglauben vermischt haben? Haben wir dem Fleische seinen Willen getan? Haben wir die Vertraulichkeit mit Jesu verloren, die wir einst genossen? Haben wir die Weihe, mit der wir zuerst begonnen, verlegt? Wenn das, so wird die ungesunde Stelle mit Schimmel überwachsen. Die Selbstsucht wird unsere Kraft schwächen und unsere Wirksamkeit zerstören. Ich will nicht annehmen, dass dies der Fall mit Einem von Ihnen ist, oder wenigstens, ich will es annehmen, und es eine Annahme bleiben lassen.
Es ist eine furchtbare Tatsache, dass zuweilen dieses Abwärtsgehen in einer Katastrophe endet. Nach einem geheimen Rückfall kommt eine Sünde, die öffentlich berichtet wird und die Menschen rufen: „Schande!“ Doch ist nicht diese eine Sünde des Mannes, sondern der allgemeine Zustand seines Herzens das Traurigste bei der Sache. Kein Mensch wird mit einem Male schlecht. Wahr ist's, der einzelne Blitz erschlug das Opfer, aber der Schlag wäre nicht gefallen, wenn nicht die Elemente sich vorher zu einem Gewitter gesammelt hätten. Der offene Skandal ist nur die Entwicklung dessen, was in dem Menschen war - das Übel liegt tiefer. Wenn wir von einem Mann hören, der seinen Ruf durch eine überraschend törichte Tat ruiniert hat, so können wir in der Regel annehmen, dass dieses Unheil nur ein schwefliger Auswurf aus einem Boden voll vulkanischen Feuers ist; oder um das Bild zu ändern, ein brüllender Löwe aus einer Höhle wilder Bestien. So gewiss Sie Tag und Nacht auf den Knien flehen möchten, dass keine Katastrophe in Ihrem sittlichen Wandel stattfinden möge, so hüten Sie sich vor der Sünde, die dahin führt, hüten Sie sich vor dem Rückwärtsgehen, welches darin gipfelt; denn wenn wir die Ursache nicht haben, so wird die Wirkung nicht folgen. Der HErr wird uns bewahren, wenn wir Ihn Tag für Tag anrufen, unsern Wandel zu reinigen.
Es gibt ein Übel unter der Sonne, was ebenso furchtbar. ist wie eine offene Katastrophe in der Tat, es wirkt auf die Länge noch größeren Schaden in der Kirche, - und dies ist, wenn das Predigtamt eines Mannes von einer geistlichen trockenen Fäulnis ganz zersetzt ist.
Ich habe einen alten Inder die Art beschreiben hören, wie Mobilien von weißen Ameisen verzehrt werden. Die Ameisen kommen ins Haus, und fressen alles auf, und dennoch ist dem Anschein nach nichts angerührt. Die Bücherschränke stehen gerade, wo sie standen, und die Kisten und alles andere bleibt genau, wie es war: wenigstens ist es so für das Auge; aber sobald sie angerührt werden, zerfallen sie, denn die Ameisen haben den Kern herausgefressen. Auf gleiche Weise bleiben Männer noch im Predigtamt, wenn doch die Seele desselben schon verschwunden ist. Sie haben den Namen, dass sie leben, und sind tot: was ist schlimmer, als dieses? Man möchte fast lieber eine Explosion haben und dann vorbei damit, als sehen, wie Männer fortfahren, die Form der Religion aufrecht zu halten, nachdem die lebendige Gottseligkeit verschwunden ist, rund um sich her Tod ausstreuen, und dennoch eine sogenannte geachtete Stellung behaupten. Gott schütze uns vor diesem letzten ebenso sehr wie vor jenem ersten. Wenn ich ein verfaulter Zweig bin, so lasst mich abgeschnitten werden; aber an dem Baum zu hangen, ganz grün von parasitischen Flechten und Moos, ist beklagenswert. Ein anständiges Predigtamt, dem das geistliche Leben fehlt, ist wenig besser, als eine anständige Verdammnis, von der Gott uns befreien möge.
Wenn Menschen in diesen Zustand hineingeraten, so brauchen sie gewöhnlich irgendein Auskunftsmittel, um dies zu verbergen. Das Gewissen mahnt, dass eins oder anderes unrichtig ist, und das betrügerische Herz müht sich, diese Tatsache zu verheimlichen oder zu beschönigen. Einige tun dies, indem sie sich mit Steckenpferden amüsieren, statt das Evangelium zu predigen. Sie können nicht des HErrn Werk tun, und so versuchen sie ihr eigenes. Sie haben nicht Ehrlichkeit genug, zu bekennen, dass sie die Kraft des Evangeliums verloren haben, und deshalb reiten sie ein Steckenpferd; und es ist eine sehr milde Form des Übels, wenn sie irgendeinen Nebenpunkt hervorheben, an dem kein anderer Fehler ist, als dass er sie von der Hauptsache abzieht. Viele dieser Spielzeuge gibt es; ich habe nicht Zeit für mehr als eins.
Ich habe gewisse Brüder gekannt, die sich ausschließlich dem Deuten der Weissagungen widmeten. Nun, ein Mann, der voll vom Leben Gottes ist, mag die Weissagung deuten so viel er will, aber es gibt Manche, die, nachdem sie ihre Liebe zum Evangelium verloren haben, versuchen, das bisschen Popularität, was sie früher hatten, durch Vermutungen über die Zukunft wieder zu gewinnen. Sie mögen ganz gewiss sein, dass, wenn sie den Menschen nichts nützen können durch die Krippe und das Kreuz, sie vollständig ihres Zieles verfehlen werden, wenn sie die Siegel und die Schalen in die Hand nehmen. Haben Sie es je beachtet, dass in Calvins Kommentaren keine Erklärung der Offenbarung Johannis ist? Warum nicht? Er sagte: „Ich habe das Buch nicht ausgelegt, weil ich es nicht verstehe.“ Wenn ich einen Mann sagen höre: „Ich habe viel in Matthäus gefunden, das nicht der Kirche angehört, ich bin über vieles in den Briefen an die Römer und Galater hinausgewachsen, und ich kann mich an den Psalmen nicht freuen, denn sie erheben sich nicht zu der Vollkommenheit meiner Erfahrung; ich verlange etwas, das höher und geistlicher ist, schwieriger und wunderbarer“; dann schließe ich, dass dieser Bruder sein letztes Knäuel abspinnt und seinen letzten Pfennig Verstand ausgibt.
Ich habe mich über die Art amüsiert, in welcher die spekulativen Köpfe sich getäuscht haben, wenn sie das alte Schiff des Evangeliums verlassen, um Propheten zu werden. Das Tier der Offenbarung, wurde behauptet, wäre Napoleon I., und darauf erschien das Geschöpf plötzlich wieder in seinem Neffen, Napoleon III. Nach einiger Zeit wurde die tödliche Wunde heil, und der kaiserliche Prinz trug die furchtbaren Ehrenzeichen des prophetischen Buches; aber jetzt ist der Prinz tot, und die Seher werden eine neue Theorie erfinden müssen. Man braucht nicht zu fürchten, dass sie dieses nicht binnen kurzem tun werden, und mittlerweile wird unsere „israelitische Abstammung“2) genügen, um die Zeit auszufüllen. In der Geschichte von Sindbad, dem Seefahrer, wird erzählt, dass sie während des Segelns ein Eiland sahen und beim Anblick desselben höchlich erfreut waren. Die Mannschaft verließ das Schiff und hielt ein Fest auf der Insel, und wollten sie eben im Namen des Königs in Besitz nehmen, als sie plötzlich zu beben und zu tauchen begann, und zuletzt ganz und gar unterging, denn es war der Rücken eines Walfisches, und gar keine Insel. Ich habe Brüder gekannt, die sich auf dem Rücken irgendeiner neuen Spekulation vergnügten, als plötzlich die Tatsachen der Geschichte sich gegen sie wandten und das ganze Ding unterging ungefähr wie ein Walfisch. Ich habe eins der harmloseren Steckenpferde genannt, aber Manche haben sich Phantasien ergeben, die größeren Schaden erzeugt haben. Die Spekulation ist ein Anzeichen der geistlichen Armut des Mannes, der sich ihr ergibt. Sein Mehl ist alles aufgebraucht, und deshalb versucht er es mit Stuck; er hat kein Gold und Silber mehr, und deshalb münzt er die schlechteren Metalle. Er kann nicht weissagen nach dem Maße des Glaubens und deshalb übt er seine unermessliche Einbildungskraft. Seine eigene Erfahrung gibt ihm keine Gegenstände für seine Predigt an die Hand, und deshalb unternimmt er Luftfahrten in Regionen, von denen er nichts weiß.
Viel schlimmer ist es, wenn ein Mann dem Herzen und Geiste nach so herabsinkt, dass ihm keine Grundsätze bleiben, und er gar nichts glaubt. Er ist ein Baptist, aber er würde in einer Kirche mit Kindertaufe fungieren. Er ist ein Calvinist, aber er ist nicht engherzig und will versprechen, Niemand zu beleidigen. Er hat gewisse Ansichten, aber eine Ansicht von einem „Pastorate“ ist die hauptsächlichste, und der Reiz bei diesen ist das Gehalt. Er prahlt mit Weitherzigkeit und Empfänglichkeit des Geistes usw. Er hat trockene Fäulnis in seiner Seele! Das ist die Wahrheit bei der Sache, und er versucht sie durch Unsinn zu verdecken! Solche Leute erinnern an die Ankündigung einer Schule in Frankreich; der Schlussparagraph war ungefähr so: „Man wird die Schüler in jeder Religion unterrichten, welche die Eltern wählen.“ Es ist abscheulich, wenn Prediger so ungefähr sagen, dass jede Religion gelehrt werden wird, welche die Gemeindevorsteher wählen. „Bitte, sagen Sie mir, ob die Gemeinde strengen Calvinismus oder Arminianismus vorzieht.“ Es ist mit Solchen, wie mit dem Mann, der die Schlacht von Waterloo zeigte, und auf die Frage, „Wer ist Wellington und wer ist Napoleon?“ antwortete: „Ganz, wie es Sie gefällt, meine Lieben, Sie haben Ihnen Geld bezahlt und Sie haben der Wahl.“ Solche weitherzigen Leute sind bereit, jeden Artikel zu liefern, der gefordert wird. Dies ist ein schrecklicher Zustand der Dinge, aber die Menschen bleiben gewöhnlich nicht hierbei stehen; in der niedrigsten Tiefe ist eine noch niedrigere Tiefe.
Wenn das Herz in Unordnung ist und das geistliche Leben abgenommen hat, so geraten die Menschen bald in wirkliche Irrlehren hinein, nicht sowohl, weil ihr Gehirn verkehrt ist, denn Manche haben dessen nicht viel, sondern weil ihr Herz in schlechtem Zustande ist. Wir würden niemals gewusst haben, dass einige Leute überhaupt Gehirn hätten, wenn es nicht zerrüttet geworden wäre. Solche vom Glauben Abfällige fallen gewöhnlich sehr allmählig. Sie beginnen damit, dass sie sehr wenig von der Gnade sagen. Sie teilen homöopathische Dosen des Evangeliums aus; es ist wunderbar, ein wie kleines Körnchen des Evangeliums eine Seele erretten kann, und es ist eine große Gnade, dass es so ist, sonst würden Wenige errettet werden. Diese abgerissenen Stückchen vom Evangelium erinnern uns an den berühmten Hund des Nils, von dem die Alten sagten, dass er so bange vor den Krokodilen sei, dass er in großer Eile aus dem Fluss tränke und augenblicklich wieder fortliefe. Diese hochgebildeten Herren sind so bange vor den kritischen Krokodilen, dass sie in dem Augenblick, wo sie das Lebendige Wasser berühren, wieder fort sind. Ihr Zweifel ist stärker als ihr Glaube. Das Schlimmste dabei ist, dass sie uns nicht nur sehr wenig Evangelium geben, sondern uns vieles bieten, was nicht das Evangelium ist. Hierin gleichen sie den Mosquitos, von denen ich oft gesagt habe, ich würde mich um das bisschen Blut, das sie mir nehmen, nicht kümmern, aber das Gift, was sie in mich hinein brächten, sei der Grund meiner Klage. Dass ein Mann mich um das Evangelium bringt, ist schlimm genug, aber dass er mir seine giftige Lehre einflößt, ist unerträglich.
Wenn Menschen alle Liebe zum Evangelium verlieren, so versuchen sie, den Verlust seiner Anziehungskraft durch glänzende eigene Erfindungen zu ersehen. Sie ahmen das Leben nach durch das künstliche Leuchten der Kultur, und mahnen mich an die Salzkristalle, welche die Salzwüsten bedecken. Es gibt im Herzen von Persien eine leblose Ebene, so unfruchtbar und verflucht, dass selbst Salzpflanzen dort nicht gedeihen, aber das Salz bildet, wie im bitteren Spotte, seine Kristalle in der Form von Stängel und Halmen, und bedeckt die Steppe mit einem Teppich einzigartiger Vegetation, glitzernd und glänzend, gleich einer verzauberten Prärie in dem blendenden Licht der orientalischen Sonne. Wehe den armen Gemeinden, welche dieses Surrogat für Leben sehen, diesen salzigen Blütenflor von feinen Irrtümern und bezaubernden Erfindungen. Ach, was immer ein Mann auch vorträgt, er wird gelehrte Persönlichkeiten finden, die ihn darin unterstützen! Fontenelle pflegte zu sagen, wenn er nur sechs Philosophen hätte, die zu seinen Gunsten schrieben, so könnte er die Leute glauben machen, dass die Sonne nicht die Quelle von Licht und Wärme sei; und ich glaube, es ist sehr viel Wahrheit in dieser Bemerkung. Man sagt uns, „Nun, er ist ein sehr gelehrter Mann, er ist ein Professor an der Universität Ehernstirn, und er hat ein Buch geschrieben, worin er die alten Dogmen umstößt.“ Wenn ein Gelehrter irgendeinen Unsinn schreibt, so wird er natürlich Abgang finden, und keine Meinung ist so wahnsinnig, dass sie nicht in gewissen Regionen geglaubt wird, wenn sogenannte wissenschaftliche Männer sie begünstigen. Ich habe selbst die Arbeiten der theologischen Neuerer beobachtet, und habe versucht, so viel ich konnte, aus ihren Büchern herauszubekommen, aber die merkwürdig armseligen Resultate ihrer nächtlichen Arbeiten sind mir aufgefallen. Ich bin in Mentone am Ufer gestanden und habe Fischer gesehen mit meilenlanger Schnur und einem ungeheuren Netz, das durch große Tonnen, die weit ins Meer hinaus zu sehen waren, schwimmend erhalten wurde. Ein Dutzend Männer zogen an einem Tau und ebenso viele an einem anderen, um dies große Netz ans Land zu bringen. Zieht zu! Hallo! Zieht an den Tauen und bringt die Fische ans Land. Ich glaube, bei einer Gelegenheit sah ich sie einen Fisch hervorbringen, nicht so lang wie mein kleiner Finger, aber das war ein recht glücklicher Zug!
Unsere deutschen Freunde haben fleißig ungeheure Netze gemacht, womit sie das Meer des Gedankens eingeschlossen haben, und wenn sie dieselben herauszogen, was für einen Lärm gab es, und was für eine Aufregung, und was für ein Zittern und Ohnmächtigwerden unter den alten Damen der Christenheit; aber wenn wir ihren mächtigen Fang sahen, so war es nicht der zehnte Teil einer Sardine. Der nächste Philosoph, der entlang kam, setzte seine Brille mit gebührender Gravität auf, nachdem er sie höchst feierlich abgewischt, stieß dann seine kritische Gabel in diesen kleinen Fisch, hob ihn empor, damit er von Allen bewundert würde, und hielt einen Vortrag über die Gattung, der er angehörte, bis ein anderer, ebenso weiser Philosoph erklärte, er sei verfault, und ihn in die Tiefe zurück warf. Diese Art Spiel geht immerwährend vor sich, und viele junge Prediger sind Toren genug gewesen, die apostolische Fischerei aufzugeben, um an dieser stupiden Verschwendung geistiger Anstrengung teilzunehmen. Was haben sie jemals getan, diese Zweifler, seit die Welt begann? Was werden sie tun? Was können sie tun? Alles, was sie jetzt tun können, ist, sich in unsere Kirchen hineinzuwinden und von den Kanzeln zu zischen, auf denen einst Orthodoxe standen. Sie können keine eigenen Andachtshäuser bauen, sie können keine Mausfalle bauen; in der Regel ist nicht Kraft genug in ihrer Lehre, um eine Gemeinde zu sammeln, oder eine beisammenzuhalten, wenn sie gesammelt ist. Alle Lebendigkeit, Kraft und Energie, die sie besitzen, wird angewandt, um, wie der Kuckuck, ihre Eier in die Nester zu legen, welche wir die Mühe gehabt haben, zu bilden, denn sie können sich selber keine bauen.
Gott verhüte, dass wir je versuchen, den gesunkenen Zustand unseres Herzens mit den Erfindungen unseres Eigendünkels zu bedecken. Ich hoffe, wenn unsere Predigt ihre Kraft zu verlieren beginnt, so werden wir auf unsere Knie getrieben werden, und zu unserem Gott beten, dass Er uns durch Seinen guten Geist wiederum lebendig machen möge.
Vielleicht habe ich zu ausführlich über diesen ersten Teil meines Gegenstands gesprochen; ich habe nun vor, bei der Notwendigkeit erneuernder Gnade zu verweilen. Wenn unserer Einige von den Höhen herunter gekommen sind, so ist es Zeit, dass wir zu denselben zurückkehren. Wenn wir von unserer ersten Liebe gefallen sind, so ist es sehr nötig, dass wir die Wärme unserer Jugend sogleich erneuern. Wenn wir auch nur in geringem Grade abwärts gegangen sind, so gebührt es uns, um Hilfe zu bitten, um das zurück zu gewinnen, was wir verloren haben. Dies ist notwendig, um unseres eigenen Glückes willen; denn ich frage jeden Bruder, dessen Herz kühler, dessen Glaube schwächer und dessen Verstand von Zweifeln geplagt wird, ob er nicht unglücklich ist. Entspringt nicht die reinste Freude und die dauerhafteste Zufriedenheit aus Ihrem Wandel mit Gott? Diejenigen, welche in Wahrheit Heilige sind, sind dazu verurteilt, sich ohne Christum unglücklich zu fühlen. Es ist ein Los, welches Ihnen vom Schicksal bestimmt ist, dass Sie, wenn Sie von Christo gehen, in die Hölle gehen müssen; denn es ist Hölle für Sie, von Christo zu gehen. Wenn Sie deshalb sich in irgendwelchem Maße von Christo verirrt haben, so fliehen Sie ja sogleich wieder heim. Als ich mich im letzten Jahre im südlichen Frankreich befand, machte ich eine Bergfahrt nach Castiglione, einer alten, halb verfallenen Stadt. Es war zuerst klar und hell, und als die Freunde, die mit mir waren, den Hügel hinanstiegen, um die Gegend zu überschauen, blieb ich ein wenig tiefer unten. Bald bemerkte ich, dass Wolken von der anderen Seite der Berge kamen, und in wenig Minuten war ich in einem Nebel, und kalt bis ins Mark hinein. Ich konnte gerade noch Mentone unter dem Fuße der Wolken sehen, und sagte zu meinem Diener: „Spanne die Pferde an, denn ich muss sogleich wieder hinunter in die Sonne.“ Bald war der Nebel rund um mich her, und ich eilte, hinab zu kommen, bis ich das Sonnenlicht wieder erreichte. Sie müssen ein Gleiches fühlen, meine Brüder; wenn Sie in einen Nebel hinein geraten sind und Kälte empfinden, so müssen Sie zurück zu Christus eilen. Sie mögen freudig in Christo ruhen, und jeden Segen und Trost um sich her finden; aber wenn Sie in hohe Ideen hinaufgeklommen sind und die kalten Regionen der Spekulationen betreten haben, so müssen Sie wieder hinunter eilen. Sie müssen von dem alten Evangelium sagen: Ich kann den gesegneten Platz meiner Ruhe sehen, und ich will sogleich wieder zu ihm zurück. Dies ist ein guter Beschluss für diejenigen unter uns, welche ihre Ruhe verloren haben, weil sie den guten, alten Weg verlassen.
Wir dürfen uns, des bin ich gewiss, nicht verstatten, in einem Zustande des Sinkens zu bleiben, denn wir hatten niemals zu viel Leben. Unsere Mängel bei unserem besten Zustande sind durchaus genügend, um uns zu warnen vor dem, was wir in einem schlechteren sein würden. Ich kann mir von einigen Männern vorstellen, dass sie einen Teil ihres Mutes verlieren und doch noch tapfer bleiben könnten; aber wenn der meinige verdunsten sollte, dann würde ich in der Tat ein Feigling sein. Es wäre Kraft in Calvin gewesen, selbst wenn die Hälfte der Festigkeit seines Geistes verschwunden wäre, denn er war ein Mann von mächtigem Glauben; aber wenn ich meinen Glauben in irgendwelchem Maße verlöre, so würde ich ein kläglich Ungläubiger sein, denn ich habe kein Körnlein Glaubens zu viel.
Liebe Brüder, haben wir je den rechten Seelenzustand erreicht, verglichen mit unserem ersten Ideal von dem, was wir zu sein hofften? Erinnern Sie sich, als Sie zuerst ins College oder ins Predigtamt eintraten? Gedenken Sie daran, welch' hohes Muster Sie sich da aufstellten? Sie taten wohl daran, sich ein hohes Ziel zu setzen; denn wenn Sie nach dem Mond zielen, so werden Sie höher schießen, als wenn Sie auf einen Busch feuern. Sie taten wohl, einen hohen Maßstab zu haben, aber Sie taten nicht wohl, zu kurz zu kommen: und doch, wer kommt nicht zu kurz? Wünschen Sie nicht, Ihr Gesicht zu bedecken, wenn Sie sich mit Ihrem HErrn vergleichen? Er errettete Andere, und konnte sich selber nicht erretten; aber wir schätzen uns und unseren Ruf mit großem Eifer, und handeln oft, als wenn wir Selbsterhaltung für das höchste Gesetz der Natur hielten. Unser HErr erduldete ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich, während wir gereizt werden, wenn man uns nur irgendwie entgegentritt. Er liebte Seine Schafe und ging ihnen nach, wenn sie sich verirrten; aber wir haben viel zu wenig Mitleiden, selbst mit denen, die sich auf unseren Ruf versammeln. Wir stehen tief, tief, tief unter der wahren Herrlichkeit unseres Heilandes, und erreichen nicht einmal unsere eigene armselige Vorstellung von ihm. Weder in Seinen Privatgebeten noch in Seinem öffentlichen Leben, noch in Seinem Amt, noch in Seiner Lehre kommen wir Ihm und Seinem Vorbild so nahe, als wir sollten, und doch sollte es uns erröten und weinen machen, dass wir so hinter Ihm zurückbleiben. Wir können es uns deshalb nicht verstatten, abwärts zu gehen. In der Tat, wenn wir uns mit unserem Meister nicht vergleichen, sondern nur mit unseren Brüdern im Amte (denn manche von ihnen haben edle Arbeit für Jesum getan), so werden wir zu demselben Schluss gelangen. Einige unserer Brüder haben unter furchtbaren, entmutigenden Schwierigkeiten ausgehalten und dem HErrn treu gedient; Andere haben Seelen für Christum gewonnen, denen das Gewinnen Einer Seele mehr Selbstverleugnung gekostet hat, als das Gewinnen Hunderter gewisser Anderen von uns. Ich könnte mit hoher Freude zu den Füßen solcher dem HErrn geweihten Brüder, wie die, an welche ich jetzt denke, sitzen, zu ihnen aufblicken und Gott in ihnen verherrlichen. Solche haben sich gefunden unter Männern von untergeordneten Fähigkeiten, geringen Kräften und wenig Gelehrsamkeit; aber wie haben sie gearbeitet, und wie haben sie gebetet, und wie hat Gott sie gesegnet! Es mag sein, dass wir, mit zehnmal so viel Fähigkeiten und Gelegenheiten, bei weitem nicht so viel getan haben, als sie. Trauern wir nicht hierüber? Können wir es uns gestatten, zu sinken?
Geliebte Brüder, wir können uns nicht gestatten, in irgendeinem Zustande zu bleiben, der niedriger ist, als der allerbeste; denn sonst wird unser Werk nicht gut getan werden. Es war eine Zeit, wo wir mit all' unserer Kraft predigten. Als wir zu predigen begannen, wie eifrig und lebendig taten wir es da! Beim Zurückblicken muss es unsere Selbstdemütigung vermehren, wenn wir bemerken, dass wir in unseren jüngeren Tagen ernster und eifriger waren, als wir es jetzt sind. Wir predigen viel besser, so sagen die Kritiker, und wir wissen, dass mehr Gedanken und mehr Sorgfalt in unseren Predigten sind, und dass der Ausdruck besser ist, als in unseren jungen Tagen: aber wo sind die Tränen unserer ersten Amtszeit? Wo ist das Herzbrechen unserer ersten Predigten in unserem ersten Wirkungskreise? Wo ist die Leidenschaft? Wo ist die Selbstvernichtung, die wir oft fühlten, wenn wir unser eigenstes Leben mit jeder Silbe, die wir sprachen, ausschütteten? Nun gehen wir zuweilen auf die Kanzel, entschlossen, dass wir tun wollen, wie wir damals taten, gerade wie Simson ausgehen wollte und sich schüttelte wie früher. Er hatte die Stricke und Bande früher zerrissen und wollte jetzt das Gleiche tun; aber der HErr war von ihm gewichen, und er war schwach wie ein anderer Mensch. Brüder, wie, wenn der HErr von uns weichen sollte! Wehe uns und unserem Werk! Nichts kann getan werden, wenn der Heilige Geist weggenommen wird; in der Tat, nichts wirklich Gutes wird versucht werden. Ich habe mich gewundert über die Art, wie gewisse Leute es vermeiden, das Evangelium zu predigen, während sie behaupten, es zu verkünden. Sie nehmen einen Text, von dem man denkt, er müsse ins Gewissen einschneiden, und sie machen es möglich, so zu sprechen, dass sie weder die Sorglosen aufwecken, noch die Selbstvertrauenden in Schrecken sehen. Sie spielen mit dem Schwert des Geistes, wie Schauspieler bei einer Vorstellung, anstatt das zweischneidige Schwert in die Herzen der Menschen zu stoßen, wie Soldaten beim wirklichen Kampf es tun. Als einst ein Mann einen Wurfspieß mehrere Male nach einem Stier warf, ohne ihn zu treffen, und das Volk ihn auspfiff, rief der Kaiser Gallienus ihn an seinen Sitz, setzte einen Kranz auf sein Haupt und sprach: „Du bist sehr geschickt, dass du im Stande bist, ein so großes Ziel so viele Male zu verfehlen.“ Welche Krone sollen wir flechten für jene Prediger, die nie das Herz treffen, nie Menschen von ihrer Sünde überführen, nie einen Pharisäer aus seiner Selbstgerechtigkeit hinaustreiben, nie den Schuldigen dahin bringen, dass er sich als einen verlorenen Sünder zu Jesu Füßen wirft? Sie mögen erwarten, eines Tages mit Schande gefrönt zu werden für ein solches Verbrechen. Mittlerweile windet den tödlichen Nachtschatten um ihre Stirn. Sei es unsere Sache, den sieben hundert Mann von Benjamin zu gleichen, die links waren und mit der Schleuder ein Haar treffen konnten, dass sie nicht fehlten. Wir können dies nicht erreichen, wenn nicht das Leben Gottes in uns ist, und reichlich in uns ist.
Ein Mann sollte sich in Acht nehmen, nur als Mensch, um seiner selbst und seiner Familie willen: aber wie viel mehr sollte ein Mann, der ein Prediger ist, sich in Acht nehmen, um derer willen, die seiner Obhut anvertraut sind. Man bemerkte, dass ein Kapitän in der Südsee beim Einfahren in einen Hafen über den gewöhnlichen Punkt hinausfuhr und einen längeren, aber sicheren Lauf nahm. Als Jemand zu ihm sagte, er sei zu sorgfältig, erwiderte er: „Ich habe so viele Seelen an Bord, ich kann mir nicht gestatten, irgendwelche Gefahr zu laufen.“
Wie viele Seelen sind am Bord Einiger von uns! Wie viele Seelen, ja ungeachtet dessen, dass die Lehre nicht modern ist, wie viele Seelen, nicht von Geschöpfen, die aussterben werden, wie Katzen und Hunde, sondern unschätzbare, unsterbliche Seelen, die unserer Obhut anvertraut sind! Da von unserem Amt, unter Gott, ewige Dinge abhängen Leben und Tod, Himmel und Hölle, was für Menschen sollten wir sein? Wie sorgfältig sollten wir es mit der Gesundheit unserer Seele nehmen! Wie ängstlich, immer in unserer besten Gemütsverfassung zu sein! Wenn ich ein Wundarzt wäre und einen Kranken zu operieren hätte, so würde ich nicht gern das Messer oder sein Fleisch berühren, wenn ich mich unwohl fühlte oder wenn meine Hand zitterte; ich möchte nicht gern anders, als in dem ruhigsten, kühlsten und kräftigsten Zustande sein in dem Augenblick, wo der Unterschied von eines Haares Breite ein Hauptorgan verlegen und ein kostbares Leben enden könnte! Gott helfe allen Seelenärzten, immer in der besten Verfassung zu sein!
Ich glaube, das Vorwärtsgehen der Sache des Reiches Gottes in der Welt hängt davon ab, dass wir uns im besten geistlichen Zustande befinden. „Wir sind um dieser Zeit willen zum Königreich gekommen.“ So sehr wie je Simon Menno erweckt ward, die Taufe der Gläubigen in Holland zu predigen, und die Lampe dort für Gott brennend zu halten, und so gewiss in unserem eigenen Lande solche Männer, wie Hansard, Knollys und Kiffen und Knach und Ähnliche kühn in der Hitze des Gefechts für den HErrn standen, glaube ich, sind Sie bestimmt, in direkter Sukzession Verteidiger der reinsten Form der evangelischen Wahrheit zu sein. Es ist unsere Aufgabe, dem nächsten Zeitalter das ewige Evangelium zu übermitteln, das unsere ehrwürdigen Vorfahren uns überliefert haben. Wie Neander sagte, die Baptisten haben eine Zukunft. Jede Kirche hat eine Zukunft, die treu die Stiftungen Gottes bewahrt hat und entschlossen ist, in allen Dingen ihrem Bundeshaupte gehorsam zu sein. Wir haben weder Prestige, noch Reichtum, noch den Staat zu unserer Stütze; aber wir haben etwas, besser als all dieses. Als ein Spartaner gefragt wurde, welches die Grenzen seines Landes seien, erwiderte er: „Die Grenzen Spartas werden von den Spitzen unserer Speere bezeichnet.“ Die Grenze unserer Kirche wird auch von den Spitzen unserer Speere bezeichnet; aber unsere Waffen sind nicht fleischlich; wohin wir gehen, da predigen wir Christum den Gekreuzigten, und Sein Wort der ernsten Verkündigung: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“ Jener Fragende wandte sich und sagte zu dem Spartaner: „Ihr habt keine Mauer um Sparta?“ „Nein,“ antwortete er, „die Mauer Spartas ist die Brust ihrer Söhne.“ Wir haben keine Verteidigungswerke für unsere Kirchen, weder in Parlamentsbeschlüssen, noch in aufgezwungenen Glaubensbekenntnissen3); aber die wiedergeborenen Herzen und die gottgeweihten Geister der Männer, die entschlossen sind, im Dienste des Königs Jesus zu leben und zu sterben, haben bisher in der Hand des Heiligen Geistes genügt, uns vor schwerer Ketzerei zu bewahren. Ich sehe keinen Anfang dieser Arbeit, dieser Kampf für die Wahrheit begann schon seit so langer Zeit; und ich sehe kein Ende desselben, ausgenommen das Kommen des HErrn und den ewigen Sieg. Dennoch sagen einige zitternde Leute, wir sollten innehalten und die jungen Männer, welche schon im College sind, ein Handwerk lernen und das Predigtamt aufgeben lassen, damit England nicht übervölkert mit Predigern würde, und sie fügen hinzu, es nütze nichts, Männer für fremde Länder vorzubereiten, denn die Missionsgesellschaft habe Schulden, und ihre Ausgaben müssten beschränkt werden. Gott segne die Missionsgesellschaft; aber der Zustand einer Gesellschaft ist nicht die Grenze für unsere persönlichen Bemühungen; außerdem wird die Gesellschaft bald ihre Bürde abwerfen. Wenn Sie, meine Brüder, Ihres Berufes würdig sind, so werden Sie kühn und unabhängig sein, und nicht zu sehr an der Hilfe Anderer hängen. Sparta hätte nicht von einer Rasse schüchterner, mit stumpfen Speeren bewaffneter Geschöpfe verteidigt werden können und ebenso wenig können junge Männer von furchtsamem Geiste große Dinge für Gott tun. Sie müssen zum Heldenmut gestählt werden, Brüder, wenn Sie den Forderungen der Gegenwart genügen sollen. Möge Gott die Schwächsten unter ihnen wie David machen und das Haus Davids wie Gott. (Sach. 12, 8. nach der engl. Übers.)
Ich habe, ehe ich zum Schlusse komme, einen Vorschlag zu machen, und es ist dieser: Lassen Sie dies eine Zeit der Erneuerung für Jeden von uns sein; lassen Sie uns Jeder eine persönliche Neubelebung durch den göttlichen Geist suchen. Es ist eine passende Zeit, wenn wir auf unsere eigene Nation blicken. In der Politik sind wir zu einem Stande zurückgekehrt, wo man mehr auf Recht, Gerechtigkeit und Wahrheit sehen wird, als auf unsere Ansprüche, und nationalen Gewinn und Eroberung. Wir werden, hoffe ich, nicht länger nach einer falschen Idee von britischen Interessen und der daraus entstehenden Politik regiert werden; sondern nach den großen Prinzipien des Rechts, der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit. Dies ist alles, was ich zu sehen wünsche: Parteien, als solche, sind uns nichts und ebenso wenig die einzelnen Staatsmänner, ausgenommen soweit sie richtige Prinzipien vertreten. Wir sind für die, welche auf Seiten der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe sind. Und jetzt, anstatt Jahr auf Jahr still zu liegen und keinen Fortschritt zu machen, keine Gesetze verbessert, keine neuen gegeben, sondern die Zeit mit glitzernden, auswärtigen Abenteuern verschwendet wird - jetzt muss etwas getan werden. Gegenwärtig bilden auch die Schulen unser Volk, und ich danke Gott dafür. Obgleich Bildung die Menschen nicht erretten kann, mag sie doch ein Mittel zu dem Ende sein; denn wenn all unsere Bauern ihre Bibel lesen können, so dürfen wir sicher hoffen, dass Gott Sein Wort segnen wird. Es wird ein Großes für all unsere Arbeiter auf dem Lande sein, wenn sie ihre Religion nicht mehr aus zweiter Hand zu empfangen brauchen, sondern für sich selber zu ihrem Neuen Testament gehen können. Gottesfürchtige Leute müssen Sorge tragen, sie mit guten Büchern zu versehen und so den neuen Hunger mit gesunder Nahrung zu stillen. Alles Licht ist gut, und wir, die wir das Licht der Offenbarung am höchsten schätzen, sind auf Seiten aller Art von wahrem Licht. Gott erhebt unser Volk, und ich denke, unsere Zeit ist gekommen, uns seinen Fortschritt zu Nutze zu machen; und da unser Eines Geschäft das ist, Jesum Christum zu predigen, so ist es umso besser, je mehr wir uns an unser Werk halten, denn wahre Religion ist die Stärke eines Volkes, und die Grundlage jeder rechten Regierung. Was immer redlich, wahr, freundlich, menschlich und sittlich ist, kann auf unsere Hilfe rechnen. Wir sind auf Seiten der Mäßigkeit, und deshalb für die Beschränkung des abscheulichen Handels, der unser Land ruiniert, und wir sind allem entgegen, was dem Laster einen Freibrief ausstellt oder Grausamkeit gegen Tiere erlaubt. Wir sind durch und durch Anwälte des Friedens und führen ernstlich Krieg wider den Krieg. Ich wünsche, dass christliche Männer immer mehr die Ungerechtigkeit des Krieges hervorheben möchten, in dem Glauben, dass das Christentum kein Schwert, keine Kanone, kein Blutvergießen will, und dass, wenn eine Nation in Selbstverteidigung zum Kampf getrieben wird, das Christentum weinend daneben steht und sobald als möglich vermittelnd eingreift, und nicht in den grausamen Jubel über das Schlachten der Feinde einstimmt. Lassen Sie uns immer auf der Seite des Rechtes sein. Heute also, meine Brüder, bitte ich Sie, sich mit mir im Suchen nach Neubelebung zu vereinigen. Jetzt ist die Zeit für einen Mann, seinen Harnisch anzulegen und sich anzustrengen.
Gewiss, unsere heilige Gemeinschaft in dieser Stunde sollte uns Allen helfen, zu einer höheren Stufe emporzusteigen. Der Anblick vieler unserer Brüder ist ermunternd und anspornend. Wenn ich an die Heiligkeit, die tiefe Frömmigkeit, die Ausdauer denke, die Einige beweisen, so fühle ich mich getröstet in dem Glauben, dass wenn der HErr Andere gestärkt hat, er auch für uns noch einen Segen aufbehalten hat. Lassen Sie dieses „Fest der Tabernakel“ die Zeit zum Erneuern unserer Gelübde, mit denen wir uns dem HErrn unserem Gott weihten, sein.
Lassen Sie uns beginnen mit Buße um unserer Irrtümer und Mängel willen. Wir wollen ein Jeder für sich selber dies tun. Sie wissen, wie der alte Riese mit Herkules kämpfte, und der Heros ihn nicht überwinden konnte, weil er jedes Mal, wenn er niederfiel, seine Mutter Erde berührte und neue Kraft empfing. Lassen Sie uns auch auf unser Angesicht fallen, damit wir gekräftigt aufstehen; laffen Sie uns zu unserem ersten einfachen Glauben zurückgehen und verlorene Stärke wiedergewinnen. Menschen, die sehr krank waren, haben ausgerufen: Bringt mich zurück in meine heimatliche Luft, und ich werde bald wieder besser sein. Unter den Butterblumen und Gänseblümchen der Wiesen, auf denen ich als Kind spielte und an dem Bache, wo ich die kleinen Fischlein fing, werde ich bald wieder aufleben.“ Ach, es tut unserer Seele gut, zu den Tagen des kindlichen Glaubens zurückzukommen, wo wir sangen:
„Grad' wie ich bin, ohn' andres Gut,
Als Dein für mich vergoss'nes Blut
Und Dein Gebot: Kommt her zu mir,
So komm ich, Gottes Lamm, zu Dir.“
Dies wird uns helfen, unsere Jugend zu erneuern; es scheint ein leichter Weg, aber es ist der einzige Weg.
Lasst uns unsere Hingabe erneuern. Ich fordere niemand von Ihnen auf, buchstäblich die Türpfosten des College mit seinem Blute zu bezeichnen, aber ich bitte Sie, an den israelitischen Knecht zu denken, dessen Zeit abgelaufen war, und der, wenn er im Dienste bleiben wollte, weil er seinen Herrn und seines Herrn Kinder lieb hatte, sein Ohr an den Türpfosten legte, damit es mit einem Pfriemen durchbohrt würde. Möge der HErr das Ohr eines Jeden von uns durchbohren, damit wir ewig Seine Knechte seien. Wir lieben unsern HErrn, nicht wahr, Brüder? Wir lieben unsers HErrn Werk! Und wir lieben unsers HErrn Knechte und Seine Kinder, und um Seinetwillen wollen wir ihnen allen dienen, in guten und bösen Tagen, bis der Tod uns von dem Dienst hienieden abruft. O, dass wir zu unserem ersten Ankerauswerfen zurückkehrten! Ich möchte, dass wir unsere alten Predigten wieder hielten; ich meine nicht, dieselben Predigten, aber mit derselben Kraft, wie damals, als wir zuerst anfingen
Der Welt den Heiland zu verkünden,
Der mich befreit von meinen Sünden.“
Die Leute sagten: „Dieser liebe junge Mann weiß nicht sehr viel, aber er hat Jesum Christum lieb, und spricht von nichts Anderem.“ Ich möchte gern predigen, wie ich es zuerst tat, nur sehr viel besser. Ich glaubte mit ganzer Kraft und meinte jedes Wort, was ich sprach; ich tue jetzt dasselbe, aber Zweifel steigen nun auf, die mich damals nie quälten. Ich möchte wiederum ein Kind sein vor dem HErrn, und so bleiben, denn ich bin gewiss, dass Fragen und Zweifel ein trauriger Verlust für Jeden sind.
Kehren Sie zurück, meine Brüder, zu Ihrem frühesten Bibellesen, als Sie die Verheißung wie einen süßen Bissen unter der Zunge liegen ließen. Ach, dieses Buch weckt, wenn ich die Blätter umschlage, manche Erinnerung auf, die Seiten glühen von einem Lichte, das ich nicht beschreiben kann, denn sie sind mit Sternen besetzt, die in vielen trüben Stunden das Licht meiner Seele gewesen sind. Ich las da nicht dies göttliche Buch, um einen Text zu finden, sondern um meinen HErrn zu meinem eigenen Herzen sprechen zu hören; ich war da nicht wie Martha, die viel Sorge und Mühe hatte, sondern wie Lazarus, der mit Jesu zu Tische saß.
Gott gebe uns auch eine Wiederbelebung der ersten Ziele in unserer geistlichen Laufbahn. Damals dachten wir nicht daran, Menschen zu gefallen, sondern unser Ziel war nur, Gott zu gefallen und Seelen zu gewinnen; wir waren bereit genug, uns um nichts zu kümmern, als um die Erfüllung unserer Sendung; ist es jetzt so? Wir können jetzt predigen, nicht wahr? Wir haben Fortschritte gemacht in unserer Kunst. Es möchte besser sein, wenn wir uns nicht ganz so wohl ausgerüstet fühlten. Ich finde es besser, in betender Schwachheit auf die Kanzel zu gehen, als in selbstvertrauender Kraft. Wenn ich stöhne: „Was für ein Tor bin ich,“ und nach der Predigt hinunterkomme voll Scham über meinen schwachen Versuch, so bin ich gewiss, es steht besser mit mir, als wenn ich ich mit meiner vollbrachten Tat zufrieden fühlte. Sind unserer Einige solche Kindlein, dass sie so fühlen? Was für ein Gefühl der Verantwortlichkeit hatten wir bei unsern ersten Gottesdiensten; haben wir diesen Ernst des Gemütes beibehalten? Wir beteten damals in Betreff der Auswahl jedes Gesanges und der Art, die Schrift zu lesen; wir taten nichts nachlässig, denn eine schwere Angst drückte uns darnieder. Ich las stets den Bibelabschnitt sorgfältig zu Hause und versuchte, ihn zu verstehen, ehe ich ihn vor der Versammlung las, und nahm so eine Gewohnheit an, von der ich nie abgewichen bin; aber es ist nicht so mit Allen. Einige sagen: „Ich bin den ganzen Tag aus gewesen, und soll heut Abend predigen, aber ich werde wohl damit fertig.“ Ja, aber es wird Gott nicht gefallen, wenn wir Ihm das bieten, was uns nichts kostet. Andere haben einen Vorrat von Predigten, und ich habe gehört, dass sie eben vorher, ehe sie die Kanzel besteigen, ihre kostbaren Manuskripte durchblättern, ein passendes herausgreifen, und es ohne weitere Vorbereitung als Gottes Botschaft an die Versammelten vorlesen. Der HErr erlöse uns von einem Seelenzustande, in dem wir es wagen, auf den Tisch der Schaubrote das erste Brot zu legen, was uns in die Hände kommt. Nein; Lassen Sie uns dem HErrn mit immer wachsender Sorgfalt und Ehrfurcht dienen.
Es würde für Viele gut sein, zu ihren ersten Gebeten und ihrer ersten Wachsamkeit zurückzukehren, und zu allem andern, was gut war; denn das Wort des Gebotes in diesem Augenblick lautet: „Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße, und tue die ersten Werke.“
Kann es geschehen? Brüder, es kann geschehen. Sie können all das Leben haben, was Sie hatten, und mehr noch, mit Hilfe des Heiligen Geistes. Sie können so eifrig werden, wie Sie es nur je waren. Ich habe alte Pferde aufs Gras hinausjagen sehen, und sie kamen frisch und kräftig wieder. Ich kenne eine Trift, auf der ein abgearbeitetes Ross weidet, es wird zurückkommen, um mit verjüngter Kraft an den Wagen des Evangeliums gespannt zu werden. Lassen Sie uns jener geheiligten Plätze gedenken, wo Jesus uns in früheren Tagen begegnete, wo, ehe wir es gewahr wurden, unsere Seele gleich den Wagen Amminadibs gemacht war. HErr, erneuere Deine vorige Güte, und wir werden, gleich dem Phönix, aus der Asche aufsteigen.
Es mag uns sehr viel kosten, wiederum in den rechten Stand zu kommen. John Bunyan spricht von Einem, der seine Schriftrolle verlor, und deshalb zurückgehen musste, so dass er dreimal den Weg machte und die Sonne untergehen sah, ehe er seine Herberge erreichte. Aber koste es, was es wolle, wir müssen mit Gott richtig stehen. Ich las neulich einen Traum, welcher das Mittel zur Bekehrung eines Mannes war. träumte ihm, dass er mit einem Freunde nach einer Stadt im Orient ginge, und gerade, als er sie betreten wollte, begann das Fallgitter über dem Tor, sich zu senken. Als es herabkam, bückte er sich; aber es fiel so schnell, dass er, bückend, kniend, kauernd, selbst liegend, nicht hindurch konnte. Er fühlte, dass er hinein müsste, und machte deshalb eine verzweifelte Anstrengung. Er trug ein sehr schönes reichverziertes Kleid, er zog dies aus, aber das Fallgitter senkte sich immer noch, bis er fand, das Einzige, was er tun könne, sei, sich ganz zu entkleiden, und so, dicht an der Erde, von Steinen geritzt, kroch er hindurch. Als er glücklich innerhalb des Tors war, bedeckte ihn eine leuchtende Gestalt von Kopf zu Fuß mit glänzenden Gewändern. Es mag sein, dass wir, um in den rechten Stand zu kommen, uns von jenem schönen Kleide trennen müssen, von jener herrlichen Theorie, jener Liebe zur Popularität, jenem rhetorischen Schmucke; aber, o, wenn wir nur erst durch das Tor sind, und Gott uns mit dem Kleide der Annahme in dem Geliebten bedeckt, so wird uns das wohl belohnen für alles, was der Kampf uns kosten mag.
Es tut mir leid, zu sagen, dass ich von so schlechtem Stoffe gemacht bin, dass mein HErr mich oft und schwer zu züchtigen hat. Ich bin wie eine Feder, die nicht schreiben will, wenn sie nicht oft geschnitten wird, und deshalb habe ich das scharfe Messer oft fühlen müssen; und doch werde ich nicht meine Schmerzen und Kreuze bedauern, so lange mein HErr mit mir auf die Herzen der Menschen schreiben will. Dies ist bei vielen Predigern die Ursache ihrer Trübsale: sie sind notwendig für unser Werk. Sie haben die Fabel von dem Raben gehört, der trinken wollte; aber in dem Eimer war so wenig Wasser, dass er es nicht erreichen konnte, und deshalb nahm er Stein auf Stein und warf ihn in das Gefäß, bis das Wasser zum Rande aufstieg und er trinken konnte. In einigen Menschen ist so wenig Gnade, dass sie mancher Krankheiten, Verluste und anderer Trübsale bedürfen, ehe ihre Gnadengaben Nutzen bringen können. Wenn wir indes Gnade genug empfangen, um ohne beständiges Beschneiden Frucht zu tragen, so ist's umso besser.
Es wird von uns erwartet, Brüder, dass wir uns von jetzt an zu einem höheren Standpunkt erheben. Wir sind es dem HErrn schuldig, wenn wir daran denken, was Er für uns getan hat. Einige meiner Waffenkameraden vor mir sind durch so schwere Kämpfe gegangen, wie nur Jemand sie zu fechten wünschen kann, und nach solchem Erfolg dürfen Sie die Sache niemals aufgeben. Nach dem, was der HErr für uns getan hat, dürfen wir nie die Flagge streichen oder am Tage der Schlacht den Rücken wenden. Sir Francis Drake sagte, als man fürchtete, dass er in der Themse scheitern würde: „Was! Ich habe die Welt umsegelt und soll nun in einem Graben ertrinken? Nein, ich nicht!“ So sage ich zu Ihnen, Brüder, Sie sind auf stürmischer See gewesen, wollen Sie jetzt in einem Teich sinken? Wir werden nicht schlimmer behandelt werden, als wir es schon sind. Wir sind jetzt gut zum Gefecht gerüstet, denn wir sind durch frühere Hiebe gehärtet. Ein großer Faustkämpfer in Rom war so zerschlagen; Nase, Augen, Gesicht waren so entstellt, dass er immer bereit zum Fechten war, denn er sagte: „Ich kann nicht schlimmer aussehen, als ich es jetzt tue.“ Ich persönlich bin so ziemlich in derselben Lage. Die Menschen können nichts Schlimmeres von mir sagen, als sie gesagt haben. Ich bin verleumdet von Kopf zu Fuß und falsch dargestellt bis zum äußersten Grade. Mein gutes Aussehen ist weg, und Niemand kann mir jetzt viel schaden. Einige von Ihnen haben schon mehr gelitten, als sie wahrscheinlich jetzt noch zu tragen haben werden; Sie haben so schwere Prüfungen und Trübsale und Leiden gehabt, wie Sie nur haben können; und nachdem Sie so lange auf dem Kampfplatz gestanden, da werden Sie doch gewiss nicht weichen. und sich wie Feiglinge davon schleichen? Gott verhüte das! Gott verhüte das! Gott gebe im Gegenteil, dass die älteren unter Ihnen die Freude haben mögen, nicht nur selber Schlachten für Christum zu gewinnen, sondern auch Andere, zu deren Errettung Sie das Werkzeug gewesen, noch besser zum Kampf herangebildet zu sehen, als sie selber es sind. Ich las neulich eine Geschichte, und mit dieser will ich schließen, und mit dem Wunsche, dass ich im Geistlichen dieselbe Freude haben, und dass sie Ihnen Allen zu Teil werden möge. Diagoras der Rhodier hatte seiner Zeit viele Kränze bei den Olympischen Spielen gewonnen. Er hatte zwei Söhne und ließ sie die gleichen Künste erlernen. Der Tag kam, wo seine eigene Kraft schwand, und er nicht länger im Stande war, selbst nach dem Siege zu streben; aber er ging mit seinen zwei Söhnen zu den Spielen. Er sah die Schläge, die sie gaben und empfingen, und freute sich, als er wahrnahm, dass beide siegreich waren. Ein Lakedämonier sagte zu ihm: „Du kannst jetzt sterben, Diagoras“, und meinte damit, dass der alte Mann zufrieden sterben könne, weil er in seiner eigenen Person und in der seiner Söhne die höchsten Ehren erhalten hatte. Der alte Mann schien zu fühlen, dass es so sei, denn als seine zwei Söhne kamen, den Vater auf die Schultern nahmen und ihn unter dem lauten Jubel der großen Versammlung durch das Lager trugen, da starb der Greis vor freudiger Erregung unter den Augen der versammelten Griechen. Es würde weiser gewesen sein, wenn er am Leben geblieben wäre, denn er hatte einen dritten Sohn, der berühmter wurde, als die beiden andern; aber er ging hinüber auf einer Siegeswelle. O Brüder, möchten Sie geistliche Kinder haben, die Schlachten für den HErrn gewinnen, und mögen Sie dies erleben, dann können Sie mit Simeon sprechen: „HErr, nun lässt Du Deinen Diener in Frieden fahren, wie Du gesagt hast.“
In dem Namen des Hochgelobten pflanzen wir heute unsere Banner auf. Unser Losungswort ist: „Sieg.“ Wir wollen ihn gewinnen für die große alte Sache des Puritanismus, Protestantismus, Calvinismus - alles armselige Namen, welche die Welt unserem großen und herrlichen Glauben gegeben hat - die Lehre des Apostels Paulus, das Evangelium unsers HErrn und Heilandes Jesu Christi. Wir können beides, streichen und die Streiche tragen, die zurückgegeben werden. Durch die göttliche Gnade ist uns beides gegeben, Energie und Geduld; wir können wirken und wir können warten. Möge das göttliche Leben seine mächtigste Kraft in uns entfalten, und uns stark machen bis zum äußersten Grade, der bei Menschen möglich, dann werden wir den Sieg an uns reißen und „Gnade, Gnade“ dabei ausrufen. Der HErr sei mit Ihnen. Amen.